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Couch Potato
Es war erst wenige Minuten her seitdem sie Serah gehängt hatten...die arme, unschuldige Serah. Lester wischte sich Tränen aus den Augen, als er zusammen mit Godfrey ihr Grab zuschüttete. Zum Glück hatte der Hexenjäger vorrauschauend gehandelt, wodurch sich die Dorfbewohner den baumelnden Körper des Mädchens nur wenige Minuten ansehen mussten. Aber selbst die würden wohl reichen um ihnen eine unruhige Nacht zu bescheren.
"Godfrey, wieso lässt Gott nur so etwas zu? Ich kann ja verstehen, dass wir Menschen auf eigenen Beinen stehen und unsere Probleme selbst lösen sollen, aber kann er nicht wenigstens eingreifen um solch ein Unglück zu verhindern?"
Damit warf er die Schaufel von sich und fiel auf die Knie.
"Hätte ich doch bloß meine Stimme nicht geändert! Bei unserem Glück ist Laurenz tatsächlich ein Werwolf und ich habe Serah für nichts und wieder nichts zum Tode verurteilt!"
Natürlich bestand die Möglichkeit, dass auch der Händler unschuldig war, aber er hätte es lieber bei ihm statt Serah herausgefunden, denn dann hätte er einen guten Grund gehabt sich seine Pistole zu schnappen und den Priester höchstpersönlich hinzurichten. Nun hatte er nichts weiter als einen Verdacht ohne handfeste Beweise...dabei würde er so gern irgendjemandem den Hals umdrehen um all die angestaute Wut freizulassen! Hoffentlich konnten sie wenigsten am kommenden Tag einen Werwolf erwischen.
Viele Stunden später lief Lester unruhig im Dorf umher. Seine Patrouille war längst vorbei, aber er konnte einfach nicht einschlafen. Jedes Mal erblickte er die baumelnde Leiche von Serah, wie sie ihn anklagend anstarrte. Wer hatte überhaupt angefangen sie zu beschuldigen? Was für Gründe hatte er vorzuweisen? Godfrey war es zum Glück nicht, sonst hätte er sich noch eine Schlägerei mit ihm geliefert.
Plötzlich hörte er das Geräusch zerberstender Tische und den Schrei einer Frau aus Richtung seiner Schänke. Er nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell er konnte, aber bevor er sie erreichte sah er mehrere Schatten davonstürmen. Bevor er auch nur seine Pistole auf sie richten konnte waren sie bereits in den Wäldern verschwunden.
Schlimmes ahnend rannte er weiter und betrat den Schankraum. Noch ehe er einen weiteren Schritt wagen konnte stürzte er bereits auf die Knie.
"Nein...das kann doch nicht wahr sein! BITTE NICHT!!!"
Er robbte auf die Leiche zu und schüttelte sie, so als hoffte er sie würde dadurch aufwachen.
"Bitte, du kannst doch nicht tot sein!"
Er versuchte sie wiederzubeleben, aber natürlich waren jegliche Maßnahmen vergebens und das erkannte er auch auf den ersten Blick, aber er wollte es sich einfach nicht eingestehen.
"KOMM SCHON! DU DARFST NICHT TOT SEIN! NA LOS!!!", aber Nadja würde sich nie wieder erheben. Ihre Seele war schon längst ins Jenseits übergegangen.
Schließlich gab Lester auf und mit leerem Blick sah er sich in der Schänke um. Wäre er doch nur hier gewesen anstatt planlos durch das Dorf zu irren. Vielleicht wäre dieses Unglück dann gar nicht erst passiert.
Schwankend stolperte er nach draußen und schrie sich den angestauten Stress der letzten Tage von der Seele.
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