Ein Strom von Tränen perlten über ihr Gesicht. Langsam griff sie zu dem Dolch, denn sie so fest gehalten hatte. Sie würde ihn sowieso nicht mehr brauchen, wo das Dorf offensichtlich nicht Willens war, sie zu verschonen. Zitternd legte sie die Klinge in die Hand ihreres Besitzers. Nie hatte sie auf Seiten der Werwölfe gestanden, allenfalls auf Lesters, wenn er denn tatsächlich einer war. "D-die Scheide liegt auf meinem Zimmer. I-ihr könnte sie ja holen, wenn dies hier alles vorbei ist."
Sie wandte sich um und zeigte dem Hexenjäger ihren Rücken. "Bitte betet für mich... und auch für ihn." Sie nickte zu ihrem Liebhaber. Dann strich sie über ihren Bauch. Der Kleine brauchte keine Gebete, er war ein Kind, ob nun woflisch oder nicht, von reiner Existenz. Ganz sicher, ja ganz sicher würde Gott es in seine warmen Arme nehmen. Und auch sie, Lester und Nadeschka konnten nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand.
Dem Tod war sie einmal entkommen, aber wenn auch Lester sie vor einer einzelnen Kugel beschützen konnte - vor dem Zorn eines wilden Mobs bestimmt nicht. Sie setzte sich an einen der Tisch die noch standen und holte ein kleines Säckchen aus ihrer Tasche. Es nütze nichts, es nütze nichts mehr. Da ihr die Dorfbewohner misstrauten und lieber sie beiden töteten, konnte sie des Nachts keine Bisse mehr insgeheim heilen.