mascot
pointer pointer pointer pointer

Ergebnis 1 bis 20 von 93

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #11
    Ich finde es ein bisschen fragwürdig, sich irgendwas aus einem politischen System abschauen zu wollen, das darauf aufbaute, Leute komplett zu enteignen, um damit die Staatskasse zu füllen, und den Rest durch Lügen und Propaganda dem Bürger aus dem Kreuz geleiert hat und was dann noch übrig war mit Kriegsbeute ausgleichen wollte.

    Das mag jetzt überdramatisiert klingen, aber ehrlich gesagt ist mir das egal:
    Ich persönlich und für meinen Teil bin einfach auf Grundlage meines deutschen Erbes außerstande etwas "Gutes" in der NS-Zeit zu sehen oder hier Vorteile zu skontrieren, nicht etwa weil ich es nicht will oder weil man mir die Idee in den Kopf gebrandmarkt hätte, die Deutschen wären aufgrund der Vergangenheit the pure evil, was mich daran hindern würde, mich mit der Zeit zu beschäftigen, sondern allein aus dem Grund, weil - soweit ich weiß - ein ziemlich fester Konsens darüber besteht, dass die Nazis absolut alles und jeden für ihre Endziele instrumentalisiert haben.

    In diesem Sinne geht alles, was auf den ersten Blick ganz tollig erscheinen mag, im Ursache-Wirkungs-Prinzip unter, das man nie außer Acht lassen darf. Nichts davon geschah zweckens eines höheren Guten, nichts davon ist spezifisch nationalsozialistisch und gut, nichts annehmbar Gutes ging daraus hervor, was nicht andere mit besseren und ehrlicheren Methoden besser und ehrlicher hätten ebenfalls hervorbringen können.

    Man mag jetzt hier vielleicht die Autobahnen einwerfen, ein Schelm aber, wer dabei den eigentlichen Sinn und Zweck des Verkehrsnetzes in der NS-Ideologie sowie das damit verbundene Hinter's Licht Führen der Bevölkerung und der involvierten Arbeiter auszublenden weiß. Die Autobahnen wurden gebaut, um später mal mit Panzern befahren zu werden. Für den Bürger hieß es eigentlich "Toll, irgendwann krieg ich einen Volkswagen und dann kann ich die Autobahn befahren." Wie wenig ausgelesene Leute tatsächlich einen Volkswagen gesehen haben, ist genauso offensichtlich wie die Tatsache, dass von ihrem Geld besagte Panzer finanziert wurden.


    An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Zitate anbringen und kommentieren:
    Zitat Zitat von weuze Beitrag anzeigen
    Zum Einen wäre da mal die Sache, dass es wohl sehr gut um den Arbeitsmarkt bestellt war damals. Jedenfalls sehr sehr viel besser als das heute der Fall ist... und ja, damals wurden viele Arbeitsplätze in Rüstungsfabriken vergeben, aber mal ehrlich, das ist allemal besser, als dass wie jetzt momentan knapp 6.000.000 Menschen dem Staat zur Last gelegt werden müssen...
    Ohne die Emanzipation der Frauen, den Hintergrund der DDR-Vergangenheit und mit Zahlendreherei durch Genozide, Freiheitsberaubung Identitätsraub, Zwangsarbeit, Enteignung und Verstaatlichung wäre das auch heute noch kein Problem. Sogar ohne Rüstungsfabriken. Aber zweckdienlich wär's nich wirklich, oder?

    Zitat Zitat
    Die zweite recht positiv ausstrahlende Sache ist die, die mich in den heutigen Tagen zeitweilig ziemlich gut aufregt und das wäre die Tatsache, dass ein Haufen junger Leute eigentlich gar keine Werte mehr vermittelt bekommen und nur noch auf der Straße herumlungern und gar nichts mehr mit sich anzufangen wissen...
    Die ""Werte"vermittlung" in der NS-Zeit sa so aus, dass Jungen in das Bild eines tumben Soldaten und Mädchen in das Bild tumber Hausmütterchen gezwängt sowie ihrer Individualität beraubt wurde und das von der Wiege an. Staatlich motivierte ""Werte"vermittung" ist bestenfalls generalistisch, allenfalls sehr gefährlich und in jedem Fall so undemokratisch wie es nur geht. Abgesehen davon verwechselst du hier Personenkontrolle mit Werten und Schicksale mit Tatsachen.

    Zitat Zitat von MaxikingWolke22 Beitrag anzeigen
    Nö, es ging um Solidarität und Kameradschaft und Hilfsbereitschaft, aber eben nicht für Feinde. Das ganze wurde durch Geländespiele unterstützt, sodass am Ende die Werte, ähnlich wie laut Herman die Familienideale, zwar eine wichtige Grundlage für den Kampfeinsatz waren, nichtsdestotrotz aber für sich genommen eine wohle Erziehung Richtung Ehre und Loyalität, die einigen heutzutage vielleicht ganz gut täte.
    Das sind sehr fragwürdige Ideale, wenn sie nur für einen verschwindend geringen Personenkreis Anwendung finden. Nenn mich eigensinnig, aber die Vermittung der Werte "Respekt vor Leben" und "ehrbares Auftreten jedem gegenüber" ist für meine Begriffe um einiges besser mit Menschenrecht und Humanismus und Demokratie und Solidargemeinschaft zu vereinbaren als "Ehrbarkeit im Volkstum" und "Heil dem Führer".
    Und nein, selbst wenn man andere Werte einsetzt, bleibt es eine Gehirnwäsche. Der demokratische Staat - vor allem einer auf der Grundlage des Grundgesetzes - hat die bindende Verpflichtung, seinen Bürgern die freie Entfaltung eigener Wertebilder zu ermöglichen, ohne auf ihre Bezugspunkte und Inhalte direkten Einfluss zu nehmen.

