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Drachentöter
Bravil -> Kaiserstadt
Anschluss an die Geschichte von "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles".
Meryann sah Arranges noch kurz nach, wie er zum Stadttor nach Bravil ging. Als er von der Wache anstandslos eingelassen wurde, schwang sie sich auf ihr Pferd und ritt schnell Richtung Kaiserstadt. Sie wollte nach Möglichkeit noch angekommen, bevor die Geschäfte schlossen. Nachdem sie Bravil am frühen Mittag erreicht hatten, sollte das kein größeres Problem sein, falls sie nicht aufgehalten wurde, und Zombie sehnte sich sowieso nach Bewegung nachdem er so lange im Stall gestanden war. Tatsächlich erreichte sie am frühen Abend unangefochten die Kaiserstadt. Sie sah den Weißgoldturm schon von weitem im Abendlicht, und es kam ihr vor, als hätte sie den Anblick ewig nicht mehr gesehen. Ich muß unbedingt fragen, welches Datum wir haben... Sie wußte immer noch nicht einmal ungefähr, wie lange sie auf den Inseln gewesen waren. Als sie die große Brücke erreichte und an der Wawnet-Herberge vorbei war, zügelte sie das Tempo und ritt gemächlich über die Brücke auf das Stadttor zu.
Vor den Ställen stieg sie ab, und ein Stallbursche kam auf sie zu. Es mochte ein Kaiserlicher sein, noch recht jung und mit dunklen Locken. Sie war froh, dass sich die Ork hier nicht blicken lies, sie war ihr irgendwie unsympathisch. Ausserdem hatte sie kaum noch Geld, und den Jüngling würde sie leichter überzeugen können. "Seid gegrüßt, wie lange soll ich mich um euer Pferd kümmern?", fragte er auch schon freundlich, als er auf Meryann zukam. Sie lächelte ihn freundlich an, bevor sie antwortete: "Ein paar Tage, wie lange genau weiß ich noch nicht."
"Dann zahlt ihr jetzt fünf Septime und den Rest später, wenn ihr euer Pferd wieder abholt.", sagte er einfach lächelnd zu ihr. Umso besser, so ähnlich hätte sie sich das auch vorgestellt. Sie kramte die letzten Münzen aus ihrem Beutel und gab dem Stallburschen die Septime. Nachdem sie sich verabschiedet und bedankt hatte ging sie auf das Tor zu und wurde von der Wache nach einem kurzen Blick nicht daran gehindert, die Kaiserstadt zu betreten. Sie hielt sich nicht lange auf, sondern ging gleich über den Talos-Platz mit der Statue von Akatosh auf den Eingang zur Palastanlage zu. Die Straßen waren voll, aber nicht überfüllt, es herrschte die rege Geschäftigkeit, wie man sie von der Hauptstadt gewohnt war. Der Palast lag zentral innerhalb der Stadt, deren Bezirke kreisförmig aussenrum angeordnet waren, so konnte man vom Zentrum aus jeden Bezirk erreichen. Sie ging in den Marktbezirk, der um diese Uhrzeit doch fast voll war. Vorbei an dem Buchgeschäft bog sie nach rechts ab, sie wollte probieren wieviel man ihr in dem Waffengeschäft "Eine faire Chance" für den Dolch gab. Eigentlich war es fast schade ihn zu verkaufen, er sah zwar im Prinzip aus wie ein Glasdolch aus Cyrodiil, hatte aber ein paar Verzierungen am Griff die sie hier noch nie gesehen hatte. Naja, immerhin würde er dann vielleicht etwas mehr Geld bringen, und ganz ehrlich: Sie brauchte das Ding nicht. Sie betrat den geräumigen Laden, der von einer älteren Rothwardonin geführt wurde, die etwas müde hinter dem Thresen lehnte. Meryann hatte schon beim Eintreten den Glasdolch aus ihrem Beutel genommen, und legte ihn jetzt vor die Rothwardonin auf den Thresen. "Guten Abend, ich wüßte gern, was ihr dafür zahlen könnntet.", sagte sie freundlich. Dabei entging Meryann nicht der interessierte und bewundernde Blick der Rothwardonin, als diese die Muster am Griff des Dolches sah. Ok, so billig geb ich den nicht her. Die Rothwardonin war fertig damit, den Dolch zu mustern, und sah Meryann an: "300 Septime."
