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Thema: Wutschachtel

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Mein Berufsfeld ist kein reiner Kreativberuf. Du brauchst solche Leute relativ häufig. Ob im Theater, auf Live-Konzerten, bei der Beschallung von Events, Ereignissen, Konferenzen. Oder der Planung von Beschallungsanlagen jeglicher Art. In der Entwicklung von Heimkinoanlagen. In der technischen Entwicklung von Autos, sei es Sound-Anlagen oder auch Prüfstände. An Universitäten, in der Forschung. Im Bereich der gesamten Sendeabwicklung von audiovisuellen Medien oder nur Audio-Medien. In Tonstudios, in Werbeagenturen, für Hörbuch-/ Hörspielproduktionen und auch im journalistischen Cross-Media-Bereich.

    Ich habe mich an so vielen Sachen versucht. Als Video-Journalist, wo ich imho auch geeignet dazu war, da man meine Beiträge ungesehen einfach in die Abendnachrichten integrierte. Oder als Entwicklungs-Ingenieur oder in der Forschung an einer Universität. Ich habe alles versucht, was auch nur im entferntesten mit meiner Qualifikation zu tun hatte. Sogar für zwei Tonstudios habe ich freiberuflich gearbeitet. Hier war auch nicht das Problem meine Arbeit, sondern einfach dieses typische Rumgeschachtle. Wenn man einen Kumpel mitnimmt, um ihm zu helfen und dieser dann hinter Deinem Rücken zusieht, dass sie Dich abschreiben, nur damit er hier eine feste Stelle bekommt... Ich habe sogar als Verkäufer in der HiFi-Abteilung eines Elektronikriesen gejobbt. 1'200 Euro netto, den ganzen Tag stehen und einräumen, kontrollieren, einräumen und wenn jemand kommt, dann am besten gleich einen Flatscreen aufschwatzen. Da ich mich damit ein wenig auskannte, konnte ich die Leute relativ gut beraten. Doch dann kamen - wieder typisch - diese Snobs, die einen toll bezahlten Job gefunden haben mit ihren - für jeden gut sichtbaren - Werksausweisen und pöbeln mich an, ich würde mich doch gar nicht auskennen und Leute wie ich, die hier arbeiteten hätten eh nix in der Birne. Daraufhin hab ich versucht höflich zu bleiben, aber sie haben immer weiter provoziert bis ich einfach gegangen bin. Daraufhin wurde sich bei meinem Vorgesetzten, einem BWLer (was auch sonst), beschwert, den die zu allem Pech auch noch kannten. Da ich noch in der Probezeit war, tschüss Cuzco.
    So geht das hier oft. Ich kenne einige Leute die regelmäßig auf die Fresse fliegen. Meine "Umschulung" klappt übrigens auch nicht. Die Ausbilder sind doch tatsächlich der Meinung ich sei für diesen Beruf nicht geeignet. Natürlich suche ich zuerst mal bei mir, was es denn sein könnte. Doch in dem Fall sind die Gründe höchst suspekt. Die einen sagen, ich würde mich für die Ausbildung nicht interessieren und hätte keinen Bock drauf. Die anderen sagen wiederum ich wäre zu ehrgeizig und verbissen und würde mir viel zu viel Stress machen. Was denn jetzt?!

    Mir kommt es echt so vor, als würde ich alles was ich mache, scheiße sein. Außerdem haben bis jetzt auch nur die Leute in NRW gemeint, dass ich doch nen ganz geilen Job hätte. Die anderen stempeln mich als Spinner ab oder - wie King Paddy - "(...)dann liegt das Arbeitsamt schon richtig mit der Aussage, dass du damit praktisch wertlos bist(...)". Es gäbe ja Jobs in Bayern, aber keine fairen Bedingungen, da irgendwie Fuß zu fassen.

