Der Hexenjäger legte die zerfurchte Stirn in Falten und blickte aus seinem verbliebenen Auge das kleine Mädchen an, während er sich an Nicolos Worte vom Vormittag erinnerte.

Gleichwohl, es war Niemandem geholfen, dieses Mädchen zu belügen. Sie würde sich mit dem Unvermeidlichen abfinden müssen.

"Mein gelehrter Waffenbruder Nicolo ist der Ansicht, das es sich um mehrere Bestien handelt. Die Kreatur, die wir verfolgen, hat den Kampf angenommen und entschlossen, sich zu stellen. Als der Mond vor einigen Tagen günstig stand und die Kreatur im silbernen Licht badete, hat sie begonnen, ihren Fluch zu verbreiten. Wir müssen also davon ausgehen, dass es mehr als ein Wolf sind und dass sie unter uns leben. Unerkannt und zu Morden bereit."

Er nickte langsam, wie um seine eigenen Worte zu bestätigen und er legte die Hand auf den Griff seiner Pistole.

"Mädchen, die Wege des HERRN sind unergründlich und die Vorstellung eines freigiebigen und gnädigen Gottes gibt es nicht. Der HERR verlangt von uns Prüfungen des Glaubens und beschenkt die Seinen reich im Paradies Eden.
Luzifer hat Düsterwald als Schlachtfeld erkoren und Gott, unser HERR, hat seine Truppen dorthin entsandt. Jeder der hier Anwesenden wird seine Rolle zu spielen und sein Schicksal zu erfüllen haben. Als Soldat einer Seite.
Selbst du und deine Schwester sind nicht ohne Grund hier. Wie anders könnte man das Wirken Gottes erklären und seine Liebe und seinen Wunsch, uns siegen zu sehen, wenn nicht in Gestalt von euch beiden als seine Sendboten der Warnung.
Das Dorf sollte niederknien vor dem Geschenk des HERRN, uns diesen Tag zur Vorbereitung zu schenken und uns nicht blind in die gezückte Waffe laufen zu lassen."


Er atmete tief ein und blickte in die Ferne.

"Ob wir sie finden und erlegen können? Gott hat uns all' notwendig Werkzeug bereits in die Wiege gelegt, nun gilt es, diese Prüfung des Glaubens zu meistern. Also sei ohne Angst. " 'Wer im Kampf gegen das Böse und wer in der Schlacht gegen den Feind Gottes das Zeitliche segnet, fährt in das Himmelreich ein, wo er wird sitzen mit den Heiligen und Rechtschaffenen an der Tafel Gottes. Wisset, dass Erlösung in Ewigkeit schwerer noch wiegt als ein Leben im Schmerz und Angst.' Papst Urban IV, 1388."

Und dann zog er aus seiner Tasche eine abgegriffen und verlottert wirkende Lederscheide hervor, aus dem ein unscheinbarer Griff aus Holz herausragte und hielt es dem Mädchen entgegen.

"Nimm diesen Dolch an dich, es ist eine erfahrene Waffe, die schon viel Blut gekostet hat und dem Erzengel Michael geweiht ist. Sie ist nur klein, jedoch mit einer Legierung aus Argentum. Richtig eingesetzt, mag sie dir gute Dienste leisten. Mehr als dies und mein Versprechen, alles in meiner Macht stehende zu tun, kann ich nicht offerieren."