Seite 10 von 12 ErsteErste ... 6789101112 LetzteLetzte
Ergebnis 181 bis 200 von 221

Thema: [Werwölfe IV] Tag 4

  1. #181
    Stöhnend erhob Lester sich wieder und starrte Isabella sauer hinterher.
    "Nicolo, wenn ihr bloß wüsstet wem ihr da euer Vertrauen geschenkt habt! Ich habe Godfrey nicht umsonst von einem Verräter erzählt! Dieses gesamte Schauspiel hier ist nichts weiter als eine Farce um ihre eigene Schuld zu verbergen! Konrad hätte dies sicher bezeugen können!
    Ob ihr mir nun glaubt oder nicht, schließlich werde ich den Ausgang dieser Tragödie eh nicht miterleben.
    "
    Und damit packte er Nadeschka und begab sich mit ihr zum Eingang der Schänke. Nicht das noch jemand auf dumme Ideen kam und sie aus dem Hinterhalt angriff.

  2. #182
    Seit Nadeschka aufgetaucht war, hatten sich die Ereignisse überschlagen. Gebrüll, Beschuldigungen, Drohungen... man konnte dem Ganzen kaum folgen.
    Lilith war in den Hintergrund getreten und hielt sich die Hände an die Ohren. Sie wollte nicht hören, was noch für fürchterliche Dinge ans Tageslicht kamen, wollte keine scheinheiligen Verteidigungen, und keine halbwahren Erklärungen hören. Nur eine Sache, ein Thema, hallte immer und immer wieder durch ihren Kopf, und sie hatte alle Mühe, nicht einfach laut hinaus zu brüllen.

    "Ich habe deine Schwester begraben!" ... "Du hast dich mit dem vergnügt, der vielleicht Schuld an ihrem Tod war!" ... "Du hast dich mit dem Teufel verbündet, und dein eigen Fleisch und Blut verraten!" ...

    Sie hielt es nicht mehr aus, sie konnte es nicht zurück halten, sie würde einfach platzen, wenn sie ihrer Enttäuschung und Wut nicht endlich Luft machen konnte! Also öffnete Lilith die Augen, holte tief Luft... und dann schlug Isabella den Wirt. Obwohl es den Hauptmann getroffen hatte, fühlte sie sich durch diese Geste, und vor allem die Worte der Hexenjägerin, nun etwas besser.
    Das eigentlich Problem war auch nicht Nadeschka, sondern Lester, der sie alle in ihren Grundfesten erschüttert hatte, und eine Wunde des Misstrauens hinterlassen würde, die nur schwer heilen würde.

  3. #183
    "Konrad..ist ein Held. Ein toter Held." Das Gemenge stand wie versteinert mit starren Augen an dem Fleck und dachte darüer nach, was gerade eben passiert ist. Raphael begab sich währenddessen zum Friedhof, als hätte er irgendetwas vor.

  4. #184
    Godfrey stellte sich demonstrativ vor Lester und Nadeschka, ein Berg von einem Mann, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, er zog seine Pistole und bedeutete Lester mit einem kalten Blick, sich nicht zu rühren und Nicolo, auf die beiden aufzupassen.

    Dann stürmte er in die Taverne, sammelte im Schankraum alles an Waffen auf, die er finden konnte und sperrte alle Zugänge mit Lester Schlüssel ab, die er dann an sich nah,.

    "Tretet bitte ein, mein Hauptmann und Weibe.", sprach er dann leise und ernst um dann hinzuzufügen: "Frau der Rus. Mein Dolch. Ich darf dir nicht erlauben, ihn mit hineinzunehmen, um dich in der Stunde der Gefahr selbst zu richten. Deine Seele darf sich nicht mit dem Selbstmord verfinstern, auf dass du zur Hölle fahren würdest."

    Er streckte die Hand aus.
    "Bitte."

  5. #185
    "Hätte mir jemand erzählt wie dieser Tag enden würde, ich hätte ihn ausgelacht. Das ist doch der absolute Wahnsinn. Gestern erst das Chaos mit Raphaels Zettel und heute das. Da bin ich beinahe froh das alles hinter mich lassen zu können. Ich will gar nicht wissen wie schlimm die folgenden Tage werden. Aber mich selbst werde ich sicher nicht richten."
    Und damit setzten sich Lester und Nadeschka alleine in die Schänke. Gefangene ihres eigenens Heims...