    Zitat Zitat von MaxikingWolke22
    Man sollte sich dann auf das weiße fokussieren
    Harmlose Zwischenfrage: Dir ist klar, dass es bei Schwarz-Weiß-Malerei unter der Deckfarbe einen eklig-fauligen Mantel aus Lügen? Wenn wir in der Metapher bleiben sollten, verlangst du gerade, dass man hier der Nazipropaganda die Treue hält.

    Zitat Zitat von La Bomba Beitrag anzeigen
    Aber das System hat funktioniert. Die Arbeitslosenzahlen wurden drastisch gesenkt, zum ersten Mal seit der Wirtschaftskrise Ende der 20er hatte fast jeder wieder eine Arbeit oder zumindest finanzielle Unterstützung.
    Sozusagen radikaler Zwang zur Solidarität.
    Und jetzt denken wir nochmal über die Phrase "fast jeder" nach und fragen uns, wann in den 20er-Jahren die Nazis an der Macht waren.

    Zitat Zitat
    Ein Lastwagen von der Mitte Deutschlands braucht 2 Stunden bis an die deutsch-französische Grenze.
    Und von dort dann 3 Tage bis in die Provence... guess why.
    o_O

    Zitat Zitat von Trigaram Beitrag anzeigen
    Es gab ein einheitliches Schulsystem in ganz Deutschland während der NS-Zeit.
    Heute kann jedes Bundesland seine eigene Bildungspolitik betreiben, während der NS-Zeit wurde deutschlandweit eine einzige Bildungspolitik betrieben, so dass am Ende die Schüler und Schulabsolventen (zumindest theoretisch) alle auf dem selben Niveau waren.
    Das ist meiner Ansicht nach positiv zu betrachten.
    Was ist daran positiv? Was ist an fehlendem Förderalismus positiv? Was ist an zentralistischer Bildung und damit einhergehend zentralistischer Kulturentwicklung positiv? Glaub mir bitte, wenn ich dir sage, dass ich auch nicht damit einverstanden bin, was sich in manchen Bundesländern Schulsystem schreien darf und die Bildungs- und Voraussetzungsunterschiede sind die Hölle. Aber was damals gemacht wurde, war jegliche Kontrolle wegfallen zu lassen und das Bildungsschicksal Millionen Deutscher in die Hand eines einzigen Machtapparates zu legen. Und erzähl mir bitte nicht, dass das Schulsystem damals irgendwas aufrecht hatte. Es handelte sich um bewusste Verdummung, Fehlinformation und einen riesigen braunen Scheißhaufen voll hasserfüllter, hetzerischer Propaganda. Und alles arbeitete darauf hin, aus den Herangewachsenen Einheitsmenschen zu formen, die einem Zweck dienen können.

    Vereinheitlichung des Bildungswesens ginge mit Zentralisierung vieler weiterer in den Händen der Länder liegenden Bereiche, vorwiegend kultureller Natur. Und dass genau diese nicht auf Bundesebene pauschal festgesetzt werden, hat einen sehr guten und noblen Grund.

    Zitat Zitat von Karl Beitrag anzeigen
    Ich würde noch anbringen, dass nach der chaotischen Zeit in der Weimarer Republik endlich mal etwas Ruhe und Stabilität für die Menschen gab. Keine wechselnden Regierungen, keine Straßenkämpfe, kein täglicher Kampf um die tägliche Existenz während der Wirtschaftskrise mehr. Die Deutschen hatten eine neue Stufe der Maslowsche Bedürfnispyramide erreicht.
    Diese Ruhe und Stabilität war eine einzige Verschleierungsaktion und Lüge. Bei staatlich angeordneten Verbrechen an Volks- und Identitätsminderheiten, politischen Gegnern und willkürlichen Opfern sowie Krieg, Massenvernichtung und Zerstörung kann man wohl kaum von Ruhe und Stabilität reden. Was Ruhe und Stabilität war, das war das Trugbild, welches die Nazis erfolgreich vermittelt haben.


    Ich gebe übrigens Folgendes zu bedenken: In einem Haus, das von zwangsarbeitenden, hungernden Kindern unter Peitschenhieben gebaut wurde, kann man sicher nicht schlecht wohnen. Diese Sache selbst und das Haus werden durch diesen Umstand aber nicht gut, man geht allenfalls vernünftig mit dem Üblen um, was sich nicht mehr umkehren lässt.
    Geändert von Mordechaj (01.08.2010 um 15:55 Uhr)
    از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم به‌حیوان سرزدم / مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟
    حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر / وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه
    بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم / پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •