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Ergebnis 41 bis 48 von 48

Thema: Schreibprojekt - "The Unwritten Tales of Tamriel"

  1. #41
    Okay, wie ich im Vorbesprechungsthread versprochen habe, kommt hier mein Post:

    Zitat Zitat
    10. Kapitel

    Wie es sich herrausstellte, war Lendor relativ früh aufgestanden. Als er die Treppe in den Schankraum heruntergestiegen war, hatte Gilgondorin ihn freundlich begrüßt und ihm einen guten Morgen gewünscht. Nachdem er den Gruß erwidert hatte, fiel dem Bretonen wieder ein, dass seine Sachen immer noch in seinem alten Raum lagen. Glücklicherweise hatte der Hochelf das Zimmer noch nicht wieder vermietet, und so konnte Lendor seine Habseligkeiten in den Raum, in dem die Argonierin nach wie vor schlief, verfrachten und sich einen halben Laib Brot und etwas Trockenfleisch mit nach Unten nehmen.
    Geduldig hockte er auf einem Holzstuhl mit Sicht auf die Eingangstür und wartete darauf, dass Pelelus vorbeikam, um mit ihm die Brieftaube abzuschicken. "Oh nein!" fiel es Lendor dann plötzlich ein. "Ich habe doch kein Geld mehr!"
    Ohne das Geld, dass Garrus ihm mitgegeben hatte, sah der Bretone eine neue und ganz große und breite Palette von Problemen vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Würde er am Ende gezwungen sein, einen Teil des Skoomas zu verkaufen, um etwas zu essen zu haben? Die Vorräte, die er dabei hatte, reichten nicht ewig... "Ach, mach dich doch nicht lächerlich!" sagte er zu sich selbst. "Irgendwie werde ich schon etwas auftreiben..."

    Mit seinein eigenen Gedanken beschäftigt saß er eine Zeit lang in seinem Stuhl, bis dann endlich der Legionär die Schenke betrat, noch ausgezehrter als am Tag zuvor, was bei seinem von natur aus rundlichen Gesicht einen seltsamen Eindruck auf Lendor machte. Schnell erspähte Pelelus Lendor und schritt auf ihn zu.
    "Guten Morgen!" sagte der Legionär mit einem Grinsen und lehnte sich gegen die Wand direkt neben dem Bretonen. Wie immer trug er seine Legionsrüstung, die er offenbar nie auszog, weswegen der Kaiserliche seinen Rücken hin und her bewegte, um eine Haltung zu finden, in der die Stahlplatte auf seinem Rücken ihn nicht allzusehr störte. Aus der Nähe bemerkte Lendor auch die Bartstoppeln in Pelelus' Gesicht, die den Legionär noch heruntergekommener aussehen ließen.
    Entschloßen, es über sich zu bringen, atmete Lendor noch einmal durch, doch bevor er etwas sagen konnte meldete sich der Legionär erneut zu Wort: "Hey, woher habt Ihr diese Verletzungen? Die sind mir gestern Abend gar nicht aufgefallen. Habt Ihr euch mit einem von diesen dummen Bravilern geschlagen? Bei einer Messerstecherei?"
    "Ihr werdet langsam auch zu einem Braviler", währe es Lendor fast rausgerutscht, und er fasste sich unbewusst an die genähten Schnitte, die die Krallen des Skamps hinterlassen hatten. Stattdessen rückte er mit der Sprache raus:
    "Pelelus, ich habe kein Geld mehr. Mir wurde gestern mein Geldbeutel gestohlen."
    Das Grinsen des Legionärs verschwand und sein Gesicht wurde wie gemeißelt, mit der Ausnahme von seinen vor überraschung hochgezogenen Augenbrauen. Und dann, unerwarteter Weise, fing Pelelus an zu glucksen und sein Grinsen kehrte zurück, diesmal um einiges unverschämter als zuvor.
    "Tjaja, da sieht man mal, wie die Dinge sich von Heute auf Morgen ändern können!" rief Pelelus. "Gestern, nachdem Ihr weg wart, hat Stendarr gezeigt, dass er sich nicht von Nirn abgewand hat, indem er dem Braviler Pack Gerechtigkeit zukommen lies, und zwar durch mich! Ich habe Einen nach dem Anderen beim Neun-Loch abgezockt! Und ob Ihr's glaubt oder nicht, ich habe nicht alles auf einmal für Alkohol ausgegeben!" verkündete der Kaiserliche fröhlich und räusperte sich dann, um etwas leiser fortzufahren. "Was ich damit sagen will, ich werde die Brieftaube selbst bezahlen!"
    "Sieht aus, als ob ich nicht der Einzige bin, der eine Art Glückssträhne hat", dachte sich Lendor, nachdem er erleichtert die Worte des Legionärs verarbeitet hatte. "Gut!" sagte er dann. "Dann, sag ich mal, fangt an zu schreiben!"
    "Aber natürlich!" rief Pelelus und deutete mit seinem Finger auf Gilgondorin, der, bisher unbeteildigt an dem Gespräch, fragend aufschaute. "Ihr da, Wirt! Habt Ihr Papier und Tinte?"
    "Ja", antwortete Gilgondorin, steif und mit einem leicht feindseeligen Unterton, und drehte sich um, um nach den Schreibgeräten zu suchen. Anscheinend hatte er die Bemerkung des Legionärs über die "Blöden Braviler" gehört. Oder er war ihm einfach nicht sympatisch, was Lendor nur alzu gut verstehen konnte. Trotz dessen stellte Gilgondorin bald darauf ein Tintenfässchen, eine Feder und ein sauberes Blatt Pergament auf die Theke.
    "Fünf Septime, und Ihr könnt Schreiben. Wenn Ihr es wollt, kann ich ihn dann für nur fünf weitere Septime mit einer Brieftaube von Schloß Bravil aus absenden"
    "Ja, gut, teile ich mein Glück eben mit Euch, Hochelf". Leicht stieß Pelelus sich von der Wand ab und durchmaß schnell die Entfernung zur Theke. Er zerrte an den Ketten seiner Halsberge und kramte einen gut gefüllten Beutel an einer eisernen Halskette hervor. Mit einem Seitenblick auf Lendor rief er: "Hier, so bewahrt man sein Geld richtig auf!", und knallte zehn kleine Münzen mit dem Abbild von Tiber Septim darauf auf die Theke.
    Misstrauisch zählte der Hochelf die Goldstücke noch einmal, biss prüfend auf eines und sagte dann: "Na gut. Sagt mir bescheid, wenn Ihr fertig seid".