  6. #186
    Ein Strom von Tränen perlten über ihr Gesicht. Langsam griff sie zu dem Dolch, denn sie so fest gehalten hatte. Sie würde ihn sowieso nicht mehr brauchen, wo das Dorf offensichtlich nicht Willens war, sie zu verschonen. Zitternd legte sie die Klinge in die Hand ihreres Besitzers. Nie hatte sie auf Seiten der Werwölfe gestanden, allenfalls auf Lesters, wenn er denn tatsächlich einer war. "D-die Scheide liegt auf meinem Zimmer. I-ihr könnte sie ja holen, wenn dies hier alles vorbei ist."
    Sie wandte sich um und zeigte dem Hexenjäger ihren Rücken. "Bitte betet für mich... und auch für ihn." Sie nickte zu ihrem Liebhaber. Dann strich sie über ihren Bauch. Der Kleine brauchte keine Gebete, er war ein Kind, ob nun woflisch oder nicht, von reiner Existenz. Ganz sicher, ja ganz sicher würde Gott es in seine warmen Arme nehmen. Und auch sie, Lester und Nadeschka konnten nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand.
    Dem Tod war sie einmal entkommen, aber wenn auch Lester sie vor einer einzelnen Kugel beschützen konnte - vor dem Zorn eines wilden Mobs bestimmt nicht. Sie setzte sich an einen der Tisch die noch standen und holte ein kleines Säckchen aus ihrer Tasche. Es nütze nichts, es nütze nichts mehr. Da ihr die Dorfbewohner misstrauten und lieber sie beiden töteten, konnte sie des Nachts keine Bisse mehr insgeheim heilen.

  7. #187
    "Das werde ich, das schwöre ich bei meiner Seele, kleines Mädchen." sprach Godfrey ernst und feierlich.
    "Sei ohne Sorge, Frau der Rus..." Seine Stimme wurde weich. "Du, die du Liebe gekannt und erlebt hast, stärker als das Leben und über den Tod hinaus, wirst im Himmelreich Erlösung erfahren. Die Bibel lehrt uns, das die Gefühle wahrer Liebe, die Seeleneinigkeit und keusche Berührungen voll Zärtlichkeit, der Vorgeschmack auf den Garten Eden ist. Du wirst deine Schwester dort wiedersehen, kleine Kievan, und dein Kind heranwachsen."

    Er stand im Eingang, ein Koloss und seine tiefe, weiche Stimme erfüllte die Schänke.
    "Weine nicht, du verlässt einen hässlichen, kalten Raum und ziehst in einen Palast ein."

  8. #188
    Nicolo hatte die beiden nicht mehr aus den Augen gelassen seit Godfrey ihm deutete, dass er auf sie aufpassen solle. Er saß still in einer Ecke der Taverne und dachte darüber nach warum Gott so ein schreckliches Spiel mit dem armen Mädchen trieb. Am liebsten hätte er sie trösten wollen doch er wusste, dass dies vergeblich sein würde, sie würde nicht darüber hinwegkommen wenn Lester am Galgen hängen würde. Trotzdem war er sich sicher richtig gehandelt zu haben.
    "Siehe, Gott ist mein 'eil, isch bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der 'err ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein 'eil."

  9. #189
    Godfrey wirkte nachdenklich, still und in sich gekehrt, wie ein verlorener Riese, der sich verirrt hatte, dann sprach er leise.

    "Bruder Nicolo, Waffengefährte. Erinnerst du dich noch an die Hexe in Reims?"
    Er sah ihm ernst in die Augen.

  10. #190
    Nicolo wandte seinen Blick nun zum ersten mal seit sie in der Taverne waren von dem Paar ab und sah Godfrey an. Er wollte etwas sagen, doch ihm fehlten die Worte und er nickte nur stumm.

  11. #191
    "Hm.", brummte Godfrey und er schluckte schwer.

  12. #192
    Nascha stützte sich mit ihren Armen auf ihren Beinen ab. Tränen tropfte aus ihren Augen, wie Tau von einem Blatt. Es war ein Abschied von dieser Welt. Aber die Worte der Hexenjäger spendeten ihre etwas Trost. Vielleicht wartete eine bessere Welt hinter dem Galgen. Eine Welt mit Nadja, mit Lester und ihrem Kind. Sie lächelte leise bei dem Gedanken, dass sie ja Nadja nichts von der Beziehung erzählt hat, von dem Grund, warum sie eigentlich hier war. Nicht nur wegen der Alkohollieferungen für den Wirt. Sie wollte ihrer Schwester die ganze Geschichte beichten, am Tag nach ihrer Ankunft und sie bitten, in dem Dorf zu verweilen, bis Lester seine Geschäfte beendet hatte um mit ihr zurück ins russische Reich zu kommen.
    Sie sah durch eines der trüben Fenster. Trüb, wie ihre Zukunft auf Erden.

  13. #193
    "Mein Hauptmann." knurrte Godfrey ungnädig.
    "Wollt Ihr, dass Euer Weib Eurer Hinrichtung beiwohnt oder sollen wir sie beiseite schaffen?"

    Dann wandte er sich an die Russin, legte ihr eine Hand auf den Kopf und sprach leise: "Sei ohne Sorge, es wird schnell gehen und nicht weh tun, ein Wimpernschlag und du bist im Paradies."

