Arranges wartete einige Momente, bis die Geräusche der Grummits und das Knarren und Rattern des Knorzes veschwunden waren, dann folgte er langsam dem Tunnel. Ihm wurde etwas mulmig, als er bemerkte, dass schon nach wenigen Metern die Fackeln an den Wänden verschwanden und wieder der spärlichen Beleuchtung der Pilze wichen.

Der Kaiserliche war einige Zeit unterwegs, als er bemerkte, dass das Licht immer weiter abnahm. Meryann wo bist du?! Er hatte auch schon seit längerem nichts mehr von der Anwesenheit irgendwelcher Lebewesen gespürt. Vielleicht, wenn ich so einen Pilz hier mitnehme...? Arranges trat an die Höhlenwand heran und langte nach einem der Fungis. Sie fühlten sich erstaunlich fest an, ihre Oberfläche war rau wie altes Papier, aber nicht irgendwie unstabil, wie Arranges feststellen musste, als er fester zugriff und das Gewächs schließlich in der Hand hielt. Ihm fiel auch direkt auf, dass er jetzt nicht mehr unsichtbar war. Verdammt... hoffentlich kommt nicht ausgerechnet jetzt irgendwas... Der Kaiserliche hatte nach weiteren zwei Biegungen der Röhre genau genommen nur ein Problem: Die Dunkelheit. Der Pilz, welchen er jetzt fest mit einer Hand umklammerte, und mit der Anderen am Schwertknauf nach Halt und Sicherheit suchte, gab zwar Licht ab, aber viel zu wenig. Der Magier stand mittlerweile tatsächlich im Dunkeln, die Pilze an den Höhlenwänden waren komplett verschwunden und die Lichtquelle, die er in der Hand hielt, reichte gerademal eine Armlänge weit. Wenn er das bläulich schimmernde Etwas vor sich hielt und an sich herabschaute, konnte er mit Mühe noch seinen Gürtel sehen, aber ab da stand er in einer undurchdringlichen Leere. Ich ignoriere die Schwärze einfach... Angst und Panik stieg in ihm auf und schien ihn plötzlich aufzublähen, wie Wasser einen Lederschlauch. REISS DICH ZUSAMMEN!! Versuchte er in Gedanken das alles übertönende Kreischen der Angst, zu überschreien... aber es half nichts, fies gaukelte ihm die Angst immer wieder Schmen gerade außerhalb des Lichtradius vor und brachte ihn schier um den Verstand. Arranges ging trotzdem zögerlich weiter. Kontinuierlich einen Fuß vor den anderen setzend, stemmte er sich gegen die panikwogende See in seinem Bewusstsein.

Er war bereits so weit, dass er nur noch mit fest zusammengebissenen Zähnen und dicken Schweißperlen auf der Stirn weiterging und eigentlich weniger auf sein Umfeld und die Finsternis achtete, sondern versuchte, die Dunkelheit, die jetzt in seinen Verstand gekrochen war, zu verdrängen. Wie das oft prophezeite Armageddon wütete die Angst vor der schwarzen Farbe stürmend durch seine Gedanken und spülte ihn uferlos durch seinen eigenen Geist, ohne ihm auch nur den Hauch einer Chance auf einen halbwegs klaren Gedanken zu gewähren. Er war der Verzweiflung nahe, als er weit vor sich einen kaum zu erkennenden Lichtschimmer wahrnahm. ? ...!!! Mit einem gewaltigen Schlag zersprenget Arranges die Ketten der Phobie und stolperte anfangs zögerlich, aber dann immer schneller werdend, nach vorn. Mit den Armen rudernd und bald mehr durch die Luft fliegend und springend, hetzte er auf die Lichtquelle zu. Eine Fackel, welche nur knapp hinter der Ecke einer Abzweigung angebracht war, malte eine kleine Insel freundlichen Lichts auf den Höhlenboden. Der Magier ließ sich mit einem irren Grinsen innerhalb der hellen Scholle auf den Boden sinken und verharrte auf den Knien. Er warf den Pilz achtlos zur Seite. Seine Arme angewikelt an die Seiten angelegt, die Finger krampfhaft nach oben gekrümmt und im Gesicht mischten sich Freude und Erleichterung. Er warf mit einem Ruck den Kopf zurück und seiner Kehle entfloh ein abartiges, lautes Lachen, welches in jeder anderen Situation nichteinmal im Ansatz auf ein humanoides Wesen schließen hätte lassen. Dann stand er hastig auf, riss die Fackel aus ihrer Halterung und umarmte den Stil, darauf bedacht, dass er trotzdem noch einen mehr oder weniger sicheren Abstand zur Flamme hatte. Ein übertrieben breites Grinsen zeichnete sich auf dem krankhaft verzerrten Antlitz des Nekromanten ab, als er die Fackel von sich streckte und sie ansah, als wäre sie sein bester Freund. Dann entspannte er sich wieder und sah sich um. Er stand auf einer Kreuzung, ein Gang führte weiter geradeaus und der andere zweigte scharf nach links ab.