    Über das Pergament gebeugt summte Pelelus leise eine Melodie, die Lendor als den Refrain von "Rotäugige Bräute" wiedererkannte, ein Lied, dass von in Morrowind Stationierten Legionären erdichtet worden war und dass sich mit den Heimkehrern und zwischen den Legionen Versetzten über ein gutes Stück der Kaiserlichen Legion und auch über einen Teil der Stadtwache von Cheydinhal verbreitet hatte, wobei Cheydinhals Nähe zu Morrowind auch einen Teil beitrug. Es war ein eher anstößiges Lied, dass wohl jede Dunmer, die was auf sich hielt, in Rage versetzt hätte.
    "So, dass wärs", sagte Pelelus ohne noch einmal zu überlesen, was er geschrieben hatte.
    "Gut", sagte Gilgondorin nur.
    "Schickt den Brief zur Kaiserstadt, zu Adamus Phillida. Er wird warscheinlich sowieso erst in der Verwaltung landen, aber was solls".
    "Gut. Heute Abend gehe ich zum Schloß und schick die Taube ab".
    "Also... desto früher er losgeschickt wird, desto besser".
    "Sehr Lobenswert, Pelelus", dachte Lendor schon. Jedoch hatte er nicht mit Gilgondorins antwort gerechnet.
    "Das glaube ich euch gern", sagte der Hochelf und ohne ein weiteres Wort steckte er den Brief in einen Umschlag, den er dann in einen Weidenkorb auf einem Regal hinter ihm warf.
    Selbst von hinter ihm konnte Lendor am Nacken des Kaiserlichen ablesen, dass Pelelus' Gesicht wohl gerade rot anlief, doch bevor eine schon aufbrodelnde Schimpftirade sich einen Weg nach draußen bahnte, schien er etwas aus dem Augenwinkel zu erkennen und Lendor drehte sich in die selbe Richtung um wie er.
    Es war die Argonierin, die an der Treppe stand und auf sie herunterblickte.
    "Ah, da ist die Echse also". Da seine Wut von dem Wechsel des Zentrums der Interresse ein wenig gedämmt war, brachte der Legionär es fertig, den Hochelfen nicht anzuschreien, als er sich wieder diesem zuwandt: "Gebt mir den verdammten Brief und meine fünf Septime zurück. Ich werde ihn selbst zum verfluchten Schloß bringen".
    "Gut." Gilgondorin fischte den Brief wieder aus dem Korb und gab Pelelus sein Geld zurück. Jede seiner Bewegungen war angespannt, und Lendor fürchtete, dass die nächste Bemerkung des Kaiserlichen dazu führen würde, dass der Hochelf seinen orkischen Angestellten in den Streit mit einbezog.
    Doch dazu kam es nicht. Der Deserteur zog wieder seinen Geldbeutel hervor, verstaute die Münzen und machte sich mit dem Brief in der Hand auf den Weg zur Tür. Bevor er sie erreichte drehte er sich um und zeigte auf Lendor: "Ihr da, Ihr kommt mit mir. Sonst werfe ich diesen Fetzen noch in den Kanal!"

    Über eine Hängebrücke erreichten sie die massiven Tore von Schloß Bravil. Als sie durch den Schloßgarten vor dem inneren Mauerring, dem einzigen Fleckchen Bravils, das nicht stank wie ein Abfallhaufen, gingen, vertrieb sich der Kaiserliche Legionär die Zeit damit, über die Befestigungsanlagen des Schloßes zu erzählen. Im Falle einer Belagerung, bei der es die Angreifer schafften, in die Stadt selbst zu gelangen, so sagte Pelelus, mussten die Verteidiger der Befestigungsanlagen nur die Seile der Brücke kappen, denn das Schloß war auf einer durch die Kanäle entstandenen Insel gebaut. Die einzigen Verbindungen neben der Hängebrücke zum Rest von Bravil war die Stadtmauer, und dass an nur zwei Stellen. Außerdem lagen diese Stellen zwischen jeweils zwei Türmen, die die großen Kanaltore, die so gut wie nie geöffnet wurden und an deren Seiten sie gebaut worden waren, stabilisierten. Man bräuchte nur eine gute Besatzung in den Türmen, versicherte der Legionär, und dann wäre Schloß Bravil uneinnehmbar. Und selbst wenn diese fielen, blieb immernoch der innere Mauerring mit seinen großen runden Türmen und dem zweiten Tor, das Schießscharten und Kanäle für siedendes Öl besaß. Zwar könnte man die Mauern immer noch mit schwerem Belagerungsgerät oder mit Magie niederreißen, fügte er hinzu, aber wenn man das vorhatte, könnte man gleich mit Kriegsgaleeren mit Katapulten vom Nibenay aus anrücken.
    Erst vor dem von Pelelus erwähnten zweiten Tor wurden sie angehalten. Die Tore waren geschloßen und in einer kleinen Tür im rechten Flügel war ein geöffnetes Fenster, durch dass ein Waldelf lugte. Lendor konnte nur seinen Kopf sehen, aber der für Stadtwachen typische Helm den er trug zeichnete ihn als eben solche aus.
    "Der Graf empfängt heute keine Bittsteller, also verzieht euch", sagte er, bevor Lendor oder Pelelus es fertig brachten, sich vorzustellen.
    Lendor wollte etwas erwidern, doch Pelelus kam ihm zuvor.
    "Gut, sonst hätte ich es für uns beide vermasselt..."
    dachte der Bretone, als der fahnenflüchtige Legionär dem schlecht gelaunten Wachmann erklärte, dass sie nur einen Brief zum Taubenschlag bringen wollten.
    Wider Lendors erwartung verlangte der Waldelf keine Bezahlung für seine Information: "Es ist der Turm ganz im Norden, der mit dem runden Dach aus Holz!"
    "Vielen Dank!" sagte Pelelus und winkte Lendor, ihm zu folgen. So langsam fühlte sich der Bretone als stummer, unbeteildigter Begleiter.

    Als sie die Hälfte des Weges hinter sich hatten, sie bewegten sich gerade im Schatten der Blätter eines großen Baumes, bemerkte Lendor einen Kajiiten, der an einer Hecke nahe der Mauer herumwerkelte und sich umdrehte, als er sie kommen hörte. "Oh! Hallo! Wilkommen in Bravils Garten!" Der Kajiit lächelte dümmlich und winkte ihnen zu. "Wartet!" rief der Bepelzte dann noch, als sie weitergehen wollten, nachdem Lendor zögernd zurückgewunken hatte.
    Beide Menschen hielten inne und sahen den Kajiiten fragent an. "Was ist denn?"
    "Könnten die beiden Herren Dro`Shanjii Helfen? Ich bräuchte wirklich Hilfe und der-"
    "Nein". Unterbrach Pelelus ihn mitten im Satz. "Wir haben was wichtiges zu tun".
    Entäuscht senkte der Kajiit den Kopf und seine Ohren legten sich an seinen Kopf an. "Natürlich. Die Herren sind zu beschäftigt". Der Kajiit wandt sich wieder seiner Hecke zu und schwieg.
    Die beiden Menschen gingen weiter und nachdem sie etwas an Entfernung zurückgelegt hatten, fragte Lendor den Kaiserlichen: "Wir hätten ihm wenigstens zuende zuhören können".
    Pelelus winkte ab. "Ach, was. Das ist die übliche Umgangsform hier in Bravil. Solange es nicht um Geld... oder um eine richtig gute Freundschaft geht, darf man keine Hilfe von Anderen erwarten".

