Sie machten sich also auf den Weg zur Ruine Variela. Das alte und zerfallene Gemäuer befand sich fast geradlinig südlich der Kaiserstadt auf der Hälfte des oberen Niben. Sie ritten die Brücke vor der Kaiserstadt entlang, bogen dann nach Süden ab und folgten dem Weg bis sie nach Pells Tor an die große Brücke kamen, die den Rundweg um das Nibeneibecken, in dessen Mitte die Kaiserstadt war, schloss. Hier folgten sie der Küste abermals nach Süden und kamen nach einem flotten Ritt mit der Nachmittagssonne bei der Ruine an. Es musste Variela sein, denn weit und breit war kein anderer Turm der alten Akaviriruinen zu sehen und da das Küstenland am Niben nicht sehr dicht bewachsen war, konnte man dies auch gut feststellen.
Einige Meter vor dem halb eingestürzten Turm stiegen sie ab. Arranges lockerte den Bauchgurt des Sattels und überlegte, was er alles brauchte. Es wird wohl eher simpel sein, was sollte uns dort unten auch schon groß erwarten? Daedra? Nekromanten? ... Lächerlich... Goblins und anderes Getier wie Trolle, werden's wohl eher sein... Der Kaiserliche machte den größeren Lederbeutel von seinem Gürtel los, in dem sein Geld und andere Dinge waren, die er für so einen Spaziergang nicht brauchte. Tränke und Schriftrollen nahm er vorsichtshalber mit. Er trat einige Schritte vor und besah sich den Ruinenturm.

Milan war die ganze Zeit schweigend vorausgeritten; jetzt wo sie bei der Ruine angekommen waren, stieg auch er ab und kramte in seinen Satteltaschen. Nekromanten…ein starker Reflexionstrank, ein Schildtrank, ein Genesungstrank…, mit diesen Gedanken schnallte er sich die letzten beiden Fläschchen an den Gürtel, das erste behielt er in der Hand, öffnete es und kippte es ansatzlos in sich hinein. Das magische Gesöff entfaltete sofort seine Wirkung, er spürte wie sich seine Innereien und Muskeln kurz verkrampften, dann war alles wieder normal. Er schüttelte nun noch einmal den Kopf um wieder klar zu sehen, bis ihm auf einmal einfiel, wo sie hineingingen. Eine dunkle Festung, und diese Nekromanten sparten doch bekanntermaßen sowieso mit Fackeln. So griff er nochmals in die Tasche und befestigte sich dann eine weitere Phiole mit einem Nachtsicht-Trank an dem Gürtel. So gerüstet entfernte er sich von seinem Pferd und folgte Arranges in die Ruine.
Hier blickte er sich auch erst einmal um. Die Festung sah verlassen aus, es gab kein Anzeichen menschlichen Lebens hier, so wie es für von Nekromanten besiedelte Ruinen üblich war; keine Banner mit Totenköpfen, kein Altar, keine Skelette, keine Fackeln. Vielleicht haben wir Glück, dachte er, fixierte dann die große Flügeltür, welche sich in große Felsen hinein duckte, und ging schließlich darauf zu.

Meryann hatte sich im Hotel noch kurz umgezogen, sie trug jetzt wieder die schwarze Hose und das schwarze Oberteil aus der Kaiserstadt. Den Mantel hatte sie zusammengerollt und an Zombies Sattel befestigt. Als sie an der Ruine abstiegen, hängte sie noch ihren Beutel an den Sattel, ihn würde sie in der Ruine nicht brauchen. Sie nahm nur den Bogen und die Pfeile mit, und folgte Arranges und Milan zum Eingang der Festung. Gerade nach der Bemerkung von Milan und dem Kopfgeld für Nekromanten war sie sich noch sicherer, hier auf welche zu treffen. Sie selbst hatte zwar nichts mit den Nekromanten zu schaffen, die in diese Ruinen hausten, trotzdem behagte es ihr nicht unbedingt, hier einfach einzudringen. Der Eingang wirkte recht unauffällig, aber alles andere hätte sie auch gewundert. In Cyrodiil waren die wenigen Altäre der Nekromanten tief in der Wildnis. So nahe an Siedlungen oder Städten würden sie sich nicht schon hier zu erkennen geben.

