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Thema: [Werwölfe IV] Tag 4

Baum-Darstellung

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  1. #11
    "Dann ist es also beschlossene Sache.", knurrte Godfrey und hatte es mittlerweile aufgegeben, den Kienspan für seine Pfeife zu suchen, also wanderte sie wieder in seinen Rucksack und er ließ sich vom Felsen gleiten, wo er unten mit dumpfen Geräusch aufkam, mit seinem Gewicht seine Stiefel in den weichen Waldboden drückte.
    Er blickte sie ein weiteres mal der Reihe nach an, dann sprach er:
    "Ewald und ich werden die Vorhut bilden, Nicolo und Isabella die Nachhut, da sie mit ihren Pistolen den Feind schon früh aufs Korn nehmen können. Roland, Avery und Raphael, ihr marschiert in der Mitte außen am Trupp. Wann immer wir einen Querstollen passieren, sichert ihr unsere Flanke ab."
    Er nahm dann seinen Rucksack und stellte ihn auf den Boden, um drei Fackeln herauszuholen, wobei ihm Lilith und Raphael zur Hand gingen und sie schnell anzündeten.

    "Lester, Lilith und Winfried. Ihr habt die wichtigste Aufgabe - ihr werdet unser Licht und Leuchtfeuer sein."
    Er legte den Kopf schief und begann dann mit einem Ast die Aufstellung auf den Boden des Waldes zu zeichnen.
    "Hier werdet ihr drei sein, genau in unserer Mitte. Da ihr unsere einzige Lichtquelle seid, stehen, sterben, fallen und überleben wir nur durch euch. Unsere Leben reichen wir euch als Vertrauensbeweis dar. Haltet das Licht entweder sehr hoch oder sehr niedrig und niemals vor die Gesichter der Vor- oder Nachhut. Einer von euch wird nach vorne gehen, Isabella und Nicolo aber am Gürtel fassen, da diese beiden als Nachhut rückwärts gehen.
    Aus diesem Grunde bewegen wir uns auch dementsprechend langsam und vorsichtig fort, eingedenk auch der Tatsache der Baufälligkeit der Mine."


    Er zog sein Schwert aus der Scheide und betrachtete den blanken Stahl, der so lange kein Blut mehr getrunken hatte, dann wurde sein Blick eisig.

    "Ihr habt schon viele Leute verloren, auch wir haben mit Konrad einen schlimmen Verlust zu beklagen. Wenn wir dort drin auf Probleme stoßen, dann halten wir zusammen, verstanden? Niemand wagt es, sich von der Gruppe zu entfernen, egal was zu sehen geglaubt hat. Wir sprechen nur im Flüsterton, es sei denn, es gilt Alarm zu schlagen. Bleibt Jemand zurück oder muss einer stehenbleiben, bleiben alle stehen."

    Er blickte in grimmige und entschlossene Gesichter.
    Nicolo betete still in sich hinein, Isabella verzog den Mund zu einem koketten Lächeln und sie tippte sich mit dem Pistolenlauf an die Hutkrempe, Ewald zog die Axt von der Schulter, Lilith blickte ernst und feierlich drein, man konnte ihr förmlich ansehen, wie konzentriert sie war, der Rest nickte stumm und zog vorsichtig die Waffen.

