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Legende
Nachdem Meryann endlich für Licht gesorgt hatte, liefen sie wieder weiter. Der Gang wand sich schlängelnd nach unten. Allmählich wichen die Wurzeln und das Moos blankem Fels, von Vegetation war hier eigentlich bald keine Spur mehr. Aber noch viel beunruhigender als das, war die Tatsache, dass es immer heißer wurde, je weiter sie gingen. Auch wurde der anfangs graue Fels immer dunkler. Schließlich schimmerte ihnen weit voraus etwas rotes entgegen. Als sie näher kamen, glühte eine auskühlende, feine Magmaader in der Wand. Dies sahen sie mit jedem Schritt, den sie weiter nach unten vordrangen, vermehrt. Als beide schon zweifelten und dachte, dass dies unmöglich noch der richtige Weg sein konnte, hörten sie weiter vorn plötzlich ein einheitliches Geraune, als wäre in der Nähe eine Kapelle, in der gerade alle Anwesenden einen dumpfen Psalm laut mitnuschelten. Vorsichtig gingen sie weiter und standen nur wenig später vor einer Weggabelung. Nach links führte der Weg eben wenige Meter weiter zu einer Tür, ja, es war tatsächlich eine irgendwie verkokelt wirkende Holztür, mitten in dem Tunnel. Nach rechts führte ein Gang etwas steiler nach oben und beschrieb gerade noch innerhalb des Blickfelds einen Knick, um den hellroter Lichtschein drang. Eigentlich wollten sie durch die Tür, aber diese war verschlossen und unmöglich zu öffnen. Also gingen sie nach oben. bevor sie um den Knick traten, löste Meryann noch ihren Lichtzauber, dann gingen sie langsam und vorsichtig weiter.
Als sie um die Kurve traten, bot sich ihnen ein atemberaubender und zugleich verstörender Anblick. Eine relativ große Halle breitete sich vor ihnen aus. Vielleicht 60 Meter breit und 80 lang, sie standen auf der breiten Seite, etwas erhöt. Insgesamt war die Halle großzügig geschätzt 20 Meter hoch. Die beiden Magier standen auf einem aus dem Stein gemeiselten, kleinen Balkon, mit recht hohem Geländer zur Halle hin, es reichte Arranges bis fast zum Kragen. Der ganze Raum war direkt aus dem Stein gehauen worden. Links und rechts konnte man jeweils ein grob gezimmertes Spitzbogentor erkennen. Trotz der amateurhaften Arbeit wirkten die Tore auf ihre Weise und im Zusammenspiel mit der Halle, majestätisch. Am Rand der Halle wurden Grund und Wände durch einen nicht ganz regelmäßig breiten Magmagraben getrennt, welcher ein wohlig warmes Licht, aber dafür unangenehme Hitze verbreitete, zumindest für Arranges... Dieser Graben wurde nur an den beiden Toren unterbrochen. Zur Mitte hin waren in einem unregelmäßigen Hexagon, steinerne Bänke aufgestellt. Von der Mitte spreizten sich sechs schmahle Gässchen zu jeder der sechs Ecken hin, damit man zwischen den Bänken laufen konnte. Eine breite Gasse strebte quer von einem zum anderen Tor. In der Mitte verdickte sich diese zu einem runden Platz mit etwa fünf Metern im Radius. Auf diesem Platz standen sich zwei große Grummitstatuen aus grauem Marmor gegenüber, jeweils mit dem Rücken zu einem der Tore. Beide hielten eine Schale in den vorgestreckten Händen, aus denen eine blauweiße Flamme züngelte. Zu den Füßen der beiden Statuen konnte man etwas erkennen, was stark an einen Opferaltar erinnerte. Und tatsächlich, auf dem rechteckigen, bauchhohen Steinblock bewegte sich etwas. Es war der Gefangene, welcher sie noch vor Kurzem um Hilfe angefleht hatte. Er lag flach auf dem Altar, Hände und Füße seitlich an den Stein gefesselt. Durch die eigentümliche Form der Wirbelsäule, wurde der Brustkorb so etwas stärker als normal nach oben gewölbt. Auf den Bänken tummelten sich unzählige Grummits. Groß und klein, dick und dünn. Aber sie sahen