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Thema: [Werwölfe IV] Tag 5

  1. #61
    Isabella hatte sich nach dem erholsamen Bad in eine der Decken eingehüllt und saß mit den beiden Jägern auf einem Stuhl am Tisch, nahe dem warmen Ofen. Ihre Wunden strömten eine eigenartige Kühle aus, die sie Frösteln ließ. Auch schien sich in ihrem Kopf ein Lied zu festigen, das sie nahe Konrads Grab gehört hatte... dieses Schlaflied das sie hier in Deutschland sangen. Bedächtig biss sie in ein Butterbrot und hörte den beiden zu. Godfreys Blick wich sie aber weiterhin aus, sie begutachtete nur seine rauhen Hände, seinen wettergegerbten Hut, den weichen Mantel mit größter Aufmerksamkeit.

    Sie versuchte sich umzusetzen als ein heftiger Schmerz ihr durch die linke Seite fuhr und sie das Brot fallen ließ. In diesem Moment setzte auch ihr Verstand wieder ein und sie wusste warum sie auf einmal so traurig und melancholisch geworden war - das Opium ließ langsam mit seiner Wirkung nach.

    Sie setzte sich so bequem wie möglich hin, versuchte sich nicht den Schmerz ansehen zu lassen, wischte ihre Finger bedächtig an einem Taschentuch ab und legte die Hände zuerst Nicolo und dann Godfrey auf die Hand."Natürlich stehe ich euch in diesem Kampf bei, meine Freunde. Wie in jedem anderen bisherigen Kampf, werde auch ich meine Rolle zu spielen wissen und vor allem versuchen die Dörfler von unserer guten Sache zu überzeugen. Sie sind sehr argwöhnisch, weshalb ich auch vorschlagen würde das wir bald wieder zum Dorfplatz zurückkehren und beim schmieden helfen. Wir müssen uns so viel wie möglich sehen lassen auch grade bei der Patrouillie heute nacht. Ich denke ich helfe den Frauen mit dem Proviant, wirklich sicher auf den Beinen fühle ich mich noch nicht. Aber ich werde mit euch gehen uns mit meiner Stimme ebenfalls Lilith anklagen. Wir werden einen Weg finden diese Bestien zu vertreiben - wir müssen."

    Eine halbe Stunde vorher müsste sie eine weitere Kapsel nehmen um brauchbar zu sein... sie war sich aber noch nicht sicher ob sie dieses Wagnis eingehen sollte. Falls es zum Kampf kam würde sie die Samen vielleicht noch brauchen. Sie schob es also auf einen späteren Zeitpunkt und trank noch einen tiefen Schluck Wein, der ihren Gaumen mit Nuancen von Karamell und Himbeere verwöhnte und ihr ein leises Seufzen entlockte.

  2. #62
    Alle Anwesenden starrten verwirrt auf das runde Etwas, das nun auf der Tafel war, und Lilith lächelte verlegen. Die Hexenjäger waren immer noch nicht da, aber die würden ihr wohl sowieso kein Gehört schenken.

    Dies ist die Stimme, die ich für heute abgebe..." begann sie mit so fester Stimme wie möglich. "Das soll ein Zuber sein. Ich habe schon vor ein paar Tagen Callan angeklagt, weil er oft um uns herumgeschlichen ist, ohne etwas zum Geschehen beizutragen. Ich hatte das Gefühl, es würde sich bessern, doch er vergräbt sich in seinen eigenen Gedanken und scheint selten seine Meinung zu vertreten.” Sie seufzte und hatte kurz Angst, jemand würde das Wort an sich reißen und sie nicht aussprechen lassen, aber nichts dergleichen geschah. “Die Wölfe haben bisher immer die Zurückgezogenen geholt, vermutlich weil es leichter, unauffälliger war. Dies war die erste Nacht, da sie einen fleißigen, wohl integrierten Mitbürger ermordet haben, und ich frage mich, warum sie so entschieden haben. Ich denke, dass es nun keinen Unschuldigen mehr gibt, der in sich gekehrt vor sich hin lebt, weshalb der Rest unserer stillen Bürger zu Verdächtigen wird. Dass ich von ihnen Callan am meisten misstraue, liegt einzig und alleine an dem Zeichen, das die Hexenjäger empfangen haben. Nicht nur ich kann mit einem “B” verbunden werden.

    Die Mienen der Zuschauer waren unergründlich, und offenbar wusste auch niemand so recht, was er dazu sagen sollte.
    Lilith sefuzte und sah betreten zu Boden. "Ich weiß, hier steht mein Wort gegen das der Hexenjäger, und man kann ihnen nicht verdenken, warum sie auf mich kommen. Aber ich sage es noch einmal: Wie dumm würden die Wölfe sein, wenn sie mich in der Nacht getötet hätten? Dass mein Überleben das Misstrauen schüren würde, konnten sie sich denken... und nun konzentriert sich das Volk ganz auf mich, während die wahren Wölfe weiter im Hintergrund operieren können. Vor Lester haben wir keinen einzigen Wolf erwischt... denkt ihr wirklich, sie brauchen die starke Stimme des Hauptmanns auf ihrer Seite? Sie wussten, der neue Hauptmann würde zum Tode verurteilt werden, wenn er lange genug überlebt... und so erledigt ihr für sie die Arbeit, während sie sich zurücklehnen können, um mit einem versteckten Grinsen dabei zuzusehen."

    Der Bäckerin fiel es schwer, ihnen zu erklären, was in ihren Ohren so logisch klang. Doch hier ging es nicht nur um ihr Leben, sondern um das ganze Dorf, also musste sie dies nun durchstehen, egal wie es enden würde.