"500", sagte Meryann nur mit einem schiefen Grinsen. Die Händlerin konnte ihn gut und gern für das doppelte Verkaufen, er sollte ziemlich einmalig in Cyrodiil sein, bis auf den zweiten von Arranges. Und selbst dann war er noch selten. 500 waren zwar etwas übertrieben, aber man mußte den Preis ja hoch genug ansetzen. Der Rothwardonin schienen kurz vor Empörung fast die Augen aus dem Kopf zu fallen, bis sie sagte: "350, keinen Septim mehr. Wo habt ihr den überhaupt her?"
"Von weit weg, ich versichere die Anzahl solcher Dolche in Cyrodiil könnt ihr euch an einer Hand abzählen." Meryann nahm den Dolch gerade wieder in die Hand, 350 war ihr immer noch zu wenig. "Wenn ihr nicht bereit seid, mehr zu Zahlen, versuche ich es bei den anderen Händlern."
"Nein, so wartet doch. In Ordnung, sagen wir 400 Septime?"
Meryann schüttelte leicht den Kopf. Die Inhaberin würde sicher Sammler finden, die 1000 oder mehr Septime dafür zahlten.
"450 und 5 Silberpfeile?"
"Drei, mehr sicher nicht."
"In Ordnung."
Der Dolch wechselte den Besitzer und Meryann war um 450 Septime reicher, und immerhin drei Pfeile. Das war immerhin ersteinmal etwas Geld, ausserdem konnte sie die nächsten Tage noch in der Kaiserstadt nach Arbeit sehen. Es gab immer ein paar verletzte oder Kranke, für die ihre einfache Heilmagie noch reichte, und die aus verschiedenen Gründen nicht in den Tempel oder zu den Gildenmagiern wollten. Einige davon konnten sogar erstaunlich gut zahlen.
Sie verabschiedete sich wieder, und ihr nächster Weg führte in das Bekleidungsgeschäft im Marktviertel. Sie sah sich in dem Laden eine Weile um, sie hatte zwar nie viel dafür übrig gehabt, sich zuviele Gedanken über ihre Kleidung zu machen, aber die feinen Kleider die hier angeboten wurden, aus Samt, Seide und mit Stickereien verziehrt liesen sie doch nicht kalt. Allerdings konnte sie so etwas beim besten Willen nirgends tragen, also wäre das Geld dafür nur rausgeschmissen. Schließlich erstand sie ein schwarzes Oberteil, das vom Kragen etwas wie eine Tunika geschnitten war. Das aus Neu Sheoth war zwar auch nicht schlecht, aber doch etwas zu hell für Meryanns Geschmack. Nachdem die Verkäuferin - eine Hochelfe - Meryanns Blicke zu den Kleidern und ihre offensichtliche Vorlieben für Schwarz bemerkt hatte, hielt sie ihr noch ein schwarzes, einfaches Leinenkleid unter die Nase. Es war oben enger geschnitten mit langen Ärmeln, hatte im Rücken eine Schnürung und der Rock wurde wieder weiter und endete etwa an den Knöcheln. Am spitz geschnittenen Ausschnitt waren ein paar einfachere Stickereien in dunkelblau angebracht. "Das würde sehr schön zu eurer hellen Haut und den dunklen Augen passen.", sagte diese dabei. Natürlich, du würdest doch sonstwas erzählen, um Gewinn zu machen. Sie lies sich schließlich doch noch überreden, es anzuprobieren, und kaufte es schließlich, auch wenn sie es eigentlich wirklich nicht brauchte. Nebenbei erfuhr sie auch, welches Datum sie hatten. Arranges und sie hatten fast drei Wochen auf den Inseln verbracht, so lang war ihr die Zeit nicht mal im Ansatz vorgekommen. Sie verlies das Geschäft um 40 Septime ärmer, Zur Not räum ich mit Arranges eine Ruine aus, wenn ich hier keine Aufträge finde, und ging wieder zurück zum Talos-Platz-Bezirk. Die Herberge hier war zwar mit Abstand die teuerste in der Kaiserstadt, aber zwei Nächte konnte sie hier schon bleiben. Sie hoffte ausserdem auf die Möglichkeit ein heißes Bad zu nehmen, sowie ihre Sachen waschen zu können. Ausserdem machte die Aussicht auf ein richtiges, sauberes, weiches Bett den Preis für die Übernachtung erträglicher.