    Der Turm war rund, bestand aus den gewöhnlichen groben Steinziegeln und hatte ein grünliches Holzdach, wie vom Wachmann beschrieben. Oben konnte Lendor entferntes Gurgeln von Tauben vernehmen. Die verstärkte Eingangstür wurde weder bewacht, noch war sie verschloßen. Eine um eine Säule gewundene Steintreppe führte sie nach oben und der Raum um sie herum wurde erst größer, als sie sich auf höhe der Stadtmauer befanden. Die Wendeltreppe ging hier zuende. Schnell blickte Lendor sich um und eine Holzleiter fiel ihm ins auge. Er folgte mit den Augen ihrem Verlauf nach oben. Die Falltür in der Decke war offen und gedämpftes Sonnenlicht fiel auf sie herab.
    Pelelus fluchte leise, als er ebenfalls nach oben blickte. "Wie, bei Molag Bals Strudel, soll ich in dieser verdammten Rüstung nach dort oben kommen?" Der Legionär schwitzte schon vom Aufstieg.
    Lendor klopfte ihm sachte auf die Schulter. "Macht euch keine Sorgen. Gebt mir einfach das Geld für die Taube und den Brief. Ihr könnt solange hier unten warten".
    Murrend stimmte der Kaiserliche zu und übergab Lendor die Gegenstände. Der junge Wachmann blickte noch einmal die Leiter nach oben. Es waren vielleicht drei Meter, mehr oder weniger. Die Leiter war mit hölzernen Stützen an der Wand befestigt, und es gab am Ende auch einige rostige Ketten, die dafür vorgesehen waren, das klapprige Stück Holz vorm umkippen zu bewahren, sollten die Stützen versagen. Dennoch hatte Lendor ein schlechtes Gefühl bei der Sache. "Ach was, da steigt jeden Abend ein Altmer hoch, ohne zu zögern. Wenn Gilgondorin das kann, dann du sicher auch!"
    Vorsichtig stellte er einen Fuß auf die erste Sprosse und ergriff mit den Händen die Sprossen auf Augenhöhe. "Warum tuh ich mir sowas nur an?" dachte der Bretone, als er seine kleinen Ängste überwand und anfing, die Leiter hochzuklettern.

    Als er endlich oben angekommen war, fand er neben Käfigen voller von seiner Presenz aufgescheuchter Brieftauben und einem schlafenden alten Mann einen faszinierenden Ausblick vor. Von diesem Turm aus konnte er vor sich im Norden die Kaiserstadt ausmachen. Der Turm der Geheimen Universität mit seinem kegelförmigen Dach aus grünen Schindeln und der Turm der Hafenanlage sahen wie kleine Spielzeuge aus im Gegensatz zum alles überragenden Weißgoldturm. Rechts von ihm glitzerte das Wasser des Niben zwischen Federvieh und Gitterstäben hervor. Links erstreckte sich Bravil mit den typischen flachdächigen Holzbauten, der Kathedrale und noch weiter, schon fast als ein Teil des Horizonts, die Wälder der Westebene.
    Mit einem plötzlichen Schnarchen zuckte und erwachte der Alte, was Lendor dazu brachte, ruckartig den Blick vom Panorama zu lösen und sich unwillkürlich zum alten Mann hin umzudrehen.
    "Ehh, ich-"
    "Welche Stadt?" fragte der Alte, nachdem er sich blinzelnd umgesehen hatte.
    "Wie bitte?" sagte Lendor, weil er nicht sofort verstand.
    "In welche Stadt wollt Ihr euren Brief schicken?"
    "Ja, natürlich. Kaiserstadt, Kaiserliches Gefängnis".
    Der alte Mann- Lendor wusste nicht, ob es sich um einen Bretonen oder Kaiserlichen handelte- nickte langsam und stand dann schwerfällig von seinem Stuhl auf. "Gut. Das macht dann zwei Septime".
    Lendor überreichte die Münzen, die er während seines Aufstiegs in den Taschen seiner Lederrüstung aufbewahrt hatte.
    Wurzelartige Hände nahmen das Gold entgegen und der Taubenzüchter biss auf eine der Münzen, was heute, so dachte Lendor, wohl jeder vorhatte. Als die Echtheit des Goldes bewiesen war, holte er ein kleines Lederbehältnis mit kleinen Gurten hervor. "Der Brief!"
    Schnell übergab Lendor ihm das gefaltete Pergament im Umschlag und der Taubenzüchter stopfte das Papier in die Lederröhre und schloß den Deckel.
    Anschließend öffnete der Mann einen der Käfige hinter sich und nahm die große grauweiße Taube, die darin saß, in die eine Hand und schnallte mithilfe der anderen den kleinen Lederkorb am Rücken des Tieres fest.
    Irgendwie erweckte die Taube Mitleid bei Lendor, so wie der Alte sie gepackt hielt und sie sich gurgelnd und hilflos mit ihren rot-orangenen Augen umschaute. Als das Behältnis befestigt war, stellte der Mann die Taube auf dem Steingeländer des Turmes ab und sagte "Los!"
    Die Taube gehorchte sofort und flog in Richtung Kaiserstadt davon.
    "Gut, dass das erledigt ist", dachte Lendor erleichtert, nachdem er sich bedankt hatte und während er dem Vogel hinterhersah, der langsam immer kleiner wurde und dann verschwand. "Jetzt wird Gergius seine Verstärkung bekommen, und ich hab genug Zeit, diesen Wagen der Kajiiten zu untersuchen. Morgen werden wir dann ihr Lager überfallen. Wer weiß, vielleicht finde ich beim Wagen etwas brauchbares und muss beim Überfall gar nicht mehr in dieser verdammten Stadt sein". So ungern er sich einfach aus dem Staub machen würde, währe es Lendor doch lieber, so früh wie nur möglich nach Leyawiin weiterzureisen und diese ganze Sache hinter sich zu lassen.
    Der alte Mann setzte sich wieder auf seinen Stuhl und Lendor machte sich auf, die Leiter wieder herunterzusteigen.

  2. #42
    Damit ich Posten kann, muss ich noch etwas als "Einleitung" schreiben. Tja, wird mal Zeit, die horizontale Liniezu benutzen, die Paddy so mag!



    Zitat Zitat
    Lendor erreichte die Ställe vor Bravil ohne viele Probleme. Der Himmel war zwar grau verhangen- nachdem er sich von Pelelus verabschieded hatte, sind sofort Wolken aufgezogen und einige Minuten hatte es leicht gerieselt- aber es gab genug Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die weiche, verschwommene Masse aus Grautönen fanden, so dass es nur ein wenig dunkler wurde. Der Wind aus richtung Topal-Bucht, also aus dem Süden, ließ sich kaum vernehmen und Lendor überquerte die Hängebrücke zum Festland ohne einen Anflug von Panik, weswegen er sehr dankbar war.

