Wann hatte sie das letzte Mal so ausgelassen gelacht? Es war schön, einfach fröhlich zu sein, statt alleine in der Stube zu sitzen, und sich den Kopf zu zerbrechen... Selbst, wenn sich zwischen die Lachtränen auch ein paar bittere Tränen von Trauer mischten. Lilith kannte das Gefühl gut. Seit sie denken konnte, hatte sie sich bemüht, Trauer und Verzweiflung unter Verschluss zu halten, in einen Käfig zu sperren. Doch gerade wenn man fröhlich war und ausgelassen lachte, schaffte es die angeschlagene, verwundete Seele sich ein klein wenig in diesen Gefühlsausbruch zu mischen.

Gott sei Dank war Isabella bei ihr. Und Avery. So konnte sie das instabile Häuschen des Vertrauens an das Leben und die Menschen, das sie gerade erst mühsam errichtet hatte, wenigstens vor dem Einsturz bewahren. Vorerst.

"Ja, ich habe auch langsam Hunger." ,antwortete sie Isabella, während sie, ebenfalls in ein Tuch gewickelt, ihre Schleife neu band. "Ihr habt wahrlich etwas Gutes getan, mich hierher mitzunehmen. Je länger man Euch kennt, umso mehr weiß man Euch zu schätzen. Ich bin sicher, Eure Kameraden können Euch keinen Wunsch abschlagen!" Sie lächelte der hübschen Frau aufrichtig zu, dann wuschelte sie Avery ausgelassen durchs nasse Haar und machte sich daran, sich wieder anzukleiden.
Ihr war mulmig bei dem Gedanken, ins Dorf zurück zu kehren, und den Wirt dort zu sehen... wahrscheinlich zum letzten Mal. Sie würde viel Kraft brauchen, um dies zu überstehen.