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Thema: [Werwölfe IV] Tag 4

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Nachdem sie den Sarazenen murrend zur Seite geschoben hatte, „was bildest du dir ein, ich liege immer oben!“ zwang sie sich dazu ein Bild von der Lage zu machen. Um sie herum lagen etwa 10 bis 12 einhalb Söldner – manche so gut in Einzelteile gehackt das sie nicht mehr an der Kampfkraft ihrer kleinen Truppe zweifelte. Doch wo waren ihre Kämpfer und vor allem die Schutzbedürftigen abgeblieben?

    Von Winfried war nichts zu sehen. Doch dort hinten – ein Zipfel seiner Kleidung ragte hinter einer Felsformation hervor die aussah wie ein ängstliches Kaninchen. Seine Schreibfeder wippte wie verrückt auf und auf. „Immerhin sind wir Helden wenn wir das hier überleben.“ Nach einem kurzen Nachdenken fügte sie gedanklich hinzu „Es würde auch reichen wenn er überlebt.“

    Ewald stand mit seiner Axt grade dem Kerl mit dem Zweihänder gegenüber, fast direkt neben ihm maß Pater Raphael mit einem Gebet auf den Lippen den Söldner mit der Hasenscharte und einem brutal aussehenden Sauspieß. Roland war anscheinend mitten auf dem Feld in die Knie gegangen. Nicolo nutze die Atempause um drei Pistolen mit Pulver und Kugeln zu bestücken. Seine Hände flogen nur so dahin als er die Aufgabe, die er laut den Büchern „Nur mit dem Herzen nicht mit dem Verstand“ ausführen musste, erledigte.

    Weiter hinten in dem Gewölbe, nahe dem Durchgang aus dem sie gekommen waren lag der Wirt mit einer hässlich aussehenden Wunde am Kopf und Lilith stand gerade vor einem niedergestreckten Söldner und sah aus als hätte sie einen Geist gesehen. „Wohl der Schock...“, murrte Isabella leise und fand dann endlich den, den sie gesucht hatte: Godfrey hatte inzwischen zu Ewald aufgeschlossen und hielt einen der Speere in der rechten Hand. Mit der linken drückte er sich ununterbrochen in die Leistengegend, zwischen seinen Händen quoll Blut hervor, was Isabella mehr weh tat als eine Wunde die ihr zugefügt worden war.

    Avery schoss flink und behände zwischen den grausam gepflegten Händen der Söldner hindurch (wussten die nicht was Seife ist?) und verteilte Tritte in alle Richtungen was mit atemlosen Stöhnen seitens der Söldner kommentiert wurde. „Hier verarscht uns niemand! Ihr habt ja auch unbedingt kämpfen wollen, jetzt seht ihr was ihr davon habt!“ Mit einem Lachen auf dem Gesicht wollte er grade noch einem großen Hünen, den Ewald zu Boden gestreckt hatte einen Tritt verpassen, aber das Lachen blieb ihm im Halse stecken.

    Als die Felsenformation direkt hinter den letzten beiden stehenden Söldnern explodierte und riesige Steinfelsen die beiden begruben hörte man aus der Gruppe nur Liliths' entsetzten Aufschrei und aus Averys Mund ein „Heilige Banane!“ als alle in Deckung sprangen, so gut sie es konnten. Nicolo ludt nun fiebrig die letzte Waffe nach und warf Godfrey und Lester, die nah bei ihm waren, je eine geladene Waffe zu und Isabella zischte Ewald und Raphael zu das sie an ihrer Seite bleiben sollten.

    Das stete Geknurre aus den unteren Stockwerken hatten sie gar nicht mehr wahrgenommen, genauso wie das Rauschen des Wasserfalls, jedoch war es während der Kampfeslärm tobte immer lauter und näher gekommen und nun stand vor ihnen ein riesiger Höhlenbär der bestialisch nach Schwefel und Tod stank. Aus seinem Maul und seinen Nasenhöhlen quoll Schaum und kleine Larven fraßen sich durch das lebendige Fleisch und verbreiteten den Geruch nach Verwesung. Seine Pranken waren nur noch stückhaft vorhanden, seine Augen weiß und blind und so setzte er mit einem Sprung über die Felsen hinweg und warf sich mitten in die Runde. Als er landete verteilte er mit einem Aufschnauben Schaum und Larven am Boden und schnupperte – dann setzte er noch einmal zu einem ohrenbetäubenden Grollen an, das die Wände erbeben ließ.

