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Humd
Ich bin gerade innerlich etwas zermürbt. Das dürfte das erste Mal in meinem Leben sein, dass mir Leistung in diesem Maße aberkannt wurde.
Alles fing eigentlich damit an, dass ich zum neuen Schuljahr eine neue Deutschlehrerin bekam. Deutsch ist eins meiner Lieblingsfächer und ich konnte auch recht schnell zeigen, dass ich mit Literatur viel anfangen kann und ich war auch immer aktiv dabei. Ohne zu übertreiben lässt sich sagen, dass ich mit wenigen anderen den Deutschunterricht das Schuljahr über getragen habe, was schülermöglich gewesen ist. Meine Klausur war eine Glatte 2.0, jedoch meine beiden Teste (von denen der eine eeeetwas unfair war) wurden mit 4 und 3 bewertet. Meine mündliche Mitarbeit schätze ich jedoch auf 1- bzw. 2+ und durch hin und wieder gute Übungen meinerseits, dachte ich, dass ich mit der Klausurnote noch auf eine 2.0 oder eine 2.3 zum Jahresende kommen würde.
Problematisch ist jedoch, dass ich im Unterricht mit einem Kumpel sitze, mit dem ich meistens noch ein wenig Smalltalk führe und wir uns über irgendwas amüsieren. Unsere Lehrerin, die scheinbar minderwertigkeitskomplexe hat, wertete dies als Spott oder Hohn gegenüber ihren Unterricht oder ihre Person. Sie hatte desöfteren kleinere Streits mit meinem Kumpel, da sie sich wegen Kleinigkeiten immer sehr aufführte (es reichte nur, wenn er mir eine Frage stellte, dass sie von uns forderte, still zu sein, als seien wir irgendwelche 16-Jährigen), ich hielt mich jedoch raus, auch wenn ich oft mitbeschuldigt wurde, den Unterricht zu stören. Sie war da sehr empfindlich. Dadurch zeigte sich aber recht schnell ab, dass sie auf der einen Seite meine Mitarbeit und meine Leistung lobte, aber nie außer Acht lies, dass ich zu "den Herren da hinten" gehöre, von denen sie sich gestört fühlt. Total übertrieben.
Hierbei ist auch noch zu erwähnen, dass ihr Unterricht extrem aus Wiederholungen besteht. Wir behandelten im Zeitraum von 3 Monaten das Werk "Emilia Galotti" von Lessing (welches übrigens sehr gut ist). Drei Monate. Ich hatte es ausgerechnet, es waren knapp 20 Zeitstunden. Zwanzig Stunden haben wir über dieses Werk geredet, haben einige Szenen bis zu drei- und viermal behandelt (!!), es hing uns echt aus den Ohren raus. Die ersten 30 Minuten des Unterrichts waren eine reine Wiederholung von dem, was wir letzte Stunde erörtet hatten, einige Sachen haben wir mehrmals aufgeschrieben. Pure Wiederholung.Selbst für mich, der an solchem Stoff sehr interessiert ist, war das einfach zu viel. Aber ich habe es einfach hingenommen und gehofft, sie sei bald fertig damit.
Mein Kumpel und ich wollten auch den Deutschkurs wechseln, da es einen Parallelkurs zur gleichen Zeit gibt. Das ging jedoch nicht mitten im Halbjahr, nur zum Semesterwechsel. Also hieß es: Einfach aushalten.
Kurz darauf eskalierte es ein wenig, meine Deutschlehrerin fühlte sich wiedereinmal wegen einer absoluten Kleinigkeit gestört, ein Streit ist entstanden, in dem sie zu meinem Nachbarn sagte, er solle den Kurs wechseln, wenn ihm das nicht passt etc. Dieser meinte "Wir hätten es schon versucht, aber ein Wechsel ist mitten im Schuljahr nicht möglich". Als sie fragte, wer denn der andere sei, sagte ich, dass ich es sei, worauf sie mich fragte, was mich denn störe. Ich sagte ihr in einem vernünftigen Ton, nicht überspielt freundlich und auch nicht angreifend, neutral as fuck eben, dass sie mir für meinen Geschmack zu viel wiederholt und mich das ein wenig langweilt, da wir immer nur das gleiche machen und Szene 2/IV eben ganze viermal durchgenommen wurde.
Kurz darauf hatte sie in der anschließenden Gruppenübung bei anderen Gruppen öfter fallen gelassen, dass die Übung ja Zweck xxx diene und wir das machen, obwohl wir ja schon alles gemacht hätten, worauf ich meinte, dass ich mir sowas nicht anhören müsse. Darauf forderte sie von mir meinen Deutschhefter (wtf? Wir sind erwachsene Leute an dem Kolleg, was geht sie meine Hefterführung an?), den ich jedoch nicht beihatte.
