Zitat
Nachdem gestern Mittag ein Zustellversuch erfolglos blieb, war ich heute in der Filialstelle X, um das Paket dort im Empfang zu nehmen. So etwas wie dort habe ich noch nie erlebt. Das Paket war adressiert an meine Mutter, die alt, krank und schwach ist. Ich hatte eine von ihr unterschriebene Vollmacht und ihren und meinen Ausweis dabei. Gleichzeitig hatte ich vor, einige vorfrankierte Einschreiben von mir dort abzugeben.
Ich übergab der Frau an der Theke die Vollmacht samt Ausweis. Die prompte Antwort war, dass sie mir das Paket nicht herausgeben könne, da ich nicht der Adressat sei. Ich erklärte den Gesundheitszustand meiner Mutter, die in dieser Zeit das Haus möglichst nicht verlassen sollte, und dass ich eben genau dafür die unterschriebene Vollmacht dabeihabe. Die Antwort war, dass für das Paket unterschrieben werden müsse, und wenn ich das an Stelle meiner Mutter täte, würde ich mich wegen Urkundenfälschung strafbar machen. Daraufhin habe ich die Dame forsch gefragt, ob sie mich auf die Schippe nehmen möchte und dass hier von "Service" keine Rede mehr sein kann. Das hätte mit Service nichts mehr zu tun, sagte sie, woraufhin ich sarkastisch erwiderte, dass die Dame damit vollkommen recht hat. Anscheinend war ihr das zu viel, denn als ich darum bat, wenigstens die Einschreiben aufzunehmen, wurde mir gesagt, dass ich doch bitte in die Filiale in Y fahren soll, da in der eigenen Filiale ja "kein Service möglich" sei. Um das noch mal zu betonen:
Die Frau hat sich geweigert, meine Einschreiben entgegenzunehmen.
Da mir nun keine Wahl blieb, verließ ich das Geschäft - mit Vollmacht und Einschreiben. Daraufhin habe ich meine Mutter über den Vorfall informiert, die zum einen sehr verwundert über die Herangehensweise, und zum anderen nicht besonders erpicht darauf war, das Haus zu verlassen und in die 16 Kilometer entfernte Postfiliale zu gehen, um das Weihnachtsgeschenk ihres Sohnes, welches sie natürlich bereits bezahlt hatte, entgegennehmen zu können. Da sie nicht wollte, dass das Paket zurückgeschickt wird, stimmte sie zu, mit mir in die Filiale zu fahren.
Dort angekommen, fiel das Gesicht von der Frau etwas in sich zusammen, da sie, wie ich vermute, nicht damit gerechnet hatte, mich heute noch mal zu sehen. Sogar in Begleitung meiner Mutter, die in Lebensgröße vor ihr stand und ihr den Ausweis zur Überprüfung überreichte, weigerte sich die Filialleitung, das Paket herauszugeben, da "die Bindestriche im Straßennamen nicht auf dem Paket" stünden. Es folgten einige Minuten Diskussion, in denen immer wieder kleine, nicht besonders subtile Seitenhiebe von Frau X kamen, und der Vorwurf, dass ich sie ja wer weiß wie beleidigt hätte. Bei diesen Worten deutete sie verheißungsvoll auf einen weißen Kasten in der Ecke, der, wenn ich die Andeutungen richtig verstanden habe, unser Gespräch aufgezeichnet hatte. Ich hätte unter anderem gesagt, dass sie, Zitat, "mich am Arsch lecken solle" und "eine blöde Kuh sei". Nichts davon habe ich gesagt. Gut, sagte ich zur Filialleitung, sie könne sich gerne die Aufnahmen anhören. Darauf wurde nichts erwidert. Die Einschreiben sind wir durch die Worte meiner zu wohlwollenden Mutter tatsächlich noch losgeworden, aber den kleinen Genuss des Sieges wollte sich Frau X nicht nehmen lassen, da sie sich bis zum Schluss geweigert hat, uns das Paket herauszugeben. Das geht jetzt trotz allem zurück und meine Mutter hat das Nachsehen.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass wir noch nie Probleme damit hatten, ein Paket mit Identitätsprüfung zugestellt zu bekommen. Die Ausrede, dass die Adresse nicht stimmt, weil die Bindestriche im Straßennamen auf dem Paket fehlen, ist absolut lächerlich und an den Haaren herbeigezogen. Diese Frau wollte uns das Paket aus Prinzip nicht herausgeben, weil sie sich auf den Schlips getreten gefühlt hat.
Wirklich unfassbar.
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