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Thema: [Werwölfe IV] Tag 4

  1. #41
    Godfrey blickte ihr nach und murrte leise: "Und denke daran. Wenn dich jemand töten will, stich zu. Wenn er fragt warum, gleich nochmal."

    Dann blickte er zu den versammelten Männern und er nickte mit einem entschlossenen Grinsen.
    "Mit Gottes Hilfe und den Erzengeln auf unseren Wegen werden wir also die Mine aufsuchen und so der HERR will, mit Erfolg und beladen mit Argentum zurückkehren. Davor will ich aber nochmal die Backstube aufsuchen, es ist fast als hätte ich seit Beginn der Kreuzzüge nichts mehr gegessen, außerdem will man uns vielleicht begleiten?"

    Und damit marschierte er in Richtung Taverne und des Hauses der Bäckersfrau.

  2. #42
    Verblüfft über die Bitte des Hauptmanns konnte Lilith sich nicht widersetzen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es schaffen sollte, diese Aufgabe durchzuführen. “Ich weiß nicht-“ ,stammelte sie viel zu spät, als Lester schon weiter gezogen war. Sie wusste nicht, ob es in Ordnung war, alleine mit dem Jungen los zu ziehen. Bei dem Gedanken, keine Menge an tapferen Männern um sich zu haben, schnürte sich ihr die Kehle zu, doch der Hauptmann hatte gesprochen und hatte sich bestimmt nicht leichtfertig entschieden. Die Bäckerin schloss also kurz die Augen, holte tief Luft und ging dann mit Avery zu dem kleinen Körper, der immer noch zugedeckt auf dem Boden der Taverne lag. “Wenn dies das einzige ist, was wir für das Dorf tun können, müssen wir uns bemühen und es durchziehen.” ,sagte sie leise zu sich selbst, aber auch Avery hörte es und nickte bestimmt. Er hob das Mädchen samt der Decke auf, und gemeinsam schlugen sie den Weg zum Friedhof ein.

    Avery hatte darauf bestanden, das Loch alleine auszuheben, und Lilith hatte eine Weile nur dagestanden und ihm dabei zugesehen. Schließlich konnte sie ihre Aufgabe jedoch nicht mehr länger ignorieren und deckte den Körper des jungen Mädchens ab. Blass und kalt war ihr Gesicht, und die Bäckerin begann, es von Blutspritzern und Schmutz, die sie sich bei ihrem Überlebenskampf zugezogen hatte, zu säubern, bis es beinahe aussah, als würde Nadja nur schlafen. Nachdenklich betrachtete Lilith das Kind, das voll von Unschuld vor ihr lag, und langsam bildeten sich Tränen in ihren traurigen, braunen Augen. Das Mädchen hatte nichts getan, war gerade erst ins Dorf gekommen... und nun lag es hier leblos, hinterließ eine Schwester, deren einziges Ziel im Leben von nun an die Rache sein würde.

    Avery war inzwischen fertig und wartete geduldig, bis Lilith den kleinen, toten Körper wieder zugedeckt hatte.
    Sie sprachen nichts, bis Nadja begraben war, und sie wussten beide keine würdigen Worte des Abschieds. Sie hatten dieses Mädchen nicht gekannt, und doch waren sie die einzigen, die ihm hier einen letzten Abschiedsgruß mit auf den Weg gaben. Im Inneren der Bäckerin tobte ein Sturm, doch der Himmel über dem Dörfchen wurde von keiner Wolke getrübt. Die Morgensonne schien auf das Grab herab, als wäre sie ein eigener, stiller Teilnehmer des Begräbnisses, der das kleine Mädchen strahlend ins Paradies geleitete.

  3. #43
    Der Vorschlag des Hexenjägers vor dem Aufbruch der dörflichen Bäckerei einen Besuch abzustatten fand bei Ewald Anklang. Er hatte heute morgen nicht wirklich viel gegessen und der Gedanke an Leichen und Tote machte ihn immer sehr hungrig und mit leerem Magen ließ es sich auch nicht wirklich gut marschieren vom Zerhacken von Dingen mal ganz zu schweigen.

    [FONT=Book Antiqua]"Das klingte wie eine wahrlich gute Idee"[/FONT], sagt er laut zu sich selbst und folgte dem schottischen Mann in die Backstube.

