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Legende
Arranges war dankbar, dass Meryann die erste Wache übernahm. Wortlos legte er den Gürtel ab und ließ sich an den Felsen geschmiegt auf den Boden sinken. In seinen Umhang gewickelt schlief er auch nur wenig später ein.
Zuerst war sein Schlaf ruhig und tief, aber schon nach einer knappen Stunde drangen seltsame Träume in seinen ruhenden Verstand. Die Szenen wirbelten wild durcheinander, sodass der Kaiserliche sie nicht richtig erfassen konnte. Aber als sich dieser Sturm gelegt hatte, zog vor dem träumenden Auge des Magiers eine Landschaft herauf, welche an die Umgebung Skingrads erinnerte. Das Gras und die verstreuten Bäume wurden gerade vom Sonnenaufgang in goldenes Licht getaucht und alles glänzte rein und schön. Arranges saß auf seinem Rotfuchs und ritt in gemächlichem Tempo auf die grauen Umrisse der Türme Skingrads zu. Langsam zog die Landschaft vorrüber und der Beschwörer tat das, was er auf solchen Ritten immer tat, er verlor sich in der unbeschreiblichen Schönheit der Natur. Tief atmete er den Duft von Kräutern und Blumen ein, der in der Luft hing. Der Wegrand wurde von Blüten in sattem Lila gesäumt. Zwischen den grünen Halmen des Grases wuchsen Blumen aller Art und in allen erdenklichen Farben. Aber nicht nur diese zwangen Arranges seinen Blick auf sie zu richten, nein, auch die wind- und wettertrotzenden Bäume hatten etwas an sich, was den Blick des Kaiserlichen auf sie lenkte. Es fehlte ihm an nichts, seine Augen leiteten diese wundervollen Eindrücke direkt an sein Herz und seine Seele weiter, welche sich beide darüber erquickten, wie es sonst bei kaum etwas anderem der Fall war... Der Verstand des Nekromanten wurde dabei völlig ausgeblendet, das kalte und strategische Denken eines ergeizigen Schülers der Magie hatte in so einem Moment nichts in der bewussten Wahrnehmung des Kaiserlichen verloren... Doch plötzlich wechselte das Bild. Er saß nun nicht mehr auf seinem Pferd, er stand mitten im Nirgendwo, schwebend in einem grauen Nebel. Vor ihm tauchte sein Rotfuchs auf. Aber noch ehe sich Arranges so wirklich etwas dabei denken konnte, raste von weiter hinten ein riesengroßer Pfeil heran. Die Bodkinspitze war mindestens doppelt so groß, wie das Reittier selbst und als das Geschoss den Hengst erreicht hatte, zerschellte er einfach. Arranges öffnete den Mund zu einem stummen Aufschrei und streckte hilflos eine Hand nach dem nun zerstückelten Pferdekörper aus. Aber das Bild wechselte direkt wieder, nun stand er am Strand vor Bravil. Vor ihm ein totes Pferd, ein toter Rotfuchs... sein toter Rotfuchs, welcher im Sand lag. Der Kaiserliche wollte sich bewegen, konnte es aber nicht, er war dazu verflucht an seinem Platz stehen zu bleiben. Aus dem Boden links und rechts des Pferdes wuchsen plötzlich zwei Legionssoldaten, jeder mit einer zweiblättrigen Streitaxt in der Hand und als der Magier gerade begriff, was das sollte, begannen die beiden Krieger auch schon wie irre auf den Kadaver einzuhacken. Arranges schrie, aber sie schienen ihn nicht hören zu können, sie machten unbehelligt weiter. Erst als der Kaiserliche nach Luft japste und sich seine Kehle rau und heiser anfühlte, hörten die Beiden endlich auf, was übrig blieb war ein Bild des Grauens, welches durch Arranges Gedanken fuhr, wie ein heißes Messer durch Butter... Diese Szenen machten den Anfang einer ganzen Reihe solcher kurzen Alpträume, während Arranges schlief.
Äußerlich sah man ihm seine Qualen kaum an. Ein gelegentlich verräterisches Rascheln deutete auf ein Verkrampfen einiger Muskelpartien hin. In seinem Gesicht waren zwei tiefe Querfalten über der Stirn zu erkenne, die daher rührten, dass er die Augenlieder fest zusammengekniffen hatte. Auch die Hände waren beinahe durchgehend zu Fäusten geballt.
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