Also langsam beginne ich ja schon, die Hoffnung in unsere Allgemein-Mediziner zu verlieren. 16:57, genau drei verschissene Minuten vor Ende der Dienstzeit fliegt uns noch mal der Piepser um die Ohren. Einsatzstichwort "fortgeschrittener Thrombose-Notfall". Wir natürlich volles Brett und mit Lichthupe zum Einsatzort. Dort trafen wir auf den Hausarzt der schon recht alten Patientin, welcher den Notruf abgesetzt hatte. Freundlicherweise hatte man schon vorgesorgt; Die Patientin hatte ihre Tasche gebracht und sie lag schon bereits, sodass sie nur umgelagert wurde. Medikamentenpläne und Versicherungskarte waren auch schon in der Tasche bereit und da wir kein NEF nachfordern mussten, übergaben wir auch erst in der Notaufnahme die Medikamentenliste. Und was fällt mir entgegen, während ich die Tasche später auspacke? Ein penibel geführter Marcumar-Pass. Meine erste Position musste sich so beherrschen und ich kam mir wirklich vor wie im schlechten Film. Wenn ich als kleiner, dummer, naiver Rettungshelfer mittlerweile schon einem studierten, promovierten Allgemeinmediziner voraus bin, dann mache ich mir wirklich gerade Gedanken um die Kenntnisse und Fertigkeiten von besagtem Hausarzt. Die Patientin hatte wohl nichts weiter als ein bisschen Wasser im Bein, was wiederum mit den Kapillaren zusammenhängt.

Kurz und bündig: Die Patientin kann niemals eine Thrombose haben, wenn sie seit Jahren schon auf Marcumar ist, weil letzteres blutverdünnend wirkt und genau eben jegliche Restriktionen einer Thrombose, (Gerinnsel, Geschwür, Verdickung vom Blut) bereits im Keim erstickt wird.

Für uns waren das dann unterm Strich zweieinhalb Stunden später Feierabend und der Tiefpunkt unserer Laune. Hätte ein Notarzt von uns eine solche Fehldiagnose gestellt, hätte der ne Einladung vom Betriebsrat bekommen...