  4. #44
    Traurig blickte Lester Nadeschka hinterher. Er hatte keine Ahnung wie es war jemanden zu verlieren der ihm etwas bedeutet. Selbst in den Fetzen seiner Erinnerungen schien es niemanden zu geben, der ihm nahe gestanden hätte.
    Als Godfrey und Ewald gingen blickte er ihm nur wortlos hinterher. Nach dem Anblick in seiner Schänke hätte er nichts runterbekommen, aber irgendwann müsste er etwas essen. Es würde vermutlich einige Stunden dauern bis sie wieder zum Dorf zurückkehren konnten.
    Plötzlich drehte sich alles um ihn und er musste sich setzen um nicht zu stürzen.

    Ein Meer aus Flammen...ein einsamer Wanderer, gequält von Dämonen...eine endlose Reise, die selbst seinem Haar jegliche Farbe raubt...
    "Du willst also eine 2.Chance?"


    "Argh, was...?"

    "Solltest du nochmal sterben, so wirst du bis in alle Ewigkeit hier unten verrotten!"

    Lesters Kopf fühlte sich an als wolle er zerspringen als eine Flut von Erinnerungen durch ihn raste, nur um kurz darauf wieder in den Tiefen seines Gedächtnisses zu verschwinden.
    Schwer atmend fiel er hinüber und blickte mit pochendem Schädel in den Himmel. Wieso war es nur solch ein schöner Tag? Ein Gewitter hätte viel besser gepasst...

  5. #45
    Roland hatte sich wieder in seine Gedankenwelt begeben. Er ordnete noch einmal alle seine Gedanken, während er auf die Rückkehr von Godfrey und Ewald wartete. Er bemerkte, dass Lester für einen kurzen Moment zuckte, was wohl seinen Kopf gerade vor sich ging? "Alles in Ordnung?", fragte er unwillkührlich, bevor er sich seinen Hut übers Gesicht zog und wieder in seine Gedanken flüchtete. Das zigste Mal ging Roland durch, was er mehrfach in den Aufzeichnungen Dirans gelesen hatte. Irgendwo musste es einen Sinn geben, allerdings wusste er auch, dass er es nur erfahren könnte, wenn er in den Minen das fände, von denen er ausging, dass es sich dort aufhielte. "Das Wetter scheint uns immernoch zu verspotten", sagte Roland unbewusst, während er sich an einen Pfosten des Ausgangstores lehnte.

  6. #46
    "Nun, Hauptmann, habt ihr eine Ahnung, wer die grundlegende Führung dieser Gruppe durch den Stollen übernehmen soll? Es sei denn, ihr wollt es übernehmen." Sagte Raphael zu Lester. "Hier sind Karten der ersten sieben Stockwerke, das fünfte beherbergt die angeblichen Silbervorkommen." Er reichte 8 beschriftete Pergamentstücke an Lester.
    Auf dem ersten Blatt stehen mögliche Gefahren, wie Giftpilze, Wölfe, Bären und Räuber, und Arzeneihinweise, wie Heilkräuter und essbare Pflanzen, im Steinwald.
    Auf dem anderen befinden sich Informationen über die verscheidenen Stufen.
    Ebene 1: sie scheint nicht von Bedeutung zu sein.
    Ebene 2: geringfügig einsturzgefärdet, leise sein.
    Ebene 3: besonders viele Abbauspuren, hier wirkt das Gestein schon stabiler. Fledermäuse könnten nervig werden. Außerdem sind die Gänge kleiner, es könnte zu Kopfschmerzen führen.
    Ebene 4: Grundwasserquelle und Fledermausdreck sind das Besondere. Hier wurde
    leicht entzündbares Öl gefunden. Vorsicht mit Feuer gilt hier.
    Ebene 5: Eine hoches stabiles Gewölbe. Hier wurde am meisten bestes Gestein abgebaut. Außerdem gibt es hier wahrscheinlich Silber.
    Ebene 6: Es wird gefährlich. Viele künstlich tierisch angelegte Bauten existieren hier. Von hier kommt das seltsame Geknurre. Einsturzgefahr ist gegenüber der zweiten Ebene viel größer. Es sollten nicht zu viele Personen an einem Punkt stehen.
    Ebene 7: Erdbeben sind wahrnehmbar. Manch in Bergarbeiter wurde hier schon zerquetscht. Deswegen führen viele Trümmer zur Ebene 6 zurück.

