Vor Liliths innerem Auge spulten sich die Bilder der Ereignisse immer und immer wieder von vorne ab. Während des ganzen Weges zum Dorf zurück war sie in dieser Schleife gefangen, ging das Auf und Ab der Gefühle immer wieder durch.
Als sie schließlich, ohne es richtig zu merken, vor ihrer Backstube angekommen war, sah sie auf ihren Speer, dessen Holz und Spitze sich rot verfärbt hatten. Schon in der Höhle hatte sie fassungslos darauf gestarrt, aber erst jetzt fiel ihr ein winziges Kreuz auf, das in das Holz eingeritzt war. Überwältigt von dieser Entdeckung ließ sie sich auf den Boden vor dem Haus sinken und tastete nach dem Amulett um ihren Hals. Ein paar Bluttropfen der Wunde, die sie im Gesicht hatte, war auf das Holzkreuz gelangt, und nun bildeten Speer und Anhänger eine optische Einheit, wie zwei Teile eines Ganzen, das schon immer zusammengehört hatte.

Bei dem wundervoll warmen Gefühl - ein Gemisch aus Stolz, Hoffnung und Stärke -, das sie nun durchströmte, musste sie leise lachen, und bei dieser befreienden Gemütsregung kam es ihr vor, als würde ihr eine schwere Last von den Schultern fallen.
Dann jedoch fiel ihr wieder ein, von wem sie Speer und Amulett hatte, und sie verschluckte sich und musste fürchterlich husten. "Ich muss mich entschuldigen." ,dachte Lilith und richtete sich wieder auf. Erst jetzt fiel ihr auf, wie ihre Knochen und Muskeln schmerzten, und dass ihre Arme und Beine mit Schürfwunden übersäht waren. Aber dies war nichts gegen die Verletzungen der anderen, vor allem Godfreys... "Wäre ich etwas fähiger gewesen, wäre es ihm besser ergangen." Sie wusste, der Hexenjäger würde ihr keine Schuld geben, aber sie hatte sich noch nicht einmal bedankt, dass er ihr Leben gerettet hatte...nein, sogar mehr als das...

So machte die Bäckerin also wieder kehrt, ohne ihre Wunden zu reinigen oder die Kleidung zu wechseln, und immer noch mit dem Speer in ihrer rechten Hand.