An den Ställen vor Bruma hatte er sich sein Pferd geholt und es gesattelt, schließlich wusste man nie, was einen in der Wildnis draußen erwartete. Allerdings stieg er nicht auf, sondern führte es an den Zügeln neben sich her, als er durch das Schneegestöber dem Weg zurück zum Drachenklauen-Felsen folgte. Ihre Spuren, welche sie vor wenigen Stunden hinterlassen hatten, waren schon verschwunden, und auch die hereinbrechende Dunkelheit und der fallende Schnee machte das Ganze nicht einfacher. Als Milan so durch den Schnee stapfte, wobei er sich später noch eine Fackel aus dem Gepäck genommen und sie angezündet hatte, und langsam aber sicher dem Felsen immer näher kam, dachte er über Meryann nach. Das war...wirklich schön. Mir fällt kein anderes Wort ein. Wie lange bin ich jetzt in Cyrodiil? Eine Woche? Zwei? Ach, was sind schon Tage oder Wochen. Sie ist irgendwie...anders, was aber alles andere als Negativ ist. Liegt bestimmt an ihrer Vorliebe für Friedhöfe. Er grinste in sich hinein und bewegte sich langsam weiter.
Schließlich traf er an dem Platz ein, wo sich der mittlerweile mit einer dicken Schneedecke verzierte Drachenklauen-Felsen auf einer kleinen Anhöhe erhob. Der Schneefall und das Mondlicht machten die Suche nach seiner Waffe nicht besonders einfach, aber durch das ungefähre Nachstellen der Situation mit dem Berglöwen fand er sein Schwert endlich, als es ein klirrendes Geräusch beim Drauftreten von sich gab. Nachdem er es von dem Schnee befreit und aufgehoben hatte, befestigte er es an einer Schlaufe am Sattel und blickte sich um. Sollte er wieder zurückgehen, nur um dann später den Weg nochmal auf sich zu nehmen, um eine Höhle zu suchen? Hier in der Nähe MUSSTE es doch so etwas geben, was leicht zu finden war und als Unterschlupf diente. Gerade als er dachte dass dieses Unterfangen bei dem Schneefall unmöglich sei, ließ dieser wie auf Kommando nach und erhöhte die Sichtweite trotz der Dunkelheit enorm. "Na wenn das kein Zeichen der Neun ist...", grinste Milan und schritt auf eine Stelle am östlichen Rand des Platzes zu, dort war eine Lücke zwischen den Bäumen, welche sich beim Näherkommen als verschneiter kleiner Nebenpfad heraus stellte. Einen Moment lang dachte er an Meryann. Er würde, wenn er jetzt auf der Suche wäre, nicht vor Morgen früh zurückkehren. Sollte er aber eine Höhle finden, wäre sie ihm wohl dankbar. "Wer weiß wie dankbar...", grinste er noch breiter als vorher und begab sich mit seinem Pferd im Schlepptau auf den kleinen Pfad nach Osten.

Milan war dem Weg so gut es ging eine Weile gefolgt. Durch den Schnee und die Dunkelheit kam er nur beschwerlich vorwärts, aber das machte ihm keine Sorgen; viel bedenklicher fand er die Tatsache, dass sein Pferd begann nervös zu werden, immer mal wieder wurde es unruhig, bockte oder zappelte herum. Entweder wurde er verfolgt oder bewegte sich auf etwas sehr Unangenehmes zu, beides war keine besonders gute Aussicht. Noch aber sah der Rothwardon keinen Grund, sich bis an die Zähne zu bewaffnen, die Tiere hatten Angst vor dem Feuer, und einem Oger oder dahergelaufenen Banditen konnte er bestimmt erst einmal ausweichen. Die Tatsache, dass er mit der Fackel ein ideales Ziel für einen Bogenschützen bot, verdrängte er bewusst, gegen einen solchen konnte er hier auch nichts ausrichten, selbst wenn er sein Schwert trug.