Arranges ging links. Eigentlich nur aus einem Grund, er sah weiter vorn einen fahlen Lichtschimmer unter einer Tür durchfallen. Es war der Schein gedämpften Tageslichts, den er eigentlich sonst nur aus Höhlen in Cyrodiil kannte, deren Decken an einigen Stellen durchbrochen waren, aber hier war ja sowieso einiges nicht normal und ihn kümmerte auch im Moment eher weniger, woher das Licht kam, als dass es einfach da war. Er ging leichten Schrittes, die Fackel haltend auf auf das Tor zu, wie er jetzt im schwach auslaufenden Lichtschein erkennen konnte... Er bemerkte noch, wie ihn etwas am linken Fuß packte und mit einem Ruck von den Beinen riss. Er kippte strauchelnd nach vorn. Heißer Schmerz raste durch seine rechte Wade. Durch den Plöztlichen Gleichgewichtsverlusst fiel die vergleichsweise kleine Fackel zu Boden und wurde beim Aufschlag ausgepufft. Etwas schüttelte seinen Fuß. Arranges trat mit dem freien Fuß in die Richtung. Ein lautes Jaulen war zu hören. Dann ließ der schraubstockähnliche Kiefer nach und gab das Bein frei. Schnell zog der Kaiserliche seine Gliedmaßen zu sich und drehte sich kniend um. Eine schlechte Idee, wie sich herausstellte. Noch während er sich umwandte, ertönte von hinten ein bösartiges Knurren. Er spähte kurz angestrengt in die jetzt wieder vorherrschende Dunkelheit. Nach einer Sekunde strahlten ihm zwei näherkommende, rote Lichtpunkte entgegen. Erstarrt blickte Arranges auf die beiden Augen. Kurz vor seinem Gesicht verharrten die roten Lichtquellen. Ihr leicht ausstrahlender Schimmer leuchtete den Ansatz einer Wolfsschnautze aus. Was zur Hölle Oblivions?! Der Kiefer, oder zumindest das, was Arranges davon innerhalb des wenige Fingerbreit reichenden Lichtscheins erkennen konnte, war blanker Knochen. Auch die zwei roten Lichtpünktchen lagen tief in dunklen Augenhöhlen. Grundgütiger...!? Arranges keuchte. Schnell zog er den Kopf ein, als das Gebiss mit den unheimlichen Augen Anstalten machte, nach ihm zu schnappen. Der Fehlversuch wurde durch ein wildes Bellen kommentiert, welches die Ohren des Kaiserlichen nachklingeln ließ. Tut mir ja leid, aber ich hab jetzt keinen Stock zur Hand, vielleicht später... Dachte Arranges und war erstaunt über diese wahnwitzigen Gedanken in einer solchen Situation. Er rappelte sich schnell hoch, drehte sich um und rannte auf den Lichtschein am Boden zu, der eindeutig eine Tür ankündigte. Dort angekommen, ertastete der Magier ein hölzernes Tor. Um über das Für und Wieder nachzudenken hatte er jetzt beim besten Willen keine Zeit, denn schon erklangen hinter ihm die hetzenden Geräusche vierer Pfoten, die ihm nachjagten. Bei den Neun, wo geht dieses Verdammte Tor auf?! Er hatte den großen Metallring gerade ertastet und schob den linken Torflügel einen Spalt auf, als ihn der untote Köter von hinten ansprang und gegen das Holz warf. Verzweifelt fuhr Arranges rechter Ellenbogen kraftvoll ausholend, nach hinten, als er den stinkenden, warmen Atem an seinem Naken spürte. Der angewinkelte Arm traf mit dem Ellenbogen seitlich den Schädel der Bestie. Winselnd flog das Gewicht von Arranges ab. Der Magier achtete nicht auf das Vieh, sondern bemühte sich den Torflügel so weit aufzubekommen, dass er hindurchschlüpfen konnte. Er hatte es gerade geschafft und zwengte sich durch den Spalt, als er auch schon hörte, wie das Monster hinter ihm kleffend wieder auf die Beine kam und ihm nachdrängte. Arranges warf sich von innen gegen die Tür, aber so schwer wie er den massigen Torflügel aufbekommen hatte, ging er auch zu. Die Bestie schaffte es den Kopf in den Spalt zu strecken und schnappte. Gerade noch rechtzeitig zuckte der Nekromant zurück. Er zog sein Schwert und hackte den Griff mit beiden Händen haltend, dächelnd auf den Kopf des Viehs ein. Dabei konnte er einen kurzen Blick auf die vordere Schulterpartie und den ganzen Kopf werfen, im Grunde sah die Bestie aus, wie ein gehäuteter Hund. Dann drang die Schneide knackend und reissend von oben in den Knochen des untoten Vierbeiners ein.

