Godfrey hatte dem Geplänkel der Männer mit hochgezogener Augenbraue zugehört und nachdenklich mal hie, mal da genickt, sich letzten Endes aber entschlossen, dass es sich um dorfinterne Quereleien handelte, für die er weder Interesse noch Qualifikation hatte, also legte er dem Hauptmann das Kupfer für den Schnaps auf den Tisch, er deutete eine Verneigung in Richtung des Wirtes an und trat dann wieder nach draußen auf die Strasse, wo ihn der leise Nieselregeln abermals ein Seufzen, gepaart mit einem lauten Schneutzen und einem unzufriedenen Fluch abrang.

Die drei Männer blickten ihm fragend hinterher und Godfrey antwortete auf die nicht ausgesprochene, jedoch sichtlich im Raum stehende Frage.
"Ich werde nun das tun, meine Herren, was wir schon vor zwei Tagen hätten tun sollen. Ich rufe diejenigen zu den Waffen, die willens sind, sich zu verteidigen und ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.", schnarrte er und spuckte in den Sand vor der Taverne, ehe er die Lederrüstung wieder eng um seinen Leib schnallte und den unverwechselbaren Hexenjägerhut auf den gedrungenen Schädel setzte.
Laut genug, damit ihn jeder hören konnte, rief er.
"Euer Hauptmann liebt euch, der Mundschenk hat sich euch allen verpflichtet und er bettet euer Geschenk des Vertrauens in die Waagschale, die er am besten beherrscht - der hehren Kunst des Denkens. Gott zum Lobe hat der Hauptmann Männer und Frauen an seiner Seite, die ihn wahrlich aufs Trefflichste ergänzen, indem sie ihrerseits zu den Waffen greifen."
Er presste die Lippen aufeinander und grinste dann unheilverkündend.
"Für uns alle kommt irgendwann die Zeit zu sterben, dies ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Feind kann und wird zu jeder Zeit zuschlagen und niemand ist sicher, egal wie stark er zu Lebzeiten war - die Gräber von Konrad und Ralf bezeugen dies.
Ich weiß nicht...und es kümmert mich auch einen verdammten Dreck, ob ich überleben werde. Ich weiß nur Eines: Ob Menschen oder Wölfe den Sieg davontragen werden, beide sollen mit Respekt oder Furcht davon sprechen, wie die Bewohner von Düsterwald sich zu verteidigen wussten."

Er knurrte leise und blickte die Dorfbewohner an, die er für tapfere Soldaten hielt - tapfer im Herzen, nicht notwendigerweise kräftig an Gestalt.
"Je teurer wir unsere Haut verkaufen, je mehr wir uns wehren, je schlimmer wir sind als Feind des Wolfes, umso mehr ist der Wolf gezwungen, seine Verteidigung zu verlassen, umso mehr Kräfte wird er mobilisieren müssen, um uns zu bezwingen.
Bisher war das Unbekannte der Freund des Feindes, wir zwingen ihn, die Maske abzulegen."


Er nickte noch einmal in die Runde.
"Isabella und ich werden Übungen an den Waffen anbieten, Bruder Nicolo wird euch von den Schwächen des Feindes berichten. Uns allen läuft die Zeit davon, aber dies kann uns nicht erschrecken.
Wer willens ist, dem Wolf zumindest als zahnbewehrtes Schaf entgegenzutreten, soll uns am Lager der Hexenjäger treffen."


Und dann zog der kauzige alte Hexenjäger durch den Regen von dannen, grimmig lächelnd, den Fackelschein von Kampfeswillen im Auge, dort, beim Schimmer des gottgerechten Kämpfers.