Hmm... meine Angst vor der Finsternis scheint ja hoffentlich auch mit den anderen Wahnvorstellungen verschwunden zu sein... sonst haben wir in recht kurzer Zeit ein Problem... Dachte der Kaiserliche, als auch er zu dem niedrigen Holztor blickte. Er trat neben Milan, hielt aber Abstand. Ich hoffe er weiß, was er tut... er scheint jedenfalls keiner dieser einfältigen Haudraufburschen zu sein, die nur zufällig etwas vom gesitteten Ton verstehen... Arranges hätte wohl am Liebsten gleich eine Art Taktik ausgehandelt, stattdessen aber fragte er nur, ohne den Blick von den zwei massiven Holzflügeln zu nehmen: 'Wer geht voraus?'.

Milan blickte sich noch einmal nach seinen beiden Begleitern um und wurde dann indirekt von Arranges angesprochen. Statt ihm verbal zu antworten, trat er einfach vor an die Eingangstür und prüfte, ob diese verschlossen war. Als er feststellte, dass dem nicht so war, legte er beide Hände gegen die rechte Tür, stemmte die Füße fest auf den Boden und begann mit immer größerer Kraft zu schieben. Zunächst tat sich gar nichts; dann aber knarrte die Tür leise und setzte sich schwerfällig in Bewegung. Staub rieselte auf ihn hinab. Milan schob sie noch ein Stück weiter auf, sodass eine Person bequem durch den Spalt gehen konnte, dann ließ er von der Tür ab und betrat als Erster die Festung.
Drinnen sah sich der Rothwardon erst einmal genauestens um. Er befand sich in einem Gang, welcher durch zwei kurze, nach unten führende Treppen unterbrochen war. Hinten sah Milan eine Biegung. An der zweiten Treppe befand sich je zu beiden Seiten eine kleine Fackel, aber nur die Rechte brannte. Verdammt, es ist also doch jemand hier. War zu erwarten. Man sah die Hand vor Augen kaum in dieser Dunkelheit, nur vage konnte man etwas erkennen. Milan griff an seinen Gürtel, öffnete die Nachtsicht-Phiole und trank auch diese restlos aus. Für einen kurzen Moment blickte er starr an die Decke, ihm wurde schwarz vor Augen und doch sah er die unterschiedlichsten Farben. Dann war der Spuk auch schon vorüber, Milan blickte wieder in den Gang und alles kam ihm gleich viel heller und deutlicher vor. Was war das dort hinten an der Biegung? Dort lag jemand auf dem Rücken und sah relativ...tot aus. Milan zog lautlos sein Schwert und schlich die Treppe hinab, umkreiste bewusst die einzelne Fackel um nicht so sehr in's Licht zu treten und kam schließlich bei dem Leichnam an: Es war ein Ork.

Meryann nahm den Bogen in die Hand und folgte den beiden. Drinnen war es ziemlich dunkel, obwohl eine Fackel brannte.Ok, wir sind hier wirklich nicht allein. Die Luft roch modrig und abgestanden, aber sie war sich nicht sicher, ob es nach Leiche oder Gräbern roch. Sie sah zu Milan, der wieder einen Trank zu sich nahm. Licht wollte sie nicht riskieren, aber es würde auch so gehen. Sie sah nicht so schlecht im Dunklen, und sie hörte vor allem recht gut. Inzwischen hatte sie auch einen Pfeil in die linke Hand genommen, mit der sie den Bogen hielt. Meryann ging im Dunkeln zu Milan, wobei sie etwas Abstand hielt, da sie ihn hier nicht erschrecken wollte. Sie überlegte sich gerade ob sie schnell nachsehen sollte, ob sich vorn jemand befand, aber es war wirklich stockfinster. Da erinnerte sie sich an einen Zauber der Illusion, den sie nicht oft benutzt hatte. Klar, Nachtsicht... Sie konzentrierte sich kurz, sprach lautlos die Formel und schon erhellte sich ihr Blickfeld merklich. Sie sah den Gang entlang, konnte aber niemanden entdecken, bis auf den toten Ork. Sie ging langsam und vorsichtig an Milan vorbei, weiter den Gang entlang, blieb allerdings nach ein paar Metern abwartend stehen.

