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Thema: [Werwölfe IV] Tag 4

  1. #101
    Raphael nach zwei Taschen mit Silber aus dem Lager und schleppte sie zur Schmiede. Er entfachte den Hochofen und wartete an der Wand gelehnt, bis er schließlich heiß genug war, das Metall zu schmelzen. Die Rauchwolke des Ofens konnte man von ganz Düsterwald aus erblicken. "Hehe, den Wölfen wird der Rauch bald in den Augen brennen." Raphael legte einen Erzbrocken nach dem anderen in die Backsteinvorrichtung, bis nach kurzer Zeit die ersten Tropfen dieses Edelmetalles in die Gußform flossen. Da dennoch das Risiko einer Sabotage bestand, rief Raphael einen der Hexenjäger zur Schmiede.

    Geändert von relxi (05.09.2010 um 17:58 Uhr)

  2. #102
    Der letzte Abend hatte eine glückliche, aber knappe Wendung für Laurenz genommen. Dennoch, der Tag war mit der Hinrichtung Serahs noch nicht vorbei. Laurenz hatte sich – wenn auch mit Widerwillen – für die erste Wachgruppe einteilen lassen. Während seiner Wache passierte… reichlich wenig. Hier und da ein Geräusch, aber keine feststellbare Aktivität von Werwölfen oder dergleichen.
    Für die Nacht verlegte Laurenz abermals sein Nachtlager, dieses Mal etwas näher am Dorf. Er spürte, dass er die Nacht nicht alleine verbringen musste, doch er war sich nicht sicher, ob er davon erfreut sein sollte.
    Für diesen Tag hatte sich ein Großteil der Dorfbewohner dafür entschieden, die nahe gelegene Silbermine zu untersuchen. Laurenz hielt nicht viel von der Idee. Sei es, weil er als Städter eigentlich den Luxus weitreichender Plätze gewohnt war – und als Architekt den Dienst für betuchte Kunden mit ebenso luxuriösen und weitreichenden Bauten. Oder, dass seine Lunge die längste Zeit seines Lebens an die heißtrockene Luft seiner Heimat gewöhnt war, und die feuchte Luft ihm eine unliebsame Abwechslung war. Nein, das waren nicht seine größten Einwände, denn mit dieser Vergangenheit war es ohnehin zu Ende. Es war der Pfarrer Raphael, dieses wandernde Mirakel, dem er nicht vertraute. Mit seinen Worten hatte er Laurenz' Kopf schon fast in die Schlinge gelegt, nur um dann eine Kehrtwende zu machen.
    Im Dorf angekommen, hörte er vom Tod einer der bei Lester quartierenden Händlerinnen, Nadja. (Er scheint dem Weibe das Pech ja geradewegs anzuziehen.) Ihre Schwester, Nadeschka, sei im Dorf zurück geblieben, um für sie zu trauern. Doch Laurenz sah wenig Anlass, sie in ihrer Andacht zu stören. Zu wenig hatte er Nadja gekannt, als dass er ernsthaft um sie hätte trauern können.
    Laurenz nahm sich vor, die Minen-Expedition im Stillen zu beobachten, zunächst ohne direkt in Erscheinung zu treten. Am helllichten Tag war es schwer, sich unbemerkt fortzubewegen, weshalb Laurenz einige Distanz halten musste. Die Gruppe schien von ihrer geplanten Route abzuweichen, denn der Weg war deutlich länger als die 1000 Schrittlängen, die ihnen versprochen wurden.
    Erst als die Gruppe sich endlich dem Mineneingang näherte, war es Laurenz möglich, die Entfernung zu ihnen wieder auszugleichen, ohne sich in Sichtweite zu begeben. Aber in den gewundenen Gängen – offenbar war dieser Teil der Höhlen natürlichen Ursprungs – musste er sich ganz auf sein Gehör verlassen, um den richtigen Weg zu finden. Es war ein riskantes Unterfinden. Eine Fackel hätte er nicht mitnehmen können, ebenso wenig größeres Gepäck, ohne Gefahr zu laufen, selbst entdeckt zu werden. Und was würden sie denken, wenn sie ihn so entdecken würden, schleichend in ihrem Rücken.
    Immer mehr Wege spreizten sich ab von dem Pfad, den Laurenz zu folgen glaubte. Aus manchen hörte er Geräusche, vielleicht Stimmen. Nach zehn Minuten in den Höhlen breitete sich das Unbehagen in ihm aus, nicht nur aufgrund der unangenehmen Umgebung, sondern auch aufgrund der Vermutung, die Dörfler verloren zu haben. Die Stimmen schienen ihm zunehmend unbekannter, und tatsächlich: Der Lichtschein, den er in einer größeren Höhle ausmachte, kam von einer anderen Quelle. Ein Trupp von Wachen, die wohl auf ihre Ablöse warteten. Selbige traf auch wenig später ein. Man konnte die Menge fast gar nicht überhören. Ein knappes Dutzend waren sie, und die näherten sich lauten Schrittes.

