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Drachentöter
Bruma (ebenfalls vier Tage zusammengefasst)
Als sie auf die Kapelle zuging, fiel ihr ein, dass sie vielleicht ihren Bogen und das Gepäck irgendwo lassen sollte, wenn sie sich den Mantel umhängte und die Kapuze aufsetzte, würde sie nicht unbedingt sofort wieder erkannt werden in der Kirche. Sie ging an der Kirche vorbei in die schäbige Taverne, in der sie die erste Nacht verbracht hatten. In der Taverne hielten sich noch keine Gäste auf, es war gerade vormittag. Der Nord saß an dem runden Tisch und hatte einen Krug Met vor sich stehen. Sie mietete ein Zimmer für 10 Septime und lies dort ihr Gepäck, Pfeile und Bogen, auch das Fell. Einzig ihren kleinen Beutel mit den MÜnzen und dem Seelenstein nahm sie mit. In der Kirche war es ebenfalls kalt, aber das Fell war dann doch auffälliger als ihr schwarzer Wollmantel. Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen betrat sie die Kirche und setzte sich wieder auf eine der hinteren Bänke, die Hände auf dem Schoß zusammengelegt. In der Kapelle hielt sich wieder der Kaiserliche auf, ausserdem ein paar Bewohner Brumas oder Pilger. Ich komme ja ohne Schlüssel nicht einmal in die Gruft... Das ganze Unternehmen stand unter keinem guten Stern, und vor allem wenn sie es alleine durchziehen wollte. Selbst mit Arranges Hilfe würde es schwer werden, aber auf seine Sprüche, die unweigerlich folgen mußten, wenn er merkte, dass Milan verschwunden war, konnte sie gerade gut verzichten. Vielleicht kommt er ja heute Abend zurück... Eigentlich konnte sie im Moment auf jeden anderen Menschen verzichten. Sie hatte mal wieder jemandem vertraut und es war schief gegangen. Als ob du das nicht gewußt hättest. So lange sie allein unterwegs war, hatte sie solche Probleme nicht. Eigentlich hatte der ganze Ärger doch schon in der Kaiserstadt angefangen. Nein, das war definitiv das letzte Mal für eine lange, lange Zeit gewesen, dass sie sich auf andere eingelassen hatte. Ich brauch diesen Schlüssel., dachte sie, als sie den Priester wieder im Blickfeld hatte. Sie war keine Taschendiebin, sie konnte sich nicht einmal unauffällig an jemanden anschleichen. Jedenfalls nicht so nahe, das brauchte sie erst gar nicht versuchen. Sie hatte auch keine Ahnung, wie es hier um die Diebesgilde stand, aber da hatte sie schon wenigstens einen Anhaltspunkt. Vielleicht konnte ihr dort jemand helfen, zumindest an den Schlüssel zu kommen oder in die Gruft einzubrechen. Sie würde die Bettler vorsichtig danach fragen müssen, zum Glück kannte sie ein paar Namen aus dem Hafenviertel der Kaiserstadt.
Sie saß eine ganze Weile in der Kirche, während ihr alles mögliche durch den Kopf ging, auch wenn sie versuchte den Gedanken an Milan zu vermeiden. Hätte sie erst einmal die Leiche, wäre der Rest einfach. Sie hatte zwar schon länger keine Leiche mehr beschworen, aber das Ritual würde sie in ihrem Leben nie verlernen. Aber das war im Prinzip sowieso nur Wunschdenken im Moment. Als sie sah dass durch die hohen Fenster der Kirche langsam weniger Licht fiel, und sie zu der Kälte auch noch Hunger bekam, verlies sie die Kapelle und wollte zur Taverne gehen. Es war Abend und das letzte Licht der Sonne verschwand gerade. Als ihr Blick auf das Tor fiel, ging sie schon darauf zu und auf der anderen Seite zu den Stallungen. Milans Pferd war immer noch nicht hier. Das traf sie härter als sie erwartet hatte, hatte sie anscheinend doch noch gehofft, dass er gegen Abend wieder nach Bruma kommen würde. Tja, du warst eben dumm, Meryann. Sie ging in die Taverne und bestellte etwas zu Essen, obwohl ihr eigentlich der Appetit komplett vergangen war. Inzwischen saß wieder die Saufrunde am länglichen Tisch neben der Tür, allerdings sagte niemand etwas zu Meryann, was wohl ihrem abweisenden Gesichtsausdruck zuzuschreiben war. sie hätte es ihnen im Moment auch wirklich nicht geraten. Nach dem Essen ging sie wieder in die Kapelle - der Kaiserliche war weg, dafür stand jetzt eine Argonierin in einfacher Robe vor dem Altar. Meryann setzte sich wieder auf die Bank und wartete. Als die Frau gegen Mitternacht immer noch da stand, dämmerte ihr langsam, dass die Kapelle wohl niemals wirklich leer sein würde. Halb erfroren ging sie in ihr Zimmer in der Taverne und versuchte zu Schlafen.