Arranges folgte Milan. Als dieser einen Trank schluckte um die Dunkelheit für ihn transparenter zu machen, verdrehte der Kampfmagier nur die Augen. Amateure und Nulltalente... warum habe ich nur gefragt, ob ich mitkommen kann... Der Kaiserliche hatte mit solch einer Dunkelheit nur wenige Probleme. Zwar konnte er nicht wirklich viel sehen, aber das Licht der Fackel, die weiter vorn brannte, reichte ihm vorerst... Er hätte ohnehin nichts gegen die Finsternis tun können. Er folgte weiter dem Rothwardonen, konnte er doch nicht wirklich erkennen, was der Bestienjäger wohl gesehen hatte. Im schwachen Schein der Fackel erkannte der Nekromant eine Leiche am Boden. Relativ massiger Körperbau, das konnte ein Nord oder Ork sein. Egal ob Mensch oder Monster, aber allein sind wir jedenfalls nicht... Arranges konzentrierte sich einen Moment, dann ging ein schwacher, magischer Impuls von ihm aus. Den Zauber konnte er relativ bequem halten, solange er sich nicht auf eine andere, große Beschwörung konzentrieren musste oder ihm seine magische Ader blockiert wurde. Informationen schwappten in seine Gedanken über jedes größere Lebewesen, er entspannte sich, war zumindest innerhalb des mehr oder minder großen Radius nichts Auffälliges zu entdecken. Er ging Meryann hinterher, blieb aber zwei Schritte hinter ihr stehen. Er stoppte abrupt, ganz am Rand der Reichweite des Zaubers, hatte sich etwas Größeres bewegt. Arranges versuchte den Spruch zu intensivieren, es gelang ihm aber nicht, dazu waren seine Mystikkenntnisse zu schlecht, als dass er den Erfassungsbereich so ausdehnen konnte, der ganze Zauber war schon an der Grenze des Möglichen. Verdammt....

Milan musterte die Leiche vor sich. Dabei musste es sich um den Ork handeln, den Juliette erwähnt hatte. Also den Auftrag aufgegeben hat er definitiv nicht. Eher sich ein wenig übernommen. Der Blick des Rothwardonen fiel auf den Brustkorb des Ork. Der Stahlbrustpanzer lag neben ihm, und der Oberkörper aufgerissen da, die Rippen ragten blutig und abgespreizt heraus. Milan kniete sich hin und betrachtete das Blutbad genauer. Das kann doch nicht...das Herz fehlt...Sadisten..., und Milan erhob sich und drehte sich zu Meryann, dann zu Arranges. Er blickte weiter in den Gang, vor ihnen befand sich eine weitere, halb offene Flügeltür, dahinter eine größere Halle mit einer Treppe, die nach unten führte. Hier waren viele Vorrichtungen für Fackeln, aber keine Einzige brannte. Sie scheinen die Dunkelheit zu lieben, nicht überraschend. Milan ging wieder voraus, lugte in den folgenden Raum und schlich hinein.
Zunächst erkannte er nichts Verdächtiges; dann aber hörte er sich jemand räuspern und erstarrte in der Bewegung. Es klang sehr nahe. Der Rothwardon ging nicht die Treppe hinunter, sondern versuchte von oben zu erspähen, wo sich der vermeintliche Geräuschverursacher befand. Er wurde fündig und erkannte, links von der Treppe, an einem Durchgang, saß ein Beschwörer mit einer Kerze an einem kleinen Tischchen und blickte abwesend in die Flamme. Auf seiner Robe prangte groß ein roter Totenkopf.