    Dann betraten sie langsam und im Gänsemarsch die Mine, das Tageslicht verschwand und schrumpfte zu einem kleinen Fleck, der alsbald schon hinter einer Biegung verschwand. Staub legte sich auf ihre Zungen, die Augen begannen trocken zu werden und in den Ohren rauschte das Blut ob der fast vollkommenen und erdrückenden Stille, lediglich das Scharren von Schuhen und Stiefeln war auszumachen, ab und an das Knarzen von Godfreys Lederrüstung oder ein gezischtes oder geflüstertes Kommando.
    Die Fackeln brachen sich in einer gefährlichen Romantik an den nackten Felswänden und warfen Schatten zurück, die an ekstatische Tänzer erinnerten, die neben ihnen einher schlichen.
    Von Staub und feinem Dreck bedeckt, umfangen von Spinnennetzen aus uralten Tagen stießen sie ab und an auf Relikte fröhlicherer Zeiten, als die Mine noch bewirtschaftet wurde, grau und vergessen fanden sie rostige Spitzhacken vor, dann einen Tisch, auf dem noch die Teller standen, als wären ihre Bewohner von einem Moment auf den anderen verschwunden, noch ehe sie den Tisch abräumen konnten. Manchmal war ein erschrockener Laut zu hören, wenn ein Wassertropfen unendlich kalt und von klebriger Konsistenz auf ihre Gesichter troff, manches Mal waren es die Wurzeln des Erdreichs darüber, die ihnen wie hungrige Geister oder verblichene Liebhaber über die Haare strichen, auf dass sich ein eiskalter Schauer bildete, der seinen jagenden Weg über die Gänsehaut des Nackens aufnahm.
    Godfrey war stolz auf seine Begleiter, sie waren still, konzentriert und wachsam. Avery, Raphael und Roland meisterten ihre Aufgabe mit Bravour, obschon Godfrey wusste, dass es Mut erforderte, sich in die Mitte eines abweichenden Stollens zu stellen, der schnell in der Dunkelheit versank und ein hungriges Maul war, lockende, flüsternde Stimmen schienen aus den Gängen widerzuhallen, manchmal spielten die Gedanken Streiche und man glaubte, ein letztes Mal das Schürfen und Hacken von Werkzeug im Erdreich zu hören, begleitet von singenden hellen Stimmen, die so rein waren, dass sie keinem Bergarbeiter gehören durften.
    Dumpf schlug die Anspannung ihnen auf die Sinne und wäre noch gefährlicher geworden, als sie plötzlich Licht vor sich ausmachen konnten.
    Hell und gleißend öffnete sich eine Felsspalte vor ihnen, die ein atemberaubendes Panorama bot.
    Links und rechts fiel das Plateau steil ab, doch schien es, als wären hier zwei Berge zusammengewachsen und sie hätten die Nahtstelle erreicht. Sie standen auf einer großen Plattform, die von Moos und Farnen und einigen Pilzen bewachsen waren und zu ihrer rechten donnerte ein Wasserfall nach unten, der sich wahrscheinlich über die Jahrhunderte seinen Weg durch den Fels gegraben hatte. Fast einhundert Schritt war das Plateau lang, vielleicht fünfzig Schritt in der Breite, dann wurde es wieder vom Felsen verschlungen und bildete einen weiteren Weg in den Berg hinein.
    Das Sonnenlicht schien ihnen warm auf die Gesichter, ehrfürchtig schwiegen sie, lächelten und grinsten einander an, Schulterklopfen war zu sehen und nicht wenige nutzten die Gelegenheit, sich an Speis und Trank gütlich zu tun.
    Schließlich entschlossen sie sich, den Weg fortzusetzen.
    Deutlich ausgeruhter wurden die Rucksäcke wieder festgezurrt, die klamme Feuchtigkeit der schweißnassen Kleidung war durch das Sonnenlicht gewichen, sie nahmen den letzten Teil der Strecke gemeinsam in Angriff und nach einer weiteren halben Stunde stiller Dunkelheit fanden sie die aufgegebenen Stollen vor und dort, am Boden, schimmernd wie kleine Perlen am Gewand einer Adeligen, wie Morgentautropfen an Grashalmen lagen vereinzelt Stücke von Silbererz am Boden, verschwindend wenige, grauenhaft klein waren sie - trotzdem jubelten sie leise über ihren Fund und während die Fackelträger sich anschickten, ihnen zu leuchten, begannen sie abwechseln ihre Umgebung zu durchsuchen, während der Rest Wache hielt.



    Als sie schließlich ihre kümmerliche Beute in ihren Taschen und Rucksäcken verstaut hatten, die sie jedoch ehrfürchtig wie den heiligen Gral behandelten und auch weiterhin im Flüsterton miteinander sprachen, sich sogar stolz ihre Funde zeigten, erinnerte sie Nicolo daran, dass ihnen die Zeit bereits weglief, der Abend würde bald sein schweres Tuch über das Land ziehen lassen und nach einer kurzen Stärkung mit kühlem und klarem Wasser traten sie die Heimreise an, wobei sie denselben Weg nahmen, wie schon zuvor, auch die Aufstellung war dieselbe und sie kamen gut und schnell voran, so hatten sie sich in ihren Aufgaben eingelebt und ihre Pflichten verinnerlicht.

