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Legende
Isabella hatte sich nach ihrer Anklage gegen Ralf in ihr Lager zurückgezogen und hatte gelesen und nachgedacht. Es war falsch gewesen, Ralf zu beschuldigen, das wusste sie jetzt. Nicolo war nachts noch zu ihr gekommen und hatte ihr erzählt wie der Gehängte sich verhalten hatte - sie hatten einen Unschuldigen auf dem gewissen, soviel war klar.
Konrad hatte sich nachts am Lager so verhalten wie immer - er hatte still vor sich hin geschnitzt und auf die Geräusche des Waldes gelauscht. Sie mochte diesen Mann, für sie war er der Inbegriff eines Helden. Ruhig, besonnen, fachkundig in seinem Métier. Als er nach ihr bereitwillig die zweite Wache übernahm war sie ruhig eingeschlafen, denn sie wusste das auf ihn verlass war.
Ihr Traum indessen war nicht so ruhig wie ihr Schlaf. Sie träumte, sie war wie ein Blatt auf dem Fluss mit den anderen Hexenjägern mitgeschwommen. Mit Nicolo, Godfrey und Konrad. Sie träumte das sich der Fluss blutrot verfärbte. Sie träumte von großen schwarzen Wolken die die gesamte Welt verdunkelten. Sie träumte von Godfreys hilflosem, fassungslosem Gesicht. Und von Nicolos entsetztem Schreien. Das "Merde" das sich seinem gequälten Zügen entrang klang indes nicht ganz so todgeweiht wie sie vermutet hatte - eher wütend. Alarmierend.
Sie schlug die Augen auf und griff intuitiv nach ihrer Waffe, als sie nur in Rüschenbluse und der kurzen Lederhose aus dem Zelt stolperte. Sie kniff die Augen zusammen und suchte ein Ziel - irgendetwas was die Wut in Nicolos Stimme wett machen konnte. Aber ihre verschlafenen Augen erblickten nur Nicolo der am Boden kauerte und die zerfetzten, blutgetränkten Zeltbahnen.
Kein Ungeheuer das es zu besiegen galt also... Doch plötzlich bewegte sich die Zeltplane ein kleines Stückchen und zwischen Nicolos Beinen schoss eine hässliche graue Ratte hervor die einen abgerissenen Finger im Maul hängen hatte. Isabella zielte und schoss - der Schuss hallte von den Bäumen wieder und war sicherlich auch bis ins Dorf zu hören gewesen. Von der Ratte indes konnte man nichts mehr erkennen, ausser einer Blutpfütze.
Isabella stieg mit zusammengekniffenen Augenbrauen und einem gefährlichen Funkeln ihrer Jadegrünen Augen auf die Zeltplane und zog sie langsam fort. Dort wo Konrad gestern nacht noch gesessen hatte, ihr zugenickt hatte - waren nur noch einige Kleidungsfetzen und die Überreste eines Arms zu sehen. Und eine kleine Schnitzerei von Konrad, in der sein Schnitzmesser steckte. Die Klinge hatte sich tief ins weiche Holz gebohrt und trennte die weibliche Figur von der männlichen. Ein Zeichen? Oder nur ein Unfall der passierte als er "erwischt" worden war?
Sie kniete sich hin und suchte weiter nach Spuren und vor allem nach einem Hinweis darauf was aus dem "Rest" von Konrad geworden war. Dann warf sie zögerlich einen Blick auf die andren beiden Hexenjäger und blickte dann Godfrey mit verschleierten Augen an. "Wir sind versammelt, Godfrey, zu deinen Füßen. Nur nicht ganz so vollständig wie du vielleicht gehofft hast."Ein heiseres Lachen, wie ein Bellen, entrang sich ihren Lippen und dann sagte sie für einige Zeit nichts mehr sondern suchte fiebrig nach Spuren.
Geändert von Viviane (24.08.2010 um 13:36 Uhr)
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