Arranges ritt kurz nach Pells Tor in die Nacht hinein. Mit zunehmender Dunkelheit zügelte er das Tempo, kam er nun auf eine Straße, die zwar an einigen Ortschaften vorbeifürhte, aber dafür um so unübersichtlicher war. Nach einem langen Ritt in der Dämmerung konnte der Kaiserliche am rechten Rand der Wasseroberfläche des Niben die Silhouette der Stadt Bravil in den letzten Sonnenstrahlen erkennen. Ahh... warum ausgerechnet Bravil, Bruma oder Anvil wäre doch auch nett gewesen, aber nein, stattdessen muss das Tor unbedingt in Cyrodiils grässlichster Gegend auftauchen. Auf der einen Seite erstrecken sich die unwirtlichen Ausläufer von Schwarzmarsch und auf der Anderen ein schmaler Streifen grasüberwuchertes Land, welches zur Grenze hin steil ansteigt... Während Arranges sich noch über die unmöglichen Gegebenheiten ärgerte, verschwand auch das letzte bisschen Licht, so dass der Magier noch langsamer werden musste um auf dem feuchten Untergrund nicht mitsamt seinem Pferd auszurutschen. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu nieseln. Ja natürlich! Ich weiss, warum ich hier eher weniger unterwegs bin... Schnee in den Jerallbergen, Gluthitze an der Goldküste oder Sturm und Regen im Valusgebirge... alles kein Problem und zu weilen auch ganz nett mitzuerleben, aber dieses wiederliche Wetter in und um Bravil ist einfach nur großer Mist...

Während der Kaiserliche sich der Stadt immer mehr näherte, zwar langsam aber stehtig, wandelte sich der leichte Nieselregen in einen ausdauernden Platschregen, mit zwar wenigen aber dafür umso dickeren Tropfen. Ich verfluche die Götter, die das Wetter machen! Arranges konnte nun schon die Lichter der Wachen in der Ferne ausmachen. Es dauert nicht mehr lange, dann bin ich endlich im Trockenen... Arranges beschleunigte wieder etwas mehr. Nach erneut einer Ewigkeit wie ihm schien, tatsächlich waren es nur nochmal knapp zwei Stunden, stand er im Lichtkegel der einzigen Fackel an den Stallungen vor Bravil. Arranges stieg träge ab und ging gemächlich zur Tür. Er musste ein paar mal energisch klopfen bevor er von drinnen Schritte hörte. Ein Stallbursche in Nachthemd und Kniehose öffnete die Tür und lugte, in der einen Hand eine Öllampe haltend, zu ihm heraus. 'Einen schönen Abend wünsche ich, wäre es wohl möglich, mein Reittier jetzt noch hier unterzustellen?'
'Guter Mann, ich weiss nicht ob ihr es schon wussten, aber könnt ihr euch vorstellen, wie spät es eigentlich jetzt ist? ... VERDAMMT NOCHMAL, ES IST KURZ VOR MITTERNACHT!' Herrschte der Knecht ihn an.
'Aber aber, ich lege auch etwas oben drauf. Als Nachtzuschlag... sagen wir, den doppelten Preis?'
Nach dem dieses Angebot durch den Müdigkeitsschleier des Stalljungen gedrungen war, hellte sich dessen Mine deutlich auf.
'Nun, warum habt ihr das nicht gleich gesagt? Entschuldigen sie die Grobheut, aber es gibt nur selten jemanden, der hier solche Sitten zeigt und noch weniger jemand, der hier des Nachts klopft und sich nicht direkt auf die Schwelle erbricht... Wartet einen Moment.' Der Jüngling eilte ins Haus und warf sich einen Mantel um, dann kam er heraus und zog die Tür hinter sich zu. Arranges sagte ihm, wie er das Pferd versorgen solle und zahlte ihm einen kleinen Teil der Kosten vorab.

Als dies erledigt war, ging Arranges mit großen Schritten zum Stadttor. Eine der Wachen hatte den Helm tief ins Gesicht gezogen und man hörte unter dem eisernen Kopfschutz ein leises Schnarchen. Die andere Wache war genau so wenig motiviert, erinnerte sich allerdings ihrer Pflichten, auch wenn der Gesichtsausdruck verriet, dass der Soldat seine Dienstaufgabe am liebsten vernachlässigen würde. 'Halt, wer da?'
'Guten Abend, ich versuche Schutz vor dem Wetter zu finden.' Meinte Arranges freundlich, mit einem Lächeln.
Der Wachmann konnte sich angesichts einer erwarteten Schimpferei bei dieser Antwort ein Grinsen ebenfalls kaum verkneifen: 'Habt ihr einen Pass? Wenn ja, braucht ihr ihn mir nicht zeigen, ihr dürft weitergehen.'
'Er könnte ja noch nass werden und verwischen... einen weiterhin ruhigen Dienst wünsche ich!'
'Ebenfalls...'
Arranges trat durch eine kleine Tür neben dem Tor, da das große Stadttor bereits geschlossen war. In Bravil war er noch nicht oft gewesen, aber er wusste, dass es nicht weit vom Tor eine Herberge gab. Allerdings blieb er für einen Moment stehen und blickte sich kurz um.