eher aus, als hätten sie keinen höheren Status, es waren einfache Grummits, die wolh zum normalen Stammesbestand gehörten, wie die einfachen Bürger einer Stadt. Von ihnen ging das einheitliche, tenorartige Raunen aus. Durch die beiden Rore links und rechts, traten gerade wohl noch die letzten Grummits und besetzten, die noch wenigen freien Plätze auf den Bänken. Dann wurden die Tore von jeweils einem Grummit geschlossen. Es handelte sich wohl um spezielle Wächter, denn diese waren nicht gerüstet, wie die Grummitkrieger, welche Arranges und Meryann bis jetzt gesehen hatten. Diese beiden hatten Schulterplatten aus vielen übereinander liegenden, um die Schulter gebogenen Metallstreifen. Ähnlich sah auch der Rüstungsschutz aus, der ihnen vom Bauch abwärts, bis ein Stück unterhalb die Lenden reichte. Auf dem Kopf saß ein exotisch aussehender Helm. Der erste Eindruck ließ an das Design eines Glasrüstunghelms erinnern. Er hatte eine ähnliche geschwungene Form und sein Wangenschutz lief ebenfalls spitz zur Seite aus, aber hier war man anscheinend noch ein Stück weiter gegangen. Die Ringschützer um die Augen waren dicker. Außerdem war direkt über den Augen ein weit geschwungener und nach hinten gebogener Metallstreifen angebracht, welcher sich Uförmig nach oben zog und dort mit einer Spitze nach oben und einer kleineren ein kleines Stück unterhalb der oberen nach außen, auslief. Das Ganze sah aus wie das Geweih eines jungen Hirschs und verlieh diesen Grummitkriegern ein furchteinflößendes und grimmiges Aussehen. Jeder dieser Krieger hatte außerdem zwei dicke Parierringe am linken Arm und in der rechten Hand hielt jeder eine massige Hellebarde auf dem Boden aufgestellt. Das Blatt der Waffe erinnerte an eine Sense, nur, dass die Schneide viel breiter war, als bei dem Mähwerkzeug. Das Pendant zu diesem überdimensionierten Mordwerkzeug, war ein nach oben auslaufender, sichelartiger Dorn, allerdings gegenläufig zum Hellebardenblatt, also auf der anderen seite des Stiels.
In der Mitte, zwischen den Statuen, konnten die beiden Magier einen Grummit erkennen, welcher eher kleinwüchsig war. Was ihn aber grundlegend von den anderen unterschied, war sein hässlicher Schädel. Statt des flachen Grummitmauls, ragte aus seinem Gesicht eine Goblinschnauze hervor. Auch seine Augen waren... eigentlich nicht vorhanden. Dort wo bei einem Grummit normalerweise dunkelgrüne, leere Augäpfel sein sollten, drang bei ihm auf jeder Seite der Nase eine kleine, wabernde Flamme unter den Brauenwülsten hervor. Aber als ob das nicht genug wäre, ragten zwischen Schläfe und Ohren auf jeder Seite zwei Hörner senkrecht hervor. Die beiden, die etwas weiter oben aus dem Schädel wuchsen, kamen im Ansatz zwar horizontal aus dem Knochen, bogen sich aber dann direkt, fast am Kopf anliegend, nach oben... weit nach oben, allein diese Hörner machten den Grummit fast so groß wie die beiden Krieger, obwohl deren eigentlich Statur den Zwerg um locker zwei Köpfe überragten. Unter den beiden großen Hörnern kamen zwei Fingerbreit weiter unten direkt die nächsten, aber sie waren nicht so groß und schienen irgendwie noch jung zu sein, also noch nicht komplett verknöchert. An den großen Hörnern hingen allerlei bunter Kordeln und Totems, die mitschwangen, wenn er den Kopf bewegte. Er trug ein Gewand, das seinen Körper komplett bedeckte und nur einen eher kleinen Teil der Füße zeigte. Es war bunt und mit vielen Stickereien verziert. Alles in allem sah dieser Grummit aus wie ein Schamane oder Priester höchsten Ranges. Ihm zur Seite, standen zwei wohl jüngere Grummits, welche jeweils ein graues Gewand trugen und andächtig den Blick gesenkt hielten.