  7. #47
    Ewald und Godfrey schritten einander her und waren in eine Debatte darüber vertieft, wie man die Wirksamkeit der gestern angefertigten Lanzen noch erhöhen könnte, denn auch wenn sie keine dieser Bestien erwischt hatten, so hatte Godfrey doch während seiner Patrouille deutlich gespürt, wie die schweren Waffen die Herzen der Wachmannschaft ein bisschen leichter hatten werden lassen.

    Endlich waren beide an der Backstube angekommen und fürwahr, es duftete nach frischem warmen Brot und Godfrey konnte schon fast die knusprige Kruste eines dunklen Brotes zwischen seinen Zähnen knistern hören, begleitet vom Geschmack leicht gesalzener Butter und Schnittlauch aus seiner Zunge und er hieb dem kräftigen Ewald auf die Schulter.
    "Bei Tag ists der Wolf des Hungers und bei Nacht diese Ausgeburten der Hölle - und beide sind sie hinter meinen Eingeweiden her.", brummte er.

    Dann sah er Lilith langsam und mit bedächtigen Schritten auf die Backstube zuschreiten und es schien, als würde die Kraft der Sonne nicht durch den Schleier aus Trauer hindurchscheinen können, welcher das Haupt der schönen Frau bekränzte.

    Es war deutlich, dass die Frau geweint hatte und Godfrey konnte sich schnell einen Reim darauf machen, als er an die Verzweiflung der Russin zurückdachte, die ihn vorhin aufgesucht hatte.

    "Sie wird im Himmel willkommen sein, wie alle Menschen, die unschuldig von uns gegangen waren." sagte er leise mit einer Bestimmtheit in der Stimme, die tief aus seiner Kehle kam und mit sanftem Blick suchte er ihre Augen, wo er den Schmerz darin lesen konnte, der noch im Herzen dieser Frau saß.

    "Man erkennt einen wahrhaftigen Menschen auch daran, wieviel Kummer er sich um das Unglück anderer macht. Mitfühlend zu sein ist das Märtyrertum der Lebenden. Ohne eigenes Unglück weinen zu müssen, mag wie ein Fluch klingen. Aber die Liebe jener, die dieses Unglück widerfahren ist, ist ein Geschenk des Himmels."

    Er sah ihr bei diesen Worten in die Augen, dann glitt sein Blick über ihr Gesicht und dann zum Kreuz, welches sie um den Hals trug, er schien zu verstummen und die Lippen zusammenzupressen, dann räusperte er sich, da seine Stimme schwer belegt schien.

    "Ich kann dir diesen Schmerz nicht nehmen, ich kann dich nur bewundern für die Stärke, die du an den Tag legst."

    Es war offensichtlich, dass er seit ihrem Eintreffen nur mit Mühe dem Impuls widerstehen konnte, sie einfach in den Arm zu nehmen, ihren Kopf an seine Schulter gebettet und stoisch mit der ihm zu eigenen steinern Miene abzuwarten, bis sich ihr Schluchzen beruhigt hätte, doch wagte er es nicht vor Ewalds Augen, eine unverheiratete Frau so unschicklich zu berühren.

    Sein Hunger war auf einmal verflogen, Wut und Zorn auf diese Bestien und die Hilflosigkeit machte sich stattdessen breit und zerrte an ihm, er war im Begriff zu gehen, als er sich aus einem Gefühl heraus umdrehte und sie anblickte.

    "Lilith.", sagte er sanft. "Komm mit uns zur Mine. Wir werden nicht nur Kraft, sondern auch Fleiß brauchen und in diesem Moment kenne ich niemanden, der fleißiger ist als du. Der Marsch wird dich ablenken, der Erfolg den Schmerz deiner Seele lindern und jeder Schritt, den du tust, jedes Quentchen Silber, welches du findest, wird zum Untergang der Bestien beitragen, deren Wirken du heute hast beweint."

    Er streckte ihr die Hand hin, die wie immer in den schweren Handschuhen steckten und er lächelte sie vorsichtig an, aufmunternd, während niemand sagen konnte, ob nicht doch andere Gründe dahintersteckten, die Bäckerin ungewöhnlicherweise auf die Expedition mitzunehmen.