  3. #63
    Der Tag neigte sich bereits langsam dem Ende zu, ohne dass heute großartig etwas passiert zu sein schien. Nachdem die Hexenjäger am Morgen noch so fanatisch darin waren, die Bäckerin anzuklagen, glänzten sie jetzt seit Stunden nur noch mit Abwesenheit. Und auch sie hatte sich keinesfalls so verhalten, wie es sich eines Hauptmanns geziemen würde. Fühlte sie sich dem Tod schon so nahe, oder war sie schlichtweg überfordert von alledem? Bis vor kurzem führte sie noch ein ruhiges Leben, doch jetzt stirbt ihr ein Vertrauter weg – Werwolf oder nicht – die Hexenjäger wenden sich gegen sie… und sie soll in alledem noch klare Entscheidungen treffen?
    Die Leute kamen zum Dorfplatz und gingen wieder. Kaum einer wechselte mit dem anderen Wort, die meisten schienen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Eine bedrohliche Stille lag in der Luft.
    Laurenz sprach zu sich, sehr wohl darauf achtend, dass die um ihn befindlichen Dörfler gut hören konnten, was er zu sagen hatte.
    "Wenn die Hexenjäger mit ihren Vermutungen Unrecht haben sollten – Und bei Gott, ich hoffe, dass dem nicht so ist –", Laurenz verachtete diese Art von Floskeln, die nur zu gerne verwendet wurden, um Verantwortung weg von sich und hin zu irgendeiner göttlichen Vorhersehung abzulenken; doch hierzulande schien dies ein gängiger Brauch zu sein "…wenn es also so wäre, würden sie bald ihren eigenen Kopf in die Waagschale legen müssen.
    Liliths Anklage… sie macht einfach keinen Sinn. Die Frau verteidigt sich nicht, noch kommt ihr jemand wirklich zur Rettung. Wenn sie einer der Wölfe sein sollte, müsste ihnen doch am Erhalt des Rudels liegen. Zumal sie mit Lesters Tod keinen zu befürchten haben, der sie hintergehen würde.
    Dieser Priester, Raphael… er ist wohl die komischste Gestalt. Die Argumente der Jäger sprachen eigentlich immer gegen ihn, doch wollen sie keine Anklage gegen ihn erheben. Sicher scheint nur, dass Roland und er sich auf den Tod nicht ausstehen können. Wenn einer der beiden unschuldig ist, ist der andere fast mit Sicherheit einer der Wölfe. Doch nur, weil Raphael sich so gerne hinter der Bibel versteckt, scheinen die Hexenjäger ihn außen vor zu lassen.
    Der Bader Callan… ich glaube, ich habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen, abgesehen von den Malen, dass er seine Stimme abgegeben hat. Aber die Hexenjäger ersuchen seine Dienste häufiger als irgendein anderer im Dorf.
    Vielleicht nur, um Schutz zu suchen… Doch da wäre noch die Möglichkeit, dass die Hexenjäger selbst unterwandert wurden… Godfrey, Isabella, vielleicht auch Nicolo… es scheint schwer, dies zu beweisen, doch wer wäre ein geeigneteres Ziel? War es diese Zwietracht, die Lester bei den Hexenjäger zu entfachen hoffte, bis er dann doch unerwartet Lilith als Nachfolgerin bestimmt hat, und nicht Godfrey?
    Blind, wie ihr Eifer sie macht, würden sie einen Verräter in den eigenen Reihen erst erkennen, wenn er ihnen die Kehle durchbohrt. "

    Doch insgeheim wusste Laurenz, bei wem er heute seinen Strich machen würde…

  4. #64
    Avery wollte nichts mehr von irgendwelchen potenziellen Werwölfen hören und verließ den Dorfplatz. er war gerade auf dem Weg Richtung Haus, als ihm plötzlich schlagartig etwas einfiel. wo war William eigentlich? Dieser alte senile Knacker, der tagsüber kein Wort von sich gibt und nachts vielleicht.....Avery schüttelte den Kopf und schloss die tür seiner Hütte auf. Er musste jetzt einmal noch ordentlich über die Sache nachdenken.

    Warum ließ der Geist ihnen eine so mehrdeutige Nachricht zukommen? Für was stand das "B" nun? Bader......Bibel.......Bäckerin......der Geist hatte ja nun wirklich keinen Grund sie zu täuschen. Vielleicht war die Bäckerin ja einfach nur das Offensichtlichste? "Verflucht!", dachte er sich und hämmerte die Faust in den Boden. "Was soll ich bloß tun?" Er hämmerte mit der Faust immernoch wie irre auf dem Boden herum. "Bitte.........so verrate mir doch einer, was ich tun kann, um diesem Alptraum ein Ende zu bereiten!!!" Er krümmte sich vor Schmerz. Lilith war zweifelsohne die, mit der er im Dorf am meisten zu tun hatte. Doch nun sollte sie ein Werwolf sein......Avery konnte es gar nicht fassen. Sie war so nett zu ihm, so unscheinbar, immer freundlich drauf, doch nun......... "Nein.", dachte er sich, "das ist doch absurd. Die Hexenjäger wollen das Dorf ausrotten, so läuft es." Doch im innersten wusste er, dass er nicht Recht hatte. Er war totunglücklich. Lilith, die einzige, die sich bisher um ihn gekümmert hatte, sollte gehängt werden. Doch dieser Hexenjäger hatte ihn genauso im Visier. Was sollte er also tun?

