Ich bin nun endlich mal dazu gekommen, mir das ganze in Ruhe zu Gemüte zu führen. Leider habe ich damit schon wieder ein ganzes Stück von dem verpasst, was du bis zum aktuellen Zeitpunkt hinzugefügt hast. Ich werde das bei der nächsten Gelegenheit noch nacharbeiten, beziehungsweise - wenn du Lust und Zeit finden solltest, poste hier ruhig auch in Abständen nach, was du zur Geschichte hinzufügst, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht nur mich interessiert.
Interesse ist hier das Stichwort, denn dein Schreibstil und deine Schilderungsgabe wecken es schnell. Ich werde jetzt davon absehen, im Einzelnen auf Passagen einzugehen, das lohnt sich sowieso nur, wenn die Leute Schreib- oder Ausdrucksfehler machen, dein Text ist aber in diesen Belangen wünschenwert einwandfrei.
Trotzdem möchte ich anfügen, dass ich deine Art und Weise, den Ich-Erzähler einzusetzen, über alle Maßen überzeugend und passend finde. Normalerweise eignet er sich für das Genre nur als handelnd involvierter Protagonist mit entsprechenden Charakteristika, deine Darstellungsweise entlockt dem Ich allerdings eine sehr schöne, immersive Facette, die sich mit dem Präsens meisterlich zu vereinen weiß.
Nun mag ich deine Art, die äußeren Umstände zu schildern und eine gewisse Grundstimmung hervorzurufen, denn du beherrschst beide Kniffe bis zur Perfektion, wie mir scheint. Vor allem die Einleitung ist sehr einnehmend und regt - wie das ideeller Weise sein sollte - zum Weiterlesen an. Wo für mein bescheidenes Empfinden noch Verbesserungsbedarf herrscht, das ist die Konstruktion von Dialogen. Oder vielleicht eher ihre Darstellung, denn teilhaber wirkt das gesprochene Wort hier sehr konstruiert und auf undienliche Weise gestelzt. Im Grunde würde das zum englischen Großbürgertum - oder zu an deren Verhältnissen inspirierten Familien - passen, aber hier klingt das weniger distanziert, wie es mit dieser Prämisse sein sollte, als dass es unglaubwürdig erscheint. Ich kann leider nicht genau den Finger draufsetzen, was genau der Störfaktor ist, sieh mir diese unzureichende Ausführung bitte nach. Vielleicht findest du ja selber noch Dinge, die sich als Schwachstelle entpuppen. Zu meinem Unmut kann ich dir nicht mehr Hinweis geben, als dass die Dialoge in ihrer Glaubwürdigkeit verbesserungswürdig sind.
Nichts desto trotz ist das wirklich eine sehr beeindruckende und solide Arbeit, auf die du bisher stolz sein kannst und welche ich mit Freude weiterverfolgen mag - was im Übrigen etwas hält, denn normalerweise ist das nicht mein bevorzugtes Genre. Was sich auf Twitter bisher hinzugefügt hat, hatte ich leider im Moment nur zu überfliegen die Ruhe, merke aber beim Querlesen, dass sich der Plot verdichtet, was nebenbei bemerkt ein allgemeines Talent zur Inszenierung beweist.
Ich hoffe, ich konnte dir ein klein wenig weiterhelfen - vorwiegend war ich ja nur zu Lob in der Lage - und wünsche dir weiterhin viel Spaß mit deiner Story, für die du mindestens einen neuen Leser gewonnen hast.![]()