    "…bald zehn Stunden. Endlich Ausruhen! Diese elendige Arbeit bringt mich noch um."
    "Ich hätte zur Armee gehen sollen…"
    "Das war's endgültig. Wenn dieser Mistkerl morgen nicht meinen Sold erhöht, war das mein letzter Tag hier!"
    "Wenn wenigstens etwas passieren würde… Das letzte, was wir machen durften, war Gernot wieder aus einem Loch zu ziehen. Pass das nächste mal besser auf deine Füße auf, du Trampel!"
    "Pass du lieber auf deine Zunge auf, wenn du sie noch länger behalten willst!"
    "Schnauze, verdammt! So lange ich hier bin, wird niemandem irgendwas abgeschnitten! Ist das jetzt endlich klar? Oder muss ich es euch erst rein prügeln"

    Die Söldner wollten offenbar einen Weg nach draußen nehmen. (Hehe, welch glücklicher Zufall…) Laurenz folgte ihnen, das war er mittlerweile gewohnt, auf mittlerer Entfernung. Bei den Geräuschen fiel ihm das weit leichter, als mit den Dörflern. Zumal diese Leute genau wussten, wohin sie wollten. Laurenz hörte, wie einer von ihnen, der sich wohl zum Anführer berufen fühlte, die Wachen am Ausgang begrüßte. Zwei oder drei müssten es gewesen sein. Dann hörte Laurenz noch etwas…
    "Hee, seht ihr die Leute dort? Der Nachschub sollte doch erst in zwei Tagen kommen…? Jungs, ich glaube, wir können uns doch von jemandem… ein Scheibchen abschneiden!"
    Ein Kampf bahnte sich an. Die Söldner stürmten auf das Plateau, welches sich vor dem Höhlenausgang erstreckte. Einige Armbrustschützen bezogen Deckungen hinter Bäumen und Felsen. Laurenz wagte sich an Ausgang heran. In der Ebene erkannte er… (Die Hexenjäger?) Es dauerte nicht lang, bis ein Kampf entbrannte. (Verdammte Narren…!)
    Laurenz zögerte, ob er in den Kampf eingreifen sollte. Am Ende sähe es noch so aus, er wäre mit den Söldnern unter einer decke. Außerdem schienen die Dörfler in einem Blutrausch, in dem sie Freund von Feind schwerlich hätten unterscheiden können… Oder einen Armbrustschützen von einem leblosen Stein. So feuerte er doch einige Bolzen auf die Schützen, die sich selbst vor dem Dorf in Deckung wähnten. Einen konnte Laurenz mit einem Treffer am Schulterblatt unschädlich machen, und mit einem weiteren Schuss durch den Rücken fällen. Mindestens einem von ihnen gelang es jedoch, die Flucht zu ergreifen.
    So plötzlich, wie es zur Schlacht gekommen war, war diese auch wieder vorüber. Die Dörfler traten, offensichtlich erschöpft ihren Rückzug an. Laurenz nahm sich die Zeit, um die Beute der Schlacht zu begutachten. Außer einer Fackel für den Rückweg und ein paar Bolzen für seinen Köcher fand er jedoch nichts von Wert. Der Mann, der sich als Hauptmann aufgespielt hatte, trug einen Zettel bei sich:
    "Nächste Lieferung am Samstagmittag. Nachschub im Anmarsch. Denkt nicht, dass ihr für die Schicht einen Zuschlag bekommt!"
    Laurenz machte sich wieder zurück auf den Weg ins Dorf. Dieses Mal ging alles wirklich viel schneller. (An welcher Stelle haben diese Deppen so viel Zeit verloren?)