    Doch als er so am Zaun stand, fiel ihm eine Sache, die den Wagen der Kajiiten betraf, sofort ins Auge: Es gab keinen Wagen.
    "Na toll!" Leise fluchend schritt er auf die Hütte der Pferdehändlerin zu. "Wohin, bei den Neun, ist diese dumme Karre verschwunden?" Der Mann, der ihm bei seiner Ankunft das Zauntor geöffnet hatte saß auf seinem Hocker neben der Tür; Lendor und er nickten sich gegenseitig zum Gruß zu, dann klopfte der junge Wachmann drei mal gegen die Tür und trat ein.

    Beschähmt glotzte er auf seine Füße und ließ die Predigt der Frau über sich ergehen. "Ich bin äußert freundlich, damit Ihr es wisst! Vor allem zu Fremden! Und Ihr, Ihr habt nur für einen Tag bezahlt! Ihr könnt von Glück reden, dass ich Euer Pferd wenigstens gefüttert habe! Ich hätte es genauso an... an den Wirt des Einsamen Freiers verkaufen können!" Lendor blickte auf. Wenn er sich richtig erinnerte, gehörte der Laden einem Ork, auch wenn einige Aushilfskräfte für ihn arbeiteten. Und jeder wusste, was so etwas bedeuten würde. "Orks und Pferde".
    "Wisst Ihr, wenn jemand für den Aufenthalt seines Pferdes nicht mehr bezahlt, kann ich damit anstellen, was ich will!"
    Das stimmte zwar nicht, das wusste Lendor, die Bretonin durfte das Pferd höchstens von ihrem Grundstück entfernen, das war allerdings schon alles. Aber er behielt es lieber für sich, die Bretonin schien nicht gerade einen guten Tag zu haben oder sie war von Natur aus aufbrausend. Die letzte Begegnung mit ihr war nur kurz, zu kurz um sich ein Bild von ihrer Persönlichkeit zu machen.
    Als er sich sicher war, dass sie damit fertig war, ihn zu tadeln, hob er die Stimme für eine Erklärung: "Es tut mir leid. Mir wurde der Geldbeutel gestohlen, sonst hätte ich natürlich bezahlt! Ihr habt ihn doch gesehen, als ich hier angekommen bin, oder?"
    "Ja. Ja, Ich hab ihn gesehen", gab die Pferdehändlerin zögernd zu. "Allerdings müsst Ihr für das Futter aufkommen. Zwar spuckt diese Stadt alle Menschen, die sie betreten, entweder ärmer als vorher oder reicher und mit Blut an den Händen wieder aus, aber das macht die Nahrung nicht billiger, vor allem nicht, wenn diese Tore nach Oblivion die Straßen unsicher machen und Händler deswegen einen Grund sehen, ihren Preisen einen Gefahrenaufschlag zu geben oder überhaupt nicht mehr aus den Städten zu kommen."
    "Jetzt führe ich das selbe Gespräch, wie schon mit Gilgondorin..." Lendor hasste es, die Güte der wenigen guten Menschen und Mer ausnutzen zu müssen, aber er wusste nicht, wie er sonst aus solchen Situationen herauskam:
    "Ich bitte Euch, sobald ich Geld habe, werde ich alles zurückzahlen! Ich bin Wachmann in Cheydinhal und auf der Suche nach jemanden, und sobald ich wieder in Cheydinhal bin, schicke ich Euch das Gel-"
    Die Unterbrechung kam so plötzlich, dass Lendor unwillkürlich zusammenzuckte: "Nein!" Das Gesicht der Händlerin lief rot an und in ihren Augen entbrannte Zorn. "Ihr sucht jemanden, weil Ihr ein Wachman seit? Aus Cheydinhal? Das ich nicht lache! Nein, nein und nochmals nein! Es tut mir leid, aber mir wurde letztens bewusst, dass ich um einiges misstrauischer sein muss. Und jetzt bitte, nehmt Euer Pferd, Eure Schulden und verschwindet aus meinen Augen!"

    Verdutzt fand sich Lendor vor der Eingangstür wieder, gerade als diese zuschlug. "Was, bei den Ebenen, ist der denn über die Leber gelaufen?"
    Als jemand neben ihm lachte, wandt er sich gedankenverloren in diese Richtung. Der Kaiserliche, der immer noch auf seinem Hocker saß, grinste ihn an. "Ihr müsst Frau Bienne entschuldigen. Sie ist seit kurzem etwas gereizt."
    "Etwas gereizt? Sie hat gerade mein Pferd von ihrem Grundstück geworfen!"
    Der Kaiserliche nickte lächelnd: "Keine Sorge. Ihr könnt Euer Pferd Anutwyll lassen!"
    "Anutwyll? Klingt nach Altmeri..." "Wer ist denn Anutwyll? Wohnt sie hier in der Nähe?"
    "Nein, nein mein Freund! Anutwyll ist die Ayleiden-Ruine, dort hinten an der Straße, Ihr habt sie vielleicht schon gesehen!" Lendors Gesichtsausdruck und seine unbewussten Blicke, in die Richtung, in die der Mann deutete, brachten diesen dazu, wieder zu lachen. "Keine Sorge. Die Ruinen sind ungefährlich. Jedenfalls an der Oberfläche. Wenigstens sorgen die Wachen dafür".
    "Warscheinlich ein Pferdedieb. Aber sonst könnte ich Roter gleich in den Wald laufen lassen..." "Ja. Okay. Danke für den Hinweis".
    Dann erinnerte sich Lendor daran, weswegen er überhaupt hergekommen war. Er musste es wissen. Seit er gesehen hatte, das es keinen Wagen gab, beschlichen ihn Zweifel, ob er das Fahrzeug wirklich gesehen hatte, als er hier angekommen war. Und außerdem wollte er wissen, ob er Turgar trauen konnte, oder ob der Nord sich die Geschichte mit dem Wagen nur ausgedacht hatte, um einen weiteren Mann für seinen Überfall zu haben. Oder den Gefallen bei Garrus nicht mehr zu schulden, was Turgar sehr wichtig zu sein schien. Silberstahl wirkte nach außen hin zwar wie ein muskelbepackter Trottel, aber...
    "Sagt, stand hier nicht noch vor einiger Zeit ein Wagen auf der Koppel?"
    Die Frage schien den Kaiserlichen zu überraschen. "Uh, ja, wieso? Er ist vor nicht allzu langer Zeit weggebracht worden. Ein Paar Kajiiten habe Kisten drauf gepackt und sind dann weggefahren".
    "Mist!" Für einen Augenblick fühlte sich Lendor stark entmutigt. Zwar wusste er jetzt, dass Turgar ihn in dieser Sache nicht angelogen hatte, aber die Kajiiten waren mit dem Karren verschwunden. Und auch mit dem Skooma, wegen dem er überhaupt in diesem Dreckshaufen festsaß.
    "Wisst Ihr vielleicht, in welche Richtung sie aufgebrochen sind?"
    "Ich... ich glaube richtung Leyawiin. Wenn Ihr euch beeilt holt Ihr sie vielleicht noch ein!"
    "Danke! Vielen dank!" Nach einer hastigen verabschiedung lief er los, um Roter zu holen.