    NRW ist irgendwie viel cooler. Die Menschen sind grundsätzlich aufgeschlossener. Nein, das IST so. Warum das so ist, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es so ist. Ich kenne schon seit Jahren viele Leute aus Höxter. Sogar meine Eltern schwärmten immer, wenn wir in Westfalen waren "Sind das nette Leute!". Rücksicht und Respekt ist da ne andere Sache. Bayern ist allerdings bei denen auch hoch angesehen, aber nicht der netten Leute wegen, sondern, weil Ingenieure bei uns viel besser bezahlt sind und es auch Stellen gibt. *Hust* Opel, Bochum *hust*, 10'000 Arbeitslose *hust*... Und wenn es spitz auf Knopf kommt, erdolchen einen die Leute in NRW von vorne, nicht von hinten. Das sieht man auch, weil es in Bayern die CSU gibt. Ne tolle Partei... Und es stehen 2/3 der Bevölkerung dahinter. Warum auch nicht!

    Ich will Bayern jetzt nicht schlecht machen. Aber es ist bekannt, dass dieses Bundesland bei der Chancengleichheit das Schlusslicht bildet. Is so! Trotzdem hab ich auch viele tolle Menschen kennengelernt und auch einen Haufen echter Freunde gefunden. Die werde ich auch vermissen. Aber sie raten mir alle, eventuell den Schritt mit Essen in Erwägung zu ziehen. Sie hätten nur Glück gehabt, hier Fuß zu fassen. Bayern hat sogar weltoffene Städte, wie Würzburg. Nur leisten kann man sich das auch nur als Student. Das Städtchen am Main hat rund 20'000 Studenten und sehr höfliche nette Einwohner. Aber keine Jobs. Tölz ist ebenfalls sehr nett, aber trotzdem touristisch und die Hälfte der Leute dort hat einen guten Job in München drin. Und es gibt halt sehr viele schöne Altstädte: Bamberg, Rothenburg o.d.T., Regensburg, Augsburg, Ingolstadt, Landshut, Passau, Dinkelsbühl, Nördlingen, Bad Tölz, Lindau, Bayreuth, Fürth und sogar Erlangen...

    Essen hingegen hat ebenfalls sehr ansehliche (und auch erschwingliche) Wohngegenden, die alle eine gute Infrastruktur besitzen. Kettwig, Werden, Bredeney sind süße kleine (Schiefer-) Fachwerkstädtchen im idyllischen Ruhrtal und mit der S-Bahn grade mal 10 Minuten vom Hauptbahnhof und Innenstadt weg. Und obwohl man meint, man sei auf dem unterfränkischen Land, ist man mitten in der Stadt. Duisburg und Bochum sind in unter 20 Minuten zu erreichen, Düsseldorf in 45 und Köln immerhin in 60 Minuten. Natürlich sind die Stadtzentren nicht schön. Gerade Bochum war auch bereits vor dem zweiten Weltkrieg keine Schönheit. Trotzdem gibt es ein charmantes Szeneviertel, viel Kultur und Kleinkunst. Und die Leute sind da sehr redseelig und aufgeschlossen. Außerdem leben im Ruhrgebiet, also dieser 5 Millionen-Einwohner-Stadt schätzungsweise 200'000 Studenten. Nur die Wirtschaft ist da wohl nicht so pralle... Doch witzigerweise wird da nicht nur mehr für Kreativberufe getan, sie werden dort auch noch besser bezahlt. Wo ich wieder beim Thema wäre...

    @Inno: Ist leider wirklich so, dass die herzliche Stadt München alles andere als herzlich erscheint. Man meint es dort allerdings nicht böse. In Berlin waren die BVG-Kontrolleure/ Busfahrer ja auch immer besonders unfreundlich. Mir wurde aber versichert, dass dies einfach zum Beruf gehöre und getrost ignoriert werden darf (von wegen Berliner Schnauze und so).

    Geändert von Cuzco (08.02.2016 um 15:47 Uhr)

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