    Geändert von Don Cuan (05.09.2010 um 19:00 Uhr) Grund: kleinere Edits

  3. #103
    Als Lester in seiner Schänke ankam wusste er gar nicht wo er anfangen sollte. Ein Großteil der Tische und Stühle lag in Trümmern und er wusste nicht, ob sich Nadjas Blut ordentlich entfernen ließ ohne gleich die Bodenbretter rauszunehmen. Hatte jedenfalls keinen Sinn sich jetzt umzuziehen.
    Zuerst schnappte er sich eine Axt und zerlegte die Trümmer in kleine Haufen welche er in der Lagerkammer aufbewahren konnte. Sie würden ihm im Winter nochmal gelegen kommen...wenn Düsterwald bis dahin noch stand.
    Danach schleppte er ein paar Tische und Stühle aus dem Lagerhaus heran, auch wenn diese bei weitem nicht ausreichten um das beschädigte Mobiliar auszutauschen. Mussten seine Gäste eben etwas enger zusammenrutschen.
    Schließlich wischte er wie ein Wahnsinniger am Blutfleck rum, aber mehr als es etwas verblassen zu lassen erreichte er damit nicht. Musste er eben die Teppiche etwas umverteilen um ihn verdecken zu können.
    Damit konnte er sich endlich nach oben begeben und frische Kleidung anziehen. Bevor er jedoch wieder nach unten ging betrachtete er im Spiegel seine Wunde. Zum Glück war das Messer nicht noch tiefer vorgedrungen, sonst hätte es vermutlich seine Muskeln durchtrennt. Trotzdem würde wohl eine hässliche Narbe zurückbleiben. Zumindest hatte es sich gelohnt, auch wenn Waffen aus Silber noch keinen Sieg gegen die Werwölfe garantierte.

    Kurz darauf konnte man Lester vor seiner Schänke sitzen und ein Bier trinken sehen.

  4. #104
    Die Zeit über, die vom Kampf bis hin zur Rückkehr verging, hatte Roland nahezu im Flug vorüberziehen sehen. Jetzt, da er im Haus des Arztes saß und auf Behandlung wartete, kamen ihm die Erlebnis des Kampfes wieder hoch. Er erinnerte sich daran, dass er bis jetzt noch niemals einen Menschen getötet hatte und die Gewissheit, dass es heute sogar 2 waren, ließ es ihm so schlecht werden, dass er sich, unter seelischen Schmerzen auf dem Boden windend, erbrach. Scheinbar hatte hatten die anderen keine großen Probleme damit gehabt, das alles zu verkraften...

    Es verging einige Zeit, bis es Roland wieder besser ging. Erstaunlicherweise waren seine Verletzungen nicht allzuschlimm, er hatte nur ein paar größere Wunden, die aber nicht lebensbedrohlich waren, wodurch er aber während des Kampfes viel Blut verloren hatte, was seine Ohnmacht erklärte. Trotzdem konnte Roland bald schon wieder stehen und die Zeit nahm er sich, um sich seine Ausrüstung anzusehen. Sein Degen war, dafür, dass er es mit einem wirklich heftigen Gegner zu tun hatte, erstaunlich widerstandsfähig gewesen, da er noch immer in seinem alten Glanz erstrahlte, mal von den Bluflecken abgesehen, und nichteinmal großartige Schrammen aufwies. "War doch ganz gut, dass ich so viel Arbeit investiert hatte..."

    Danach kam sein Rucksack dran und da fiel Roland etwas auf, was er bisher nicht realisiert hatte: da war plötzlich ein kleiner Rucksack drinnen. Scheinbar hatte der Söldner, der sich daran zu schaffen gemacht hatte entschieden, Rolands Rucksack einfach zu übernehmen und seinen dort reinzupacken. Als Roland ihn sich näher ansah, fand er neben einigen Münzen auch ein paar Brocken Silbererz. Es hatte wohl den Anschein, dass dieser Mann versucht hatte, ein bisschen davon mitgehen zu lassen. Es kam Roland ganz recht, denn so musste er sich nun nicht an den Vorräten des Dorfes zu schaffen machen, was er ohnehin nie angestrebt hatte.

    Jetzt hieß es nur noch auf den Arzt zu warten.

  5. #105
    Godfrey hatte Schlaf nachzuholen und es war ihm ein echtes Labsal, als er kurz nach der Ankunft sein Zelt vorfand, in dem es noch immer hauchzart nach Isabellas Körperölen duftete. Müde setzte er sich auf seine Bettstatt und lächelte in sich hinein, der Sieg hatte gut getan und er spürte, wie die Ereignisse der letzten Tage mehr und mehr die Wüste seines Herzen mit feinem, warmen Regen überzogen hatten, das gar der Gletscher in seiner Seele zu schmelzen begann.