    Nur Godfrey wusste in seinem Inneren, dass er Angst um ihre Sicherheit im Dorf hatte und... und dass er sie gerne um sich hatte? Konnte dies sein?

  8. #48
    Als Winfried das kleine Fachwerkhäuschen verließ, schien die Sonne so hell am Himmel, dass er es eigentlich für unmöglich gehalten hatte, dass ein neues Unglück geschehen sein konnte. Bereits auf dem Weg zur Taverne vernahm er den schockierenden Tod einer der Zwillingsmädchen, Nadja. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er von dieser Neuigkeit erfuhr, denn es war doch gerademal wenige Stunden her, dass ein junges Mädchen gehängt wurde! Zu Unrecht, wie sich später herausstellen sollte, und Winfried war den restlichen Abend von tiefer Trauer ob dieser fatalen Fehlentscheidung erfüllt. Als er die Taverne erreicht hatte, überkam ihn eine seltsame Furcht vor diesem Gebäude, denn auf ihm schien ein Fluch zu lasten. Waren vor einigen Tagen nicht erst direkt neben der Taverne die Pferde den Bestien zum Opfer gefallen? Unwillkürlich bereitete Winfried das Wohlergehen der jungen Bäckerin große Sorgen, schließlich war sie eine der wenigen verbliebenen Frauen im Dorfe! So machte der junge Schreiberling sich schnurstracks auf den Weg zur Bäckerei, wo er aus der Entfernung auch schon Godfrey erkennen konnte.

  9. #49
    "Zumindest müssten wir uns keine Sorge um Proviant machen, wenn ihr mitkommen würdet, das wäre sicher.", sagte Ewald aufmunternd. Er hatte sich etwas zurückgehalten während Godfrey mit der Bäckerin gesprochen hatte, er war anscheind ziemlich gut darin mit Frauen zu sprechen. Vermutlich war es auch sein Plan gewesen sie dazu zu überreden bei der Expedition mitzukommen, hoffentlich würde sie die lange Wanderung aushalten.

  10. #50
    "Ja, es geht schon", sagte Lester an Roland gewandt.
    "Und Raphael, wenn ihr ein reines Gewissen habt könntet ihr ja vorrausgehen, wobei es wegen der Gefahren sicherlich besser wäre Godfrey unsere Gruppe anführen zu lassen. Es reicht, dass wir uns mit den Werwölfen herumplagen müssen. Da können wir es uns nicht leisten jemanden in den Minen zu verlieren...außer natürlich es wäre ein Werwolf."

  11. #51
    "Gut, ich werde unter bestimmten Risiken oder Unständen die Führung übernehmen. Außerdem erkläre ich gleich der Menge, was sie tun darf und unterlassen sollte." Sobald die ganze Partie weider vereint ist, erklärt Raphael alles Wissenswerte und Gefährliche im Bergwerk und im Steinwald (da eben nicht jeder oft im Steinwald wandert oder gar kampiert)

  12. #52
    Avery kam sich nach der Beerdigung so fürchterlich überflüssig vor. Dieser Hexenjäger, Godfrey-oder-wie-auch-immer-er-hieß war offensichtlich bei Lilith nahe der Backstube. Das Begräbnis hatte sie offenbar ziemlich mitgenommen. Er schlug sich gegen den Kopf. Verdammt! Er hätte das Begräbnis besser alleine übernommen, um diese Dame nicht noch zusätzlicher Trauer auszusetzen. andererseits hätte es so vermutlich viel länger gedauert. "Nein.", dachte Avery sich. "Dieser Hexenjäger ist ja bei ihr. Er wird sie schon irgendwie aufmuntern.."
    In Gedanken versunken sah er Lester und Roland, auf die er zugleich hinschritt. "Verzeihung, wenn ich störe, Hauptmann. Lilith und ich haben die Beerdigung erledigt. Gibt es jetzt sonst noch etwas, wo ich behilflich sein kann?

  13. #53
    Nicolo war schon etwas länger wach und stand nun auch bei den anderen, die zur Mine gehen wollen. Bisher hatte er geschwiegen, der Tod der zwei jungen Mädchen hatte seine Motivation deutlich gesenkt. Er war zwar immernoch nicht davon überzeugt, dass es ihnen viel weiterhelfen würde in die Silbermine zu gehen, doch solange die Mine den Leuten Hoffnung gab, würde er sie unterstützen.