    Sie waren schließlich bis an das Plateau gekommen, der Wasserfall kündigte sich durch seinen tosenden Lärm schon von weitem an, ebenso wie der Fleck hellen Tageslichts, der ihnen wie ein Leuchtturm in der sturmumtosten See als Fanal schien, fast wären sie schneller gegangen, gelaufen gar, nur um dem verheißungsvollen Lichte wieder näher zu kommen.
    Doch die Euphorie über die wärmenden Strahlen der Sonne legte sich rasch.
    Als die zehnköpfige Gruppe schließlich an das Tageslicht trat, die frische Luft gierig in die Lungen saugend, erblickten sie einige abgerissene Gestalten, vielleicht ein Dutzend, einige von ihnen verletzt, doch alle unter Waffen, die dort saßen und augenscheinlich rasteten.

    "Söldnerpack." entfuhr es einem der Dorfbewohner und Lester klärte die Hexenjäger darüber auf, das viele desertierende Söldner die dichten Wälder um Düsterwald nutzten, um sich den Häschern ihrer Haufen oder der Adeligen zu entziehen und nicht wenige schlossen sich dann zu Räuberbanden zusammen um Terror und Schrecken in der Gegen zu verbreiten.

    Godfrey murrte leise, die Männer sahen zwar sehr erschöpft aus, jedoch waren sie auch sehr überrascht, als dreckige Gestalten aus den Tiefen der Höhlen zu ihnen auf das Plateau traten.

    "Was haben wir denn da?", krakeelte ein besonders großer, hässlicher Hüne, der einen schartigen Zweihänder trug und sich breitbeinig in der Mitte des Weges aufstellte.

    "Bitte - wir wollen nicht kämpfen..." begann Lester einen geschickten Dialog, der die bärbeißigen Burschen tatsächlich zum Nachdenken brachte, unterstützt von einigen schmeichelnden Worten Isabellas, die mal kokett, mal unschuldig lächelnd, mal sirenenhaft lockend ihre Reize ausspielte, während sich die anderen mit nervösen Blicken verständigten.
    Nicolo und Godfrey hatten ihre Pistolen bereits gezogen und unter ihren langen Mänteln verborgen, Isabella mit ihrem ausgesprochen strategischen Geschick und ihren Künsten im Schauspiel plapperte für uneingeweihte Ohren belanglose Dinge, Nicolo und Godfrey hingegen konnten in ihren Sätzen lesen, als würde sie klare Befehle erteilen.
    "Was für eine schöne Armbrust das ist!", flötete sie, "Diese Bolzen beißen bestimmt gemein ins Fleisch. Sind die etwa französischer Machart. Und was ist mit dir? Du Ärmster bist ja verletzt und musst deswegen diese Wurfdolche tragen? Fast wie diese ungeschlachteten schottischen Barbaren!"
    Nicolo kniff seine Augen zusammen und machte den Armbrustschützen aus, den Isabella ihm gerade als Ziel genannt hatte und auch Godfrey taxierte den Mann mit den Wurfdolchen, der sich in diesem Augenblicke in Isabellas Augen verlor, augenscheinlich jedoch konnte Lester mit Unterstützung von Winfried und dem mehr als mürrisch dreinblickenden Holzfäller Ewald die Gefahr verhindern, als einer der Söldner - ein Schrank von einem Mann, glatzenbewehrt und einen riesigen Sauspeer tragend ereiferte: "WAS? Du willst die laufen lassen, Gernot? Die haben uns gesehen und können uns verraten!"
    Ewald hatte die Schnürung seiner Axt schon gelöst, bereit, diese aus seiner Rückenscheide in seine Hand fallen zu lassen, jeder spürte wie das Gefecht gleich einer Gewitterfront auf sie zujagte, nicht Halt machen wollte, wütend seinen Blutzoll einforderte...
    Godfrey sah, wie Lilith ihren Speer fester packte und sich neben ihn stellte und in seinem Blick war offen zärtliche Zuneigung zu sehen, als er sie anblickte und sein verbliebenes Auge sie anzuflehen schien, stark zu sein, für das Kommende.
    Lester versuchte sofort zu beschwichtigen, doch alle konnten sie spüren, wie die Stimmung zu kippen drohte und während die Söldner langsam zu ihren Waffen griffen, als müssten sie aus ihrer Lethargie erwachen, hob der Mann mit dem Speer bereits seine Waffe, um diesen zu werfen, die rostige, metallene Spitze zeigte dabei auf die Brust von Lester, der sie kreidebleich musterte und sich auf seinen Wurf nach hinten vorbereitete.

