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Legende
Sie hatten Konrad immerhin anständig begraben, seine Leiche hatte sie vorher gewaschen und in linnene Bahnen geschlungen, seine Augen mit zwei Goldmünzen bedeckt, an seine Seite hatten sie seine vollständige Ausrüstung gelegt, auch das Schnitzmesser das sie aus seiner letzten Arbeit herausgelöst hatte, – alles, bis auf den Sold, den sie wie es Brauch war, an den nächsten Tagen vertrinken wollten.
Ihre Augen funkelten wirr als sie in der Taverne mit dem Totentrunk begannen, bald schon verlangte sie weiter nach Schnaps der ihr weiter die Tränen aus den Augen trieb. Ab und zu linste sie in ihre linke Hand, die im Umhängebeutel vergraben war und Konrads Schnitzerei umfasste. Ein Messer, das zwei Liebende gespaltet hatte... was wollte ihnen ihr Freund damit sagen?
Dumpf murmelte sie ein „Auf Konrad!“ und kippte ein Glas Feuerwasser nach dem anderen. Auch als Godfrey das Buch bestaunte trank sie weiter, nahm noch sein Schnapsglas dazu nachdem sie es aufgefangen hatte bis ein wohliges Brennen ihr durch Mark und Bein ging.
Godfrey sagte etwas von Propheten und Kampfunterricht. Die Zeichen in dem teuer aussehenden Buch ergaben für sie keinen Sinn, sie tanzten ihr vor den Augen und machten sie hilflos. Sie sah in Nicolos Richtung, doch der war wieder vom Feuer das in Godfreys Worten mitschwang gebannt und brannte ebenfalls für die anstehende Unternehmung. Der Felsen der Hexe...
„Hexen.“, murmelte sie leise vor sich hin, ,Die Gesänge des Teufels und die Zungen der Engel sind gleich anzuhören; doch nur mit Silber kann man herausfinden was wahr ist. Geweihtes Wasser... Reinigendes Feuer... Die glühende Leidenschaft des Herrn...' Godfreys Blick und die Augen der Bäckerin... Plötzlich ging ein Brennen durch die Narbe an ihrem Arm und sie wurde aus ihren Tagträumereien gerissen.
Noch dazu ließen Andreas Worte vor der Taverne Isabella hellhörig werden; sie hatte inzwischen alleine am Tisch gesessen, nachdem Godfrey seine Hand von ihrer Schulter genommen hatte war sie in Gedanken versunken gewesen. Sie füllte ein wenig Schnaps in ihre Wasserflasche, sodass es ein „gutes“ Mischverhältnis gab das ihre Schmerzen so sie denn wiederkommen sollten betäuben konnte, dann ging sie nach draussen.
Das Andreas nicht ortskundig war war schlichtweg eine glatte Lüge, wie sie nach ihrem gemeinsamen Spaziergang feststellen konnte. Nun war sie doch neugierig geworden und wandte sich mit einem koketten Lächeln dem Schriftsteller zu und verzog keine Miene die ihre Bedenken ihm gegenüber gezeigt hätten.
„Ich hoffe doch das euch die Muse in den letzten Tagen noch öfters geküsst hat und das ihr uns noch ein paar eurer Gedichte vortragen könnt? Es wäre sicherlich ein Genuss der den langweiligen Marsch um einiges lebendiger macht. Und wenn dem nicht so ist, oder ihr es unangebracht findet wären eventuell ein paar Legenden aus der Region wohlfeil für unser Ohr?“
Sie hakte sich vorsichtig bei dem jungen Mann ein und kraulte ihm vorsichtig durchs Haar. Sie schwankte immerhin noch nicht, das war gut. Sie nahm sich auch fest vor Godfrey und Niccolo vor dem Poeten zu warnen, sobald er sich zum ersten Mal ins Gebüsch schlug... vor ihm und vor der Gefahr der glühenden Leidenschaft, die von den Augen der Bäckerin ausging, und vor der sie Konrad ihrer Meinung nach hatte warnen wollen.
Mit dieser Wanderung servierten sich die drei Hexenjäger wie auf einem Präsentierteller wenn sie nicht aufpassten. Sie fühlte das tief in ihren Eingeweiden. Sie würde alles daran setzen ihre beiden Gefährten zu schützen – alles. Auch wenn sie sich selber dem Wolf zum Fraß vorwerfen musste.
"Na dann, auf in die Höhle des Werwölfleins." Lachend drehte sie eine Pirouette unter Andreas' Arm hindurch und sah unbeschwert aus im goldenen Licht der wärmenden Sonne.
Geändert von Viviane (25.08.2010 um 19:54 Uhr)
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