  3. #43
    @ Ardam
    Zitat Zitat
    Bisher ist die Geschichte recht gut, Jo'Kash in seiner Rolle als Wanderpriester kommt auch gut rüber. Bei
    Zitat Zitat
    Zitat
    Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!
    musste ich schmunzeln.
    Dem kann ich nur zustimmen. Du hast den Kajhit gut gestaltet. Er kommt als Person und vorallem in seiner Rolle sehr gut zur Geltung, auch wenn es etwas konstruiert wirkt, dass Dro'shanji wirklich auf diese Nummer reinfällt, aber mitunter sind Kajhit ja auch wirklich nicht gerade die intelligentesten Bewohner Nirns (zumindest manche Exemplare). Mich persönlich irritiert auch die Verwendung des Präsens. Ich möchte dir da jetzt nichts vorschrieben, aber mir persönlich wäre lieb, wenn du weitere Posts doch im hier üblichen Präteritum verfassen könntest. Aber erstmal generell würde ich gerne noch mehr von dir lesen.

    @ Kampfkatze
    Lange angekündigt und diesmal eingehalten, habe ich auch deine Postings gelesen, die mir noch fehlten. Eigentlich kann ich dazu nicht viel sagen. Die Geschichte entwickelt sich weiter spannend und ich möchte da noch wie vor mehr von lesen. Also ich habe da jetzt wenig Anknüpfungspunkte für Kritik, was jetzt die Konstruktion der Geschichte an sich angeht. Also da läuft im Moment alles ziemlich gut. Und ansonsten sind da nur wieder Rechtschreibfehler, wobei da aber auch keine gravierenden Defizite drin sind, sondern nur der übliche Kram. Also ich freue mich da weiterhin auf Fortsetzungen Kampfkatze.

    Zitat Zitat
    Damit ich Posten kann, muss ich noch etwas als "Einleitung" schreiben. Tja, wird mal Zeit, die horizontale Liniezu benutzen, die Paddy so mag!
    Tjaja

  4. #44
    Nach langer, langer Zeit kommt jetzt der zweite Post von mir. Danke an Paddy fürs Anstupsen
    Ab jetzt schreibe ich also in der Vergangenheit. Falls das ein oder andere Wort noch im Präsens steht, bitte ich das zu entschuldigen, ich kehre automatisch immer in die Gegenwart zurück. Ich hoffe aber, dass ich nichts übersehen habe

    Zitat Zitat
    Kapitel 2

    „Nett hast du’s hier!“, bewunderte Jo’kash die Wohnung seines angeblichen Verwandten. Sie saßen an einem Holztisch, während hinter dem Prediger ein gemütliches Feuer in dem großen Kamin brannte. Auf Kommoden und Regalen lagen Gläser, Bücher und allerlei Kram. Dro’Shanjii servierte gerade das Abendmahl: Hammelfleisch und Brot. Langsam schnitt Jo’kash ein Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund. Genüsslich biss er auf dem gebratenen Stück herum. Hmm. So etwas Gutes habe ich nicht mehr gegessen, seit ich in Elsweyr aufgebrochen bin. Ich wusste, es war eine gute Idee, Dro’Shanjii zu betrügen. Wenn mich das Bett nur halb so zufrieden stellt wie das Essen, werde ich hier sehr gut schlafen! Er streckte die Beine aus schloss kurz die Augen. Die Wärme des Kaminfeuers kitzelte die von der Wanderung geplagten Füße und ließ ein wohliges Gefühl in dem Khajiit aufsteigen.
    „Sag mal, Jo’kash, wieso bist du eigentlich nach Cyrodiil gekommen. Gibt es Probleme in Elsweyr?“, fragte Dro’Shanjii. „Probleme? Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber ich habe mich auch nie so richtig für Politik und das alles interessiert. Mein Interesse gilt etwas ganz Anderem. Sag mal, hast du noch Brot?“ Während der Khajiit ihm das Gewünschte reichte, legte sich Jo’kash seine Gedanken zurecht. „Danke. Nun, ich habe mich vor Langem entschlossen, mein Leben denen zu widmen, denen wir alles zu verdanken haben!“ „Sag bloß, du bist Mitglied bei den legendären Klingen!“, unterbrach Dro’Shanjii den Priester. Dieser starrte ihn verblüfft an. „Was? Wer? Nein! Unsinn, ich rede von unseren Göttern! Ich bin ein Geistlicher geworden.“ „Echt? Äh, aha. Hast du auch eine richtige Robe oder so etwas? Die Priester bei uns in Bravil tragen alle ein kirchliches Gewand.“ Jo’kash schaute verlegen zur Seite. „Nun, eigentlich nicht. Ich habe nach meiner Gelehrten-Abschlussprüfung keine Kleidung bekommen. Ist wahrscheinlich auch besser so. Sonst würde ich ja überall gleich erkannt werden. Nicht alle Einwohner Tamriels sind den Göttern freundlich gesinnt.“ „Aber warum läufst du dann durch das Land! Kriegt man nicht eine Kapelle oder so, wenn man Priester ist?“ „Ach, bei uns waren alle Stellen bereits vergeben! Und irgendjemand muss schließlich den nichtgläubigen Bürgern die Liebe Maras nahe bringen!“, antwortete Jo’kash verärgert. Warum erzähle ich das diesem heruntergekommenen Gärtner überhaupt? Morgen bin ich doch sowieso schon auf dem Weg nach Norden, Richtung Kaiserstadt. Schweigend aß er seine Mahlzeit auf. Dann stand er von seinem Stuhl auf. „Danke für das Essen, Dro’Shanjii. Ich bin schon müde. Zeigst du mir mein Bett?“ „Warte! Bleib sitzen! Ich muss dich etwas Wichtiges fragen!“, rief ihm der Angesprochene zu, der noch immer am Esstisch saß, die Arme verschränkt. Seufzend setzte sich Jo’kash wieder und sah den Tischgenossen an.
    „Hör mal, du bist doch viel in der Welt herumgekommen. Vielleicht kannst du mir ja helfen.“ Der Priester rollte mit den Augen. „Worum geht es denn?“ „Bei mir in den Gärten stimmt was nicht. Es kommt immer häufiger vor, das Beete zerwühlt und Blumen zertreten sind. Vorgestern wurde sogar ein Exemplar des teuren Blutgrases vernichtet.“ „Komm zum Punkt. Ich bin müde!“, stieß Jo'kash aus. „Ich fürchte, dass sich ein Berglöwe in die Gärten eingeschlichen hat.“ „Na und? Dafür gibt es doch die Stadtwache, oder etwa nicht?“ „Pah, die haben nur gelacht, als ich ihnen von meiner Vermutung erzählt habe. 'Unser Gärtner hat Angst vor Seinesgleichen.' haben sie gesagt, 'Maunz, maunz, das Kätzchen fürchtet sich vor dem bösen Kater' . Wir sind doch verwandt. Du musst mir helfen. Ich habe keinerlei Erfahrung mit wilden Tieren. Ich würde mich eher selbst verletzen, als dass ich diesem Raubtier schade. Aber du, du wanderst doch von Stadt zu Stadt. Du weißt doch, wie man solche Probleme löst.“
    „Hör mal, ich bin kein Kämpfer und Krieger. Mich schützen die Götter und geben mir Kraft, um die langen Wanderungen zu bestehen!“ Abermals seufzte der Prediger. Mit einem Mal fühlte er sich schlecht. Shanjii hat mich gut behandelt, obwohl er mich gar nicht kennt. Er ist ein aufrichtiger Kerl. Und wir werden wohl einen Löwen bezwingen können. Ach Alkosh, warum gabst du mir ein Gewissen? „Schon gut, Ich helfe dir bei deinem Problem. Aber erst morgen!“ Jo'kash stand auf und ging zur Hauswand, wo er vorhin seinen Wanderstock angelehnt hatte. Satt und zufrieden mit sich ließ er sich von Dro’Shanjii den Weg zum Gästebett zeigen, in dem er kurz darauf einschlief.