Der Weg wurde breiter, und vor Milan bauten sich zwei verlassen wirkende kleine Zelte und ein großes Rundzelt auf. Die Feuerstelle war mit Schnee bedeckt, ebenso waren nirgends Spuren zu sehen. Hier war anscheinend lang niemand mehr gewesen. Milan wusste nicht wie weit er schon gelaufen oder wie spät es ungefähr war. So beschloss er, hier ein wenig zu Rasten. Das Pferd machte er an einer morsch aussehenden Holzkonstruktion fest, es würde schon nicht verschwinden, auch wenn es immer noch sichtlich nervös war. Dann begab sich Milan in das größere Rundzelt. Drinnen befand sich nicht viel. Ein mittelgroßes Fass, eine verwitterte Truhe und grobes Bettzeug. Der Rothwardon schaute in keines von beiden hinein, das konnte er auch morgen noch tun. Der Schnee hatte weiter nachgelassen, es flockte nur noch ganz wenig. Er verließ wieder das Zelt, schließlich hatte er nicht vor, sich des Nachts von wilden Tieren fressen zu lassen. Mit dem Fuß säuberte er grob die Feuerstelle von dem Schnee, sogar altes Holz lag noch darunter. Er kniete sich hin, konzentrierte sich und hielt seine glühende Hand an die feuchten Äste. Es qualmte, fing aber noch kein Feuer. Milan wiederholte dies ein paarmal, und schließlich brannte es doch. Nachdem er sich sicher war, dass das Feuer groß genug war damit es nicht gleich ausging, begab er sich zurück in das trockene Rundzelt, breitete sein Fell aus und legte sich darauf. Er würde morgen weiterreisen, wenn es hell genug war, bis dahin konnte er ebenso schlafen. Sein letzter Gedanke, bevor er einschlief, galt Meryann.

Es wurde langsam hell, durch die Wolken sah man die Sonne nicht, da erwachte Milan. jedoch nicht etwa, weil es ihm zu hell wurde oder weil er ausgeschlafen war, sondern weil sein Pferd draußen einen mordsmäßigen Radau machte. Er hörte Holz bersten und lautes Hufgetrappel. Das kann nichts Gutes bedeuten, schoss ihm durch den Kopf; er rappelte sich hastig auf und verließ das Zelt, zu sehen bekam er einen merkwürdigen Anblick.
Das Feuer, welches er entzündet hatte, war verschüttet mit einer Mischung aus gefrorenen Schnee und Dreck, und sein Pferd hatte sich fast losgerissen von dem Holzgestell, an dem er es angebunden hatte. Und der Auslöser des ganzen Chaos saß direkt vor der zugeschaufelten Feuerstelle.
Der Puma blickte ihn mit seinen grau-grünen Augen wachsam an, als er aus dem Zelt trat und erstmal vor Überraschung erstarrte. Milan wusste nicht wieso, aber etwas sagte ihm, dass es derselbe Berglöwe war, welcher ihn am Vortag angefallen hatte. Der Rothwardon blickte auf die Feuerstelle, welche völlig verschüttet war. Er hat sie verbuddelt, weil er weiß, wie gefährlich Feuer ist. Oder mess ich ihm zu viel Intelligenz bei? Milan schüttelte den Kopf. Die viel wichtigere Frage war: Wieso hatte dieses Raubtier ihm nicht im Schlaf die Kehle durchgebissen? Woher diese Passivität? Milan ging einen Schritt auf den Puma zu, dieser rührte sich nicht. Milan tat noch einen. Wieder keine Reaktion. Erst als er nur noch zwei Meter entfernt war, regte sich das Tier, stand auf und wich zögerlich zurück. Milan hob langsam die Hand, scheu beobachtete ihn das Tier. Wo ist seine Aggressivität hin? Milan ging wieder ein paar Schritte zurück, dem Tier nicht den Rücken zudrehend, bis er bei dem Pferd war und es einigermaßen beruhigen konnte. Der Berglöwe musste ihn schon letzte Nacht gefolgt sein, darum die Nervosität seines Reittiers. Skeptisch blickte Milan zu dem Puma, welcher ihn immer noch anschaute, sich aber nicht bewegte. Dem Rothwardonen kam eine Idee. Er griff in die Satteltasche, kramte ein Stück Trockenfleisch hervor und warf es dem Puma vor die Pfoten. Dieser schreckte daraufhin reaktionsschnell zurück, dann aber sprang er auf das Stück fleisch los und verschlang es. Abwartend blickte er wieder Milan an. Dieser wusste nicht, was er davon halten sollte. Ob ihm das Tier folgen würde? Milan holte sein Fell aus dem Zelt und warf noch einen Blick in das Fass und die Truhe; beides war leer. Er verließ das Zelt und ging zu seinem Pferd, der Puma regte sich nicht, verfolgte ihn nur mit seinen Augen. Als Milan das Pferd losmachte und den Weg weiterging, wartete die Raubkatze noch einen Moment und folgte dem Rothwardonen dann tatsächlich mit ein paar Metern Abstand. "Ich muss träumen...", murmelte Milan und warf immer wieder einen Blick hinter sich, der Puma folgte ihm, aber in einer passiven Haltung.