    Avery ging wieder aus dem Haus heraus, immernoch Tränen in den Augen. Betrübt schlurfte er wieder zum Dorfplatz zurück, um dort auch seine Stimme nun abzugeben. Sein Gesicht war nass und feucht und er konnte sich wirklich nicht zusammenraffen, die Tränen flossen ihm quasi aus den Augen. "Lilith.", sprach er, "du bist wirklich eine großartige Frau gewesen. Selbst als potenzielle Werwolfsdame warst du immer nett, freundlich, zuvorkommend, wenn auch etwas schusselig, doch hat dich ein jeder in diesem Dorf bewundert. Ich dachte am Anfang wirklich, das sei echt. Doch anscheinend war es nichts weiter als Fassade. Ich bin dir wirklich dankbar für die Eerfahrungen, die du mir mit auf den Weg gegeben hast, doch würde ich doch gerne dein wahres gesicht sehen, Lilith." Er senkte den Kopf. "nun, wenn ihr mich nun entschuldigen würdet....", meinte er, doch vorher brach er zusammen. "Ich halt das nicht aus!!!!", schrie er und rannte heulend wieder zu seiner Hütte.

  5. #65
    Innerlich zuckte er zusammen...Lilith...
    "Ich...bin enttäuscht von euch Lilith, auch, weil ich erst jetzt von euch erfahre, dass ihr es wart die mich angeklagt hat."
    Er schluckte, rang mit den Worten.
    "Ihr wollt, dass ich meine Meinung vertrete? Wunderbar...dann lautet meine Meinung für heute, das ihr Lilith, ein Wolf seid. Natürlich...das ist jetzt wahrscheinlich nicht meine eigenen Meinung, nicht wahr? Andere haben euch bereits angeklagt, wäre euch wohl lieber wenn ich mir irgendjemanden aus dem Dorf rauspicke und ohne jegliche Grundlage seinen Kopf fordere."
    Er schweifte mit seinem Blick, schaute die Anwesenden an.
    "Wenn ich, wie Lilith es sagt wirklich zu den Wölfen gehöre...wieso habe ich meine Rasierklingen für die Speere bereitgestellt? Wieso habe ich mich dazu bereit erklärt mich um die Verwundeten zu kümmern? Wieso habe ich alles versucht um Isabella zu retten? Weil...ich kein Wolf bin, wenn es so wäre, hätte würde ich nicht versuchen unsere Leben zu retten...ich hoffe ihr habt das bedacht als ihr eure Anschuldigung ausgesprochen habt.

  6. #66
    Lilith sah dem Jungen besorgt hinterher und schluckte schwer, damit sie die Tränen, die sie aufsteigen fühlte, zurück halten konnte. Sie war hin und hergerissen, es verletzte sie, dass er ihr nicht vertrauen konnte und nicht daran glaubte, dass sie ihm ihr wahres Ich gezeigt hatte. Doch es tat ihr auch leid, dass er nur wegen ihr in so eine Lage gekommen war.

    Als Avery in seiner Hütte verschwunden war, wandte sie sich an Callan, der sich vor ihr aufgebaut hatte. "Wahrlich, Ihr habt bisher gute Dienste geleistet, doch das tat Lester genauso. Wir alle haben etwas für dieses Dorf getan, doch hat das nichts mit den Taten zu tun, die des Nachts geschehen!" Sie wurde bei diesen Worten etwas lauter, denn sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie alle gemeinsam gekämpft, und Zusammenhalt sie geprägt hatte.
    Sie wandte sich von dem Bader ab und starrte auf die Tafel, die sich mit ihrem Namen zu füllen schien. Bald würde es so weit sein, und die Bäckerin sah sich besorgt um. Die Hexenjäger mussten jeden Moment auftauchen, um ihre Arbeit zu verrichten...

  7. #67
    Es war schon einige Zeit vergangen und langsam aber sicher waren fast alle Stimmen eingegangen. Nun war Roland an der Reihe, seine Stimme abzugeben. "Bisher konnten wir den Hexenjägern immer trauen. Sie haben sich dafür eingesetzt, dass wir der Werwolfplage Herr werden können. Es geht soweit, dass sie für die Entscheidung, Lilith zu hängen, ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Ich bin bereit, ihnen zu trauen und wähle ebenfalls Lilith Löwenstein."

  8. #68
    Andreas wand sich hin und her. Neuer Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und aus seinem Mund erklangen vereinzelte Wortfetzen, die aber für die Umstehenden nicht der geringsten Sinn ergaben.

    Andreas befand sich in einem Alptraum, und obwohl ihm das die ganze Zeit über bewusst war, hatte er nicht den geringesten Einfluss auf das Geschehen. Die Ereignisse der vergangenen Tage vermischten sich zu einer schrecklichen Vision.

