Godfrey hatte sich neben seiner ursprünglichen Patrouille auch noch einer zweiten angeschlossen, weil er wusste, dass sein Zelt gerade belegt war. Obschon seine müden Knochen ihn einen Narren schimpften, schmunzelte der unbequeme Hexenjäger in sich hinein, als er an den Schrecken des Abends dachte, den Leib Isabellas so daliegen zu sehen und wie sehr es ihn erschrocken hatte, als wären kleine glühende Würmer durch seine Adern gekrochen.
Nun wusste er sie aber in Sicherheit und schlafend, obwohl er die Begleiter seiner Nachtwache immer wieder mit Blicken in Richtung des Zeltlagers sehr amüsierte.
Gerade Heynrich, ein junger Bauer aus dem Dorf, konnte sich mit seinem Spott und anzüglichen Grinsen nicht zurückhalten, was Godfrey erst mit einer lakonisch hochgezogenen Augenbraue, dann mit einem kalten Blick beantwortete.
Das unangenehme Stieren aus einem wenig ansehnlichen Gesichtes, die breiten Schultern und die unheilverkündend dunkel und schwarz daliegende Augenhöhle des Einäugigen, ließ Heynrich dann schließlich verstummen und mit zweifacher Mühe und Rastlosigkeit seinen Dienst versehen.
Godfrey nickte zufrieden und sein Blick wanderte abermals in die Richtung, in der das Zeltlager der Hexenjäger lag und in dem Isabella und Nicolo gerade schliefen und es wurde ihm ein wenig warm ums Herz, nun, da er am Abend seines Lebens die Freuden angenehmer Gesellschaft erkannt hatte und für beide tiefe Gefühle entwickelt hatte - wenngleich auch nicht die gleichen für alle Beiden.

Sein Blick schweifte weiter, während sie am östlichen Ausgang des Dorfes die vereinbarte Rast einhielten, da Agatha - ein streitsüchtiges, zänkisches Weib - gerade mit Steinen und leisen Flüchen einen Fuchs vertreiben musste, der sich bedenklich nahe an einen Hühnerstall herangewagt hatte.
Er bedauerte es - als er nach Westen blickte- dass seine Route ihn nicht an der Taverne vorbeiführte, wo er gerne etwas gegen die Kälte der Nacht erstanden hätte, da sein Mantel nun den Leib Isabellas wärmte. Außerdem hätte er sich nach dem Befinden des Hauptmannes erkunden können, da sein Tod die äußerst fragile Moral der Dorfbewohner noch mehr zerstört hätte.
Doch sein Dienst war im Osten des Dorfes zu versehen und es versetzte ihn aus unbekannter Quelle einen kleinen Stich, dass er auch nicht am Haus der Bäckersfrau vorbeikommen würde, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.

Wenn diese Deutsche doch nur ihr nicht so ähnlich sehen würde... damals, das Lächeln, der Fleiß, die Angst...

Er seufzte und wandte sich ab, als Agatha mit verkniffenem Mund wiederkam und den letzten Stein Heynrich an den Kopf warf, der mittlerweile eingeschlafen war.
"Es geht weiter.", knurrte Godfrey düster und sie beschützten den Osten des Dorfes bis der Morgen graute und Godfrey sich auf seinem Steckstuhl am Lagerfeuer vor Konrads Zeltplatz zusammenkauerte, wo er die sacht glühenden Reste des von Nicolo entfachten Feuers als willkommene Wärme begrüßte und vor sich hin döste...