Der Jäger wurde schließlich fündig und fand am Ende des Weges eine Höhle, versteckt, zwischen ein paar Felsen. Eine Holztür hing lose am Eingang in den Angeln, und sie war im Inneren etwa so groß wie der Gastraum der Herberge. Ein paar zerstörte Kisten und Tische lagen in der Ecke, aber natürliche Felsvorsprünge würden wohl ein paar gute improvisierte Regale und Podeste abgeben. Im hinteren Teil fand Milan einen kleinen Gang, welcher jedoch an einer Felswand endete, anscheinend wurden die Arbeiten hier eingestellt. Ein paar Werkzeuge lehnten an der Wand, Spitzhacken, Hämmer, Meißel. Alles war verrostet, hier war seit Jahrzehnten keiner mehr. Milan nickte, das würde perfekt sein. Weit genug weg von jeglicher Zivilisation, aber dennoch gerade noch in Reichweite. zufrieden verließ er die Höhle.
Draußen erwartete ihn sein Pferd, welches scheute, und, nicht sehr überraschend, der Berglöwe, welcher sich unweit des Eingangs hingelegt hatte, und Milan bei dessen Austreten aus der Höhle anblickte. Was mach ich mit ihm, dachte er sich und ging langsam auf ihn zu. Jetzt bewegt er sich gar nicht mehr, dachte Milan etwas beunruhigt, als er nur noch einen Meter von dem Tier entfernt stand; der Puma stand nicht einmal auf, sondern schaute ihn nur von unten herauf an. Langsam ging Milan in die Knie und streckte die Hand aus. Ich muss verrückt sein, dachte er wehmütig, als der Puma anfing, die Hand zu beschnuppern, aber mehr machte er nicht. Der Rothwardon versuchte, die Hand auf den Kopf des Tieres zu legen. Zunächst schien es sich etwas zu genieren, indem es ein paarmal auswich, aber letztendlich ruhte Milans Hand auf dem Kopf des Pumas, welcher sich dies gefallen ließ. Während Milan in die Augen des Berglöwen blickte, er war mit ihm quasi auf Augenhöhe, weil er sich hinkniete, überlegte er angestrengt, was er über Berglöwen wusste. Dann plötzlich fiel es ihm wie Schuppen vor die Augen. Sie sind Einzelgänger, bringen aber den Tieren, den sie unterliegen, den Respekt entgegen. Normalerweise beschränken sie sich darauf, ihrem stärkeren Gegner aus dem Weg zu gehen, dieses Exemplar hier scheint sich mir aber zu unterwerfen. Es scheint mich für ein Tier zu halten, wahrscheinlich wegen des Fells. Vielleicht hatte dieses Tier schon einmal Kontakt mit Menschen. Ein glücklicher Zufall.... Milan kam plötzlich ein abwegiger Gedanke, aber als er in die wachsamen Augen des Tieres blickte, nahm er sich vor, es zu versuchen. Meryann wird sich vielleicht sorgen, aber das ist es mir wert.... Auf den Gedanken, dass die Bretonin seine Abwesenheit als Flucht eines Aufreißers werten könnte, darauf kam er nicht.

In den nächsten Tagen machte sich Milan daran, zu ergründen, ob dieser Berglöwe ihm wirklich gehorchte. Das Tier stellte sich als sehr intelligent heraus und schien schnell zu lernen, was Milan sehr überraschte. Innerhalb von zwei Tagen folgte ihm der Puma, wartete an Stellen die er ihm auftrug und ging dahin, wohin er zeigte. Ob er eine gute Unterstützung für den Kampf wäre das würde sich noch herausstellen, aber in Anbetracht der Größe und des kraftstrotzenden Aussehens hatte Milan auch da keine Zweifel. Selbst das Pferd hatte sich mittlerweile an den neuen Gefährten gewöhnt und verhielt sich nicht mehr so nervös. Einzig dass er nicht wusste wie der Berglöwe auf andere Menschen reagieren würde machte Milan etwas nervös. Aber jetzt hatte er soviel Zeit mit ihm verbracht, er musste es riskieren.