    Erneut näherte sich Andreas dem brennenden Haus des Alchemisten. Und erneut kam eine seltsam gefärbte Wolke auf ihn zu. Doch statt ihn einzuhüllen, nahm die Wolke plötzlich eine menschliche Form an. Andreas meinte, Isabellas Gestalt zu erkennen. Fast wie ein wirklicher Mensch trat die Wolke auf ihn zu. Dann neigte sich ihr Kopf nach vorne, und die Stelle, an der sich bei einem Menschen die Liffen befunden hätten, pressten sich auf Andreas' Mund. Doch da es sich bei seinem gegenüber um eine Wolke handelte, begann der Rauch seinen Mund zu füllen, so dass ihm das Atmen immer schwerer fiel. Er meinte zu ersticken. Und auf einmal wurde es um ihn herum dunkel. Der Wolkengeist war verschwunden, doch er konnte immer noch nicht atmen. Statt des Rauchs füllte nun Wasser seinen Mund. Er versuchte zu schreien, doch nur einige vereinzelte Luftblasen entrangen sich seinem Mund. Dann begann die Welt zu schwanken. Andreas verstand nicht, was passierte, doch plötzlich wurde es um ihn herum hell, und das Wassert verschwand. Erleichtert begann er keuchend wieder zu atmen. Doch was war passiert? Er blickte sich um und sah... eine riesige Version seiner selbst, die neben ihm auf dem Boden lag. Diese Szene kannte er. Das war heute morgen gewesen, als er es endlich geschafft hatte, sich aus dem Bett zu quälen. Aus irgendeinem Grund war er geschrumpft und in seiner eigenen Wasserschüssel gelandet, die sein größeres Ich an diesem Morgen zerbrochen hatte. Doch aus seiner neuen Perspektive fiel ihm etwas auf. Die Form einer der Scherben erinnerte ihn an etwas. Er versuchte, darauf zu kaommen, an was. Ein Felsen... Ja, die Scherbe hatte die Form des Hexenfelsens, zu dem er die Hexenjäger neulich hatte bringen sollen. Noch während ihm dieser Gedanke kam, wurde die Scherbe immer größer und zog Andreas auf sich zu. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Doch plötzlich wurde es um ihn herum erneut dunkel, und als seine Sicht einen Moment später zurückkehrte, befand er sich auf dem echten Hexenfelsen. Die Welt wurde von der Abenddämmerung in rotes Licht getaucht. Obwohl es zum Dorf eigentlich ein ganzes Stück war, konnte er alles so deutlich erkennen, als ob er dort stünde, und nicht hier. Doch was er sah, lies ihm das Blut in den Adern gefrieren. Leichen, überall Leichen. Sämtliche Dorfbewohner, die er gekannt hatte, und noch viele mehr, mit denen er nie zu tun gehabt hatte, lagen, zum Teil in so kleine Fetzen, dass man nichtmalmehr erkennen konnte, zu wem sie gehört hatten, auf dem Boden des Dorfes verstreut. Doch dann gewahrte er an einer Stelle Gestalten, die nicht tot am Boden lagen, sondern aufrecht standen. Sein ungewöhnlich scharfer Blick lies ihn ohne Probleme erkennen, um wen es sich handelte. Obwohl die bescheuerten Hüte selbst ohne seine verstärkte Sicht wohl ein deutlicher Hinweis gewesen wären. Es handelte sich um die drei Hexenjäger. Die drei standen offensichtlich gut gelaunt inmitten des ganzen Gemetzels und blickten sich lachend um. Doch plötzlich richtete sich der Blick des Anführers auf Andreas. Offensichtlich konnte er Andreas ebensogut erkennen, wie dieser umgekehrt ihn, denn sein Mund verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. Andreas war unfähig, seinen Blick abzuwenden. Und das Gesicht schien immer mehr seines Sichtfeldes einzunehmen, und es wurde größer und größer. Plötzlich begann das einzelne Auge des Hexenjägers zu funkeln, und wurde dann komplett weiß. Dann verwandelte es sich plötzlich zu einer weißen Kugel, und Andreas erkannte, dass er nichtmehr in das gesicht des Jägers blickte, sondern erneut auf das Dorf, obwohl es nun mitten in der Nacht war. Auch die Jäger waren noch da, doch das einzige, was sie noch als diese auswies, waren ihre Hüte, denn ihre Körper hatten sich in die von behaarten Bestien verwandelt, deren Kopf über rotglühende Augen und eine lange Schnauze, aus der der Sabber tropfte, verfügten. Wie auf ein Signal hin begannen sie auf einmal alle auf ihn zuzustürmen. Und obwohl sie eigentlich viel zu weit dazu entfernt waren, hatten sie ihn in Sekundenschnelle erreicht und begannen, ihn in Fetzen zu reißen.

    Mit einem Schrei fuhr Andreas hoch.

    "Hexenjäger... Anführer (Godfrey/Daen)... Monster..." stammelte er, ehe er wieder zurücksank und alles um ihn herum erneut in Schwärze versank.

  9. #69
    Avery lag bei ihm in der Hütte heulend auf dem Bett. "Was habe ich bloß getan?", schniefte er. "Wieso ausgerechnet sie?" Er dachte daran, was passieren würde, sollte Lilith kein Werwolf sein. Sie alle hätten dann das "B" völlig falsch interpretiert......und dieser verdammte Hexenjäger-Anführer, der das ganze dorf hypnotisierte, würde sein Leben lassen, dafür sorgte er. Sein Blick verhärtete sich. Dieser verdammte Godfrey mit seinem Nicolo. Die würden was erleben, sollten sie heute nicht Recht haben.
    Er kramte entschlossen in dem Kram in der Kiste, den ihm seine Eltern hinterlassen hatten. Ein seltsam geformtes Schwert war auch dabei. Und außerdem hatte er ja immernoch dieses tolle Buch in seinem Keller. Ja. Durch diese beiden Gegenstände würde er dem Hexenheini das leben schwer machen, sollte Lilith kein Werwolf sein. Avery legte das Schwert in die Kiste zurück und verschloss die Kiste. Dann fasste er einen Entschluss. Er war schließlich ein Mann und konnte nicht seine eigene Entscheidung infrage stellen. Also verließ er wieder das Haus und schritt gradewegs auf den Dorfplatz zu und die Ungewissheit, was mit Lilith in wenigen Augenblicken passieren würde, mit ihm.
    Als er dort angekommen war, sah er sie schon. Die Schönheit des Dorfes, der Ex-Hauptmann quasi schon, die Meisterin ihres Handwerks, von der er einiges gelernt hatte. Er konnte sie kaum ansehen. Und er wollte wieder weglaufen. Doch er blieb stehen, erinnerte sich an sein Versprechen ihm gegenüber und wartete auf die Exekuter.