  14. #194
    "Sie muss selber entscheiden ob sie es mit ansehen will oder nicht. Mir wäre es natürlich lieb wenn sie sich das nicht antun muss..."
    Paradies...diesen Ort würde Lester wohl niemals zu Gesicht bekommen. Er erinnerte sich zwar immer noch nicht an seine gesamte Vergangenheit, an dieser Fakt hatte sich geradezu in seinem Gehirn festgebrannt.
    Was auch geschehen mag, er wird keine Erlösung erlangen.

  15. #195
    Ohne Regung schluckte Nadeschka. Er war bis zum Ende ein Edelmann. Ohne Zweifel, dieser Mann war päpstlicher als der Papst. Auf ihn konnte sie alles setzen was sie hatte, was sie noch übrig hatte.
    "Der Pferdewagen", flüsterte sie, dass es nur er verstehen konnte. "Auf seiner Unterseite befindet sich ein geheimes Fach, der Schlüssel ist unter Nadjas Sachen versteckt, aber ihr könnt es einfach einschlagen. Dort befindet sich eine große Spende für eure Sache, für eure weitere Reise. Bitte benutzt es."
    Lauter sprach sie: "Was die Hinrichtung angeht, ich möchte es nicht sehen. Verbindet mir die Augen oder sperrt mich irgendwo ein. Aber meine Nerven sind am Ende."

  16. #196
    Godfrey nickte, dann schluckte er schwer: "Kein Lebewesen sollte den Tod eines geliebten Menschen miterleben müssen.
    Nicolo und ich werden mit dir hier drin ausharren, während das grausige Spektakel stattfindet. So lange wirst du beten und dich vorbereiten."


    Er knurrte unwillig in Richtung Lester.

    "Nicolo, pack schonmal unsere Sachen zusammen, ich will im Wald nicht von Bestien angefallen werden. Bereite uns gut vor."

  17. #197
    Nicolo nickte und stand verließ die Taverne um in das Lager der Hexenjäger zu gehen. Draußen sah er die Gesichter der Dorfbewohner: Traurig, wütend, verwirrt. Er wusste, dass er das richtige tat. Ohne ein Wort zu sagen, schloss er die Tavernentür hinter sich und ging zum Lager wo er aus seinem Zelt ein paar Sachen zusammenkramte und einige Minuten später stand er mit einem gefüllten Rucksack auf dem Rücken und seiner Pistole in der einen und einem Beutel mit Kugeln in der anderen Hand wieder vor der Tavernentür. Er schob sie vorsichtig auf, Godfrey würde wissen, dass kein anderer es wagen würde die Tür zu öffnen und Nicolo konnte eintreten.
    "Es ist alles vorbereitet, Kamerad."

  18. #198
    Nachdem Raphael sein verschleiertes Werk am heiligen Friedhof erledigt hat, blickte er vom Kirchpfad aus auf den Marktplatz. Es wird spannend.

  19. #199
    Langsam, wie ein Sehne die gespannt wird, erhob sich die Russin von ihrem Stuhl. Das vielleicht letzte Mal, dass sie sich erheben würde. Sie ging andächtig zu dem Ausschank und nahm sich die Zündhölzer um damit eine Kerze zu erleuchten. Mit Absicht hatte sie eine fast herunter gebrannte gewählt. Das Stück Wachs würde nicht mal mehr eine Stunde halten - so wie sie. Sie stellte die Kerze auf einem Tisch ab und kniete sich wie ihr geheißen zum Gebet hin. Bald würde sie weder Sonne noch Kerze benötigen. Das Licht Gottes würde sie umhüllen. Ja, mit Hilfe der lebenden Heiligen in diesen Raum ganz bestimmt.
    Leise murmelte sie vor sich hin.
    "Drei Gebete den Zarenkönigen hoch im Licht,
    Sieben den geistlichen Herrschern in ihren Hallen aus Stein,
    Den Sterblichen, ewig der Sünde verfallen, neun,
    Eines dem gütigen Herrscher auf hellen Thron
    Im Land Jehovas, wo die Engel wohn.
    Ein Gebet, sie zu erlösen, sie alle zu finden,
    Ins Lichte zu treiben und ewig zu binden
    Im Lande Jehovas, wo die Engel wohn."

  20. #200
    Wie ein stummes Gebirge stand Godfrey in der Schänke, die Arme nach unten hin verschränkt, der Lauf der Pistole zeigte nach unten, das Instrument der Hinrichtung lag locker in seiner Hand, unbedrohlich, abwartend, sein Blick war in die Ferne gerichtet, das Auge halb geschlossen, zusammen mit der Frau war er am Beten, nie war ein Mann so am richtigen Ort wie heute, schien der Schimmer seiner Augen auszusagen.

    Dann nickte er Nicolo ernst zu , ein "Danke." musste nicht ausgesprochen werden, sie kannten sich vielleicht nicht so lange, aber sie teilten sich einen Glauben.
    Das musste reichen, auch schlimme und notwendige Dinge zu tun.

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •