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Young Imperial Combo
Die Angreifer schienen sich Anfang auf die gefährlichsten Streiter unter ihnen zu konzentrieren - die Hexenjäger mit ihren knallenden Pistolen, von denen jeder Schuss an den Wänden widerhallte; den kräftigen Holzfäller, der seine Axt geschickt und wendig herumwirbeln ließ; und all die anderen Männer, die sich mit ihren Speeren zu einer Einheit geschlossen hatten, und wie eine undurchdringbare Mauer vorrückten.
Lilith war hinter sie geflohen und beobachtete das Treiben mit offenem Mund, unfähig, dem Geschehen zu folgen. Es war schwer, in dem Tumult auszumachen, wer einer der Ihren war, und sie hatte mehr Angst, einen Verbündeten zu verletzen, als um ihr eigenes Leben zu fürchten.
Bis einer der feindlichen Söldner neben ihr auf dem Boden landete. Als er aufsah, direkt mit seinen kalten, grauen Augen in ihre blickte, und niemand den beiden Aufmerksamkeit schenken konnte, richtete sie ihren Speer auf ihn. Die Spitze tanzte vor seiner Nase auf und ab, weil die Bäckerin am ganzen Leib zitterte. Ein hämisches Grinsen, das ein paar recht unschöne Zahnlücken entblößte, trat auf das Gesicht des Söldners, als er sich langsam erhob und vor ihr aufbaute. “Was macht ein verschrecktes Ding wie du an einem Ort wie diesen?” ,fragte er mit schnarrender Stimme, und in seinem gierigen Blick konnte man sehen, wie freudig erregt er bei der Vorstellung war, ihre zarte, blasse Haut aufzuschlitzen. Seine Waffe hatte er wohl bei dem Sturz verloren, aber nun zückte er einen glänzenden Dolch aus einer Scheide, die an seinem Knöchel befestigt war.
Beim Anblick der scharfen Klinge hastete Lilith ein paar Schritte nach hinten, doch der unebene Boden war für ihre flüchtenden Füße ein Hinderniss. Sie drohte zu stolpern, doch bei dem Versuch das Gleichgewicht zu halten, wirbelte sie ihren Speer herum und versetzte dem Söldner mehr durch Glück als Verstand einen tiefen Schnitt in Halsgegend. Dieser weitete die Augen, überrascht über die Wunde, und Lilith stammelte: “Entschuldigung, ich...” ,doch dann brach sie ab und schüttelte energisch den Kopf. Warum, zum Teufel, entschuldigte sie sich bei dem Kerl?
Gerade als der Söldner vor Wut seine übrig gebliebenen Zähne fletschte und auf die Bäckerin losgehen wollte, kam Avery wie aus dem Nichts hervor und trat den Gegner so fest, dass er in hohem Bogen von dannen segelte. Der Junge grinste Lilith kurz zu und stürzte sich wieder ins Kampfgeschehen.
Als ihr Blick an ihm vorbei schweifte, bemerkte sie, dass Lester in eine Keilerei verwickelt war, die an einem tiefen Abgrund ihr Ende fand. Alarmiert rannte sie an die Stelle, wo sie den Hauptmann zuletzt gesehen hatte, und auch ein anderer schien den Vorfall bemerkt zu haben. Winfried stand vor dem Abgrund, ruhig, als ob im Hintergrund kein Kampf toben würde, und blickte mit unergründlicher Miene in die Tiefe hinab. Lilith atmete auf, als sie bemerkte, dass der Hauptmann es offenbar geschafft hatte, sich an etwas festzuhalten. Sie band das Tuch, in dem nur mehr ein vereinsamtes Stück Brot war, ab, und wollte es an Winfried reichen. Für einen kurzen Moment sah es aus, als würde er sich lieber abwenden und Lester seinem Schicksal überlassen. Doch als die Bäckerin ihm das große Stück stoff gab, und seine Hand dabei mit ihren umfasste, zögerte er nicht länger und wies den Hauptmann an, das Tuch, das wie ein Seil zusammen gerollt war, zu umfassen, damit sie ihn hochziehen konnten.
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