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Thema: [Werwölfe IV] Tag 5

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Kurz nachdem Roland den Dorfplatz verlassen hatte, ertönte ein lauter Knall aus eben jener Richtung. Als er stehen blieb, um hören zu können, was da passiert ist, vernahm Roland, dass es wohl schon soweit sei, Anschuldingungen vorzutragen. "Jetzt schon? Es fehlen doch immernoch jede Menge Beweise, um irgendwem etwas derartiges nachweisen zu können. Wer wohl nun das Ziel geworden ist?"

    Also musste Roland sich nun entscheiden, ob er den Spuren weiter folgen, oder ob er umkehren und herausfinden sollte, was genau vorgefallen ist. "Ich nehme mal an, dass der Werwolf das nicht mehr lange mitmacht. Da wird der uns auch nicht weglaufen und sei es nur, dass er in seiner Menschengestalt dahinwegetieren muss...dann dürfte ihm das Gift eh den Garaus machen..."

    Also begab sich Roland wieder zum Marktplatz.

  2. #2
    Lilith war schon wieder weg, als Avery von dem Tumult am Dorfplatz Wind bekam. Auch er hörte noch die Worte des Hexenjägerkopfes und seinen Gefährten. Er erstarrte, als plötzlich dieser seltsame Nicolo seinen Namen rief.
    "Auch der kleine Avery ist ein treuer Gefährte des pelzigen Paares gewesen!
    Bürger von Düsterburg, lasst uns die Verräterin Lilith 'ängen und morgen den Rest der Untiere!"

    Ihn? "Wieso das denn?", fragte Avery sich und dachte darüber nach, was er wohl falsch gemacht haben könnte. Moment mal. Hier stimmte irgendetwas nicht. Die Dorfbewohner wollten offenbar Lilith hängen. Und ihn gleich mit dazu, so dieser Godfrey und Nicolo. am besten noch, weil er vor der Türe Wache gehalten habe. Das war doch mal wieder soetwas von typisch. "Werte Hexenjäger.", wandte er sich an Godfrey und Nicolo. "Dürfte ich fragen, wieso ich in aller Welts Namen ein Werwolf sein sollte?" Er senkte die Augenbrauen. "Ich habe gestern vor dem Haus des Hauptmanns Wache gehalten. Aber sie ist unversehrt geblieben, obwohl ich eingeschlafen bin. War es das, weswegen ich euch so verdächtig vorkomme?"

  3. #3
    "Wie isch und Godfrey bereits sagten, Avery: Werwölfe sind Rudeltiere. Winfried, du und Lilith verbringen schon länger ihre Zeit ständig zusammen. Es steht fest, dass Winfried ein Werwolf war und auch für Lilith gibt es genug Anzeichen!
    Zum einen 'at Lester, der nun auch als Wolf enttarnt wurde, sie zu seiner Nachfolgerin gemacht. Warum sollte er einen der Dorfbewohner dieses Amt übergeben? Dies ließ uns an ihr zweifeln und unser Freund Konrad gab uns ein Zeichen um uns ein weiteres mal zu 'elfen. Er schickte uns ein weiteres mal einen Buchstaben aus dem 'immelreich: Ein B. Letztes mal war es ein 'inweis auf die Profession eines Wolfes und des'alb wird es wohl auch dieses mal der Fall sein!
    Nun 'aben wir zwei von eurem Trio als Wölfe enttarnt. Gäbe es also na'eliegenderes als dass der Dritte von euch, das bist du Avery, auch zu den Wölfen ge'ört?
    Doch sei beru'igt: Du 'ast noch mindestens einen Tag Zeit bevor du dich tatsächlich verteidigen musst. 'eute ist es für Lilith an der Zeit für ihren un'eiligen Pakt zu bezahlen!"

  4. #4
    "Mit Winfried hatte ich nichts am Hut. Null. Ich gebe dir ja recht, dass Werwölfe Rudeltiere sind oder sein mögen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ein Mitläufer ihrer bin. Was heißt das schon, dass ich viel Zeit mit ihr verbracht habe? Ich sage dir jetzt mal, wie es ist: Seitdem Letster mich und sie in die Backstube geschickt hat, um Brötchen für die Allgemeinheit zu backen, habe ich sie, wohlgemerkt aufgrund ihrer Backkünste und ihrer Schönheit, bewundert. Sie war wahrlich eine Meisterin ihres Handwerks. Und selbst wenn sie ein Wolf sein sollte - ich mochte sie immer gerne zu der Zeit, an der sie ein Mensch war. Schusselig und schüchtern, doch zugleich anmutig und immer nett. Ich war regelrecht blind vor bewunderung von ihr. Winfried dagegen war ein wahlich suspekter Kerl. Ich hielt ihn schon seit dem Tag, an dem Lester gehängt wurde, für verdächtig. Jedoch zog es eure werte Mithexenjägerin Isabella vor, den Schankwirt zu hängen. Und da jemand nicht gehängt wird, wenn er wenige Stimmen des Dorfes hatte, schloss ich mich ihr an. Ich schließe nicht aus, dass ihr, was Lilith betrifft, eventuell Recht haben könntet. Doch ein Schoßhund unter den Werwöfen gibt es nicht. Nicht zumindest in der Form, wie du es dir vorstellst."