    Dort, in den Kissen roch es nach Isabella, eine Strähne ihres goldenen Haares war auch dort und schnell fiel er in den Schlaf, noch ehe er seine Stiefel ausgezogen hatte, die von seinem Bettkasten baumelten...


    Mit einem scharfen und bitteren Knall biss sich die Peitsche in seinem Rücken fest und ein blutiger Striemen gesellte sich zu den anderen dort. Die Haut war schon an einigen Stellen aufgerissen, Blut floss aus diesen Stellen der Pein und in den Augen von Godfrey schimmerten Tränen, als er hemmungslos Rotz und Wasser heulte.
    "Wegen Verfehlungen zur Sicherheit des Klosters Cille Bhrìghde an Ear , verantworten wir Godfrey, den Sohn Geralts zu weiteren fünf Peitschenhieben, zusätzlich zu den bisher ertragenen zwanzig.", ließ sich die teilnahmslose Stimme des Abtes vernehmen.
    "Fahre fort, Scharfrichter."
    "Ich bin unschuldig!", kreischte Godfrey mit einer sich im Stimmbruch befindlichen Stimme, doch ging der Scharfrichter emotionslos seinem Werke nach.

    Und abermals riss die Peitsche dem jungen Mann die Haut vom Rücken, hinterließ Striemen, während Godfrey bettelnd und jammernd um Gnade flehte und schließlich in seinen Fesseln zusammensackte...

    Als er wieder erwachte, spürte er Salz auf seinen Lippen und ein feuchtes Kissen unter ihm - und er spürte seinen Rücken, der in Flammen stand, der feurigen Schmerz in senien ganzen Leib pulsierte und jagte. Und die angenehme Kühle auf seiner Haut.
    Eine feingliedrige Hand streichelte ihm über die Wange und Godfrey ließ es geschehen, mit spröden Lippen keuchte er "Yolanda, ich...", doch es antwortete ihm eine andere Stimme, hell und ihm wohlbekannt, doch die eines Mannes. "Wer ist Yolanda?"

    "Peter...?", murmelte er und spürte abermals wie sein bester Freund im Kloster den kühlen Schwamm auf seinen malträtierten Rücken drückte und das Blut von diesem wusch, der Junge war vorsichtig und sehr geschickt, der Brand auf seinem Rücken ging zu einem schmerzvollen Schwelen zurück.
    "Haben...sie den Einbrecher gefangen...?" stöhnte er leise, während Peter den Schwamm auswrang und das Wasser der Tonschüssel neben seinem Kopf abermals rötlicher färbte.

    "Nein, er ist entkommen. Und mit ihm die Liste unseres verehrten Gastes.", Peter seufzte leise und maß Godfrey mit mitleidigem Blick, es war seinen dunklen Augen anzusehen, dass ihm etwas auf der Seele brannte.
    "Warum hast du deinen Posten verlassen, Godfrey?", brach es fast beleidigt aus ihm heraus und der Angesprochene vergrub sein Gesicht im Kissen.
    "Ich hatte Besuch..." kam es dumpf darunter hervor und Godfrey hoffte inständig, dass sie Yolanda nicht entdeckt hatten, so wie sie ihn gefunden hatten, fern von seinem Posten...



    Godfrey öffnete blinzelnd sein Auge und er sah das sachte Abendrot des Himmels durch die Zeltbahn schimmern, es roch nach frischer Luft und nach Lagerfeuer, draußen konnte er die Silhouette Nicolos erkennen, der wahrscheinlich gerade eine seiner französischen Suppen ankochte. Ächzend stand der alte Hexenjäger auf und er betastete die Wunde an seiner Seite, Erinnerungsfetzen an Isabella flitzen vor seinem Auge vorbei, wärmten ihm das Herz, bedienten sich einer Magie, die ihn lächeln ließ und die kein Hexenjäger dieser Welt ausrotten konnte.
    Er fühlte sich ein wenig frischer, ausgeruhter, doch auch aufgewühlt, Träume aus längst vergangenen Tagen waren wie Phantome und Gespenster und er schlug die Zeltbahn beiseite, die sein Lager verschloss.