Das monotone Raunen der Grummits verstummte, als der Schamane eine herrische Geste zeigte, alle sahen sie jetzt zu ihm und auf den Menschen, der auf dem Altar festgemacht war. Es war still, bis auf das dumpfe Rauschen der Magma und das vom Knebel erstickte Schreien des Opfers. Der Schamane begann mit einer Art Tanz, er wirbelte um den Altar und die Statuen herum und schien sich selbst in Extase zu bringen. Aber bis auf ihn bewegte sich niemand. Es sah aus, als würde irgendein wilder Argonier aus den Sümpfen Schwarzmarschs, versuchen, Regen herbei zu tanzen. Dann blieb er plötzlich ruhig stehen und fauchte wild umher. Er grunzte, was sich eher anhörte, als müsste sich ein Mensch erbrechen und ließ seine Predigt dann in einem kranken Gekeuche ausklingen. Er begab sich zu dem Opferaltar in der Mitte und sah kurz einen Moment auf den Mensch, der dort lag. Der dürre Mann blickte dem Schamanen in die Augen... oder eben dort hin, wo eigentlich die Augen sein müssten und begann plötzlich zu zappeln, als hätte er Mehrunes Dagon in den Flämmchen erkannt. Der Grummit nahm eine Hand hoch und hob sie mit gestreckten Krallen und der Handfläche nach unten über die Brust, murmelte etwas und lies seinen Arm dabei leicht kreisen. Der Mensch krümmte und ruckte auf dem Opferstein herum, als müsste er gerade Schmerzen direkt aus der Hölle erleiden. Einer der Gehilfen nahm jetzt einen kleinen Gong hoch und schlug einmal darauf. Einen Augenblick später wurde zu beiden Toren ein Knorz von einem normalen Grummitkrieger hereingeführt. Die Knorze mussten wohl schon im Vorraus beteubt oder irgendwie anders gefügig gemacht worden sein, denn sie taten bedingungslos, das was man sie anwies... Im Prinzip war das nicht sehr viel. Die Grummitkrieger führten die Holzmonster so, dass sie jetzt unter den Schalen der beiden Statuen standen. Sie ließen die massigen Ketten los und liefen nochmals hinaus und kamen einen Moment später wieder, mit einem großen Bündel auf den Armen. Diese Bündel stellten sich als die Stengel der Pflanzen heraus, die Arranges und Meryann noch relativ am Anfang ihrer Odyssee durch die Höhlen gesehen hatten. Die beiden Grummits schoben die Bündel unter die Knorze und zogen sich rasch wieder aus der Halle zurück. Als die Tore wieder geschlossen waren, nahm der Schamane das Ritual wieder auf. Er schnippte jedem der Bündel einen Funken entgegen, woraufhin diese augenblicklich Feuer fingen und lichterloh brannten... und zwar in grüner Flamme. Knorze waren normalerweise immun gegen Feuer und verdoppelten ihre Kraft durch Feuerangriffe meist sogar noch, aber dieses Feuer, welches durch die seltsamen Pflanzen genährt wurde, vermochte den Kreaturen Schaden zu zufügen. Nur wenige Sekunden später, brannten auch die Knorze in der sattgrünen Flamme, aber sie rührten sich nicht, sie blieben einfach in ihrem Tod stehen. Nach einigen Momenten begann die Flüssigkeit in den Schalen der Statuen zu brodeln. Der Schamane gab den beiden Gehilfen ein Zeichen, woraufhin diese jeder eine Leiter vor sich auf dem Boden aufhoben und diese so an die Grummitstatuen anlehnten, dass sie über die Sprossen die kleinen Becken erreichen konnten. Sie kletterten hinauf, nahmen jeder einen Becher unter ihren Gewändern hervor und schöpften etwas aus den Schalen. Die Flüssigkeit war undefinierbar und dunkel. Als die beiden Gehilfen wieder neben dem Schamanen angekommen waren, streckte er den rechten Arm vor und ballte die Faust. Aus dem Handgelenk heraus, schob sich ein langer, schmaler Knochendorn über den Handrücken hinaus. Jetzt sah der Schamane aus, wie der komisch entstellte Grummit, den Arranges gesehen hatte, aber jetzt fiel ihm auch ein Unterschied auf: Dieser Schamane musste um einiges