Lilith hatte alle Schriften, die um Winfried verstreut lagen, aufgesammelt und trat nun damit in ihrer Linken, und dem Speer in ihrer Rechten, aus dem Haus.
Sie musste es den anderen sagen, und jemanden bitten, den Toten wegzuschaffen, außerdem musste sie seine Hinterlassenschaft jemandem geben, der lesen konnte. Einer der Hexenjäger war dessen bestimmt fähig und würde ihr helfen.

So kam sie arglos am Dorfplatz an, wo die Stimmen plötzlich verstummten, sobald sie die Bäckerin sahen. Ihr war nicht klar, warum, aber vorerst gab es Dringlicheres zu besprechen. So nutze Lilith die Stille und verkündete ein wenig schüchtern: "Winfried Windfeder ist tot. Ich glaube, er war ein Werwolf, aber in diesen Schriften dürfte mehr darüber stehen... könnte sich jemand der Aufgabe annehmen, dies zu lesen?" Sie wollte die Papiere in die Höhe halten, damit alle sie sehen konnte, doch wie durch einen starken Windstoß segelten sie ihr nach der Reihe aus der Hand. "Oh nein..." ,murmelte sie und errötete, da ihr dies ziemlich peinlich war. Ein schöner Hauptmann war sie.

Noch immer hatte niemand etwas gesagt, und als sie die Schriften aufsammeln wollte, fiel ihr Blick auf die Tafel, wo Lester immer die Abstimmungen festgehalten hatte. Sie wusste, wie ihr Name aussah, auch wenn ihr die Buchstaben nicht geläufig waren. Und dort stand zweifellos drei Mal Lilith Löwenstein.

"Was... wer..." Sie sah sich um, und nun kam es ihr vor, als würden sie die stillen Teilnehmer um sie herum mit ihren Blicken zerfleischen. Die Frage wollte ihr einfach nicht über die Lippen kommen, wer hatte das getan, wer hatte sich am frühen Morgen schon gegen sie verschworen? "Godfrey..." ,brachte sie hervor, da sie mit ihm darüber sprechen wollte. Er wusste bestimmt, was man in so einem Fall tun konnte, und würde ihr helfen, sie stärken, wie er es immer getan hatte.
"Er 'at eine göttlische Botschaft er'alten und disch angeklagt." ,hörte sie nun die Stimme des anderen Hexenjägers.

Die Flamme der Hoffnung im Inneren der Bäckerin war seit Lesters und Winfrieds Tod, und der Erkenntnis, dass sie zum Feind gehört hatten, schon nur mehr ein kleiner Funken gewesen. Aber in diesem Moment erstarb sie ganz.