Godfrey war ein Hexenjäger, mit allen Pflichten und Fähigkeiten, dies war ihm die letzten Tage immer wieder bewusst geworden und so glaubte er dank seiner Menschenkenntnis auch die Bitterkeit in der Stimme der Bäckerin wahrzunehmen, die dort lag.

Godfreys Gesicht blieb wie so oft steinern, ausdruckslos, seine Augen starr, doch in seinem tiefsten Inneren seufzte er.
Die Wahrheit war, dass er sich fast danach sehnte, dass sie den verdammten Speer einfach nehmen würde und diesen durch seinen Hals rammen würde, denn er war müde, erschöpft und am Straucheln.

Das Böse hatte keine Furcht, sich zu binden, das Dunkle hatte sich stets auch mit dem Schild der Familie umgeben und wie oft war er schon gezwungen gewesen, Menschen aus der geliebten Mitte Unschuldiger zu reißen, weil sie sich mit der Macht Satans eingelassen hatten.

Trotzdem spürte er in seinem Inneren den Glauben, die stete Quelle an Kraft, die Liebe eines Gottes, die ihn aufrichten würde, wie sie es immer getan hatte.
So war es stets gewesen, er war an Orte gekommen, sich auf der Jagd befindend und seine Aufgabe hatte ihn gezwungen, sich mit den Bewohnern abzugeben, seine Pflicht hatte ihn dazu gebracht, die vermeintlich Schwachen und Schützenswerten zu beschirmen, für sie da zu sein, sich aufzuopfern. Doch die Wurzeln des Bösen gruben tief, waren stets im Wandel und manche Person, die er hatte beschützen wollen - mit jeder Faser seines Ansinnens - musste dann getötet werden.

Er war froh, dass sein Herz vernarbt und seine Seele verödet war.
Und doch... Es musste getan werden. Er musste Trauer säen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, er musste Blut vergießen, damit die Kinder der Rechtschaffenen an Orten ohne Luzifers Macht aufwachsen durften.
Und würde er es nicht machen, dann würde ein anderer es tun. Und solange er sich dafür opferte, wusste er, konnte er Einfluss nehmen auf die Geschehnisse und er dachte an Nadescha zurück und sein Herz flutete Wärme und Zuversicht.

Im Paradies würde alles anders werden, doch den Weg bis dorthin musste er erst noch mit salzigen Tränen und blutigen Händen bauen.

Er antwortete leise: "Da ich keine Stütze mehr sein kann, Lilith, behalte ihn nur. Alle sollen sehen und sich erinnern, dass du den größten Teil deines Lebens ein Kind Gottes warst und dich auch so in Erinnerung behalten."

Dann sah er in einiger Entfernung Isabella stehen, sie hatte sich mit Beinschienen ausgerüstet und schien voll Tatendrang zu bersten, konnte trotz Verletzung nicht still daliegen und doch... strahlte sie eine erbarmungslose Stärke und Würde aus und Godfrey konnte die Vision nicht verdrängen, als Isabella wie ein Racheengel über Nadescha gekommen war...

Widersprüchliche Gefühle drangen ungestüm in seine Brust, sie waren einander so ähnlich, sie war ein Abbild von ihm, als er in diesem Alter war und keine Schlacht scheute.
Aber das Wichtigste war: Es war gut, dass sie da war und helfen konnte.