    "Waffenbruder Nicolo." begrüßte er seinen Kameraden freundlich und tippte sich an die Hutkrempe. "Ich gedenke, mich waschen zu gehen, mein Freund.", sagte er, dann grinste er im Vorbeigehen. "Immerhin hat schon ein gewisser Nicolo in seinem 'Almanach der Welt' geschrieben '...vom Volke der Skoten gar nicht zu reden, die nicht auszumachen sind von ihren Hausschweinen, wenn du ihr Dorfe betrittst. Allerlei Schlamm, allenortens Dreck und die Englischen hätten gut daran getan, diese Barbaren beizeiten zu kultivieren'. 1432, wenn ich mich recht erinnere, hm?"

    Dann schritt er langsam und mit einer Krücke bewaffnet von dannen, um den See leicht außerhalb des Dorfes aufzusuchen. Dor angekommen, kniete er sich nieder, da er sich alleine wähnte und das Gespräch mit dem Erzengel Michael suchte, den er für den Beistand dankte und dafür, seine Schar zu beschützen. Demütig senkte er sein Haupt und verharrte dort während des Betens.
    Schließlich bekreuzigte er sich als er geendet hatte und mit einiger Mühe zog er seine Tunika aus, die dreckig an ihm klebte, ebenso wie seine Hose und die Bruche, bis er dort stand, wie Gott ihn schuf, nur behangen mit einem Verband, vernarbt, mit Flecken verbrannter Haut und getrocknetem Blut am Leibe. Er musste stinken wie ein Sarazene, dessen war er sich sicher, als er behutsam in den Teich glitt und seine Kleidung mit sich führte, um diese wie seinen Leib zu waschen.
    Und bei Gott, das Bad war so kalt und die Bürste so hart wie eh und je...

  6. #106
    Das warme Abendrot schien verlockend in Callans Badestube herein und so entschloss sie sich heute einen Fluss den Zubern des Baders vorzuziehen. Callan erzählte ihr mit angestrengter, konzentrierter Miene, als er die letzten Stiche vernähte, das es hier sogar eine kleine warme Quelle gab, die einen See am Dorfrand mit frischem Wasser speiste. Allerdings sollte sie darauf achten nicht gesehen zu werden – und am besten niemandem sonst von ihrem Plan erzählen.

    Sie zog hinter einem Paravan ihre zerfetzte Tunika aus und zog ihre Lederhose und ein weites weißes Hemd an – alles übrige würde sie erst nach dem Bad anziehen. Callan gab ihr noch ein Stück Seife und einen Lappen mit, dazu noch ein großes Leinentuch das sie zum abtrocknen nehmen konnte. „Habt ihr eventuell noch zwei weitere?“, fragte sie vorsichtig. Eventuell wollten die Händlerin und die Bäckerin ja auch mitkommen und sich entspannen. Sie wollte den beiden ein wenig zur Seite stehen, jetzt da sie so viel durchgemacht hatten. Und sie hatten sich die Entspannung allemal verdient.

    Der Bader gab ihr bereitwillig noch zwei weitere Tücher und einen weichen Schwamm mit auf den Weg. Sie wickelte alles vorsichtig in eines der großen Tücher und stopfte die Sachen in ihren Rucksack. Dann machte sie sich auf um Nadeschka und Lilith zu suchen und sie zu einem Spaziergang zu überreden.

    Sie zündete ihre Pfeife nocheinmal an und inhalierte tief von dem beruhigenden Kraut, das sie neben dem Tabak immer zur Notversorgung mit sich herumtrug. Schmerzen konnte ein Hexenjäger nunmal nicht gebrauchen.

  7. #107
    Vor Liliths innerem Auge spulten sich die Bilder der Ereignisse immer und immer wieder von vorne ab. Während des ganzen Weges zum Dorf zurück war sie in dieser Schleife gefangen, ging das Auf und Ab der Gefühle immer wieder durch.
    Als sie schließlich, ohne es richtig zu merken, vor ihrer Backstube angekommen war, sah sie auf ihren Speer, dessen Holz und Spitze sich rot verfärbt hatten. Schon in der Höhle hatte sie fassungslos darauf gestarrt, aber erst jetzt fiel ihr ein winziges Kreuz auf, das in das Holz eingeritzt war. Überwältigt von dieser Entdeckung ließ sie sich auf den Boden vor dem Haus sinken und tastete nach dem Amulett um ihren Hals. Ein paar Bluttropfen der Wunde, die sie im Gesicht hatte, war auf das Holzkreuz gelangt, und nun bildeten Speer und Anhänger eine optische Einheit, wie zwei Teile eines Ganzen, das schon immer zusammengehört hatte.