Zwei Tage später durften mein Kumpel und ich an der Tafel stehen und eine Aufgabe lösen, wie sie im Abitur vorkommen könne, die wir jedoch nicht geschafft haben, da es schon bei dem Verständnis der Aufgabe Schwierigkeiten gab (schwammig formuliert und mit vielen Fremdwörtern). Anschließend kontrollierte sie auch meinen Hefter, den sie jedoch recht schnell wieder als ungenügend abtat, weil er nicht geordnet war. Für mich war das ein ziemlich großer WTF-Moment und ich merkte, dass sie mit Kritik kein Stückchen umgehen kann. Kurz darauf gingen Kumpel und ich zum Vertrauenslehrer, welcher ein Gespräch mit ihr aufsuchen wird, jedoch wir auch ein Einzelgespräch mit ihr führen sollten. Dies taten wir auch und versuchten ihr klarzumachen, dass wir, entgegen ihrer Vorstellung, ihren Unterricht NICHT bei anderen Lehrern angeschwärzt hätten, sondern dass wir nur ganz einfach einen Wechsel beantragen wollten. Dann sprach sie die Übung an, die sie kurz zuvor mit uns gemacht hatte. Sie meinte, sie wolle uns damit zeigen, dass wir ja eben noch nicht alles können und deswegen immernoch Übung bedar, aber sie hat unsere Leistung entsprechend bewertet. Ich sagte ihr, dass das ziemlich gehässig sei, uns für etwas zu bewerten, wo sie selbst sagt, dass uns das zeigen soll, dass wir noch nicht alles können und dass sie auf einer sehr emotionalen und persönlichen Ebene gerade handle, aber total unsachlich sei und ich ihr Versprechen, ab Zukunft immer sachlich zu sein, nicht ernst nehmen könne.
Ihre Reaktion: Und was wollen Sie jetzt machen? Suchen Sie sich doch einen Anwalt!
In einem Einzelgespräch war sie auch nicht bereit, die Fronten ordentlich zu klären, nein, sie machte sehr deutlich, dass sie uns eins auswischen wollte und die Hefterkontrolle diente wohl auch nur diesem Zweck. In dem Moment war mir bewusst, dass meine gesamte Deutschnote gefährdet ist. Das Gespräch dauerte auch nur 5 Minuten. Einen Tag später traf ich meinen Vertrauenslehrer im Gang und informierte ihn, dass das Gespräch nicht fruchtete. Er meinte allerdings: "doch", er hätte nochmal mit ihr gesprochen und alles sei jetzt geklärt. Da ich ihn bereits in 2 Fächern das letzte Jahr über hatte und ihn kannte, vertraute ich ihm einfach und hab es nicht näher erörtert. Meine Deutschlehrerin hat auch nichts zu dem Vorfall mehr gesagt.
Wir schrieben einen Test über Stilmittel und anschließend ging der Deutschunterricht weiter mit einem neuen Thema. Ich war wie immer sehr engagiert am Unterricht, wurde von ihr gelobt und die Sache sei wie aus der Welt geschaffen, sie nahm sogar recht neutral in ihren ewigen Ausschweifungen Bezug zu meinem angebrachten Kritikpunkt. Ich dachte, die Sache hätte sich, bis ich vorhin den Test wiederbekam. Neben der 3 vom Test war auch vermerkt, wie es um meine mündliche Leistung steht.
Mündliche Mitarbeit
(Unter Berücksichtigung unentschuldigter Fehlzeiten/ Verspätungen, Mitschriften, Teamgeist etc.): 9 Punkte (3+)
"Schade, Sie könnten mehr leisten! Dazu gehört aber stringente Mitarbeit im Sinne des Teams."
Ich konnte es wirklich nicht fassen. Seit Anfang August strenge ich mich an, im Deutschunterricht viel zu leisten. Ich mache mehr als die Klasse, meine Antworten sind meist gut und ich habe es lange Zeit durchgehalten, mich durch die Langeweile und ständige Wiederholung durchzuprügeln. Ich war immer anwesend, bis auf einen Block im August und habe immer mitgeschrieben. Das einzige, was wohl zutreffen könnte sind Verspätungen, da ich ca. 6-8 mal zu ihrem Unterricht in den letzten 4 Monaten fünf Minuten zu spät kam. Aber was zum? NEUN PUNKTE? Dafür, dass ich mit zu den 3 besten im Kurs gehöre, was inhaltliche Aspekte angeht?
Ich hatte Zensurenwillkür der Lehrer noch nie so erlebt und irgendwo ist es ein ziemlich beschissenes Gefühl, wenn man 4 Monate duldet, sich Mühe gibt und leistungstechnisch vom Durchschnitt abhebt, nur um dann durch wenige Sätze alles umsonst machen zu lassen. Eigentlich wollte ich das Abitur mit einer Deutschnote von mindestens 1- verlassen, was ich mir fast abschminken kann. Ich finde es sehr krass, wie machtlos man bei Notenwillkür als Schüler ist. Die Noten stehen seit letzten Donnerstag fest und man wird 90%ig nichts dran dreißen können. Und ob ich überhaupt in den anderen Kurs wechseln kann, ist auch noch nicht sicher. Ich hoffe wirklich, man kann an der Endnote noch was drehen (ich habe mir ausgerechnet, dass ich mit aktuellem Notenstand nur 8 Punkte bekommen werde, obwohl 10/11 Punkte der wirklichen Leistung entsprechen). Es ist echt kein schönes Gefühl zu wissen, wie man seinen Lehrern eigentlich ausgeliefert ist und dass niemand von außen wirklich helfen kann, es sei denn, man macht wirklich viel stunkt.
Geändert von Byder (10.12.2013 um 06:41 Uhr)
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