Während Isabella schlief, war Godfrey mit seinem Begleiter aus dem Wald gekommen, das Blut an ihrer Kleidung und der dreckverschmierte Spaten ließen keinen Zweifel daran, dass das mörderische Scharfrichterwerk getan war.

Beide Männer blickten sich in die Augen, sie nickten einander stumm zu und gaben sich die Hand, indem sie den Unterarm des jeweils anderen fassten.
"Reims." lächelte Nicolo und selbst Godfrey zog amüsiert eine Augenbraue hoch, er wusste, dass sie sich im Schatten befanden.

Und während Nicolo von dannen zog, um das Lager aufzusuchen, machte Godfrey sich daran, die Lagerstatt Isabellas aufzusuchen, er konnte aber nur in Erfahrung bringen, dass sie sich verletzt hatte, als sie sich dem Dämon entgegenwarf.

Hätte es einen weiteren Beweis ihrer unglaublichen Willenskraft gebraucht, damit Godfrey sie noch mehr bewunderte, dies wäre er gewesen.

Im Haus des Baders angekommen, sah er, wie dieser an den Wunden der Frau seine Kunst ausführte und Godfrey spürte einen Stich in seinem Herzen. Gottlob schlief die Schönheit und Godfrey bezahlte den Bader für seine Dienste mit einem hohen Trinkgeld und der Bitte, all' seine Kunst aufzuwenden.

Dann musste Callan aus dem Hinterzimmer neue Bandagen holen und Godfrey saß mit ihr alleine im Raum, sie war so schön wie ein Engel, doch grausam wie eine Hyäne.
So lieblich und lebenslustig, wie der Frühling, doch von einer Kälte wie der Winter.

Sie war schön und stark, stärker als er vielleicht. Und doch spürte Godfrey, dass er niemals das Bild aus seinen Gedanken brennen würde können, wie sie versucht hatte, das ungeborene Kind zu erschießen und es schnürte ihm die Kehle zu.

Sie lag da, im flackernden Schein der Kerzen, die Versuchung in Person, fleischgeworden und doch so unnahbar. Und Godfrey dämmerte es, dass sie nur die falsche Frau sein konnte.
Er hatte sein Leben zu lange alleine gelebt, er hatte sich augenscheinlich daran gewohnt, der kurze Schauer an wohltuendem Regen hatte sein Herz erblühen lassen, doch Liebe...?
Er wusste es nicht.
Was er heute getan hatte, hatte er mit dem Mut seines Herzens und seiner Überzeugung getan, einer Kraft, die noch da war, die stark in ihm war.

Er lächelte und küsste die Hand Isabellas mit spröden Lippen.
Was für ein wunderschöner Traum dies gewesen war.
Was für ein törichter Traum dazu.

Und dann war es für ihn Zeit zu gehen.