    Und dann brach in diesem Augenblick auf dem Plateau die Hölle los.

    Isabella war mit katzengleicher Anmut durch die Männer hindurch getanzt, so schien es, ihre schlanken Beine folgten komplizierten Tanzschritten, als ihr von zuschlagenden Waffen der Hut vom Kopf gefetzt wurde, sie jedoch mit ihrem Wurfmesser schon an dem Speerträger heran war und diesen mit einem entschlossenen Stoß ihres Messers in die Rippen vom Elend der Welt erlöste, noch bevor sein Speer die Brust Lesters erreicht hatte.
    Zwei grelle Feuerblitze jagten durch das Tal, brachen sich am Fels, Schießpulvergestank biss in den Augen, als Donnergrollen wie Kanonendonner zwei Kugeln antrieb, die sich durch weiches Fleisch bohrten.
    Dem Armbrustschützen fiel die Waffe aus der Hand, als er auf das blutige Loch in seiner Brust starrte, das Nicolo ihm zugefügt hatte, neben ihm sank der Mann mit den Wurfdolchen auf die Knie, sein Lebens aushauchend.

    Und diese Eindrücke waren die letzten für einen langen Augenblick, als sich Wutgeschrei und Entschlossenheit, Überlebenswille und Kampfgeist zu einem Crescendo steigerten und die Düsterwalder wie auch die Söldner zweier Flutwellen gleich aufeinander losbrachen, ein jeder stritt, trat, biss und kämpfte verzweifelt um den Sieg.

    Godfrey hatte keine Zeit, seine Waffe nachzuladen, da war schon ein verschlagen aussehender dicklicher Mann auf ihn zugestürmt, sein Schwert erfahren zur Seite gestreckt.
    Seinen Reflexen gehorchend, warf Godfrey die nun nutzlose Pistole dem Mann ins Gesicht, er hörte zufrieden ein Aufjaulen, welches das Schweinegesicht nur noch mehr anstachelte, mit harten Angriffen und geschickten Streichen deckte der Söldner Godfrey ein, diese parierte mit dem Mut der Verzweiflung, ein Ausfallschritt, ein harter Hieb von der Seite - Godfrey stieß mit einem weichen Leib zusammen, schubste diesen von sich weg, er sah aus den Augenwinkeln die harten Kämpfe der anderen Dorfbewohner, wobei seine Sorge ihm fast den Kopf gekostet hätte - ein silberner Lichtblitz schoss heran, das Schwert fraß sich in seinen Oberarm, mit seiner Waffe hieb er die Klinge weg, sah sein Blut auf der Waffe des Söldners perlen...

    Lautes Klirren von Waffen war zu hören, ächzende Schreie, Godfrey ging in den Angriff über und trat dabei mit schweren Stiefeln nach dem Bein des Mannes, neben ihm schoss ein Söldner vorbei, der von Avery getreten worden war und in ansehnlichem Bogen vorbeiflog - keine Zeit, sich darum zu kümmern - seine Waffe beschrieb einen Bogen aus Stahl, er sah einen Schatten hinter sich zu Boden gehen und konnte nur beten, dass es keiner der Ihren war.
    Heftig prellte er dem Feind das Schwert aus der Hand, dieses kam in einer Blutlache zu liegen, daneben eine abgetrennte Hand - Godfrey spürte, wie der Wahnsinn des Krieges über sie gekommen war und eine Flamme in seinen Eingeweiden schwelte hoch, der Krieger in ihm übernahm seinen Leib, der Soldat in ihm das Denken, sein Blick fokussierte sich, wurde rot, hell floß Blut aus seinem Arm, vermischte sich mit Schweiß, der salzig in der Wunde brannte, Hass und Schmerz jagten angenehme Nadelstiche in sein Herz, zeigten ihm, dass er noch lebte und aus den alten Knochen barst der kampferfahrene Jäger hindurch - Godfrey täuschte einen Stich an, hieb dann nach links eine Finte und traf etwas Weiches, sein eigener Schwung jagte ihn nach vorne, ein Fausthieb seines Gegners krachte in sein Gesicht, Godfrey sah es kommen und warf sich brüllend der Faust entgegen, nutze den Moment, in dem sein Gesicht nach hinten geschleudert wurde, spürte die Haut an seinem Halse zum Bersten gespannt, als er wie ein Trebouchet mit dem Kopf nach vorne jagte und seine Stirn in das Gesicht seines Kontrahenten bersten ließ, er spürte das feine Reißen von Haut, das Nachgeben von Knochen, das Erschlaffen seines Feindes, der vor ihm zu Boden sank, als er auch schon einen Schatten wahrnahm, der ein Feuerwerk aus Schmerz in seiner rechten Seite explodieren ließ und Godfrey wusste, dass seine Rüstung ihn gerettet hatte.

