Godfrey hatte Schlaf nachzuholen und es war ihm ein echtes Labsal, als er kurz nach der Ankunft sein Zelt vorfand, in dem es noch immer hauchzart nach Isabellas Körperölen duftete. Müde setzte er sich auf seine Bettstatt und lächelte in sich hinein, der Sieg hatte gut getan und er spürte, wie die Ereignisse der letzten Tage mehr und mehr die Wüste seines Herzen mit feinem, warmen Regen überzogen hatten, das gar der Gletscher in seiner Seele zu schmelzen begann.

Dort, in den Kissen roch es nach Isabella, eine Strähne ihres goldenen Haares war auch dort und schnell fiel er in den Schlaf, noch ehe er seine Stiefel ausgezogen hatte, die von seinem Bettkasten baumelten...


Mit einem scharfen und bitteren Knall biss sich die Peitsche in seinem Rücken fest und ein blutiger Striemen gesellte sich zu den anderen dort. Die Haut war schon an einigen Stellen aufgerissen, Blut floss aus diesen Stellen der Pein und in den Augen von Godfrey schimmerten Tränen, als er hemmungslos Rotz und Wasser heulte.
"Wegen Verfehlungen zur Sicherheit des Klosters Cille Bhrìghde an Ear , verantworten wir Godfrey, den Sohn Geralts zu weiteren fünf Peitschenhieben, zusätzlich zu den bisher ertragenen zwanzig.", ließ sich die teilnahmslose Stimme des Abtes vernehmen.
"Fahre fort, Scharfrichter."
"Ich bin unschuldig!", kreischte Godfrey mit einer sich im Stimmbruch befindlichen Stimme, doch ging der Scharfrichter emotionslos seinem Werke nach.

Und abermals riss die Peitsche dem jungen Mann die Haut vom Rücken, hinterließ Striemen, während Godfrey bettelnd und jammernd um Gnade flehte und schließlich in seinen Fesseln zusammensackte...

Als er wieder erwachte, spürte er Salz auf seinen Lippen und ein feuchtes Kissen unter ihm - und er spürte seinen Rücken, der in Flammen stand, der feurigen Schmerz in senien ganzen Leib pulsierte und jagte. Und die angenehme Kühle auf seiner Haut.
Eine feingliedrige Hand streichelte ihm über die Wange und Godfrey ließ es geschehen, mit spröden Lippen keuchte er "Yolanda, ich...", doch es antwortete ihm eine andere Stimme, hell und ihm wohlbekannt, doch die eines Mannes. "Wer ist Yolanda?"

"Peter...?", murmelte er und spürte abermals wie sein bester Freund im Kloster den kühlen Schwamm auf seinen malträtierten Rücken drückte und das Blut von diesem wusch, der Junge war vorsichtig und sehr geschickt, der Brand auf seinem Rücken ging zu einem schmerzvollen Schwelen zurück.
"Haben...sie den Einbrecher gefangen...?" stöhnte er leise, während Peter den Schwamm auswrang und das Wasser der Tonschüssel neben seinem Kopf abermals rötlicher färbte.

"Nein, er ist entkommen. Und mit ihm die Liste unseres verehrten Gastes.", Peter seufzte leise und maß Godfrey mit mitleidigem Blick, es war seinen dunklen Augen anzusehen, dass ihm etwas auf der Seele brannte.
"Warum hast du deinen Posten verlassen, Godfrey?", brach es fast beleidigt aus ihm heraus und der Angesprochene vergrub sein Gesicht im Kissen.
"Ich hatte Besuch..." kam es dumpf darunter hervor und Godfrey hoffte inständig, dass sie Yolanda nicht entdeckt hatten, so wie sie ihn gefunden hatten, fern von seinem Posten...



Godfrey öffnete blinzelnd sein Auge und er sah das sachte Abendrot des Himmels durch die Zeltbahn schimmern, es roch nach frischer Luft und nach Lagerfeuer, draußen konnte er die Silhouette Nicolos erkennen, der wahrscheinlich gerade eine seiner französischen Suppen ankochte. Ächzend stand der alte Hexenjäger auf und er betastete die Wunde an seiner Seite, Erinnerungsfetzen an Isabella flitzen vor seinem Auge vorbei, wärmten ihm das Herz, bedienten sich einer Magie, die ihn lächeln ließ und die kein Hexenjäger dieser Welt ausrotten konnte.
Er fühlte sich ein wenig frischer, ausgeruhter, doch auch aufgewühlt, Träume aus längst vergangenen Tagen waren wie Phantome und Gespenster und er schlug die Zeltbahn beiseite, die sein Lager verschloss.

"Waffenbruder Nicolo." begrüßte er seinen Kameraden freundlich und tippte sich an die Hutkrempe. "Ich gedenke, mich waschen zu gehen, mein Freund.", sagte er, dann grinste er im Vorbeigehen. "Immerhin hat schon ein gewisser Nicolo in seinem 'Almanach der Welt' geschrieben '...vom Volke der Skoten gar nicht zu reden, die nicht auszumachen sind von ihren Hausschweinen, wenn du ihr Dorfe betrittst. Allerlei Schlamm, allenortens Dreck und die Englischen hätten gut daran getan, diese Barbaren beizeiten zu kultivieren'. 1432, wenn ich mich recht erinnere, hm?"

Dann schritt er langsam und mit einer Krücke bewaffnet von dannen, um den See leicht außerhalb des Dorfes aufzusuchen. Dor angekommen, kniete er sich nieder, da er sich alleine wähnte und das Gespräch mit dem Erzengel Michael suchte, den er für den Beistand dankte und dafür, seine Schar zu beschützen. Demütig senkte er sein Haupt und verharrte dort während des Betens.
Schließlich bekreuzigte er sich als er geendet hatte und mit einiger Mühe zog er seine Tunika aus, die dreckig an ihm klebte, ebenso wie seine Hose und die Bruche, bis er dort stand, wie Gott ihn schuf, nur behangen mit einem Verband, vernarbt, mit Flecken verbrannter Haut und getrocknetem Blut am Leibe. Er musste stinken wie ein Sarazene, dessen war er sich sicher, als er behutsam in den Teich glitt und seine Kleidung mit sich führte, um diese wie seinen Leib zu waschen.
Und bei Gott, das Bad war so kalt und die Bürste so hart wie eh und je...