  14. #54
    Nach der Beerdigung hatte sie sich bei Avery entschuldigt, und sich auf den Weg nach Hause gemacht. Sie hatte vor, die Backwaren, die sie am Morgen vorbereitet hatte, zu holen, doch hatte es auch einen anderen Grund, dass sie den Weg alleine auf sich nahm. "Begegne deinen Mitmenschen stets mit einem Lächeln, auch wenn dein Herz vor Trauer überquillt." ,hatte ihr irgend jemand einmal gesagt. Und auch wenn ihr davor graute, alleine zu sein, war es ihr doch unmöglich, neben Avery zu weinen.

    Bis sie bei der Backstube ankam hatte sie sich wieder etwas beruhigt, wohl genau zur rechten Zeit, wie sie dachte, als sie Godfrey und Ewald erblickte. Doch sobald sie die warmen Worte des Hexenjägers vernommen hatte, vor dem sie offenbar nicht verbergen konnte, wie sie fühlte, merkte sie wie ihre Augen sich erneut mit Tränen füllten. Sie unterbrach ihn nicht, da es ihr unmöglich erschien, auch nur ein Krächzen hervor zu bringen, und selbst als er ihr die Hand entgegen streckte, schaffte sie nicht mehr als ein Nicken. Er ahnte nicht, wie viel es ihr bedeutete, dass sie mitkommen durfte, dass er sie nicht alleine zurück ließ.
    Sie legte also ihre leicht zitternde Hand in seine und flüsterte "Danke.", und selbst dieses kleine Wort kam kaum hörbar über ihre Lippen. Dabei gab es so viel, das sie eigentlich sagen wollte, doch statt sich weiter abzumühen, ihre Stimme wieder zu finden, huschte sie noch schnell in ihr Haus, um Proviant einzupacken. Wenn der Weg durch die Mine anstrengend war, so wollte sie zumindest etwas mitführen, um den anderen, die sie stärkten und mit Hoffnung nährten, wenigstens etwas zurück zu geben.

  15. #55
    "Hoffentlich findet wenigstens das arme Mädchen Frieden im Jenseits."
    Wenigstens? Das klang so als würde er es mit jemanden vergleichen, dem genau das im Tode nicht zuteil wurde, aber woher sollte er über so etwas schon Bescheid wissen?

    Ein Meer aus Flammen...

    Er schüttelte den Kopf und wandte sich dann erneut an Avery.
    "Falls ihr uns helfen wollt, dann folgt uns in die Silbermine. Wenn das Vorkommen noch nicht erschöpft ist könnten wir damit endlich wirksame Waffen gegen die Werwölfe herstellen."
    Während er das sagte erblickte er den Rest der Truppe. Scheinbar hatten sie alles erledigt, also dürfte es bald losgehen.

  16. #56
    "Danke.", meinte Avery zu Lester.
    "Vielleicht findest du ja dort Verwendung für etwas Kleinwüchsiges wie mich." Dann sah er sich diejenigen an, die mit in die Mine wollten. Nicolo, ein weiterer Hexenjäger, Raphael, der auf Avery etwas voreilig wirkte, Ewald, Roland, Lester und Godfrey, der noch bei Lilith herumhing.
    Weitere Personen fand er nicht. Ein reichlich seltsames Trüppchen war das schon. Aber der Hauptmann wusste schon, was er tat. Also wartete Avery auf weitere Anweisungen.

  17. #57
    Als Lilith in die Bäckerstube gehuscht war, blickte er ernst in Ewalds Richtung.
    "Ich weiß und dein Blick scheint Bände zu sprechen", brummte er "Wir setzen sie damit einer Gefahr aus und bei Gott, du hast ja Recht. Trotzdem ist es die richtige Entscheidung, denn diese Frau nimmt zuviel Anteil am Leid anderer Leute. Ihre Seele und ihr Herz sind mittlerweile fragile Gebäude und jeder Balken dieser Stätte hier erinnert sie an den Tod. Du kannst in ihrem Blick sehen, wie sie kämpft und wie sie mit katzengleicher Anmut sich durch die Trauer laviert. Aber ihr nun das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden, sie abzulenken und - vor allem - sie teilhaben zu lassen an einer wirklich greifbaren Möglichkeit, diesen Bestien zu schaden, wird wie Frühling im Garten ihrer Gefühle sein, wo du jetzt nur eine Leichendecke aus Eis vorfinden würdest."

