Als sie so da saß und an dem trockenen Brot kaute - Ich hätte noch was zu trinken nehmen sollen - betrat noch ein Gast die Taverne. Nach einem kurzen Blick stellte sie fest, dass das wohl der Ankömmling von gerade sein musste. Er streifte seine Kapuze ab und wandte sich dem Wirt zu. Dem folgenden Gespräch lauschte sie interessiert. Ok, mit Freundlichkeit und ein paar Wörtern mehr erreicht man anscheinend auch mehr... Sie war schon stolz, dass sie trotz ihrer Laune noch keinen Wutanfall hingelegt hatte. Aber Erfahrungsgemäß brachte das gar nichts, man flog nur raus am Schluss. Überhaupt brachte ihr die ganze schlechte Laune nichts, es änderte nichts und es würde deswegen bestimmt nicht aufhören zu schütten. Das war in etwa die Aussage ihres Vaters in solchen Situationen, dessen Temperament sie geerbt hatte. Sie schaffte es nur nicht immer, sich daran auch zu halten.

Immerhin tat sich gerade eine Möglichkeit auf, doch trockenen Fußes über den Niben zu kommen. Als sich der Fremde umwandte und zu ihrem Tisch ging, sah sie ihn das erste mal von Vorn. Ein Kaiserlicher... Irgendwie... Nein. Das wäre zu dreist. Außerdem hätten ihn die Wachen niemals... Weiter kam sie in Gedanken nicht, als sie von dem Kaiserlichen freundlich angesprochen wurde: "Wenn noch ein Platz an eurem Tisch frei ist, so erlaubt mir, dass ich mich zu euch setze." Sie sah ihm einen Moment in die Augen, und wies mit einem durchaus freundlichem "Bitte" auf die freien Stühle. Vielleicht konnte man sich ja gegenseitig helfen. Während sie wartete, dass der Kaiserliche sich setzte, musterte sie ihn, unauffällig wie sie hoffte und dachte an den Steckbrief aus der Kaiserstadt. Eigentlich hatte sie ein recht gutes Gedächtnis für Gesichter, aber das konnte auch Zufall sein. Nun ja, wie auch immer. Nur weil jemand gesucht wird, muss er noch lang nicht "böse" sein. Recht und Gesetz waren nicht immer der Weißheit letzter Schluss, und zur Not konnte sie sich schon wehren. Sie überlegte sich, ihn gleich auf die Tür anzusprechen, aber immerhin war Er an Ihren Tisch gekommen. Statt dessen sah sie ihn freundlich abwartend an.