Sie wandte wieder den Kopf zu Milan, und sah die Wunde im Brustkorb des Orks. Naja, du hast es doch geahnt, Meryann. Sie folgte Milan weiter in die Ruine, und sah die Banner der Totenbeschwörer an den Wänden der kleinen Halle in die sie kamen. Bei dem Geräusch war sie ebenfalls stehen geblieben, und sah bald darauf selbst den Nekromant, der an dem kleinen Tisch saß. Sie sah zu Milan, sie wollte wissen wie er reagierte. Gleichzeitig hoffte sie, dass sich Arranges zu nichts hinreißen lies, wer wusste schon wie viele hier noch waren. Er würde sie vermutlich angreifen sobald er sie bemerkte, und an ihm vorbeikommen war fast unmöglich. Sie sollten ihm eigentlich keine Zeit geben, sich zu wehren oder etwas zu Beschwören. Sie legte den Pfeil schon leicht an, spannte den Bogen aber noch nicht, den Blick immer noch auf Milan gerichtet.

Arranges verharrte, während die anderen schon weiterliefen. Als er sah, dass sie schon im Begriff waren, den Raum zu wechseln, eilte er ihnen leise nach. Noch bevor er die beiden erreicht hatte, strömten unzählige dumpfe Blitze in seinen Verstand, die ihm Auskunft gaben, dass hier noch einige andere Gegner unterwegs waren. Er konnte zwar die Lokalität nicht wirklich überblicken, allerdings konnte er sich einen groben Abriss davon machen, indem er die Bewegungen der Lebewesen verfolgte. Er trat oben an die Treppe, etwas hinter Meryann und erblickte jetzt auch den Totenbeschwörer, der unten saß. ... alles Trottel ohne Ahnung... das wird ein Kinderspiel... Er wollte gerade mehrere Zauber vorbereiten, aber noch auf den wortwörtlichen Startschuss von Meryann warten, die bereits dabei war einen Pfeil aufzulegen, ließ aber dann seine gesamte Magie bis auf den Zauber zur Lebenserkennung, direkt wieder verpuffen, als er im Geiste sah, wie zwei weitere humanoide Gestalten, in ihre Richtung kamen. Er wusste nicht, was er tun sollte und da er die Gedanken der anderen nicht lesen konnte, legte er nur warnend eine Hand von hinten auf Meryanns Schulter und deutet lautlos auf den Durchgang an der linken Wand. Nur einen Lidschlag später kamen dort zwei Totenbeschwörer heraus und stellten sich zu dem, welcher an dem kleinen Tisch saß. Dieser drehte sich wortlos halb um und sah fragend zu den beiden anderen auf.

Milan schaute, nachdem die anderen beiden Nekromanten erschienen waren und er die Kampfbereitschaft seiner beiden Begleiter bemerkt hatte, zu Meryann, welche bereits einen Pfeil anlegte. Mit einem Handzeichen gab er den Beiden zu verstehen, noch einen Moment mit dem Angriff zu warten, ging an die rechte Seite der Treppen und schlich die Stufen bis zur letztens hinunter. Dort angekommen, schritt er, darauf achtend wohin er trat, wieder auf die linke Seite und verbarg sich so hinter der Säule, nur wenige Meter von dem Durchgang und den drei Totenbeschwörern entfernt. Er blickte die Treppe hinauf und nickte, was wohl sagen sollte 'Fangt an'. Dann drückte er sich an die Mauer und machte sich bereit, hervor zu stürmen.