    Am nächsten Morgen wachte Jo'kash früh auf. Die ganze Nacht hatte er überlegt, wie er und Shanjii den Berglöwen besiegen konnten. Sie hatten keine richtigen Waffen, und sein Wanderstock leistete ihm zwar gute Dienste, für einen Kampf mit einem echten wilden Tier war er aber weniger zu gebrauchen. Allein schon das Anlocken könnte Probleme bereiten. Wie um alles in der Welt ruft man Löwen zu sich? Vielleicht mit Fleisch? Das gewürzte Zeug, das man in den Herbergen kriegt, ist mit Sicherheit kein guter Köder. Das stinkt doch bis zum Himmel. Wir müssen an frisches Fleisch kommen. Ich muss einen Jäger fragen. Aber noch etwas bereitete ihm Sorgen. Dro'Shanjii hatte ihn gestern empfindlich nach seiner Vergangenheit gefragt, und obwohl er sich Mühe mit seinen lange vorbereiteten Lügen gegeben hatte, konnte er sie nicht ewig aufrechterhalten. Irgendwann würde zwangsläufig herauskommen, dass er keine Priesterausbildung abgeschlossen hatte.
    Vom Geruch frisch aufgebrühten Tees schreckte Jo'kash aus seinen Gedanken auf. Schnell zog er sich an und ging die Treppe zum Wohnbereich herunter. Dort hatte Dro'Shanjii bereits Frühstück gemacht. „Iss schnell das Brot. Ich habe nicht viel Zeit. Meine Arbeit fängt in 15 Minuten an“, sagte er. Hungrig aß der Priester sein Mahl. Als er fertig war, half er beim Abräumen. Während der Gärtner in die Schlossgärten ging, machte sich Jo'kash auf, einen Jäger zu finden, der ihnen Fleisch besorgen könnte. Als er durch die Straßen wanderte, begegnete ihm plötzlich Cosmus wieder, der Nord, der den Priester gestern ausgeraubt hatte. „Verfluchter Dieb! Rajhin sollte dich bei der Verteilung des Diebesglücks außer Acht lassen!“ Geschickt packte er den überraschten Taschendieb bei den Schultern. „Gib mir meinen Beutel zurück!“ „Hey, lass mich los. Du kriegst dein Geld ja. Aber schrei nicht so laut, sonst werden die Wachen aufmerksam. Das Schutzgeld is für diesen Monat schon aufbraucht, ich kann sie nicht mehr länger bezahlen!“ Der Nord schüttelte sich von ihm ab und kramte in seinen vielen Taschen herum. Nach ein paar Sekunden kam der Geldbeutel zum Vorschein. „Is aber nicht mehr alles drin. Jeder braucht schließlich seinen Spaß, und der is bekanntlich nicht umsonst.“ Hastig geht er Räuber weg. Jo'kash öffnete den Beutel und zählte nach. 16 Septime. Was hat dieser Mensch nur gestern gesoffen, dass er so viel verbraucht hat. Er verstaute den zurückerworbenen Sack in das Innenfutter seines Gewandes, so, wie es ihm am Tag zuvor geraten wurde, und setzt seinen Weg fort. Nach einiger Zeit erreichte der Wanderpriester schließlich ein kleines Haus, vor dem ein kleines Schild angebracht war: 'Das Paradoxon des Bogenschützen'. Na wenn das kein Jäger ist... Von seinem kleinen Erfolg erfreut betrat er den Laden. In Inneren war es dunkel. Einige Kerzen erhellten den ansonsten finsteren Raum. Daher erkannte Jo'kash auch erst nach ein paar Sekunden, dass sich hinter der Theke ein kleines Bosmer befand, der ihn ungeduldig anstarrte. Er war schon etwas betagter, zumindest verriet dies seine Halbglatze, die ihm aber sehr gut stand. „Daenlin mein Name, Grüße! Was kann ich Euch anbieten. Braucht ihr eine neue Waffe? Oder ist Eure Rüstung verbeult? Ich kann sie wieder ausbessern! Soll es etwas anderes sein? Vielleicht Pfeile? Oder ein Harnisch? Das Gewand, das ihr tragt, kann Euch ja kaum schützen.“, eröffnete der Bosmer. Jo'kash lächelte ihn unsicher an. „Vielen Dank, nein, ich bin mit meiner Kleidung sehr zufrieden. Ich benötige eher etwas anderes als eine Eisenrüstung. Ihr scheint ein passabler Jäger zu sein. Habt Ihr zufällig etwas frisches Fleisch da, das Ihr nicht mehr benötigt.“ Ihm kam ein Gedanke. Warum sollte ich mir die Finger krumm machen. Wenn dieser Daenlin hier ein Jäger ist, kann er doch ebenso gut das Tier erlegen. Er weiß doch bestimmt auch, wie man sie anlockt. Einen Versuch ist es wert. „Ach, werter Daenlin. Was rede ich denn da! Ich wollte Euch um Fleisch bitten, mit dem ich Raubkatzen anlocken wollte. Dabei könnt Ihr das doch viel besser. Ihr seht mir wie jemand aus, der die Liebe der Götter schätzt. Zufällig bin ich Priester. Die Zuneigung von Jone wird Euch ewig gewiss sein, wenn Ihr einem seiner Prediger helft. Also, was sagt Ihr?“ Daenlin sah den Khajiit interessiert an: „Nun, alles hat seinen Preis. Auch die Götter, welche auch immer Ihr meint, müssen zahlen. Ich soll für Euch ein wildes Tier töten? Das kostet 500 Septime!“ Jo'kash protestierte: „500? Ihr beleidigt Euch und Eure Familie! Wer den Göttern nicht hilft, ist von ihrer Anhängerschaft ausgeschlossen.“ Der Jäger zuckte mit den Schultern. „500 Septime für's Töten, oder fünf für das Fleisch. Ich habe keine Familie, die ich beleidigen könnte.“ Er grinste. Verärgert holte der Khajiit den soeben erst wiedererlangten Geldbeutel hervor und entnahm ihm 5 Goldstücke, die der dem Bosmer reichte. Dieser verschwand kurz hinter einer Tür. Nach einer Minute kam er mit einem knapp einen Kilo schweren Fleischbrocken zurück. „Hier, das ist beste Ware. Erst gestern geschossen. Rotwild.“ Jo'kash übernahm die Last und verließ ohne einen Gruß das Geschäft. Was für ein gottloses Land. Ich habe allmählich das Gefühl, dass mich Sheggorath an der Nase herumführt. Wenigstens habe ich jetzt einen Köder. Mal sehen, ob der Berglöwe darauf abfährt. Wenn nicht, ist das zumindest für Shanjii und mich ein schönes Mahl.