älter sein, als der, den Arranges gesehen hatte. Der Grummit sah den Mensch auf dem Altar nochmals an, aber seine Gefühle konnte man nicht ermitteln, es fehlten einfach die Augen als Bezugspunkt. Der Priester winkelte den Arm an, richtete den gut 20 Zentimeter langen, dünnen Spieß auf den Brustkorb des Mannes und stieß zu. Ohne jegliches Geräusch, drang das Opferinstrument in den Körper des Menschen ein, als wäre er nur aus Butter. Was für Schmerzen dies sein mussten, ließ sich nur eranhen, aber es mussten Höllenqualen sein. Der Grummit zog den Arm wieder zurück und begutachtete geifernd die kleine Wunde, die er gerissen hatte. Es war ein sauberes, kleines Loch aus dem jetzt Blut sickerte. Obwohl man es nicht wirklich zuordnen konnte, schien der Schamane sadistisch zu grinsen. Er zog nun seinerseits unter seinem Gewand einen groben Trichter aus Holz hervor, würgte ihn in das kleine Loch, ohne auf den Menschen zu achten dessen Augen vor Schmerz schier aus den Höhlen quollen. Der Schamane nahm erst dem einen Gehilfen den Becher ab und leerte den flüssigen Inhalt in den Trichter, dann den zweiten Becher. Dabei schien sich der Schamane an seiner Tätigkeit so dermaßen zu ergötzen, dass er den zweiten Becher richtig langsam einfüllte und dabei immer wieder den Kopf in den Nacken warf und grässliche Kreischer von sich gab. Es dauerte nicht lange, da blähte sich der eingesunkene und magere Brustkorb des Opfers auf und kurz darauf segnete der Mann glucksend das Zeitliche. Als er wirklich keinen Mucks mehr tat und ihm die schwarze Brühe aus Mund und Nase drang, verebbte die Laune des Grummits und er hatte einfach nur wieder diesen abgrundtief bösen Ausdruck im Gesicht wie zu Anfang. Er gab den beiden Grummits in Grau eine letzte Anweisung und drehte sich dann weg von dem Altar, als könne er nicht ertragen, was jetzt gleich geschehen würde. Die beiden Gehilfen traten an Kopf- unf Fußende des Altars und zogen knapp unter der oberen Kante einen breiten Holzschieber heraus. Der leblose Körper hing durch, wurde er jetzt nicht mehr gestützt, sondern nur noch von den Fesseln gehalten. Die beiden Ritualhelfer schnitten die Lederbänder durch und der Körper sank in den Altar ein. Die Flüssigkeit, in die er einsank, erweckte Arranges Aufmerksamkeit: Es war eine leicht blubbernde und dickflüssige dunkle Brühe, die irgendwie sehr an die Beschreibung der Tinte erinnerte, die ihnen der Schreiberling gab. Zwischen zwei Grummitstatuen, in einer großen Höhle. Das passt fast schon zu schön zusammen...
Als der Körper gänzlich verschwunden war und der Altar wieder geschlossen worden war, traten die beiden Gehilfen zur Seite, verneigten sich und verließen den Raum. Der Schamane stand immer noch so da, wie er sich umgedreht hatte. Nach ein paar Sekunden traten die beiden Tempelwachen zur Seite und öffneten die Tore ganz, nachdem die beiden Gehilfen nur einen der beiden Flügel aufgeschoben hatten. Die Wachen stellten sich seitlich und ließen die ganzen Grummits durchgehen, die sich jetzt allmählich erhoben und flott die Höhle räumten. Nach ein paar Minuten war der Opfertempel leer bis auf den Priester, der sich kein Stück bewegt hatte. Auch die beiden Wachen verließen die Höhle und schlossen die Tore von außen.
Etwas blass um die Nase, ließ Arranges sich umdrehend an dem Geländer hinuntersinken, hinter dem er geduckt dem Ritual zugesehen hatte. Er hatte dabei nicht auf Meryann geachtet, sondern nur gebannt auf das abartige Tun des Priesters gestarrt. Jetzt kehrte er mit den Gedanken in sich und überlegte, ob dies die Tinte sein könnte... seltsamerweise war er nicht undedingt geschockt.
Geändert von weuze (14.08.2010 um 00:17 Uhr)
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