Godfrey ballte seine Hände zu Fäusten, als er ihre Lippen an seiner Wange spürte, der gehauchte Kuss mag seine Haut nur gestriffen haben, aber tief in seinen Eingeweiden traf es ihn wie der Hieb einer dänischen Axt.
Unzählige verschüttet und verlorengeglaubte Erinnerungen stürzten auf ihn ein, brachen sich ihren Weg empor wie Tote, die aus ihren Gräbern entstiegen und für eien Augenblick nur schnürte es ihm die Kehle zu, er konnte es wieder riechen - das Moos, der Duft ihres Haares, er konnte es sehen, wie der Wind in der feuerroten Mähne spielte und er fragte sich, wann er aufgehört hatte, Mann zu sein und zum Jäger wurde.

Ein tiefes donnergrollendes Grummeln brach aus ihm heraus, welches jedoch durch die gefährliche engelsgleiche Schönheit der Spanierin fast zu einem wohlmeinenden Schnurren verkam und dankbar stieg der massige Mann in das Gespräch ein, welches durch Gedankenfetzen hindurch an seiner Aufmerksamkeit zerrte.

"Konrad..." Sein Blick verlor sich am Waldrand, der in der Tat dem Feind mehr Deckung bot, der auch am hellichten Tage den Nimbus der Gefahr nicht verhehlen konnte, er sprach erst nach einer Pause weiter, nachdem er einmal räuspernd seine trockenen Lippen befeuchtet hatte, als würde es ihm noch immer die Kehle zuschnüren.

"Gott, der HERR hat es in seiner Weisheit und Liebe so eingerichtet, dass das Weib schön anzusehen und das Mannsbild kräftig sei, damit sie in Zuneigung zueinander entflammen können. Sich zu binden... ist vielen Menschen ein Akt, dem sie viel Zeit widmen."
Er räusperte sich wieder, offensichtlich stockten dem beredten Mann die Worte.
"So Konrad als Seher, wie er in der Vision genannt wird, von den Engeln erleuchtet wurde, sollten wir die nötige Keuschheit vorleben."
Er blickte sie lange und nachdenklich an, verstand, warum Menschen diesem Weibe verfielen und er preiste den Heiland für ihre außergewöhnlichen Gaben, welche sie in den Dienst der Kirche stellte.
"Kein Kuss ohne Lächeln, Isabella. Lass uns die Augen offenhalten nach den Paaren dieses Dorfes, die Anvertrauten würden eine Veränderung bemerken. Dies soll deine Aufgabe werden, du jagst den Bürgern weniger Angst ein."

Er nickte ihr befehlsgewohnt zu, dann versuchte er sich an einem Lächeln und er griff an seinen Hals, wo das Amulett nun nicht mehr war, welches er trug, seit er aufhörte, Mann zu sein und begann, Jäger zu werden.