    Bei dem wundervoll warmen Gefühl - ein Gemisch aus Stolz, Hoffnung und Stärke -, das sie nun durchströmte, musste sie leise lachen, und bei dieser befreienden Gemütsregung kam es ihr vor, als würde ihr eine schwere Last von den Schultern fallen.
    Dann jedoch fiel ihr wieder ein, von wem sie Speer und Amulett hatte, und sie verschluckte sich und musste fürchterlich husten. "Ich muss mich entschuldigen." ,dachte Lilith und richtete sich wieder auf. Erst jetzt fiel ihr auf, wie ihre Knochen und Muskeln schmerzten, und dass ihre Arme und Beine mit Schürfwunden übersäht waren. Aber dies war nichts gegen die Verletzungen der anderen, vor allem Godfreys... "Wäre ich etwas fähiger gewesen, wäre es ihm besser ergangen." Sie wusste, der Hexenjäger würde ihr keine Schuld geben, aber sie hatte sich noch nicht einmal bedankt, dass er ihr Leben gerettet hatte...nein, sogar mehr als das...

    So machte die Bäckerin also wieder kehrt, ohne ihre Wunden zu reinigen oder die Kleidung zu wechseln, und immer noch mit dem Speer in ihrer rechten Hand.

  8. #108
    Godfrey stand im See und seine Beine begannen langsam das Gefühl zu verlieren, er genoss die Kälte, nachdem er den gesamten Tag so geschwitzt hatte und sein Leib sich so erhitzt hatte.
    Genießerisch krümmte er die Zehen und bohrte diese in den Sand des Ufers, seine Finger führten den Lappen über seine Seiten und die Stellen des Rückens, die er erreichen konnte und er spürte die Narben der Peitsche, errungen damals, als sein Leben eine überraschende und schreckliche Wendung nahm.

    Doch seitdem war viel passiert, Godfrey hatte ein glückliches Leben gehabt und er erstarrte, als er auf den See hinausblickte, der so friedlich, so vollkommen unberührt vom Bösen da lag, dessen Schilf sich sachte im letzten Abendwind des Spätsommertages bewegte und ein Entschluss reifte in ihm mit der Wucht des Lräms von tausenden Glocken.
    Last und Schuld fielen von ihm ab, nun da er wusste, was zu tun war.

  9. #109
    "Lilith, wartet einen Moment,!" Isabella hatte Glück gehabt, die Bäckerin grade noch daheim anzutreffen. Wie es schien wollte diese grade aufbrechen.

    "Sagt, wohin wollt ihr noch zu dieser späten Stunde? Falls ihr ein wenig reden und Kraft schöpfen wollt würde ich euch gerne mein Geleit anbieten und mich auch um eventuelle Wunden kümmern. Ihr seht sehr erschöpft aus, wenn ich das so sagen darf. Wie geht es euch?", den zarten Worten die ihren Lippen entwichen merkte man deutlich an das sie von Sorge geschwängert waren.

    Während ihrer Worte legte sie sanft eine Hand auf die Schulter der Bäckerin und lächelte sie aufmunternd an. "Ihr habt euch heute sehr gut geschlagen in dem Stollen, Bäckersfrau. Es war gut das ihr mitgekommen seid." Ein kleiner Stich tief in ihrem Herzen widersprach ihr und fast vermeinte Isabella eine Stimme zu hören die flüsterte "Du Lügnerin. Aber immerhin das kannst du gut." aber mit einem leichten Kopfschütteln verschwand das flaue Gefühl auch wieder.

    "Callan hat mir Tücher mitgegeben, ich hatte vor noch bei den heißen Quellen hier in der Nähe baden zu gehen. Was denkt ihr? Wollen wir eventuell noch Nadescha mitnehmen und eventuell Avery als Wache einteilen? Er hat sich heute schon den ganzen Tag um euch gesorgt."

    Isabella hielt während sie redete schon Ausschau nach den beiden "Kindern" - denn in ihren Augen waren das die beiden, obwohl sie schon einiges in ihrem Leben hatten sehen müssen.

