Es geht auch nicht darum, dass er dir sympathisch wird oder ihr auf einmal die engste Beziehung seit den Erlkönig-Opfern entwickelt. So dumm es klingt, aber dieses Fenster offen zu lassen, wird dir später helfen, dich über eure Beziehung hinwegzutäuschen. Was glaubst du, wie lange ich mit meinen Eltern nicht geredet habe, als ich ausgezogen war. Ich habe nicht mal meine Mutter zu ihrem Geburtstag angerufen und mich monatelang verkrochen. Mein Plan war eigentlich irgendwann, nie wieder oder nur noch seltenst mit ihnen zu sprechen. Aber es ist Familie. Und ich glaub, über das Finanzielle hinweg wirst auch du deine Familie ein ganzes Stück weit brauchen. Auch deinen Vater. Denn so verbohrt und unfair und irrational er ist, er wird das nicht aus reicher Boshaftigkeit tun, er ist nur eben sehr ... "beschränkt" in der Bewertung seiner Handlungen.
Ich will das jetzt wirklich nicht gleichsetzen, es kann bei dir alles ganz anders sein und vielleicht läuft dein Vater wirklich nicht so ganz rund. Allerdings ist diese stussig wirkende Selbstbegründung "Es ist doch Familie." meistens tatsächlich wahr; und dann braucht es nicht mehr als diese stussige Selbstbegründung. Wie gesagt, das Verhältnis wird sicher nicht rosig und paradiesisch, aber sobald du auf eigenen Beinen stehst, könnte es wenigstens annehmbar werden und du könntest irgendwann mal an dem Punkt angelangen, dass du für eine kurze Zeit gern mit deinen Eltern verkehrst. Zumindest glaube ich das. Deshalb halt das Fenster offen. Wenn es später schief geht, kannst du es ihm immer noch vor der Nase zuknallen und wütend davonstampfen. Momentan hockt ihr aufeinander und prallt permanent aneinander. Dass das Konflikte vorprogrammiert, ist - vor allem beim Wesen deines Vaters - absolut klar.