    Trotzdem warf ihn der Aufprall zu Boden, heiß empfing ihn der von der Sonne gewärmte Stein, er hinterließ einen Abdruck von Blut und Schweiß, eine geplitterte Waffe lag neben ihm, sein Schwert war ihm entglitten und er blickte nach oben, wo hellblauer Himmel ihn empfing, die Sonne auf ihn herablächelte, dann verdunkelt wurde, als ein sarazenisch aussehender Söldner ihn mit schwarzverfaulten Zähnen angrinste und sein Schwert hob. Godfreys Seele schien im Fall eingefroren zu sein, er blickte den Seldschuken an, der ausholte, sein Leben jagte an ihm vorbei, seine verlorenen Träume, das Kloster, die Frau mit den roten Haaren, die Jagd, das Sterben des Mannes in ihm, der zum Jäger wurde, das Ende empfing ihn, Erzengel Michael hatte schon nach seiner Hand gegriffen, ihn fortzubringen, als ein heiserer weiblicher Schrei sein ganzes Denken ausfüllte. Mit dem schieren Mut der Verzweiflung warf sich Isabella gegen den Söldner, ihr Speer riss ihm die Stoffrüstung auf, sie klammerte sich an ihn, ihre zweifellos kräftigen Hände hielten den Speer an beiden Enden umklammert und den Söldner dazwischen, der Gift und Galle spuckend nach der Jägerin trat, sein Schwert jedoch nicht benutzen konnte und Godfreys Herz tanzte seinen eigenen Reigen, als er begriff, dass man ihm ein zweites Leben geschenkt hatte, schnell war er auf den Beinen und hatte dem Söldner sein Schwert in den Leib gerammt, bis Rinnsale von Blut aus seinem Mund tropften. Godfrey hatte den Seldschuken am beharrten Nacken gepackt und ihn wie einen ungestümen Liebhaber umklammert, Schulter stieß an Schulter, als die Klinge ihn durchbohrte, Godfreys Wange schabte am Bart des Söldners vorbei, dann sah er Isabella und es schien, als wäre die Sonne selbst in ihre Haare gefahren, Blut und Schmutz klebte darin, aber in ihren Augen stand der unzerstörbare und innige Wunsch zu leben, gepaart mit der Wut einer Wildkatze.

    Beide sahen sich nur für den Bruchteil eines Augenblicks an, während die Welt um sie herum stillstand, es roch nach Blut, nach Leder und Waffenöl, die Schreie der Sterbenden verhallten ungehört, das Band zwischen ihren Blicken jedoch ließ den anderen den Herzschlag seines Gegenüber hören, Godfrey war noch immer in der Vorwärtsbewegung ergriffen und während er sie mit seiner Stirn an ihrer Stirn kurz anstubste, schien es, als hätten sie sich unter Kriegern geküsst...
    Dann brach der Mann aus dem fernen Orient zusammen und begrub Isabella unter sich, Godfrey mit tausend Gedanken zurücklassend, der sein Schwert wieder fester umklammerte, den Flammenwurm unterschiedlicher Gefühle und Sinneseindrücke auskostend, während der schiere Wahnsinn des Kampfes weiter um sie herum tobte...

    Geändert von Daen vom Clan (05.09.2010 um 01:36 Uhr)

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