  5. #5
    Die lauten Geräusche vom Dorfplatz hatte sie hinter sich gelassen, und vor ihr erhob sich nun ein kleines, hübsches Häuschen, das ungewöhnlich sauber aussah, fast als hätte hier noch nie jemand gewohnt. Die Spuren auf dem Boden sah sie nicht. Sie war bisher nie in dieser Gegend gewesen, aber im Laufe ihrer Arbeit als Bäckerin hatte sie von den meisten Kunden gewusst, wo sie wohnten.
    Für einen kurzen Augenblick fühlte sie sich in die Zeit zurück versetzt, wo das Backen noch ihr ein und alles gewesen war. Winfried war manchmal völlig verhungert in ihre Stube gekommen, da er über dem Schreiben vergessen hatte, zu essen. An solchen Tagen hatte sie ihm bereitwillig mehr eingepackt, als er verlangt hatte, und sich einfach nur gefreut, dass jemand in seiner Arbeit genau so versinken konnte wie sie. Davon abgesehen hatte sie sich aber nie großartig für ihn interessiert, und von ihm hörte sie auch selten mehr als seinen knurrenden Magen.

    Seufzend klopfte Lilith an die Tür. Sie vermisste diese Zeit schon ein wenig, aber wenn sie daran dachte, wie lange sie so blind für jegliche Kontakte gewesen war, wünschte sie sich nicht zurück.
    Dass ihr nie aufgefallen war, wie gut Winfried eigentlich aussah, dachte sie, als sie ein zweites Mal klopfte. Und wie freundlich er sein konnte, wenn es nicht gerade um Lester ging. Ein drittes Klopfen.
    Lilith schlug sich auf die Stirn, als ihr in den Sinn kam, dass Winfried vielleicht ebenfalls längst auf dem Dorfplatz war. Doch als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick zufällig durch das Fenster, das neben dem Eingang war. Es schien, als würde Winfried an einem Tisch lehnen, wahrscheinlich war er beim Schreiben eingeschlafen. Ein sanftes Lächeln huschte Lilith übers Gesicht, und sie öffnete leise die Tür.

    Seine Haut war weiß wie Schnee, seine Lippen waren bläulich verfärbt, und die Augen, die weit geöffnet waren, blutunterlaufen. Die Bäckerin sah ihn an, der Speer rutschte ihr aus den Händen und knallte mit einem lauten Schlag zu Boden. Doch statt vollständig die Fassung zu verlieren und zusammen zu brechen, griff sie nach einem der Schriftstücke, die auf dem ganzen Tisch verstreut waren, und die eindeutig frisch geschrieben waren. Lesen konnte sie nicht, doch neben Buchstaben hatte Winfried auch die ein oder andere Zeichnung eingebracht, von denen sie eine nun verwirrt anstarrte.
    Es war ein Wolf, mit furchterregend gefletschten Zähnen und scharfen Krallen... und einer Schreibfeder in der Hand. Langsam ließ die Bäckerin das Schriftstück sinken und richtete ihren Blick nun wieder auf Winfried.

    War er ein Werwolf gewesen? War all das, für das sie ihn schätzen gelernt hatte, eine Lüge gewesen?
    Als Lilith sich dazu überwand, dem leblosen Körper die Augen zuzudrücken, entdeckte sie eine weitere Zeichnung, die sie unter seinem Arm hervorzerren musste, da Winfried offenbar nicht mehr damit fertig geworden war und während des Malens der Tod ereilt hatte. Zarte Schultern hatte er mit feinen Linien gezeichnet, und den Ansatz eines Halses. Er hatte darauf verzichtet, sich zuerst auf den Kopf zu konzentrieren, statt dessen hatte er ein Amulett gemalt, ein schlichtes Kreuz.
    Die Bäckerin erkannte sich selbst in dem Bild wieder, und auch wenn es womöglich bloß ein Gedanke aus einem verzweifelten Wunsch heraus war, war sie der Überzeugung, Winfried hätte sie, als letzte Tat in seinem Leben, auf Papier verewigen wollen.

    Nun war sie überzeugt, dass er zumindest sie nicht nur belogen hatte, und auch wenn er ein Wolf gewesen war, hatte er einen Funken seiner menschlichen Seite behalten.
    Diese Erkenntnis brachte Lilith erneut zum Weinen, und unter leisem Schluchzen löste sie die Schleife aus ihrem Haar. Vorsichtig band sie diese um Winfrieds kaltes Handgelenk und flüsterte in die Stille: "Wie ich es versprochen habe, trauere ich um deinen Tod. Auch wenn du für schlimme Taten verantwortlich bist... ich werde den Menschen vermissen, nicht den Wolf."

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