  5. #45
    @Ardam
    Ein schönes Comeback. Einen Rückfall in die Gegenwart habe ich nur einmal bemerkt. Der Pseudo-Priester ist schon eine recht bemerkenswerte Gestallt. Ich freue mich darauf zu lesen, wie die Geschichte weitergeht. ^^

    @Paddy
    Danke fürs Feedback! ^^

    Jetzt zu meiner eigenen Arbeit:
    Eigentlich sollte noch mehr folgen, aber ich will auch wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Viel Spaß beim Lesen!


    Man sagt, so erinnerte sich Lendor, dass wenn man weiß, dass etwas existiert, bemerke es man eher. So auch die Ayleiden-Ruine Anutwyll. Die verblichenen, moosbewachsenen weißen Wände und was von ihnen übrig war wurden von der Straße aus von einigen Büschen und Bäumen verdeckt, doch wenn man darauf achtete waren sie sehr wohl sichtbar.
    Jedoch hatte Lendor keine Zeit ausschau nach Ruinen im Wald zu halten.
    Er trat Roter in die Flanke und die Hufe des Rotfuchses schlugen laut auf dem Pflaster auf, das Pferd flog förmlich über die Straße. Der Wind schlug Lendor ins Gesicht und sein Herz raste, es schlug fast im Einklang mit den Hufen seines Reittieres.
    "Wenn ich die jetzt kriege, kann ich das Skooma nehmen, diese Argonierin in Leyawiin abliefern und dann sofort zurück nach Hause. Ich muss bei keinem Überfall mit dabei sein. Ich muss niemanden töten".
    Leichter Regen kam auf, der ihn zwang, reflexartig die Augen zuzukneifen. In der Ferne hoben die dunklen Blätter der Bäume die kleinen Wassertropfen hervor und erweckten die Illusion eines lebendigen, sich stetig bewegenden Nebelschleiers.
    "Was ist, wenn ich sie nicht einholen kann?"
    Lendor fixierte die Straße vor sich. Bei diesem Tempo und der feuchten Glätte könnte ein lockerer Stein oder ein falscher Tritt eine verheerende Wirkung haben.
    "Ich muss sie einholen. Damit ich wieder nach Hause kann. Ohne Blut an den Händen". Nebenbei fiehl ihm ein, dass er seinen Regenmantel im Silberheim vergessen hatte. Erneut flogen ihm Tropfen ins Auge und er musste kurz blinzeln. Mit zusammengekniffenen Augen fegte er über die Straße.
    Dann, nach einer Anhöhe und einer gefühlten Ewigkeit, erschien der Wagen auf der Straße unter ihm. Es war nur einer und aus der Ferne konnte der Bretone deutlich die Plane und das Gespann aus zwei Pferden sehen. Es musste der richtige sein. Kein Händler währe so verrückt ohne Wache und nur mit einem Wagen, der allein auf keinen Fall mit genug Wahre, um die Reise antretenswert zu gestallten, beladen werden konnte, nach Leyawiin zu reisen, wenn hinter jeder Straßenbiegung Obliviontore stehen könnten. Es beschlichen ihn jedoch zweifel darüber, ob es wirklich klug gewesen war so stürmisch und ohne Plan aufzubrechen. Was sollte er denn machen, sobald er die Khajiiten eingeholt hatte? Ihnen in den weg reiten und brüllen: "Halt! Ihr habt gegen die Gesetze verstoßen!"?
    Als der Abstand zwischen Reiter und Wagen immer kleiner wurde, fiel dem Bretonen auf, dass das Gefährt sich nicht von der Stelle bewegte. Und kurz darauf, als er noch näher herankam, hörte er über das Sausen des Windes, der an seinen Ohren vorbeifegte, hinweg Rufe.
    Er ließ Roter langsamer werden. Geräusche von Sehnen und aufeinander treffenden Klingen, Befehle und Schlachtrufe. Sie befanden sich jetzt einige Meter hinter dem Wagen und sofort war klar, was gerade passierte: Die Tiermenschen wurden von Banditen überfallen. Lendor überlegte, während er sich von hinten an den Wagen heranschlich: "Wenn ich den Banditen helfe, bringen die mich trotzdem um. Wenn ich den Khajiiten helfe, bedanken sie sich und ziehen weiter. Schließlich sind sie nur... friedfertige Reisende". Oder geben es vor, welche zu sein.
    Er könnte auch ganz einfach in den Wagen greifen, eine Flasche mit Skooma mitnehmen und wieder verschwinden, die beiden Parteien ihrem Kampf überlassen... Er hörte einen Schmerzensschrei und sein Entschluß stand fest: "Nein, ich bin kein Dieb. Ich helfe den Khajiiten, und dann, wenn sie gerade wegfahren wollen, schnappe ich mir eine Flasche".

    Er zog sein Schwert und kam mit blankem Stahl von hinter dem Wagen hervor gerannt und verschaffte sich einen schnellen Überblick: Zwei Khajiiten, einer mit einem Kurzschwert und einer mit einem wertvoll aussehenden Zwergenlangschwert, versuchten, eine Gruppe von Banditen, allesammt nur mit Nahkampfwaffen verschiedenster Art bewaffnet, von ihrem Wagen und von den aufgeschreckten Pferden wegzudrängen. Irgendwo auserhalb von Lendors Blickfeld wurde lautstark eine Sehne gespannt und kurz darauf schnellte ein Pfeil durch die Luft, auf einen der Banditen zu. "Nein, das ist kein Pfeil. Das ist ein Bolzen!" Der Schütze stand auf dem Kutschbock, dort, wo Lendor ihn von seiner Position aus nicht sehen konnte. Die Plane verdeckte die Sicht.
    Zunächst erschien es Lendor, dass die Khajiiten dank ihres Fernkämpfers trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit klar im Vorteil waren, aber die beiden Schwertkämpfer hatten alle Hände voll zu tun; sie mussten pausenlos parieren und die Briganten auf Distanz halten.
    Mit dem Schwert in der Faust rannte der Bretone von hinter seiner schattigen Deckung hervor und schrie: "Verschwindet, Banditenpack!" Kurz hielten alle Beteildigten überrascht inne und hielten reflexartig nach dem Rufenden ausschau, dann entschied einer der Banditen, dass es das nicht wert war und sprintete ganz ohne Vorwarnung in Richtung Wald davon. Seine Mitstreiter zögerten nicht lange und folgten seinem Beispiel.