  10. #70
    Nicolo war sichtlich erleichtert über das was Isabella sagte. Er wusste, dass er ihren Worten trauen könnte.
    "Nun, wenn wir 'ier fertig sind sollten wir wieder zu den anderen ge'en. Wir können die Dorfbewohner nischt in so einer Situation alleine lassen. Schafft ihr das Isabella?"

  11. #71
    Leichter Schwindel war über sie gekommen, aber sie biss die Zähne zusammen und erhob sich schweigend, nickte Nicolo noch einmal mit entschlossener Miene zu und stütze sich wieder auf ihrer Behelfskrücke ab, diesesmal aber ohne die Schiene anzulegen.

    "Machen wir uns auf den Weg. Ich bin gespannt wie sich die übrigen Bewohner entschieden haben."

  12. #72
    Die Sonne war schon fast am Horizont verschwunden, als aus der Entfernung drei schemenhafte Gestalten hervortraten. Es war sowieso ausgeschlossen, dass jemand noch seine Stimme änderte oder sie errettete, doch als Lilith die Hexenjäger kommen sah, realisierte sie erst wahrhaftig, was nun auf sie zukommen würde. Allerdings war es kein so fürchterliches Gefühl wie erwartet.
    Vielmehr breitete sich eine wohlige Wärme im Inneren der Bäckerin aus, als sie sah wie Isabella tapfer versuchte, sich keine Schmerzen anmerken zu lassen, und die beiden Männer zu ihrer Linken und Rechten unaufhörlich besorgt zu ihr linsten. Sich so um einen anderen zu sorgen hatte Lilith nie richtig kennen gelernt, aber es war schön zu sehen, dass es so etwas in diesem Dorf noch geben konnte - Vertrauen und Einigkeit. Dies waren auch die einzigen Dinge, die diesen Ort noch retten konnten, die Werte die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Tod und Leben machen würden.

    Seufzend wandte Lilith sich von den Hexenjägern ab, die gerade in hörbare Nähe gekommen waren, und sagte laut: "Möchte sonst noch jemand etwas zur aktuellen Lage sagen? Denn wenn nicht, ist die Wahl wohl entschieden."

  13. #73
    Nachdem die meisten Dorfbewohner sich gegen ihre Anführerin gewandt hatten, war es auch für Laurenz an der Zeit, seine Stimme abzugeben.
    "Es scheint keinen Unterschied mehr zu machen, doch meine Entscheidung stand bereits fest. Auch ich muss gegen Euch stimmen, Lilith. Ich weiß nicht, ob ich den Hexenjägern Vertrauen schenken kann, doch als Anführerin kann ich das Euch ebenso wenig. Unter Eurer Führung ist nicht damit zu rechnen, dass das Dorf zu den Entscheidungen kommt, die wir zum Überwinden dieser Krise brauchen.
    Dass Ihr dafür den Tod finden sollt, ist grausam, doch es scheint keine Alternative zu geben. Immerhin, Ihr scheint dem Tod gefasst ins Auge zu blicken. Ihr seid unter der Hülle doch eine stärkere Frau, als Ihr es nach außen zeigt. Ich… ich kann euch nicht mehr anbieten, als der Hinrichtung als Beistand beizuwohnen. Wenn der erste Treffer sein Ziel verfehlen sollte, kann ich Euch ein schmerzloses Ende gewähren."

    Die Hexenjäger nährten sich dem Dorfplatz. Es könnte nicht mehr lange hin sein, bis dass das Schicksal der Bäckerin besiegelt werden würde.
    "Doch wisset, wenn Ihr heute zu Unrecht beschuldigt wurdet, dass Euren falschen Anklägern das gleiche Schicksal blühen wird!
    …aber ich fürchte, dass die Aussicht auf späte Vergeltung euch keine Genugtuung verschaffen wird. Deshalb sollen meine letzten Worte auch sein: Ruhet in Frieden. Auf, dass das Blutvergießen ein schnelles Ende finden wird."

  14. #74
    Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Baumwipfeln und ein kühler Wind pfiff durch das kleine Dorf. Die Dunkelheit machte sich über Düsterwald bereit.

    Die meisten Dorfbewohner waren auf dem Dorfplatz versammelt, einige von Ihnen hatten Fackeln mitgebracht, um auch ohne Tageslicht noch das Geschehen verfolgen zu können.

    Mit einer großen Mehrheit hat man die erst am Vorabend frisch ernannte Hauptmännin und Dorfbäckerin Lilith Löwenstein angeklagt. Über sie soll noch an diesem Abend gerichtet werden.

    Der Dorfbewohner Sebastian Mewing hat indes für sich selbst entschlossen für immer von Düsterwald Abschied zu nehmen.

    Geändert von Layana (11.09.2010 um 22:15 Uhr)

  15. #75
    Die Entscheidung war gefallen, und obwohl sie lange versucht hatte, dem Tode zu entrinnen, war es nun nicht so schlimm, dem Schicksal ins Auge zu sehen. Zum ersten Mal seit Tagen schienen Lilith Füße leichtfüßig über den Boden zu schweben, als sie zur Tafel ging und den Stimmzettel ein letztes Mal betrachtete. Wahrscheinlich, weil es in diesem Moment nichts mehr gab, worüber man sich Gedanken machen brauchte... Sie war nicht mehr blind, nun war der Weg, der vor der Bäckerin lag nicht mehr dunkel, sondern hell erleuchtet, unausweichlich und endgültig. Auch wenn hier und jetzt alles enden würde, es war besser als die ewigen Sorgen, die nagenden Zweifel und die verzehrende Sehnsucht nach einem besseren Leben.
    Warum hatte sie sich überhaupt gewehrt? Nach Lesters und Winfrieds Tod musste sie einsehen, dass es keine Rettung gab... dass es so etwas wie einen Treueschwur für sie in diesem Dorf nicht geben konnte, und ihre zarten, unsichtbaren Bande des Vertrauens dazu verdammt waren, getrennt zu werden.