    Eben als er sich aufrichtete schossen Nicolo und Godfrey wie aus einer Pistole und riefen wie aus einem Munde "Wei' sche Dämon, zurück in den Hades mit dir, wo du hingehörst!", Isabella preschte mit Ewald und Raphael zusammen hinter dem Rücken des Tieres nach vorne und sie hieben wie in einem Atemzug dem Tier ihre scharfen Waffen wie Zähne ins faulige Fleisch.

    Gleichzeitig hieb von der anderen Seite Lilith wütend mit ihrem Speer auf das Untier ein und Godfrey rannte genauso wie Nicolo an ihre Seite um sie zu schützen. Kochend heißes, schwarzes Blut schoss aus den Wunden als der Bär sich umdrehte und die drei Störenfriede in seinem Rücken mit einem Hieb seiner Pranken wegwischen wollte. Mit einem gezielten Stich traf Lilith in dem Moment die Nase des Untieres und es wankte wie ein Schiff im Sturm hin und her nicht jedoch ohne mit seiner Pranke nach ihr auszuholen und sie rasend vor Wut auf ihr niederzuschmettern.

    Godfreys sah die Pranke heranfliegen, sah Liliths Gesicht das unfähig für jede Regung war und warf sich vor sie und wurde von der Klaue nach Atem ringend zu Boden gedrückt.

    In dem Moment schoss Avery aus seiner Deckung und machte Anstalten den Bären anzuspringen, davor jedoch warf Isabella dem Tier Godfreys Umhang auf den Kopf um es ihm unmöglich zu machen sich zu orientieren – Avery landete auf der Stirn des Bären und mit einem letzten Stich, der von knackenden und splitternden Knochen begleitet wurde, schaltete er es aus. Lester war zu nervös gewesen um gleich zu schießen, er liess seine Waffe zuerst fallen aber dann schritt er auf das gefällte Tier zu, das keinen Mucks mehr machte, und schoss noch einmal mit zitternder Hand um sicherzugehen das der Bär nichtmehr aufstehen würde.

    So standen die Dorfbewohner von Düsterwald und die drei Hexenjäger nach gewonnener Schlacht einträchtig nebeneinander und das Rauschen des Wasserfalls war wieder zu hören, genauso wie der leise Gesang von Vögeln.

    Sie kümmterten sich in der weit entlegenen Seite der Höhle um die Verletzten, Lesters Wunde im Gesicht würde sicherlich eine Narbe hinterlassen die Godfreys an nichts nachstand, Lilith war immer noch hypnotisiert vom Blut auf ihrem Speer und war erstmal nicht ansprechbar. Avery blieb jedoch in ihrer Nähe und blickte sie immer wieder aus Sorgenerfüllten Augen an.

    Und Godfrey – nun um den kümmerte sich Isabella. Während sie mit Streifen ihrer Tunika, die nach jedem Riss ein wenig kürzer wurde, Godfreys Wunde an der rechten Seite fest umwickelte um die Blutung zu stoppen schimpfte sie wie eine wütende Ehefrau mit ihm: „Wofür rette ich eigentlich euer Leben, wenn ihr es wieder und wieder in Gottes Namen aufs Spiel setzt, Godfrey? Vor allem für diese bildhübsche... kriegerische... Bäckerin der ihr den Anhänger geschenkt habt, den ihr schon getragen habt als ich euch zum ersten Mal traf?“ Dabei rann ihr eine Träne übers Gesicht und tropfte auf die Wange des Kriegers. Ihr Blick traf sich wie schon vorhin im Kampfe und verweilte länger als es schicklich war in ihren Augen, dann auf ihren Lippen, dann in an ihrem Hals. Mit entschlossenem Blick zog sie fester als es nötig war nochmal am Verband nach, was Godfrey mit einem Keuchen das nach „Wer braucht schon Frauen, gnah!“, klang.

    Sie bastelte zusammen mit Nicolo aus den Spitzhacken und Godfreys, nun mit zwei Löchern versehenem, Mantel eine Trage und Isabella bestand darauf das Godfrey so ins Dorf getragen werden sollte. „Mit zerschmetterten Knochen durch eine Miene laufen, das könnte euch und eurer Abenteuerlust so passen! Ihr habt übrigends vergessen eure Waffe nachzuladen“, mit diesen Worten drückte sie, unnötig fest, Godfreys Pistole auf seine rechte Seite.

    "Ich mach mich noch schnell auf die Suche nach meinem Hut...
    ", murmelte sie dann, mit einem schmerzerfüllten Blick auf die Bäckerin. Dann verschwand sie im Gegenlicht des späten Nachmittags das aus der Öffnung strömte.

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