Am frühen Morgen, er hatte in der entdeckten Höhle gewohnt und es war mittlerweile der vierte Tag nach seiner Abreise aus Bruma, beschloss Milan alles auf eine Karte zu setzen und nach Bruma zurückzukehren. Er setzte sich auf einen Felsen, der Puma sich ihm gegenüber, und sie blickten sich beide an. Er hatte sich noch immer keinen Namen überlegt. Seine Augen wanderten zu dem Pferd. Ihm habe ich auch keinen gegeben, aber ich wechsel es ja auch öfters. Dass ich dies bei ihm hier tue, das bezweifel ich..., dachte er und sein Blick ging zurück zu dem Puma. Milan erhob sich schließlich schulterzuckend; noch wusste er nicht, ob er ihn in die Stadt bekam und wie er auf fremde Personen reagierte. Für einen Namen war später noch Zeit. So tätschelte der Rothwardon dem Puma nochmal den Kopf und befahl ihm, mit ihm zu kommen. So reiste er mit seinem Pferd am Zügel und den Berglöwen dicht neben sich laufend zurück nach Bruma.

Das Stadttor mit der zugehörigen Wache kam am Nachmittag für Milan in Sicht, aber er steuerte zunächst die Stallungen an und gab sein Pferd ab. Der Besitzer der Stallungen erschrak fürchterlich und suchte mit dem Pferd schnell das Weite, und Milan hoffte, dass der Puma nicht seinen Trieben folgte und aufgrund der hektischen Bewegungen angriff. Entgegen seiner Erwartungen bewegte sich der Berglöwe keinen Zentimeter, sondern betrachtete interessiert die Pferde im Stall. Er hat bestimmt Hunger, aber die größte Hürde kommt gleich am Tor. Milan verließ den Stall und bewegte sich, mit der Großkatze an seiner Seite, zum Osttor der Stadt. Der Wächter erspähte ihn, schaute weg, und dann gleich erstaunt ihn wieder an. Er straffte seine Haltung und hielt die Hellebarde vor sich, auf den Puma gerichtet. Du Idiot, nein, reiz' ihn doch nicht!, aber Milan konnte nicht mehr machen als hoffen, die über einhundert Kilo Kampfgewicht festzuhalten würde unmöglich sein. Aber wieder verblüffte das Tier Milan. Der Puma bewegte sich abermals nicht, sondern verfolgte nur gleichgültig die zitternde Hellebardenspitze des Wächters. Milan legte die Hand auf den Kopf des Tieres, und sogleich legte es sich hin, wie er es ihm beigebracht hatte. Feuertaufe bestanden, dachte Milan erleichtert. Der Wächter schien verwirrt. "Keine Sorge, der ist zahm...", versicherte Milan betont gleichgültig. "Ich kann euch aber nicht hineinlassen...nicht mit ihm...wer garantiert mir dass er nicht nur so tut als ob...", und er deutete auf den Puma, ließ aber immerhin die Hellebarde sinken. Ob er nur so tut als ob, was ist das, ein verdammter Falschspieler oder ein Betrüger?, verdrehte der Rothwardon innerlich die Augen. Der Wächter würde sich wohl nicht überreden lassen, und Milan griff nachdenklich in die Manteltasche. Da ertasteten seine Finger etwas Kleines, Scharfkantiges. Aber natürlich.... Milan holte den Rubin heraus und zeigte ihm dem Wächter. Dieser bekam ganz große Augen und stutzte. "Meint ihr nicht auch, dass er einen sehr gutmütigen und braven Eindruck macht, Soldat?", lächelte Milan aufmunternd. Der Wächter zögerte, griff dann aber nach dem Rubin und nickte. "Wo ihr Recht habt...", nickte, ließ den Stein in die Tasche gleiten und befahl, das Tor zu öffnen. Gerade wollte Milan mit dem Puma passieren, als ihn der Wächter zurückrief und ihm etwas zuflüsterte. "Für solch ungewöhnliche 'Begleiter' kann man meinem Wissen nach in Cyrodiil ein Zertifikat erstehen. Es braucht jedoch ein gräfliches Siegel und ist nicht billig. Versucht es doch einmal bei der Gräfin. Diese Information habt ihr jedoch nicht von mir.". Milan nickte, bedankte sich und betrat schließlich Bruma mit dem Berglöwen an seiner rechten Seite. Bürokraten, in Hammerfell konnte man reisen mit wem man wollte.