  10. #110
    Beim Anblick von Isabella, die nur mit Lederhose und Hemd bekleidet auf sie zuschritt, trotz des vorangegangenen Kampfes anmutig und frisch, lockerte Lilith den Griff um den Speer zum ersten Mal. "Wie nett von euch." ,sagte sie ehrlich berührt. "Ich wollte eigentlich um Verzeihung bitten... da einer der Euren wegen mir schwere Wunden davon getragen hat." Bei diesen Worten sah sie zu Boden, geplagt von Schuldgefühlen gegenüber der Weggefährtin Godfreys. "Deshalb habe ich Eure Fürsorge wohl gar nicht verdient." Verlegen lächelte die Bäckerin, aber die Hexenjägerin schien dieses Gerede einfach zu überhören und sprach weiter sanft zu ihr.

    Nachdem Isabella ein Bad in den heißen Quellen vorschlug, huschte Lilith schnell in die Stube, um den Speer zurückzulassen, den sie dort nun wirklich nicht gebrauchen konnte. Etwas zögernd lehnte sie die Waffe an einen Tisch mitten im Raum, strich noch einmal über die kleine Schnitzerei darin, und kehrte dann mit einem ehrlichen Lächeln zu Isabella zurück. "Ich fühle mich geehrt, dass ihr an mich gedacht habt, also würde ich sehr gerne mit euch kommen... Und wenn Avery sich gesorgt hat, sollte ich mich auch bei ihm bedanken." Etwas nachdenklich und viel leiser fügte sie hinzu: "Es gibt so viele Menschen, für die ich dankbar sein kann."
    Die Anwesenheit der Hexenjägerin hatte Lilith sichtlich neue Kraft gespendet, denn nun schritt sie beinahe leichtfüßig über den Boden, um Nadeschka und Avery zu finden.

  11. #111
    Avery schlurfte durch das Dorf, auf dem Weg zu seiner Hütte. Sölnder. Wölfe. Bären. Mann, war der marsch richtung Mine ein Abenteuer. Und dann musste er mit seiner schmächtigen Statur auch noch kämpfen, wohl mehr schlecht als recht. Er schüttelte den Kopf. verdammt. Er hätte wirklich bei dem anderen Kumpel bleiben sollen, dann wäre ihm das nicht passiert. Als er ankam, legte er sich erst einmal auf eine Strohmatte und dachte über das vergangene Geschehen nach. Er hatte wirklich gekämpft wie ein Irrer und hatte sich gar nicht mal so schlecht geschlagen, dafür, dass es das erste Mal für ihn war, dass er einen Speer in der Hand hatte. Er stand auf und lehnte ihn gegen die Wand. Die spitze des Speers war voll Blut. Er seufzte. Das hatte ihn also nach 3 Tagen Fernbleiben erwartet...........eine Kehrtwende. Eine noch nie dagewesene Situation. Man hatte einen Krieger aus ihm gemacht. Er ballte die Fäuste. Nein. Er war ja schließlich kein Schwächling der mit einer derartigen Waffe nicht umzugehen wusste. Es war bloß etwas ungewohnt, plötzlich wie verrückt um sein Leben zu kämpfen. Und außerdem waren Frauen im Bunde, die es zu schützen galt. So sah die ganze Sache aus. Dann waren da noch die Werwölfe. Immernoch lag kein einziger von ihnen im Staub. Man hatte während seiner Abwesenheit zwei unschuldige Dorfbewohner gehängt, wie Avery während der Wanderung vom Hauptmann erfahren hatte. Serah und diesen Diran."Woran könnte das bloß liegen, dass bisher noch keine Erfolge verzeichnet wurden.....", grübelte er in seiner Hütte.

  12. #112
    Nachdem das gegossene Silber an diesem kühl gewordenen Abend abgekühlt ist, lege Raphael die ersten Barren in eine Tasche und trug diese umgehend zur Schenke. Die Schmiede war nun wieder volkommen leer. Er zeigte Lester das Glücksmetall und fragte ihn, was nun mit der allgemeinen Silbermenge alles angestellt werden soll.

