Das kommt aus dem jahrhundertelangen Einfluß der katholischen Kirche in ihrer starken Position als ehemals weltliches und geistliches und heutzutage immer noch geistliches Vorbild. Und deren Sicht kommt wiederum aus der Notwendigkeit, den Bischöfen, die gleichzeitig auch Lehnsherren waren, ihr Land abzunehmen, indem sie ihnen verboten, Kinder zu kriegen und, um das ganze ideologisch und theologisch sinnvoll durchzusetzen, Sexualität direkt mal zum Teufelswerk erklärt haben, damit die Argumentation schlüssig wird.
So gesehen eigentlich ganz einfach zu erklären. Die Frage ist vielmehr, wieso in einer modernen de-facto-aufgeklärten Gesellschaft dieses Tabu auf staatlicher Ebene überhaupt noch haltbar ist.

@ Cipo
Ich muß auch nicht mit aller Welt über meinen Sex diskutieren. Das hat aber nichts damit zu tun, daß ich mich deswegen schäme, oder es mir unangenehm wäre, sondern einfach, weil es die anderen ganz einfach nichts angeht. Das gilt aber auch für andere Themen. Zum Beispiel würde ich mit Sicherheit nicht mit dem erstbesten auf der Straße eine politische Diskussion anfangen, dafür müßte das schon jemand sein, dem ich weit genug vertraue und vor allem reden möchte—und dann geht auch wieder 'ne Diskussion über Sex.
Von daher ist Tabuisierung nicht gleich mit “Es nicht öffentlich breittreten wollen” gleichzusetzen.