Ohne ein weiteres Lebenszeichen, sank das Monstrum tot zu Boden. Na endlich... Arranges stubste das Ding nochmal an, um sich zu vergewissern, dass es auch wirklich tot war. Dann schob er es mit einem Fuß nach draußen und schob das Tor leise zu. Er steckte sein Schwert weg und sah sich ersteinmal um. Er stand in einem kurzen, gemauerten Gang, der nur wenige Meter weiter, wieder eine Kreuzung bildete. Ein weiterer Gang zweigte dort nach rechts ab, der andere führte geradeaus, wo er wieder nach wenigen Metern einen versetzten Knick machte, um den Arranges nicht eindeutig herumsehen konnte von seinem Standpunkt aus, er konnte aber schräg an der Ecke links und zwei Meter weiter an der Ecke rechts vorbei ein Tor einsehen, ähnlich dem, durch welches er gerade gekommen war. Das Licht, das hier herrschte, schien von überall gleichzeitig zu kommen. Es erinnerte an das Licht einer klaren und hellen Mondnacht, war aber doch um einiges stärker. Ich bin noch ganz, aber jetzt habe ich mich erstens komplett verlaufen und zweitens habe ich Meryann wohl auch das letzte Mal dort oben bei den Grummits gesehen... weiss Sheogorath, wie lange das jetzt schon wieder her ist... Etwas niedergeschlagen, aber weder zu Wut, noch zu Trauer richtig fähig, dirigierte ihn sein Magierverstand den Gang entlang. Als er auf der Kreuzung angekommen war, schaute er nach rechts, dort war aber nicht sehr viel zu erkennen, außer, dass dieser Gang wohl in einiger Entfernung in eine größere Halle mündete. Geradeaus... Vorsichtig, aber nicht zögernd ging Arranges um die Ecken in dem Gang vor ihm und stand einige Meter, noch in der halben Kurve, vor der Holztür. Er überlegte gerade noch, ob er dort direkt hindurch sollte, als er plötzlich einen Schatten im Augenwinkel am unteren Rand links von ihm an der Wand, wahrnahm. Resignierend drehte sich Arranges um. Sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung, als er direkt von einer Freude, die er sich nicht erklären konnte, durchflutet wurde. Meryann kauerte dort auf dem Boden, den Kopf in den Armen vergraben und irgendwie total neben sich.

Arranges blieb unsicher stehen, er wusste nicht recht, was jetzt genau los war. 'Meryann?' Fragte er leicht verwirrt um eine Art tröstenden Ton bemüht.