Ich finde es ein bisschen fragwürdig, sich irgendwas aus einem politischen System abschauen zu wollen, das darauf aufbaute, Leute komplett zu enteignen, um damit die Staatskasse zu füllen, und den Rest durch Lügen und Propaganda dem Bürger aus dem Kreuz geleiert hat und was dann noch übrig war mit Kriegsbeute ausgleichen wollte.
Das mag jetzt überdramatisiert klingen, aber ehrlich gesagt ist mir das egal:
Ich persönlich und für meinen Teil bin einfach auf Grundlage meines deutschen Erbes außerstande etwas "Gutes" in der NS-Zeit zu sehen oder hier Vorteile zu skontrieren, nicht etwa weil ich es nicht will oder weil man mir die Idee in den Kopf gebrandmarkt hätte, die Deutschen wären aufgrund der Vergangenheit the pure evil, was mich daran hindern würde, mich mit der Zeit zu beschäftigen, sondern allein aus dem Grund, weil - soweit ich weiß - ein ziemlich fester Konsens darüber besteht, dass die Nazis absolut alles und jeden für ihre Endziele instrumentalisiert haben.
In diesem Sinne geht alles, was auf den ersten Blick ganz tollig erscheinen mag, im Ursache-Wirkungs-Prinzip unter, das man nie außer Acht lassen darf. Nichts davon geschah zweckens eines höheren Guten, nichts davon ist spezifisch nationalsozialistisch und gut, nichts annehmbar Gutes ging daraus hervor, was nicht andere mit besseren und ehrlicheren Methoden besser und ehrlicher hätten ebenfalls hervorbringen können.
Man mag jetzt hier vielleicht die Autobahnen einwerfen, ein Schelm aber, wer dabei den eigentlichen Sinn und Zweck des Verkehrsnetzes in der NS-Ideologie sowie das damit verbundene Hinter's Licht Führen der Bevölkerung und der involvierten Arbeiter auszublenden weiß. Die Autobahnen wurden gebaut, um später mal mit Panzern befahren zu werden. Für den Bürger hieß es eigentlich "Toll, irgendwann krieg ich einen Volkswagen und dann kann ich die Autobahn befahren." Wie wenig ausgelesene Leute tatsächlich einen Volkswagen gesehen haben, ist genauso offensichtlich wie die Tatsache, dass von ihrem Geld besagte Panzer finanziert wurden.
An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Zitate anbringen und kommentieren:
Ohne die Emanzipation der Frauen, den Hintergrund der DDR-Vergangenheit und mit Zahlendreherei durch Genozide, Freiheitsberaubung Identitätsraub, Zwangsarbeit, Enteignung und Verstaatlichung wäre das auch heute noch kein Problem. Sogar ohne Rüstungsfabriken. Aber zweckdienlich wär's nich wirklich, oder?
Die ""Werte"vermittlung" in der NS-Zeit sa so aus, dass Jungen in das Bild eines tumben Soldaten und Mädchen in das Bild tumber Hausmütterchen gezwängt sowie ihrer Individualität beraubt wurde und das von der Wiege an. Staatlich motivierte ""Werte"vermittung" ist bestenfalls generalistisch, allenfalls sehr gefährlich und in jedem Fall so undemokratisch wie es nur geht. Abgesehen davon verwechselst du hier Personenkontrolle mit Werten und Schicksale mit Tatsachen.Zitat
Das sind sehr fragwürdige Ideale, wenn sie nur für einen verschwindend geringen Personenkreis Anwendung finden. Nenn mich eigensinnig, aber die Vermittung der Werte "Respekt vor Leben" und "ehrbares Auftreten jedem gegenüber" ist für meine Begriffe um einiges besser mit Menschenrecht und Humanismus und Demokratie und Solidargemeinschaft zu vereinbaren als "Ehrbarkeit im Volkstum" und "Heil dem Führer".
Und nein, selbst wenn man andere Werte einsetzt, bleibt es eine Gehirnwäsche. Der demokratische Staat - vor allem einer auf der Grundlage des Grundgesetzes - hat die bindende Verpflichtung, seinen Bürgern die freie Entfaltung eigener Wertebilder zu ermöglichen, ohne auf ihre Bezugspunkte und Inhalte direkten Einfluss zu nehmen.
Harmlose Zwischenfrage: Dir ist klar, dass es bei Schwarz-Weiß-Malerei unter der Deckfarbe einen eklig-fauligen Mantel aus Lügen? Wenn wir in der Metapher bleiben sollten, verlangst du gerade, dass man hier der Nazipropaganda die Treue hält.Zitat von MaxikingWolke22
Und jetzt denken wir nochmal über die Phrase "fast jeder" nach und fragen uns, wann in den 20er-Jahren die Nazis an der Macht waren.
o_OZitat
Was ist daran positiv? Was ist an fehlendem Förderalismus positiv? Was ist an zentralistischer Bildung und damit einhergehend zentralistischer Kulturentwicklung positiv? Glaub mir bitte, wenn ich dir sage, dass ich auch nicht damit einverstanden bin, was sich in manchen Bundesländern Schulsystem schreien darf und die Bildungs- und Voraussetzungsunterschiede sind die Hölle. Aber was damals gemacht wurde, war jegliche Kontrolle wegfallen zu lassen und das Bildungsschicksal Millionen Deutscher in die Hand eines einzigen Machtapparates zu legen. Und erzähl mir bitte nicht, dass das Schulsystem damals irgendwas aufrecht hatte. Es handelte sich um bewusste Verdummung, Fehlinformation und einen riesigen braunen Scheißhaufen voll hasserfüllter, hetzerischer Propaganda. Und alles arbeitete darauf hin, aus den Herangewachsenen Einheitsmenschen zu formen, die einem Zweck dienen können.
Vereinheitlichung des Bildungswesens ginge mit Zentralisierung vieler weiterer in den Händen der Länder liegenden Bereiche, vorwiegend kultureller Natur. Und dass genau diese nicht auf Bundesebene pauschal festgesetzt werden, hat einen sehr guten und noblen Grund.
Diese Ruhe und Stabilität war eine einzige Verschleierungsaktion und Lüge. Bei staatlich angeordneten Verbrechen an Volks- und Identitätsminderheiten, politischen Gegnern und willkürlichen Opfern sowie Krieg, Massenvernichtung und Zerstörung kann man wohl kaum von Ruhe und Stabilität reden. Was Ruhe und Stabilität war, das war das Trugbild, welches die Nazis erfolgreich vermittelt haben.
Ich gebe übrigens Folgendes zu bedenken: In einem Haus, das von zwangsarbeitenden, hungernden Kindern unter Peitschenhieben gebaut wurde, kann man sicher nicht schlecht wohnen. Diese Sache selbst und das Haus werden durch diesen Umstand aber nicht gut, man geht allenfalls vernünftig mit dem Üblen um, was sich nicht mehr umkehren lässt.