Sie beschloss, noch eine Runde durch die Stadt zu gehen. Einer der wenigen Vorteile von Bravil war die Etagenbauweise der Häuser, dadurch konnte man halbwegs vor dem Regen geschützt unter den Vordächern und Stegen laufen. Sie wich den größeren Pfützen aus und dachte sonst an nicht viel, sie wollte nur die Zeit totschlagen.

Als sie schließlich, von der Statue der glücklichen alten Dame kommend, wieder die Taverne erreichte, war es fast schon Mitternacht. Sie sah zu ihrer Erleichterung, dass wenigstens ein Großteil der Besucher die Taverne eben wankend und lallend verließ - sie wurden jedoch sofort leiser, als sie die Stadtwachen am Tor sahen, die allerdings auch keinen sonderlich motivierten Eindruck machten. Gerade als ihr Blick auf den Wachen lag, sah sie eine Gestalt durch die kleine Tür neben dem Tor treten. Viel konnte sie nicht erkennen, er dürfte etwa so groß wie sie sein und trug einen Umhang. Es wird ja richtig voll hier, dachte Meryann sich mit einem Anflug von Ironie. Ohne sich weiter um den Fremden zu kümmern, ging sie schnell über die Straße und in die Taverne. Sie wollte sehen, ob sie beim Wirt noch etwas zu Essen bekommen konnte. Drinnen angekommen - es waren tatsächlich alle Gäste gegangen - trug sie dem Wirt ihre Bitte vor, der wenig begeistert wirkte. "Es braucht nicht viel zu sein, etwas Brot und Käse würde schon reichen." Während dieser das Essen auf einen Teller richtete, fragte sie ihn beiläufig: "Sind in den letzten Tagen mehr Reisende nach Bravil gekommen? Ich meine wegen..."
"Dieser Tür?" unterbrach er sie abweisend. "Nicht das ich wüsste. Drei Münzen.", und stellte ihr den Teller vor die Nase.
Seltsam, so schlimm kann das Ding doch bestimmt auch nicht sein, und so nah an Bravil ist es sowieso nicht... "Danke - für das Essen und die Auskunft", sagte sie zu ihm, und legte ihm die Münzen auf die Theke, die sie aus ihrem Beutel gekramt hatte, den sie immer am Gürtel trug. War wohl die falsche Frage vor dem Zahlen..., dachte sie mit Blick auf den Teller. Damit ging sie zu dem größeren der Tische und setzte sich in die Ecke. Sie mochte es nicht, mit dem Rücken im Raum zu sitzen. Den Mantel hängte sie neben sich auf den Stuhl und begann zu essen. Ziemlich trocken... Drecksstadt, ich wusste es. Der Wirt, ein Hochelf übrigens, sie hatte sich bei ihrem letzten Aufenthalt hier schon gefragt, wie der ausgerechnet Wirt in Bravil geworden war, wandte sich wieder seinen Gläsern zu. Wenigstens war sie bis auf den Mantel dieses mal relativ trocken geblieben.