Ich glaube, Karls Unmut gegenüber seinem Vater rührt eher von dessen fauler Haltung und selbstverständlichem Auftreten. So kommt das in seinem Post auch rüber, ich kenne den Mann nicht, aber allem Anschein nach scheint sein Vater ein Mensch zu sein, der es als selbstverständlich erachtet, dass sein Sohn, der jetzt zum ersten Mal beruflich erfolgreich ist, sich zurücknimmt, damit er sich weiter auf Kosten des Staates ausruhen kann. Denn genau das und nichts anderes ist Arbeitslosengeld, vom Staat bezahlte Freizeit. Wenn Karl jetzt schreiben würde, ja, mein Dad sitzt drei Stunden am Tag vorm PC, sucht nach Jobs, bewirbt sich wieder und wieder, oder informiert sich über finanziell geförderte Schritte zur Selbstständigkeit, dann würde ich nichts sagen. Aber so? Das ist nichts anderes als der pure Egoismus, und hat absolut nichts damit zu tun, dass Karl und er schon vorher familiäre Probleme hatten. Das würde ich zumindest nicht sagen.
Noch dazu kommt der Punkt, dass Karl sagt, seine Eltern wären "wieder" zusammen gezogen. D.h., sie waren vorher getrennt? Und warum werden sie jetzt wieder zusammen ziehen? Bestimmt nicht, weil sie sich so dolle lieb haben. Wohl eher, weil sie so mehr Asche in der Haushaltskasse haben, bei zum Beispiel nur einer Miete statt zweien. Mich würde so etwas jedenfalls nicht kümmern, denn es hat ebenso wenig mit irgendwelchen Verpflichtungen zu tun. Eine gewisse Verpflichtung entsteht da, wo der Sohn den Eltern auf einer gewissen Ebene hilft, das heißt, wenn ich Geld verdiene, meinethalben 2000 brutto, und wohne aber noch bei meinen Eltern, dann gebe ich ihnen davon 300 oder 400, als Miete oder so in die Haushaltskasse. Darauf wird es zum Beispiel bei mir demnächst herauslaufen, so lange ich noch keine eigene Crib hab. Und ich habe damit kein Problem, denn genau so sollte es jede Familie handhaben. Jeder im Haus, der Geld verdient, gibt etwas dazu, denn sonst entstehen ja automatisch Nachteile für die anderen.
Dass der Sohn sich in seinem Geldverdienst für den arbeitslosen Vater zurücknimmt ist mir jedenfalls noch nie untergekommen, eine bodenlose Frechheit seitens des Vaters, und eine absolut hanebüchene Forderung, die mich in Karls Situation nur laut lachen ließe. Zuletzt ein direkter Vorschlag an Karl: Biete deinem Vater doch einmal an, wie oben erwähnt etwas zur Haushaltskasse dazu zu geben, statt erst deine Einkünfte zu mindern. Die Zugabe sollte in etwa 20 bis 25 Prozent deines Verdienstes betragen, das ist ab einem gewissen Verdienst für deinen Vater vertretbar, und für dich sowieso (20 Prozent sind nicht viel). Im Gegenzug sollte dein Vater sich aber gefällist hinsetzen und sich so gut es geht eine Arbeit suchen. Denn eins musst du ihm klar machen, du wirst nicht ewig bei ihm und deiner Mutter wohnen. Das ist ganz wichtig, denn ich kann mir schon denken, was in seinem Kopf vorgeht: "Jaow, jetzt wohnt er wieder unter meinem Dach, jetzt kann ich durch ihn den Staat wieder ordentlich schröpfen und hab erstmal wieder Ruhe." Du musst ihn mit jener Situation konfrontieren, die danach eintritt. Was will er machen, wenn du entgültig ausziehst - egal ob im Guten oder Bösen - und er hat immer noch keinen Job? Hartz 4 wird gekürzt, Kindergeld ist sowieso weg. Dann ist er nichts anderes als das Opfer schlechthin - kein Geld, kein Job, und ein Sohn, der ihn hasst. Würde mir keinen Spaß machen.





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