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Engel
Ein scharfer Schmerz in der Hand riss Andreas aus dem Schlaf. Er richtete sich auf. Der Schmerz kam von einer Katze, die gerade anscheinend genüsslich ihre Krallen in seine Hand gebohrt hatte. Was tat das Vieh hier? Doch noch während er sich das fragte, machte sich ein neuer Schmerz in seinem Körper breit, diesmal von seinem Kopf ausgehend.
Er schleuderte die Katze beiseite (ihr wütendes Fauchen dabei völlig ignorierend) und taumelte aus dem Bett, bis er schließlich an seiner Waschschüssel stand. Er wollte mit seinen Händen etwas Wasser rausschöpfen, entschied sich dann aber dagegen, und tauchte gleich seinen ganzen Kopf in die Schüssel.
Keuchend kam er wieder hoch. Er fühlte sich zwar immer noch sterbenselend,aber wenigstens war der dunkle Nebel in seinem Kof, der ihm das Denken erschwert hatte, verschwunden.
Stattdessen fuhr jetzt ein Schmerz durch seinen Fuß. Was zum...? Er blickte hinunter und sah, dass die Katze von Rachsucht getrieben ein weiteres Mal mit ihren Krallen über ihn hergefallen war. Was war das für ein Mistvieh? Nach einem Moment fiel es ihm wieder ein. Er hatte das abgerissene Tier bereits ein paarmal im Dorf gesehen. Doch was tat es in seinem Haus?
Er packte die Katze im Nacken, ging zur Tür, warf sie hinaus, schloss die Tür wieder und lehnte sich dagegen. Dann begann er sich zu sammeln. Okay, was war gestern Abend passiert?
Langsam kehrte seine Erinnerung zurück. Da war diese Frau mit dem schönen Namen gewesen... wie hatte er noch gleich gelautet? Ach ja, Isabella. Sie waren in der Schänke gewesen udn hatten etwas Wein getrunken. An die Details konnte er sich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Das Leben in Düsterwald schien ihm nicht zu bekommen, früher bei seiner Famile hatte er solchen Wein ohne derart üble Nebenwirkungen getrunken. Vielleicht hatte der Wirt auch irgendetwas reingepanscht. Egal. Also, er war dort mit Isabella gewesen und dann... ähm, sie hatte ihn nach Hause begleitet, wenn er sich recht erinnerte. Beim Öffnen der Tür hatte sich wohl auch die Katze hereingeschlichen, warum auch immer. Aber dann... wusste er überhaupt nichts mehr.
Plötzlich riss er seine Augen auf und blickte an sich herunter. Doch er trug noch immer dieselbe Kleidung wie gestern Abend, nur seine Schuhe waren verschwunden. Er atmete erleichtert auf. Wenn er sich unter Einfluss des Alkohols an der Tugend einer Frau vergangen hätte, hätte er seinem Spiegelbild nie wieder in die Augen blicken können (besonders, wenn er sich nicht einmal daran erinnerte). Doch anscheind hatte Isabella ihre Unschuld zu wahren gewusst.
Trotzdem, er musste sich sofort bei ihr entschuldigen! Sofort... nachdem seine Kopfschmerzen nachgelassen hatten, korrigierte er sich einen Moment später. Er suchte seine Schuhe, die jemand (entweder er selbst oder Isabella) achtlos auf den Boden geworfen hatte, zusammen, zog sie an und taumelte aus dem Haus, in der Hoffnung, dass ihm die frische Luft helfen würde, wieder zu Sinnen zu kommen.
Dass er dabei mit seiner zerknitterten Kleidung, klatschnassem Kopf und einem Kratzer an der Hand keinen allzu vertrauenserweckenden Eindruck machte, war aber ein Gedanke, zu dem sein Kopf im Moment noch nicht in der Lage war.
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