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Legende
Isabella hatte sich nach der unfreiwilligen Zusammenkunft mit Lester wieder einmal an Konrads Grab begeben. Die lange Tunika bedeckte nicht ihre Beine, von Stiefelschaft aufwärts waren sie zerkratzt und verdreckt.
Sie saß den Blick in Richtung Dorf gewandt auf der Umrandung des Grabes und unterhielt sich mit ihm, genauso wie sie es getan hatte wenn sie nicht schlafen konnte. Da hatte sie zwar auch keine Antworten bekommen aber ihre Gedanken hatten sich geklärt.
"Konrad, was hälst du von diesem Wirt? Ich weiß das ich bei Ralf einen großen Fehler gemacht habe - es schien so als hätte ich die Hunde losgelassen, die nur darauf zu warten schienen denjenigen der am Vortag bereits den Hauptmann angeklagt hatte zu zerreißen. Aber es kann doch kein Zufall sein das auch Diran sterben musste, obwohl er unschuldig war - und auch er hatte am Vortag den Wirt beschuldigt.
Die meisten haben in den letzten Tagen niemanden beschuldigt - aber so kann das doch nicht funktionieren! Die Wölfe sind unter uns, Konrad. Sie sind unter uns und streuen Lügen und Zwietracht und ich bin nicht besser als sie wenn ich jemanden hängen sehen will."
Während dieser Worte hatte sie langsam ihren rechten Lederhandschuh abgelegt und das bloße Fleisch begutachtet. Sie brauchte ihre Rechte zum Schießen... dann wäre es eine gerechte Strafe, dachte sie. Für Ralf und Diran, die unschuldig waren und dafür das sie Konrad nicht zu Hilfe geeilt war sondern geschlafen hatte.
Sie erhob sich und pflückte eine lange Ranke von wilden Rosen. Diese wickelte sie mit aller Kraft um ihren rechten Unterarm, bis das Blut langsam zwischen den Dornen hervortrat und der Schmerz in ihrem Herzen weniger wurde. Am schlimmsten war es, als sie die Ranke entfernte... dabei betete sie das "Märtyrium der Isabell de Montague" die am Ende selber verbrannt worden war weil sie sich für die Geisteskranken und ••••n eingesetzt hatte.
Die Worte spendeten ihr Trost, der Schmerz ließ sie sich besser fühlen als nach der Beichte die sie dem Priester anvertraut hatte. Sie verband den Arm mit einem Streifen ihres Unterrocks und setzte sich wegen dem Schwindel der plötzlich in ihr aufbrauste wieder hin.
"Es war richtig Lester zu beschuldigen. Aber du musst es ihnen erklären, du musst den anderen sagen wieso!" "Konrad?"
In der Ferne schien es als würde sich eine kleine Ansammlung auf dem Marktplatz vor der Taverne zusammenfinden. Würden sie schon jetzt jemanden hängen? Sie versuchte sich zu erheben, sie musste es ihnen sagen, ihnen sagen das...
Dann stolperte sie und fiel neben Konrads Grab zur Erde. Und ihr letzter Gedanke den sie hatte als sie bei Bewusstsein war, war "Wenn Konrad doch nur noch bei uns wäre…"
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