    “Eine recht eindeutige Entscheidung.” ,sagte sie leise, aber ohne jeglichen Gram in der Stimme. “Dann ist es nun also so weit.” Sie suchte Godfreys Blick, und der Hexenjäger nickte ihr zu, als Zeichen, dass auch er bereit war, seine Pflicht zu erfüllen. “Ich möchte mich nur noch verabschieden.”
    Die Dorfbewohner ließen sie gewähren, als sie ihre Schritte auf Avery lenkte. Sie wusste, dass er nach allem, was er gehört hatte, wütend und enttäuscht sein musste, aber schließlich war dies das letzte Mal, dass sie den kleinen Kerl sehen würde...
    “Avery...” ,sagte Lilith sanft, mit einem fast mütterlichen Lächeln auf den Lippen. “Du hast mich immer wieder zum Lachen gebracht, und hast auf mich geachtet, ohne dass du mich richtig gekannt hast. Das... hat mich immer sehr glücklich gemacht. Und es tut mir leid, dass du wegen mir nun so zu kämpfen hast.” Sie widerstand dem Drang, ihm den Kopf zu tätscheln, da sie ihm nicht zu nahe treten wollte. “Ich möchte, dass du meinen Speer bekommst. Er ist etwas Besonderes, er ist anders als die anderen. Selbst mich, die schwach und hilfslos war, hat er beschützt, und da du so tapfer gekämpft hast, sollst du von nun an diese Waffe tragen. Natürlich nur... wenn du willst!” Sie lachte verlegen und hätte den Jungen zum Abschied am liebsten gedrückt, doch noch war sie gefasst genug, diesem Gefühl nicht nachzugeben. Statt dessen drückte sie ihm den Speer in die Hand, und für einen kurzen Moment, als ihre Finger sich sachte berührten, spürte sie wie er zitterte. “Alles wird gut.” ,flüsterte sie ihm zu, strich ein letztes Mal über das kleine, eingeschnitzte Kreuz auf der Waffe und wandte sich dann ab, um zu Isabella zu gehen.

    Die Miene der Hexenjägerin war steinern, aber Lilith ließ sich dadurch nicht davon abbringen, einen kleinen Knicks vor ihr zu machen. “Auch wenn Ihr es nicht immer zeigt, kümmert Ihr Euch sehr um Eure Mitmenschen, und diese kümmern sich ebenso um Euch. Dank Euch habe ich einen unbeschwerten Abend verlebt, und Euch dort ein wenig kennen gelernt. Bitte, Isabella, sorgt weiter so gut für Eure Kameraden, aber auch für dieses Dorf... als neuer Hauptmann. ,sagte die Bäckerin. “Was in dieser Position auch auf Euch zukommen mag, ich weiß dass Ihr mit all dem umgehen könnt, anders als ich. Ihr habt Unterstützung, auf die Ihr vertrauen könnt.” Dies war das einzige, das Lilith für sie hatte, und es war wahrscheinlich eher eine Bürde, als etwas Gutes.

    Schließlich ging sie zögerlichen Schrittes auf Godfrey zu. Sie wollte kein Mitleid oder ihm die Sache unnötig schwer machen, aber sie konnte sich der plötzlich auftauchenden Tränen nicht erwehren. Obwohl ihre Wangen nun unaufhörlich benässt wurden, lag unter dem Schleier des Abschiedsschmerzes ein ehrliches, warmes und strahlendes Lächeln.
    Kurz zögerte die Bäckerin, da sie nicht wusste, wie sie jemals in Worte fassen sollte, was in ihr vorging, doch sie musste nun über ihren Schatten springen, da es schließlich die letzte Gelegenheit war.
    “Ihr... wisst gar nicht, wie viel es mir bedeutet, euch kennen gelernt haben zu dürfen. Ihr habt mir Kraft, Hoffnung und Stärke verliehen, und nur durch Euch habe ich es geschafft, endlich richtig zu leben anzufangen. Deshalb seid Ihr für mich ein großer Held, ein Retter. Und ich habe... immer, jeden Tag und jede Nacht, gewusst, dass Ihr einen Weg finden würdet, das Dorf und mich zu retten.” Sie hatte die ganze Zeit auf einen Fleck auf seinem Mantel gestarrt, aber nun waren ihre Tränen vorübergehend getrocknet, so dass sie ihn ernsthaft ansehen konnte, um ihm zu zeigen, dass sie tief aus ihrem Herzen sprach: “Ich hatte gehofft, dass meine Rettung nicht aus meinem Tode besteht. Doch jetzt weiß ich, dass es nicht anders sein soll.... denn wenn Ihr dies als den richtigen Weg anseht, dann ist es wahrlich meine einzige Erlösung.”

    Nun war sie bereit. Eine kühle Abendbrise strich ihr sanft durch das Haar, als würde der Wind sie trösten wollen, doch dies war gar nicht mehr nötig. Das, was sie zu Godfrey gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, es gab keine andere Möglichkeit... und nun gab es auch keinen Grund mehr, darüber zu trauern. Jetzt, da sie sich fast alles von der Seele geredet hatte, war es gar ein höchst lächerliche Gedanke, der ihr in den Sinn kam. “Schade, dass ich in letzter Zeit nie Appetit auf mein eigenes Brot hatte, ich hätte gerne noch einmal die letzte gute Sache gekostet, die ich mit meinen Händen gemacht habe.” Die Bäckerin lachte wehmütig, und nun war sie von den Dorfbewohnern umringt, während Godfrey seine Pistole lud. Sie nutzte die angespannte Stille, um ein letztes Mal zu den Dorfbewohnern zu sprechen: “Ich war immer eine von euch, und habe nach reinem Gewissen und Herzen gehandelt... zumindest bis es Nacht wurde. Sobald die Sonne unter gegangen war, trat mein düsterer Begleiter aus den Schatten, bereit, all das zu vernichten, was ich zu lieben gelernt habe. Mit meinem Tod stirbt auch er, und dafür danke ich euch.” Nun schloss die Bäckerin die Augen, und eine letzte Träne, aber diesmal eine der Erleichterung, tropfte kaum merklich auf den Boden. “Schließt mit mir die Augen. Ich werde nicht mehr hier sein, wenn ihr sie öffnet, aber an meiner Stelle wird ein toter Werwolf am Boden liegen.” Dann nickte sie Godfrey zu, damit er sie endlich erlösen konnte.

  16. #76
    Der alte Hexenjäger hatte sich den gesamten Tag vor diesem Moment gefürchtet, trotzdem war er erschienen, breitschultrig und ernst, so feierlich wie still und leise.

    Er spürte, dass jedwedes gemurmelt oder gewispert Wort die Heiligkeit der Situation entweiht hätte und die atemlosen und ergriffenen Dorfbewohner schienen mit ihm gemeinsam zu spüren, wie die Bäckerin Lilith ihr Herz, in dem sie alle schon Platz gefunden hatten, ein letztes Mal öffnete.

    Und ihre Worte berührten ihn tief, ihn, den Mann, der Stärke und Mut mehr als alles andere zu schätzen wusste. So wie es einst an ihm gewesen sein mochte, ihr Mut zuzusprechen, mit Worten zu entfachen, was vorher nicht wahr, so gestand er sich ein, dass ihre Furchtlosigkeit ihm nun die Kraft gab zu tun, was getan werden musste und tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn.

    Als sie seinen Blick suchte, war er lange schon in ein Gebet versunken und mit Inbrunst flehte er Gott an, die Erzengel ihre Seele mit in das Licht zu nehmen und sie dort zu läutern, sie reinzuwaschen und sollten hundert Jahre der Hölle für seine Seele der Preis dafür sein, er hätte ihn gezahlt.

    Schließlich waren alle Worte gesagt und jede Träne vergossen, der Abend senkte sich still über das Dorf, als Godfrey auf die Frau schritt und mit ihr zusammen kniete, ihre Hände zärtlich umfasste und mit ihr kurz betete.
    Dann erhob er sich, die Pistole lag in seiner Hand, weich schmiegte sich das Leder um den Griff, den Abzug.
    Godfrey wisperte leise, das Gesicht eine Maske aus Schmerz: "Ruhe in Frieden, denn du bist Mensch, nicht Monster."
    Dann schloß er sein verbliebenes Auge.




    Draußen, im Wald stiegen die Dohlen krächzend auf, als ein einzelner, lauter Schuss durch die Nacht hallte.

  17. #77
    Der Spanierin war ein Keuchen entfleucht, das sie mit ihrer Hand wieder einzufangen suchte als die Bäckerin so offen zu ihnen allen sprach. Ihre Offenbarung jagte ihr Schauder über den Rücken - vor allem weil sie keine Angst hatte von Godfreys Hand zu sterben. Weil sie ihnen alles gegeben hatte was sie hier gehalten hatte - Liebe, Kunst, Schönheit.

    Sie weinte zwar nicht aber die Gebete die ihr wie Mantras über die Lippen liefen "Heilige Jungfrau Maria erbarme dich...erbarme dich" waren wegen ihren zitternden Lippen mit Pausen durchgezogen.

    Zum ersten Mal in ihren Leben, in eben jenem Moment als Godfrey die Pistole auf die schöne Frau richtete, wollte sie wahrlich die Augen verschließen und wegrennen. Sie verspürte Reue und Angst das falsche getan zu haben. Aber wieso? Vielleicht hätte man sie heilen können... vielleicht hätte es für sie eine Chance gegeben... sie wird es erfahren, durch die Gnade Gottes und ihre Reue wird sie die Chance erfahen...

    Die Augen schlossen sich, öffneten sich aber nach dem Schuss so schnell das wieder sie noch sah wie das Blut durch die Luft schoss. Und weit hinter dem Dorf flogen krächzende, schwarze Vögel auf in einen grauen Himmel von dem kein Lichtstrahl herabdrang.

    Sie schwieg erst lange, hing ihren eigenen Gedanken nach, dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und sprach zu den Anwohnern.

    "Jetzt wo wir alle hier versammelt sind und den dritten Wolf zur Strecke gebracht haben muss ich einige Worte an euch richten. Dies ist meine Pflicht als neuer Hauptmann und ich werde versuchen sie so gut wie möglich zu erfüllen bis mich der Herr zu sich holt.",
    sie stockte kurz, gab den Frauen die Möglichkeit ihre Tränen zu trocknen und sprach dann weiter,"Ich weiß das nicht alle hier uns drei fremden Hexenjägern vertraut haben. Ich möchte euch aber die Möglichkeit geben uns kennen zu lernen und uns vielleicht sogar nicht mehr zu misstrauen. Wenn ihr Angst habt ist das vollkommen verständlich und auch richtig - und Angst kann sich in Mut umwandeln, wenn ihr euch einer guten Sache anschließt. Die Jagd auf die Wölfe ist so etwas. Ich bitte euch also sämtliche Vermutungen und Verdächtigungen morgen offen vorzutragen - auch gerne schon heute abend bei der Patroullie. Je mehr wir wissen desto einfacher wird es werden wieder Frieden in unser Dorf zu bringen.

    Ich hoffe auch das wir auch morgen, am dritten Tage, ein Zeichen schauen werden das uns einen Hinweis auf die Wölfe gibt. Ich bitte euch deswegen euch nicht an mir ein Beispiel zu nehmen - denn ich habe Lester bereits angeklagt bevor das Zeichen niedergeschrieben war. Wartet ab, was uns enthüllt wird und sprecht dann Recht.

    Ich hoffe wirklich von Herzen das diese Nacht ein wenig heller wird als die anderen. Ich wünsche euch allen Gottes Segen auf eurem Weg - egal ob ihr jetzt schlafen geht, patroulliert oder euch mit mir und einigen Frauen ans Proviant packen macht.

    Denkt an unseren Sieg, der kommen wird wie ein Sturm und sich jetzt bereits durch seine Vorboten ankündigt."


    Sie blieb auf dem Markt, bis zuletzt und hoffte das sie ihre Worte klug gewählt hatte.

  18. #78
    Godfrey wusste, das der Sieger das Schlachtfeld immer als Letzter verließ, also war auch er mit der Menge gezogen, die nach Isabellas Rede nachdenklich vom Platze gegangen waren.

    Und im tiefen Schatten der Dunkelheit wartete er auf sie, die Arme verschränkt, den Körper gegen einen Baum gelehnt und an seiner Pfeife schmauchend.

  19. #79
    Ein wenig verloren fühlte sich die schöne Spanierin auf dem Richtplatz, der so vielen das Leben gekostet hatte. Ihre neue Rolle erfüllte sie mit Furcht – alles was heute gesagt worden war würde morgen genauso aus dem Munde ihrer Gefährten schallen. Das befürchtete sie zumindest.

    Denn warum sollte ein Wolf einen Menschen zum Nachfolger ernennen?
    „Ja, wieso hast du das gemacht, Lilith? Wieso hast du einer todkranken solch eine Aufgabe zugeteilt? Kann ein verfluchter Körper eine reine Seele beinhalten? Alles was ich bisher gelernt habe widerspricht deinen Taten und doch denke ich das du dir selbst verhasst warst sobald der Mondschein auf dich fiel.“

    Sie hinkte zu einer der Bänke und ließ sich im Schatten des Baumes nieder. Ihre Lungen brannten, ihr Kopf war nicht mehr klar und doch weigerte sie sich ihre Gefühle und die Schmerzen mit den Samen zu betäuben. Lächelnd griff sie nach ihrem Päckchen Tabak und krümelte etwas von den beruhigenden Kräutern hinein. Nachdem sie eine Weile rauchend dagesessen hatte murmelte sie in die Dunkelheit hinein „ich werde einen neuen Hut brauchen. Wenn auch nur für einen Tag. Ein Hauptmann trägt in Spanien immer einen Hut mit einer Feder dran. Woher bekomme ich nur um diese Uhrzeit eine schöne Feder? Und Garn um die Löcher zu flicken, die die vergangenen Tage mit sich gebracht haben.“

    Lächeln durchstieß sie die zwei Risse in ihrem Hut mit den in der Dunkelheit weißleuchtenden Fingern und dachte daran wie sie gegen den Bären und die Söldner gekämpft hatten. Und daran was Godfrey gesagt hatte – hatten sie nicht alle einen Dämon im inneren gegen den sie kämpfen mussten?

  20. #80
    Avery war regelrecht geschockt. Diejenige, der er wirklich so blind vertraut hat, war tatsächlich eine dieser Mörderinnen. Er dachte angestrengt nach. Vielleicht war das letztendlich ja auch der Grund, wieso er noch lebte - Lilith hatte ihn so lange es geht, vor ihren Werwolfkumpanen geschützt. Eigentlcih wollte er sie noch fragen, ob dies auch Stimme, doch er ließ es bleiben und wandte sich ab. Doch dann sprach sie zu ihm. Trotz ihrer Werwolf-Natur. Er sah sie an. Lange und immer wieder. Was war mit dieser Frau nur los? War hinter ihren Worten
    “Avery......du hast mich immer wieder zum Lachen gebracht, und hast auf mich geachtet, ohne dass du mich richtig gekannt hast. Das... hat mich immer sehr glücklich gemacht. Und es tut mir leid, dass du wegen mir nun so zu kämpfen hast.” tatsächlich eine wahre Bedeutung? Oder war das wieder nur eine Verstellung ihrerseits? Umso erstaunter war er, als Lilith ihm ihren Speer reichte. Zögernd und zitternd streckte er seine Hand nach dem Speer, unsicher, ob er inh nun greifen sollte oder nicht, denn er kam schließlich von einer dieser Bestien. doch er gab sich einen Ruck und griff zu. Liliths Speer war nun von seiner Hand fest umschlossen. Er sah ihn an. Es war wirklich ein Meisterwerk.......anschließend wandte er sich einen Moment ab, doch es ging nicht wirklich. Er drehte sich wieder um, fiel unter Tränen auf die Knie und sagte (Bevor sie Godfrey übergeben wurde): "Ich danke dir, Lilith. Vom ganzen Herzen. ich wünschte, es wäre nicht so gekommen, dass ausgerechnet du, der, der ich mein Leben anvertraut hatte, ein Werwolf bist. Ich hätte wirklich gerne noch mehr von dir gelernt.......und ich hoffe, dass deine letzten Worte ebenfalls von Herzen kamen. deinen Speer werde ich immer bei mir tragen, damit ich nie vergessen werde, was du für mich getan hast." Ein letzes Lächeln huschte über das Gesicht der Bäckerin bevor sie mit Godfrey verschwand.

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