    Er hatte leise gesprochen und sich immer wieder nach der Bäckerin umgesehen, sie sollte nicht hören, was er nun zu sagen hatte.

    "Ich bitte dich von Mann zu Mann: Lass uns gemeinsam auf sie aufpassen und ihr den Rücken stärken, als wäre sie unsere Schwester. Doch helfen werden wir ihr wenig, sie soll die Trauer ausschwitzen, den Seelenschmerz mit schmerzenden Knochen und Muskeln vertreiben, lass den Schmutz ehrlicher Arbeit die Zierde ihres Antlitzes sein, wo heute nur Tränenspuren sind."

    Und dann holte er einen der selbstgebauten Speere, die er am Abend im Dorf verteilt hatte und deren schwindende Zahl im wenigstens Beweis war, das die Bewohner sich nun langsam mit dem Gedanken anfreundeten, sich zu bewaffnen.

    Als Lilith schließlich aus dem Haus trat, lächelte Godfrey aufmunternd.

    "Dir ist mit Sicherheit bewusst, das die Mine kein ungefährlicher Ort ist. Ich danke dir für deinen Mut, als Waffenschwester an meiner Seite zu stehen. Ich verlange von dir nicht weniger, als deine Pflicht zu tun, Lilith." Er sprach sanft bestimmend, jedoch feierlich.
    "Dort draußen wird es nur uns geben, neben den Wölfen noch Räuber und Getier. Tu, was getan werden muss und sei ohne Furcht. Angst ist Luzifers Werk, die rechtschaffenen einzuschüchtern und zögern zu lassen. Ein Wimpernschlag von Mut kann ein Leben retten und ich bin bereit, mein Leben ohne zu zögern in deine Hände zu legen.
    Geh mit Achtung und Respekt mit diesem Geschenk um, ich habe nur eines, genau wie wir alle."


    Dann nickte er ihr zu und drückte ihr den Speer in die Hand, es war ein schwerer Holzstab, an die zwei Schritt lang, mit einer Spitze, in der mit gutem Seil eine der Klingen von Callan befestigt worden war, um damit hauen und auch stechen zu können.
    Das Leder war hier besonders fest um den Stiel gebunden, der Schaft war grade und stabil.
    Und Godfrey sah nicht das Kreuz mit dem Blutfleck, als er den Spieß in die Hände Lilith' gab.

    Dann schritten die drei los, um zu Lester und den Wartenden aufzuschließen, Godfrey strahlte förmlich vor Unternehmensdrang, er bellte fast vor Freude.

  18. #58
    Ewald nickte Godfrey als antwort zustimmend zu, da Lilith anwesend war wollte er nicht riskieren irgendetwas zu sagen.

    Es erstaunte Ewald, dass dieser Mann zu so viel Empathie fähig war, vom Aussehen her hätte er ihn für eine verrohte Kriegernatur gehalten, ab er scheint er konnte sich eine gute Portion Menschlichkeit bewahren, es erfüllte Ewald mit Stolz einen solchen Mann an seiner Seite zu wissen.

    Gemeinsan mit den beiden ging Ewald zum Ausgang an der Nordseite des Dorfes, wo bereits einige andere gedulig warteten.
    [FONT=Book Antiqua]"Wenn dann alle hier anwesend sind können wir ja bald aufbrechen, hat vielleicht irgendjemand eine Spitzhacke dabei?"[/FONT], frage Ewald in die Runde.

  19. #59
    "Irgendwo im Lager der Kirche liegt eine." Raphael verschwand hinter einer Kirchecke und tauchte nach wenigen Minuten mit drei Spitzhacken und einem Fässchen Schießpulver auf. "Greift alle zu. Fackeln, Schwefel und Streichhölzer habe ich genug dabei. Ein Teil des Lobes für die Ausrüstung gilt Diran und unserem Warenretter Nicolo. Und wenn es euch nichts ausmacht, ich gehe mal vor." Raphael ging zur Kreuzung zwischen Steinwald, Kirche und Friedhof.

