Das ein oder andere Skelett...soso..., aber anstatt schockiert oder resigniert zu reagieren, fing der Rothwardon an zu schmunzeln. "Da kommen wir der Sache schon näher. Skelette. Ist ja schonmal ein Anfang.". Nach einer kleinen Pause grinste er noch breiter. "Und wie sieht es mit den anderen Dingen, die ihr Totenbeschwörer so durchführt? Diese Blutrituale und in Exzessen endenden Orgien, bei denen ihr die Dämonen der Unterwelt anruft und ein Wesen aus der untersten Schublade des Seins zu Tage befördert?". Diese Frage klang wie ein nicht ernst gemeinter Scherz, jedoch hatte sie tiefgründigere Bedeutung als es zunächst schien. Milan hoffte auf den Schockeffekt dieses Scherzes und dass er irgendwas an der Reaktion Meryanns feststellen konnte, was sie in irgendeiner Weise verriet. Zum anderen aber wollte er sie auch ein wenig necken. Aufmerksam wartete er, bis seine Frage seine volle Wirkung entfaltet hatte.

Wir Totenbeschwörer. So, du meinst also, dass ich da jetzt drauf einsteige?, dachte sie sich amüsiert. Sie konnte in der Richtung nicht viel schocken, sie kannte die Meinung der Menschen hier zur Nekromantie, auch wenn sie sich selbst sehr selten als Nekromantin zu erkennen gab. Sie war sich allerdings immer noch nicht ganz über die Absichten Milans mit dieser Aussage im klaren, deshalb war sie immer noch vorsichtig. Sie lächelte ihn an, als sie ausweichend Antwortete: "Kurzfristig einen Untoten zu rufen, ist etwas anderes, als wirklich praktizierte Nekromantie.". Dann gab sie sich einen Ruck, und fügte noch mit einem leichten Grinsen hinzu: "Aber wäret ihr arg enttäuscht, wenn ich euch sagen müsste, dass die Gerüchte über wilde Orgien maßlos übertrieben sind?" Mit Exzessen und Orgien hatte es tatsächlich wenig zu tun, dafür erforderte so ein Ritual zuviel Konzentration und Disziplin. Es gab natürlich Sekten innerhalb der Nekromanten, bei denen das so ausartete, allerdings konnte Meryann die nicht ernst nehmen, und die beschworenen Resultate waren bestenfalls erbärmlich.

Zuerst war Milan mit der Antwort gar nicht zufireden, er hatte sich mehr erhofft. Als Meryann dann jedoch nachlegte, konnte er einfach nicht mehr umhin, grinste breit und strich sich mit der nassen Hand durch die Haare, wobei er die Bretonin musterte. Schlagfertig ist sie, dass muss ich ihr lassen. Schließlich antwortet er: "Sehr enttäuschend, in der Tat...". Keine wirklich eindeutige Stellungnahme von ihr, aber ihre Ergänzung lässt schon tief genug für den Anfang blicken.

"Wie steht ihr denn zu diesem Thema?", fragte Meryann unvermittelt, immer noch lächelnd aber mit einem ernsthaft interessierten Ton in der Stimme. Jetzt wollte sie es wissen. "Soweit ich weiß, ist Nekromantie in Hammerfell nicht gern gesehen..." Das war geraten, aber wäre sie dort geduldet oder gar gefördert worden, hätte sie es vermutlich irgendwie erfahren.

Jetzt endlich verstand Milan. Sie hatte Hemmungen, es zu sagen, weil sie nicht wusste, wie er dazu stand. Anscheinend gab es hier genausolche fanatischen Leute wie in Hammerfell, die in Nekromantie etwas Gottesunwürdiges sahen. "Die Meinungen sind geteilt, ein offizielles Gesetz dagegen gibt es bei uns nicht; allerdings ist es vielerorts üblich, dass man nichts von der Totenbeschwörung hält. Praktizieren darf man sie an freigegebenen Körpern, dies trifft zum Beispiel auf Leichen vom Schlachtfeld zu oder wenn jemand vor seinem Ableben sich damit einverstanden erklärt hat. Ich muss aber zugeben, dass nicht selten Anhänger dieses Arkay-Kultes gerne das Gesetz in die eigenen Hände nehmen...", aber jetzt wurde er sich bewusst, dass er ihre erste Frage übergangen hatte. "Ich selbst habe nichts gegen Nekromantie, werde euch also nicht, sollte das zutreffen, zu einem Priester schleifen und euch exorzieren lassen...", und dabei lächelte er sie aufmunternd an, wobei er in Gedanken hinzufügte, den Blick direkt auf ihre Augen gerichtet: ...aber wenn du mich noch länger so anschaust, bestimmt woanders hin.

"Exorziert wird hier weniger, dafür auf einigen Höfen in der Wildniss durchaus auf dem Scheiterhaufen verbrannt." Das sollte scherzhaft klingen, was ihr allerdings nicht so ganz gelang, denn es war bitterer Ernst. "Die Magiergilde hier ächtet die Nekromantie, und will uns am liebsten mehr oder weniger ausrotten." Damit gab sie zu, was sie war. "Es gibt mit Sicherheit einige, die das verdienen, aber nicht jeder Mordet dafür. Es ist auch nicht unbedingt respektlos den Toten gegenüber...", sagte sie etwas unsicher, wobei sie ihm in die Augen sah. Warum rechtfertigte sie sich überhaupt so? Irgendwie wollte sie nicht, dass er sich jetzt vor ihr ekelte, selbst wenn man der Nekromantie offen gegenüber stand, fanden es doch die meisten zumindest befremdlich, verweste Leichen anzufassen und zu präparieren.

Er hörte ihr aufmerksam zu, was sie sagte. Wirklich ruhig mit einem Nekromanten hatte er noch nie geredet, bis jetzt wollen alle Totenbeschwörer, denen er bis jetzt begegnet war, nur ihre Geheimnisse hüten und griffen ihn an, wenn es sein musste mit bloßen Händen. Jetzt aber saß eine Solche leibhaftig hier, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, und schaute ihn mit ihren großen Augen abwartend und forschend an. Er grübelte. Macht mir das was aus? Irgendwie nicht. Oder ist das jetzt nur die Überraschung über diese Erkenntnis, dass sie wirklich...in Toten herumwühlt und diese wieder zum Leben erweckt? Nein. Im Gegenteil, sie muss sich doch völlig allein auf der Welt vorkommen, für gewöhnlich ist sie bestimmt eine Einzelgängerin. Milan beschloss, ihr zu vermitteln, dass er das Ganze nicht so sah wie sie wahrscheinlich vermutete. So blickte er gespielt nachdenklich eine Weile schweigend auf das Wasser, seufzte kurz, blickte die Bretonin wieder an und fragte mit gespielt traurigem Tonfall: "Und ihr macht wirklich keine orgienbehafteten Blutrituale...?", wobei aber schon wieder ein Lächeln seine Lippen umspielte.


Meryann war sich immer noch nicht sicher, wie Milan reagieren würde, als er schweigend auf das Wasser sah. Sie war auch durchaus bereit, ihr Geheimnis zu verteidigen, wenn es sein mußte. Und Lähmzauber waren immer erstmal unauffällig... Als er sie schließlich ansah und mit einem Lächeln nochmal auf die Rituale ansprach, fielen die letzten Bedenken von ihr ab, dass er seine Meinung zu dem Thema doch noch einmal ändern könnte. "Blutig? Manchmal. Orgien? Nein.", sagte sie grinsend. "Naja, solche Verirrungen gibt es, aber die Beschwörungen sind dafür mieserabel, was man so erfährt jedenfalls...".

"Nennt es doch nicht gleich Verirrungen...das klingt so negativ...", antwortet er darauf nur und erhob sich dann. Den Waffengurt hob er vom Boden auf und legte ihn sich um, dann reichte er meryann, welche am Boden saß, die Hand.