Große Spielwelt? Gibt es hier nicht!
Es gibt Aspekte in Rollenspielen, die sind unentbehrlich und tragen maßgeblich zum Spiel bei. Vieles davon ist schon selbstverständlich, wie zum Beispiel Grafik, Story, Charaktere, Gameplay usw. Einer der wichtigsten Aspekte in RPGs ist aber die Spielwelt, wo die Entwickler uns, die Spieler, mit ihrer Story erreichen wollen. Meist ist die Welt groß, überall gibt es Städte und Dungeons zu erkunden und wir mit unseren treuen Gefährten bereisen diese wunderbare Fantasywelt um mal wieder die Welt zu retten (was natürlich überhaupt kein Klischee ist!). Unterwegs rüsten wir uns in zig Städten mit allerlei Krimskrams aus nur um ihm nächsten Dungeon gegen die Monster bestehen zu können. Danach wird uns ein weiterer Abschnitt der Spielwelt geboten mit unzähligen weiteren Städten, NPCs, Minigames und alle sind glücklich... oder doch nicht?
Was wäre, wenn man die Story und die Spielwelt nur auf einen bestimmten Ort in der Spielwelt beschränken würde? Würde es dem Spiel schaden, da es so nicht möglich ist, das Gefühl zu vermitteln, sich in einer echten Fantasywelt aufzuhalten?
Zwei Beispiele die mir hierbei einfallen sind die umstrittenen Spiele Koudelka und Vagrant Story.
Erstmal zu Koudelka:
Koudelka ist ein Spiel, was mich damals ziemlich zwiegespalten hat. Aber warum nur? Das lag daran, weil ich noch nie ein Rollenspiel gespielt habe, was sich einzig und allein an einem einzigen Schauplatz abspielt. In diesem Spiel ist es das Kloster Nemeton. Nemeton selber ist dabei ein einziger Dungeon ohne irgendwelche Shops, NPCs und was man sonst noch aus den üblichen Spielwelten kennt. Alles was man braucht muss man im Spiel finden. Damals hat mir das überhaupt nicht gepasst, da ich persönlich der Meinung bin, das gerade die Spielwelten Rollenspiele erst so richtig interessant werden lässt. Oder wer kennt schon nicht den berühmten Himmelskontienent Mira mit dem Zuckerbäckerdorf aus Baten Kaitos?
Auf jedenfall war ich kurz davor, das Spiel verkaufen, wäre da nicht die Story gewesen. Und ohne jetzt groß hypen zu wollen, aber Koudelka schafft es, ohne eine wirkliche Spielwelt in petto zu haben, eine wirklich sehr gute Story zu erzählen! Und nicht nur das, die Atmo des Spieles ist einer der besten im gesamten Genre! Ich habe selten so eine beeindruckenede Kulisse wie in Koudelka gesehen! Gerade weil es nicht wirklich viel von der Spielwelt zu sehen gibt, scheint es mir, fokusiert sich Koudelka mehr auf die wirklich relevanten Dinge in der Story ohne wirkliche Sub Quests den Spieler andrehen zu wollen. Auch wenn es nur das Kloster Nemeton zu erkunden gilt, war Koudelka storytechnisch wirklich erste Sahne. Vom Gameplay her war es aber ziemlich entäuschend. Alles spielte sich viel z langsam! Die Kämpfe, das leveln, das Erkunden... irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, dass Koudelka etwas mehr Feingefühl fehlte, aber das ist ein ganz anderes Thema und gehört jetzt nicht hier rein..
Dann gab es da noch Vagrant Story von Square Enix. Richtig Leute, unser heißgeliebtes Square Enix! Was soll man dazu sagen? Das Spiel besitzt zwar als Schauplatz nur eine einzige, menschenleere Stadt, aber doch schafft es Vagrant Story, einer der besten Geschichten im ganzen Genre zu erzählen. Ich stelle Vagrant Story storymäßig in etwa auf einer gleichen Stufe wie Xenogears, da beide Spiele Thematiken besitzen, die es bisher in keinem RPG zuvor gab. Außerdem kommen die paar Charaktere, die es in Vagrant Story gibt, viel besser zur Geltung, da es keine tausenden NPCs usw gibt, die der Spieler trifft. Besonders der Bösewicht und der Held sind genial. Jeder Charakter im Spiel ist wichtig für die Story und genau das will uns Vagrant Story schon nach der ersten Stunde weismachen. Kein Drumherum reden, hier wird eine Story spannend aufgebaut, bis sie schlußendlich ihren Höhepunkt erreicht.
Achja....es gäbe da noch etwas, was ich schon seit dem Erscheinen von Final Fantasy XII loslassen wollte. Man kann Vagrant Story quasi als den Vorgänger von FFXII bezeichnen, da dass Kampfsystem in etwa gleich aufgebaut wurde und es sehr viele gleiche Elemente gibt, auch storymäßg.
Nur storymäßig ist Vagrant Story trotzdem FFXII weiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiit vorraus. Jeder RPGler, der entäuscht von der FFXII Geschichte war, sollte sich deswegen mal Vagrant Story anschauen. Hier wurde sie nämlich besser umgesetzt. Es ist aber ein ziemlich spezielles RPG und wird garantiert nicht jedem gefallen. Trotzdem hat das Spiel sehr viele positive Aspekte, unteranderem sehr gute Story/Atmo/Charaktere...
Und nun seid ihr dran! Was haltet ihr davon, wenn man als Spielwelt nur einen einzigen Schauplatz vorgesetzt bekommt? Findet ihr es gut oder eher schlecht? Und ist es überhaupt möglich, ein umfangreiches RPG zu gestalten, was sich nur an einem einzigen Ort abspielt?
Ich persönlich bin immer noch der Meinung, dass richtige Welten in RPGs einfach viel besser sind. Trotzdem haben mir diese zwei Spiele gezeigt, dass es auch anders gehen kann, wenn man es natürlich auch dementsprechend umsetzt.