Die Herberge war nicht sonderlich voll, als Meryann sie betrat. Sie nahm ein Zimmer für 40 Septime die Nacht, dafür erhielt sie die Gelegenheit, ihre Sachen zu Waschen und es gab sogar einen Zuber mit sauberem, warmen Wasser um zu Baden. Das Bad war ein paar Türen entfernt von ihrem Zimmer, so ging sie erst in selbiges und lies ihr Gepäck sowie Pfeil und Bogen dort. Sie nahm nur das eben erstandene Kleid mit. Im warmen Wasser wäre sie fast eingeschlafen, und so entschied sie sich, nicht noch unten in der Herberge etwas zu Essen, sondern nur noch ihre Sachen zu waschen und dann gleich zu schlafen. Sie trocknete sich mit den sauberen Leinentüchern die im Bad auslagen ab, zog das Kleid an und ging mit den übrigen Kleidungsstücken, bis auf das neue Oberteil, in den Waschkeller, nachdem sie den Schlüssel an der Rezeption abgeholt hatte. Als sie mit waschen fertig war, konnte sie gerade noch den Schlüssel zurück geben, die nassen Sachen in ihrem Zimmer aufhängen und fiel, nachdem sie die Tür zugesperrt hatte, totmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen erwachte sie, als die Sonne durch das kleine Fenster schien. Sie fühlte sich erholt und ausgeschlafen, wie scheinbar seit einer Ewigkeit nicht mehr. Sie zog wieder das neue Kleid an, ihre Schuhe, tat ein paar Münzen in einen kleineren Beutel und ging nach unten. Sie brauchte ja nicht ihr ganzes Geld mit schleppen, und wenn hier im Tiber-Septim Hotel ihr Zimmer aufgebrochen würde, dann würde es richtig Ärger geben. Den Bogen lies sie ebenfalls im Zimmer, genauso wie den Mantel, es war nicht sonderlich kühl. Nach einen kurzem Frühstück - eigentlich konnte man es aufgrund der Uhrzeit auch schon als Mittagessen bezeichnen - verlies sie die Herberge um ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Obwohl sie normal eher eine Aussenseiterin war, genoss sie es im Moment, unter den anderen Menschen zu sein. Sie ging wieder zurück zum Marktviertel und von dort aus zum Hafen. Sie sah eine Weile dem Treiben zu, bis es ihr zu sehr nach Fisch stank und sie wieder zurück in die Stadt ging. Dort lenkte sie ihre Schritte zum Baumgarten-Bezirk, ging allerdings nicht durch die Palastanlage in der Stadtmitte sondern durch das Viertel in dem sich die Arena befand, welches den Marktbezirk vom Baumgarten trennte. Hier setzte sie sich auf eine Bank und beobachtete die Menschen, die vorbei gingen. Sie war schon immer etwas ausherhalb der normalen Gesellschaft gestanden, vor allem wegen ihrer Beziehung zur Nekromantie. Seit sie aber auf den zitternden Inseln war, hatte sich dieses Gefühl noch verstärkt. Sie schien sich wieder weiter von den anderen Menschen entfernt zu haben, wer hatte schon in seinem Leben etwas ähnliches erlebt? Bis auf Arranges, den sie in ein paar Tagen wieder sehen würde. Ihr selbst kam die Zeit in Sheogoraths Reich seltsam unwirklich vor, wenn sie sich auch an alles erinnern konnte, auch an ihren Wahn. Inzwischen war es Nachmittag geworden und es ging schon wieder fast auf den Abend zu. Ihr Gesicht hatte über diesen Gedanken einen leicht melancholisch-nachdenklichen Ausdruck angenommen.
Geändert von KingPaddy (07.07.2011 um 17:57 Uhr)
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