    Geändert von relxi (04.09.2010 um 19:04 Uhr)

  20. #60
    Gerührt hatte Isabella sich Godfreys Mantel um die Schultern gelegt und war aus dem kuscheligen Lager nur ungern aufgestanden. In viel zu großen Socken stand sie auf dem trockenen Vorplatz des Hexenlagers. Das Feuer war gelöscht, die Lagerstätten verlassen. Der Nebel löste sich gerade eben unter dem Drängen der Sonne auf.

    Sie wusste das sie einen komischen Anblick abgab - das besserte sich auch nicht als sie ihre Stiefel und den Hut anzog und sich ihren Pistolengurt umhängte. Halbnackt würde niemand eine Frau fürchten - nicht in diesem Dorf zumindest. Ihre Kleidung wollte ihr der Bader heute noch vorbeibringen - nur heute war inzwischen schon fast mittag und sie wollte nicht noch länger in der bloßen Tunika herumlaufen, auch wenn das die Männer und vor allem den Wirt sicherlich gereizt hätte.

    Und ein Gedanke kam ihr, als sie sich mit ihrem Hab und Gut, zu dem jetzt auch Konrads Schnitzerei gehörte, aufmachte um beim Bader die Kleidung zu holen - konnte sie wirklich etwas für die Menschen hier tun? Zumindest für Godfrey und Nicolo wollte sie etwas gutes tun wenn sie zurück ins Lager kamen. Vielleicht sollte sie ein ordentliches Abendessen vorbereiten wenn sie zurück ins Lager ging? "Blödsinn, ich kann doch gar nicht kochen...", murmelte sie dann und schnappte sich was für eine Wanderung zum Hexenfelsen sinnvoll war. 15 Schritt Seil, Sturmlampe, Zündsteine, Späne, eine Decke, Nagelschuhe um auch an schwierigeren Hängen klettern zu können und ihren Wasserschlauch.

    Auf dem Weg zu Callan erblickte sie die Bäckerin und eine kleine Gestalt, die ihr fast wie ein Phantom aus alten Tagen vorkam. "Avery?" Konnte es wirklich der verschollene Junge sein? Sie schlug sich die Hand, die sorgfältig verbunden war, vor den Mund und sammelte sich. Das war die erste gute Neuigkeit seit Tagen! Tagen, die ihr wie Wochen vorkamen.

    Und vor allem obsiegte ihre Neugier und ihr Jagdinstinkt als sie sah was die beiden dort trugen. Es war ein kleines, blutgetränktes Bündel. Und ein Grund mehr nicht mehr länger in Selbstmitleid zu versinken sondern etwas gegen die Bestien zu tun!

    Sie schnaubte kurz auf, observierte das Dorf und ihr stach sofort die Ansammlung vor dem Haus der Bäckerin ins Auge, die sich langsam in Richtung Ortsausgang in Bewegung setzte. Dorthin führten sie ihre Schritte, und sie riss sich zusammen und lächelte und nickte, grüßte alle die sie mit Namen kannte, als sie mit schmunzelnden Blicken empfangen wurde.

    War ja auch kein Wunder - die Wollsocken die aus ihren Stiefeln ragten gingen ihr über die Knie, ihre Tunika offenbarte mehr als sie verdeckte und sie hatte Mühe und Not Godfreys Mantel nicht mit einem Schlammrand zu schmücken weil sie selbst einfach ein gutes Stück kleiner war als er.

    Bei den Dorfbewohnern angekommen ging sie zielstrebig zu Nicolo und bat ihn sie über die Vorkommnisse aufzuklären. Wer war gestern gehängt worden? Was oder wen hatten die Bäckerin und der kleine Junge da zum Friedhof getragen? Und wenn jemand gestorben war wo war es passiert? Hatten Dirans Aufzeichnungen Hinweise geben können? Hatte sich jemand verdächtig verhalten?

    "Ah und Nicolo, wozu brauchen wir Spitzhacken, wenn wir nochmal zum Felsen der Hexe gehen?"


    Während sie sich mit ihm unterhielt nahm sie den Mantel von den Schultern und rollte ihn zusammen um ihm Godfrey zurückzugeben - sobald der seine Augen von der Bäckerin nehmen konnte.

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