Isabella war auf die euphorisierende Wirkung der Pflanze vorbereitet gewesen. Jetzt nur nicht überstürzen - auch wenn die Schmerzen weg sind musst du dich schonen. Sie schlug die Augen auf und betrachtete aufmerksam Roland, der mit einem silbern glänzenden Degen in der Hand den Dorfplatz betrat und ihr Blick schweifte dann bald zu einem kleinen Punkt, der sich von der Kirche aus dem Platz näherte. Alleine.

Avery war nirgends zu sehen... sie machte sich Sorgen um den Knirps. Aber wenn er nicht hier war würden sie ihn auch nicht hängen können. Sie grinste vergnügt ob dieser Einsicht und irgendetwas in ihr fragte sich leise ob diese Lösung nicht zu einfach war.

"Ach was!", seufzte sie leise und vergnügt und erhob sich umsichtig und ohne Schmerzen von der Bank. Sie hatte vor ein bisschen Leben in das melancholisch gewordene Dorf zu bringen - wenn es schon kein anderer Tat. Und sie brauchte Zeit um sich mit Nicolo und Godfrey zu beratschlagen. Je mehr desto besser.

"Hört zu, Bewohner Düsterwalds! Da die meisten von euch den Umgang mit dem Speer vorzüglich erlernt und am gestrigen Tage auch angewandt haben würde ich vorschlagen das die geschicktesten von euch versuchen aus dem Silber das wir errungen haben Speerspitzen anzufertigen. Alles was an Verschnitt übrig bleibt könnt ihr zu Kugeln gießen, etwa so groß.", sie zog eine der Kugeln aus ihrem Munitionsvorrat heraus und ließ sie herumgehen.

"Dann brauchen wir noch ein paar, die sich um die Versorgung kümmer, jetzt da die Bäckerin unter Verdacht steht. Und wir bleiben dabei und verteilen für heute Abend wieder Patrouillien - glaubt mir, wir sind näher am Sieg als je zuvor, zwei Pelzträger mussten ihr Leben schon lassen, und die Zeichen die auf den dritten deuten sind eindeutig zu lesen. Lasst euch nicht entmutigen, sondern kämpft weiter und bleibt stark, wie zuvor!"

Einige Personen, darunter ein paar Frauen aus dem Dorf und einige kräftigere Männer, murmelten zustimmend lösten sich aus dem Grüppchen und liefen in Richtung Schmiede und Bäckerei. Eine kräftiger gebaute Bauersfrau namens Blanca rief "Sollnse doch mein letztes Schwein zum schlachten haben. Wenn wir morgen nicht mehr aufwachen essen wir wenigstens vorher noch ordentlich!" und aus einer anderen Ecke versprach ein junger Kerl nach ein paar trinkbaren Weinflaschen zu suchen, die in Lesters Schänke verborgen waren.

Isabella lächelte zufrieden, als wieder Bewegung in die Dorfbewohner kam. "Nun zu dir, Gelehrter. Was hälst du davon wenn wir uns mit Godfrey zurückziehen und unsere Gedanken miteinander teilen? Bisher ist zu viel passiert als das wir jetzt einfach kopflos drauflosrennen sollten - jedenfalls was die weiteren Schritte angeht würde ich gerne eure Meinungen hören."

Der Gelehrte nickte zustimmend und erkundigte sich nach ihrem Befinden. "Es ist gut. Das Atmen fällt mir ein wenig schwer, aber wir haben wichtigeres zu tun als uns um meine Wehwehchen zu kümmern."

Neben ihnen hatte Callan anscheinend aufmerksam gelauscht. Seine Hände waren blutbefleckt, nachdem er sich um Andreas gekümmert hatte und sein Gesicht von nachdenklichen Falten durchzogen. "Werte Dame, ich weiß nicht wie ihr es schafft eure Schmerzen so stillschweigend zu erdulden, aber ich würde es doch sehr befürworten wenn ihr wenigstens heute Abend noch ein Bad in Rotkleesud nehmen würdet - eure Lungen sind sehr angeschlagen, ihr wisst wahrscheinlich auch um die Prellungen und Abschürfungen die wahrlich noch eine Woche zum ausheilen brauchen werden. Würdet ihr, während ich dafür sorge das Andreas die Nacht übersteht, bitte zurück zu eurer Lagerstatt kehren?"

"Eine gute Idee Callan. Und wir werden der Dame Geleit anbieten, während ihr euch um Andreas kümmert, in Ordnung?

Plötzlich stand Godfrey hinter Isa und Nicolo, was aber allerdings nur sie zu erschrecken schien. Aber nur für den ersten Moment, dann legte sie in einem freudigen Überschwang ihre Hand auf seine Schulter und strahlte ihn an. "Ihr seid zurück Godfrey. Isch hoffe sehr ihr seid auch bereit ein paar Augenblicke zu opfern? Es gibt viel zu bereden."

Die schmunzelnde Isa und den nachdenklich aussehenden Nicolo im Schlepptau schritt Godfrey dann voran zum Badehaus.

Callan drehte sich noch einmal kurz um und rief ihnen hinterher "Vergesst nicht diesesmal die Tür abzuriegeln!"


Auf Nicolos Gesicht war ein breites Grinsen zu sehen, Isabella wurde ein wenig rot auf den Wangen und Godfrey nun er wusste das ihn nichts überraschen konnte, wenn er mit den beiden unterwegs war.

Auf ihrem Weg kam ihnen der Junge entgegen, der Lesters Keller untersuchen wollte und auf seinem Gesicht konnten sie reichlich Verwirrung ablesen. "Meine Herren Hexenjäger? Also... ich habe zwar einen kleinen Vorrat an Weinflaschen gefunden, aber sie scheinen aus Frankreich zu stammen und sehr staubig zu sein. Ich hab hier einen ähm Château Pétrus von 1455 und einen Château Lafite Rothschild von ähm 1476 - meint ihr das ist trinkbar? Man weiß ja nicht was Lester in seinem Keller gelagert hat."

Nicolos Augen leuchteten und er nahm dem Jungen beide Flaschen ab. "'eid unbesorgt junger 'ann - wir werden uns zu einer 'ostprobe überwinden müssen bevor sisch andere opfern."

Der Junge sah glücklich aus und die drei Jäger liefen zielstrebig weiter. "Uns überwinden müssen?", murmelte Godfrey schmunzelnd. "Bevor sich andere opfern?", wiederholte Isa.

Dann prusteten die drei los und beeilten sich ins Badehaus zu kommen.