Der Rothwardon nickte und ging neben der Bretonin Richtung Palast her. Als sie sich auf das Tor zubewegten, kam ihm in den Sinn, dass er sie noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte. "Mein Name ist im Übrigen Milan...", meinte er deshalb im Gehen. Meine Güte, ich rede mit ihr und gehe jetzt sogar mit ihr zum Hotel, und sie kennt nicht einmal meinen Namen. Entweder ist sie wirklich vertrauenswürdig, oder sie macht sich hier einen Spass mit mir.

Auf dem Weg zum Tor stellte sich der Fremde schließlich vor. Nachdem so etwas für Meryann eigentlich wenig Bedeutung hatte, kam es ihr nicht darauf an, ob sich ihr jemand namentlich vorstellte. Wichtiger war, wie er sich verhielt, Namen konnte man ändern und mußten nichts bedeuten. "Sehr erfreut, Meryann.", sagte sie schließlich, wobei sie ihn anlächelte.

Meryann...ungewöhnlicher Name, ungewöhnliche Augen. Dazu noch dieses Lächeln..., schoss es Milan zwangsläufig durch den Kopf und er erwiderte ihre Geste. "Aus welcher Stadt stammt ihr, wenn ich fragen darf? Da ihr hier in einem Hotel übernachtet, nehme ich nicht an, aus der Kaiserstadt.". Inzwischen betraten sie den Palast mit dessen Friedhof, mittlerweile war es dunkel, nur vereinzelt erhellten Fackeln die Gegend. Der Rothwardon wusste nicht, wohin es ging, auch nicht, ob es Meryann beliebte, quer über die Ruhestätte zu laufen, so überließ er ihr die Führung.

Meryann ging nicht die Treppen nach oben und am Palast entlang, sondern den kleinen Pfad zwischen den Gräbern durch. Hier war es ziemlich dunkel, aber so nah am Palast hatten sie nichts zu befürchten. Woher sie stammte, war eine gute Frage. Die letzten Jahre war sie durch Cyrodiil gezogen. "Aus Chorrol", antwortete sie deshalb nur knapp. "Und ihr? Kommt ihr überhaupt aus Cyrodiil?"

"Chorrol? Ich weiß nicht wo das liegt", lächelte er entschuldigend. "Aber ihr seid gut; ich stamme aus Hammerfell, Taneth genau genommen, und bin erst seit zwei Tagen in Cyrodiil. So versuche ich jetzt meine Orientierungslosigkeit zu rechtfertigen". Er wunderte sich ein wenig, dass sie gerade diesen Weg hier einschlug, zwischen den Grabsteinen entlang. Sie macht das so beiläufig, das ist auch nicht gespielt, stellte er fest und musterte sie in der Dunkelheit aus dem Augenwinkel von der Seite.

"Chorrol ist ein ganzes Stück nördlich von Skingrad. Dort müsstet ihr vorbeigekommen sein, wenn ihr von Anvil kommt." Meryann dachte sich wirklich nichts dabei, dass sie durch die Gräber gingen. Sie mochte Friedhöfe irgendwie, nicht nur wegen der Leichen. Sondern auch wegen der Stille, der Erinnerungen die mit den Toten hier begraben waren. "Weshalb seid ihr nach Cyrodiil gekommen, wenn ich fragen darf?", fragte sie mit ehrlichem Interesse. Sie hoffte, dass das nicht zu direkt gewesen war.

Sie hatten den Friedhof nun hinter sich gelassen und waren im talosplatz-Bezirk angekommen, während sie miteinander redeten. "Ich hatte keinen speziellen Beweggrund, um nach Cyrodiil zu kommen. Hauptsächlich dürfte es die Neugier auf die Kreaturen hier gewesen sein, denn ich war schon in Hochfells als auch in Himmelsrand. Da blieb als einzige grenznahe Wissenslücke nur noch Cyrodiil übrig.". Es folgte eine kurze Pause, sie waren an dem Platz mit der Drachenstatue. "Allerdings muss ich wirklich sagen, dass die Trolle hier doch recht kleinwüchsig sind...", und als sie beide vor dem Hotel standen, wunderte Milan sich, dass er das nicht schon bei seiner Ankunft gesehen hatte, so klein war das Aushängeschild nicht. Einfach übersehen tat er das ab und hielt Meryann die Tür auf.

Oh, er war in Hochfels? Sie würde ihn später noch darauf ansprechen, wenn es sich ergeben würde. Sie wußte zwar ungefähr über die politische Situation bescheid, was man eben so erfuhr, aber kaum etwas über das Leben dort. "Nicht alle sind klein, nur die Jungen.", sagte sie grinsend. Sie ging vor Milan durch die Tür und auf den Empfang zu.

Milan betrat hinter der Bretonin das Hotel und schloss die Tür, dabei ließ er noch einen verstohlenen Blick über ihre Kehrseite wandern und lächelte. Dann blickte er sich um. Es war ein recht großer Raum, schick eingerichtet und sonst sehr einladend, trotzdem fand er irgendwie, dass das Gasthaus in Anvil eine Spur prunkvoller aussah.
Er gesellte sich neben Meryann an den Empfang und bat bei der Rezeptionistin um ein Zimmer. Er ließ die nötigen Septime auf den Tresen klimpern. "Ich würde gerne noch etwas Essen, würdet ihr mir noch Gesellschaft leisten", fragte er Richtung Meryann. Der Bediensteten neben dem Tresen teilte er vorher mit, dass sie bitte etwas mehr als Üblich servieren sollte.

Sie spürte Milans Blick in ihrem Rücken, als sie zum Empfang ging. Als er sie fragte, ob sie noch mit ihm Essen würde, sah sie ihn von unten mit einem angedeuteten Augenaufschlag an, und antwortete lächelnd: "Gern, vielleicht könnt ihr mir etwas über Hochfels erzählen. Und die Kreaturen dort..." Milan war ihr alles andere als unsympathisch, und etwas nette Gesellschaft konnte nicht schaden. Sie ging vor ihm die Treppe hoch in den Speisesaal.