Am nächsten Morgen erwachte sie, immer noch Müde, als es langsam Hell wurde. An diesem Tag würde sie nach Mitgliedern der Diebesgilde suchen, auch wenn ihr Plan eigentlich schon nicht durchführbar war. Welcher Plan?? Bis jetzt war sie nur so weit, die Tür zur Gruft aufzubekommen. Sie verließ das Zimmer, zahlte unten beim Wirt gleich für die nächste Nacht und ging durch Bruma auf der Suche nach einem Bettler. Bald sah sie einen, und nachdem ein paar Septime den Besitzer gewechselt hatten und sie die richtigen Namen genannt hatte, wurde sie an Ongar den Überdrüssigen verwiesen, der örtliche Hehler. Allerdings hatte er gerade mit seiner jährlichen Grippe zu kämpfen, aber davon lies Meryann sich nicht aufhalten. Vielleicht konnte sie sich ein paar Septime verdienen. Dass war zwar nicht der Fall, aber aus Dankbarkeit dass sie ihn von seiner Grippe geheilt hatte, versprach er, ein Treffen mit einem Waldelf zu organisieren, der sich zur Zeit in Bruma aufhielt und sein Glück als Taschendieb versuchte, bevor er wieder weiterzog. Sie erfuhr nicht, wo er sich aufhielt oder wie er hieß, aber Ongar meinte, sie müsste sich nur an ihn wenden, wenn sie ihn brauchte, er würde ihn dann schon finden. Der Priester bot eh ein lohnendes Opfer, bei all dem Schmuck. sie solle nur nicht so lange warten, da er sich wohl nur noch eine Woche hier aufhalten würde, wenn nichts dazwischen kam. Inzwischen war es Nachmittag und ihr fiel nicht wirklich ein, was sie noch tun sollte. Mit Milan hatte sie langsam entgültig abgeschlossen, er würde nicht wieder hier auftauchen. Sie würde noch versuchen, an die Leiche zu kommen, aber in spätestens vier oder fünf Tagen wieder abreißen, und zwar allein. In Richtung Kaiserstadt, oder vielleicht auch Chorrol. Es zog sie immer nur nach Chorrol, wenn sie melancholisch wurde, aber dort war es wenigstens wärmer als hier. Die Leiche lag ausserdem seit ein paar Jahren hier, sie würde auch noch ein paar länger liegen. Sie hätte gern auf dem Schloss nachgefragt, es musste ein Register geben, in dem die Einwohner von Bruma registriert waren. Aber wenn sich jetzt jemand nach dem Toten erkundigte, und er dann verschwand, konnte sie sich hier lange nicht mehr sehen lassen. wenn man ihre Beschreibung dann nicht sogar den Legionspatrouillen mitgab. Nachdem sie auch keine große Lust hatte, auf Arranges zu treffen, ging sie noch vor den Toren eine Runde spazieren, bis sie sich nachdem sie etwas gegessen hatte, wieder hinlegte.
Am nächsten Tag sprach sie Ongar vormittags auf den Waldelf an, allerdings schien dieser heute keine Zeit zu haben, und sie vereinbarten ein Treffen für den nächsten Vormittag. Sie hatte Ongar erzählt, was sie brauchte, und angeblich würde sie Morgen schon direkt den Schlüssel abholen können. so hatte sie den ganzen restlichen Tag nichts zu tun, und auch immer noch keine Idee, wie sie vorgehen sollte, wenn sie den Schlüssel hatte. Um sich abzulenken ging sie wieder vor die Stadttore und streifte in der näheren Umgebung Brumas etwas durch das Gelände. Sie zupfte die Blätter des Mutterkrauts ab und fand sogar ein paar Lavendelpflanzen hier oben, und überlegte kurz, dass ganze an die Magiergilde zu verkaufen. Dass sich das gelohnt hätte, dazu hätte sie etwas engagierter zupfen müssen, und dazu hatte sie jetzt wiederum keine Geduld. Sie war immer noch verletzt und wütend auf sich selbst, dass sie auf Milan hereingefallen war. Als es dunkel wurde ging sie zurück in die Taverne, aß etwas und schlief.
Am nächsten Vormittag ging sie wieder zu Ongar, der ihr tatsächlich den Schlüssel zur Gruft überreichte. Etwas wehmütig sah sie auf den Schlüssel in ihrer Hand, so nah war sie drann und hatte trotzdem keine Chance, die Leiche aus der Gruft zu bekommen. Sie bedankte sich bei Ongar und versprach, vorbeizukommen, wenn sie wieder einmal in Bruma war. Sie begab sich wieder in die Kapelle, ihre Sachen hatte sie wieder im Zimmer gelassen, und beobachtete die Besucher, in der Hoffnung doch noch auf eine Idee zu kommen. Am Nachmittag verließ sie die Kapelle schließlich, sie brauchte sich nicht länger etwas vormachen. Es würde keine Möglichkeit geben, und sie entschied sich schweren Herzens, noch heute abzureißen. Dadurch würde sie zwar Nachts unterwegs sein, aber das störte sie nicht. Es war einfach sinnlos, hier weiter auf etwas zu warten, was nie passieren würde. Wobei sie das auf beides bezog, Milans Rückkehr an die ein Teil von ihr immer noch festhielt, auch wenn sie sich dafür noch gleich viel dämlicher fand, wie auch die Gelegenheit, an die Leiche zu kommen. Als sie den Kopf hob wie sie die Kapelle verlassen hatte fiel ihr Blick auf das Stadtor, durch das gerade ein großer Mann mit längeren Haaren trat. Sie erkannte sofort, wer es war. Wie versteinert blieb sie stehen und starrte zu ihm, als wäre er ein Gespenst. Er schien sie noch nicht bemerkt zu haben, sie trug auch noch immer die Kapuze. Dann sah sie auch den Berglöwen, der Milan zu folgen schien. Es waren gerade nicht viele Menschen auf dem Platz, es mußte bald Essenszeit sein, aber die wenigen drehten sich jetzt ebenfalls nach der Raubkatze um.
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