  13. #113
    Lester saß noch immer vor seiner Schänke als Raphael vorbeikam und ihn fragte was man mit dem Silber anstellen soll.
    "Was ist denn das für eine Frage? Logischerweise sollten wir damit Waffen schmieden um die Werwölfe zu töten. Was wolltet ihr sonst damit anstellen? Die Silberbarren ins Fenster stellen und hoffen, dass die Werwölfe voller Angst den Schwanz einziehen und wieder von dannen ziehen?
    Am besten bringt ihr das zu den Hexenjägern. Die können euch sicher besser weiterhelfen als ich. Ich könnte vielleicht gerade noch so Kugeln für unsere Pistolen herstellen, aber das sollten wir uns lieber aufsparen für den Fall das noch was übrig ist. Schließlich würden wir Kugeln wesentlich leichter verbrauchten als Nahkampfwaffen.
    "
    Und damit trank er sein Bier weiter. Etwas Gesellschaft würde ihm zwar gut tun, aber nach der Reise zur Mine und der Arbeit in der Schänke hatte er keine Lust sich noch groß zu bewegen.

  14. #114
    "Antwortet nicht gleich so aggressiv. Jedem ist klar, dass das Silber dem militärischen Zweck dient. Eure letzteren Sätze waren eher das, worauf ich es abgesehen hatte." Mit diesen Worten ging Raphael zu den Hexenjägern, seine Augen noch einmal auf den beschwipsten Lester gerichtet.

  15. #115
    Wieder im Dorf angekommen, ging Laurenz den gewohnten Weg zur Dorfschenke. Sein Blick fiel auf die blutverschmierten und zerschlissenen Gesichter der Männer, die er dort vorfand. Dieser verdammte Priester war auch unter ihnen…
    Laurenz wandte sich an die versammelten Männer. "'Nen schönen Abend wünsche ich Euch! Hat sich in meiner Abwesenheit etwas… interessantes zugetragen?"

  16. #116
    "'Silber' ist das Wort des Tages. Und 'Waffen' wird es diese Nacht sein." rief Raphael schnell Laurenz zu.

  17. #117
    "Oh nein, nichts interessantes. Wir haben nur etwas Silber geborgen, eine Gruppe Söldner getötet und einen Bär erschlagen, der aussah als käme er frisch aus dem Grab.
    War euer Tag auch so langweilig?
    ", fragte er Laurenz grinsend.

  18. #118
    "Kaum spannender.
    Ich habe eine Reihe von Höhlen untersucht, eine Wachkompanie beschattet und dann zusehen dürfen, wie ein knappes Dutzend Teufelskerle ebenso viele erschöpfte Männer abgeschlachtet hat.
    Aus gegebenem Anlass ein Rat: 'Nur, weil Ihr jemanden nicht sehen könnt, heißt das nicht, dass er euch nicht im Blick hat.' Und ich habe noch einen zweiten: 'Achtet selbst aus dem Hinterhalt heraus, nicht selbst in einen zu geraten.' Hätten die falschen Leute ihn berücksichtigt, säßen wir nicht beide hier.
    Aber sagt… was genau habt Ihr dort gefunden? Und in welchen Teilen der Höhlen wart ihr? Ich befürchte, dass ihr nicht die einzigen Leute getroffen habt, die in der Mine zugange waren."

  19. #119
    Lester starrte ihn verwundert an.
    "Ihr seid uns also gefolgt? Wieso die Heimlichtuerei? Ihr hättet euch uns anschließen sollen. Hättet ihr es mir nicht so offen gestanden könnte man fast meinen ihr hättet keine guten Absichten verfolgt.
    Jedenfalls weiß ich nicht genau bis wohin wir vorgedrungen sind, aber ein paar Ebenen nach unten auf jeden Fall. Wie schon gesagt haben wir dort Silber gefunden, wenngleich nur recht spärlich. Aber für ein paar Waffen reicht es hoffentlich.
    Mir ist jedoch nicht aufgefallen, dass sich dort noch jemand anderes außer uns und den Söldnern rumgetrieben hätte.
    "

  20. #120
    "Ehrlich… ich habe wenig Zutrauen zu diesem Pfaffen. Ihr versteht sicherlich, warum…
    Außerdem habt ihr ja bewiesen, dass ihr in der Schlacht zu unvorsichtig vorgeht. Ihr könnt von Glück reden, dass niemand von euch den Kampf mit seinem Leben bezahlt hat. Eure Feinde waren missmutig und geschwächt; und haben euch wohl auch unterschätzt. Für solche Feinde war eure Milizausbildung wohl ausreichend, doch glaubt nicht, dass Ihr stärkeren Gegnern in dieser Zahl entgegentreten könntet.
    Und warum ich noch mehr Söldner dort vermute, werdet Ihr erfahren, doch jetzt ist nicht die Zeit dafür."

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