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Thema: [Werwölfe IV] Tag 2

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Nadeschka war sich nicht sicher, wann der Himmel begann sich zu verdunkeln. War es schon gestern bei der Hinrichtung des Söldners oder doch erst heute beim Fund der Leiche oder gar zu Beginn der Beerdigung? Wie auch immer, als wäre es ein Zeichen, klarte der Himmel wieder auf. Die Wolken verschwanden hinter den hohen Bäumen um Düsterwald und die Sonne strahle fast spottend auf die Szenerie des heimgesuchten Dorfes hinab.
    Vom Wetter mal ganz abgesehen hatte Nascha Sorgen. Der Dolch den sie unter ihren Gewändern verbarg, war nicht mehr als ein Symbol. Einer der Jäger höchstselbst war gefallen, neben den seinigen, ohne dass sie es gemerkt hätten. Nein, ein Dolch vermochte sie nicht zu schützen. Der einzige Schutz konnte nur darin bestehen, den Wolf zu hängen. Nascha ballte die Faust. Sie konnte ihre Schwester nicht beschützen, nein sie konnte nicht mal sich selbst schützen, wenn die Wölfe es darauf anlegten. Ihr Blick verschwand in den Tiefen des klaren Himmels. Was konnte sie nur tun?

  2. #2
    Lilith hatte in der Kapelle einige Zeit lang nur gelauscht, wie der Regen draußen niederprasselte. Das Geräusch war irgendwie beruhigend, man konnte seine eigenen verweifelten Gedanken, die sich im Inneren wie Gift ausbreiteten und an Hoffnung und Glauben nagten, nicht mehr so laut hören.
    Nach einer Weile wurde es aber immer stiller, das Unwetter hatte sich wohl gelegt, und nun hörte man nur noch vereinzelte Tröpfchen, die sich so gleichmäßig den Weg vom Rock der Bäckerin auf den Boden der Kapelle bahnten, als würden sie den Takt zu einem traurigen Marsch angeben.

    Obwohl Lilith fröstelte, wollte sie nicht nach Hause gehen, um ihre Kleidung zu wechseln. Dies hier war ein Ort der Flucht und Ruhe, wie eine kleine Kuppel aus Glas, die sie und den Rest der Welt trennte. Es war schon immer so gewesen, dass sie ein wenig in ihrer eigenen kleinen Welt gelebt hatte... und an dem Abend, an dem sie diese Verhaltensweise ein einziges Mal durchbrochen hatte, war das Unglück über das ganze Dorf gekommen. "Es ist besser alleine zu sein..." ,flüsterte sie leise vor sich hin. "Man muss sich nicht entscheiden, welchen Unschuldigen man statt einer Bestie umbringt... Man muss sich keine Gedanken, keine Sorgen um andere machen..."

    Ein leises "Klonk" durchbrach Liliths Gedanken. Sie hatte sich an die Wand gelehnt, und das hölzerne Kreuz, das sie um den Hals hatte und sich bei ihrem überstürzten Gang zur Kapelle selbständig gemacht hatte, war leise gegen die Mauer gestoßen. "Nur ein Stück Holz." ,flüsterte sie nun, aber gleichzeitig merkte sie, wie die giftigen Gedanken sich langsam ein wenig verflüchtigten. Sie hatte sich gar nicht darum gekümmert, wie es den Hexenjägern nun gehen musste und sich nur um sich selbst gekümmert. Früher hätte sie das als ganz natürlich empfunden, aber nun hatte sich einiges geändert... sie hatte nun fast Schuldgefühle, dass sie so egoistisch gewesen war. Dabei arbeiteten die Hexenjäger zusammen mit dem Hauptmann bestimmt schon an einem Plan, um ihren toten Kameraden zu rächen.
    Mit neu erwachtem Lebensmut trat Lilith nun aus der Kapelle und merkte, dass sich der Himmel gelichtet hatte. Die Wolken, und die Zeit des haderns, waren vorbei gezogen. Es war Zeit, zu handeln, und zu diesem Zweck machte sich die Bäckerin auf den Weg zu Lesters Taverne.

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