    Nachdem Lendor sich sicher war, dass die Banditen keinen zweiten Angriff starten würden, ging er auf die Khajiiten und die Vorderseite zu. Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel ließ ihn zusammenzucken und als er die Quelle ausgemacht hatte, blieb er unwirkürlich stehen und wagte es nicht mehr, sich zu bewegen. Auf dem Kutschbock befand sich, wie bereits vermutet, der dritte Khajiit, der, der die Bolzen abschoß, und welcher jetzt mit einer in Cyrodiil doch eher selten anzutreffenden Armbrust aus Holz und Eisen auf das Gesicht des Menschen zielte.
    "Wer, bei Rajhin, bist du, Mensch? Was, bei den sechzehn Ebenen, willst du hier?" Seine Stimme war angespannt, grenzte schon fast an ein Zischen und besaß diesen seltsamen Elsweyrschen Akzent. Lendor zweifelte nicht daran, dass das Gesicht hinter der Armbrust ohne zu zögern den Bügel drücken und somit die gewalltige Kraft hinter der gespannten Sehne loslassen würde.
    "Eine Bewegung und du stirbst an einer Eisenvergiftung du kaiserlicher Bastard..!"
    Der Bretone schluckte schwer; was er in solch einer Situation sagen sollte, wusste er nicht.
    "Beruhige dich, Dra'Sush!" rief der Tiermensch mit dem Schwert aus Dwemer-Metall. In seinen Worten schwang Beschwichtigung mit und sie waren frei von jedweden "Unreinheiten", er sprach fehlerloses, reines Cyrodiilisch.
    Der Armbrustschütze schien zu überlegen und Lendor ließ ihn nicht aus den Augen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Der Khajiit namens Dra'Sush säufzte tief und ließ die Armbrust wieder sinken, weg von Lendors Gesicht, aber immer noch gespannt und zum abfeuern des Projektils aus dickem Holz und spitzem Eisen bereit. Das war einer der Vorteile einer Armbrust: Man musste nur einmal spannen und konnte dann auf den richtigen Moment zum schießen warten. Aber wegen der langen Zeit, die man zum Nachladen brauchte, war sie im offenen Kampf eher unbeliebt. "Na gut," sagte er mit einem enttäuschten Unterton.
    Der Bretone entspannte sich wieder und merkte, dass der Katzenmensch, der den mit der Armbrust beruhigt hatte, bereits den Weg zu ihm durchmaß. Sein Retter streckte seine peltzige Hand aus und lächelte ihn freundlich an.
    Während sie die Hände schüttelten- in Lendor staute sich die anspannung wieder, der gedanke daran, dass er ihnen ja noch irgendwie eine Probe des Skoomas wegzunehmen hatte spukte in seinem Hinterkopf- stellte der Khajiit sich mit einem allgegenwärtigem Grinsen vor: "Ich bin Langfinger, und dass sind meine Freunde Dra'Sush und Dro'Ba. Dra'Sush kennst du ja bereits..."
    Lendor war recht ungeübt darin, Khajiiten auseinander zu halten und Langfinger zeichnete sich nur durch die weisen Flecken unter seinen Augen, die wie Trähnen an der Seite seiner Nase verliefen, aus. Dro'Ba war eher etwas rundlicher vom Gesicht her und Dra'Sush hätte Lendor selbst unter einer kleinen Gruppe von Khajiiten im Leben nicht wiedererkannt.
    "Wir müssen Euch danken, Herr..?"
    "Lendor".
    Langfinger nickte. "Ich muss Euch danken, Herr Lendor. Ohne Euch hätten diese lumpigen Bastarde nicht so schnell den Mut verloren, und wir hätten früher oder später verlusste gemacht. Vielen Dank".
    "Keine Ursache", sagte Lendor hastig, darauf aus, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, auch wenn Langfinger keinen so schlechten Eindruck auf ihn machte.
    "Seit die Legion mit diesen verdammten Daedra zu kämpfen hat, wird dieses Banditenpack von Tag zu Tag unverschähmter".
    Lendor nickte zustimment, auch wenn er dies nur tat, um eine lange Diskusion zu verhindern. "Ja, ja das kann schon sein. Das habe ich auch schon von jemand Anderem gehört. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss weiter", fügte er noch hinzu, "Viel Glück noch!"
    Langfinger verabschiedete sich höflich, während die beiden Anderen Lendor schweigent misstrauische Blicke zuwarfen, die er noch im Rücken spürte, als er den Weg zurück zum hinteren Ende des Wagens antrat.

    Dort angekommen warf der Wachmann einen Blick über seine Schulter. Keiner der Khajiiten war zu sehen, sie waren wohl gerade dabei, wieder aufzusteigen und weiterzufahren. "Jetzt oder nie!" Lendor griff hinein und ertastete eine geöffnete Kiste. Er bekam eine Flasche zu fassen und war kurz davor, seine Hand mit dem Skooma wieder herauszuziehen, doch plötzlich gab es einen Ruck; Die Khajiiten setzten sich in Bewegung, und statt nur die eine Flasche aus dem Wagen zu nehmen, hing Lendors Hand in der Kiste fesst, was dazu führte dass der ganze Holzkasten herausfiel, als der Bretone noch verzweifelt versuchte, mit dem schneller werdenden Wagen mitzukommen und das schlimmste zu verhindern. Es gab ein Lautes krachen und eine große Anzahl an kleinen Glasfläschchen zerbrach auf dem Pflaster. Entsetzt starrte er auf die zerbrochene Glaswahre auf dem Boden. Doch etwas störte Lendor am Inhalt, der langsam auf dem Boden verfloss. "Moment... ist das etwa Wasser?!"
    Jemand rief laut "Hey!" und unwillkürlich wandte Lendor sich in die Richtung. Sofort aus der Fassung gebracht sah er, wie Dra'Sush Vorne auf dem Trittbrett des Wagens stand, unsicher wegen den Schauklern, die die Straße verursachte, jedoch schien er ein geübter Schütze zu sein, er verwackelte eher kontrolliert, und er stand so, dass Lendor ihn sehen konnte. Ebenso konnte Dra'Sush Lendor sehen, und der Mensch lag genau in der Schußlinie der immer noch gespannten Armbrust.
    Kurz war Lendor wie gelähmt, konnte nicht reagieren. Als währe es ein Signal aus einem anderen Leben begann sein Knie zu jucken und einem Geistesblitz folgend warf er sich auf den Boden, die Hände schützend über dem Kopf zusammengepresst. Sein Herz schlug ihm in den Ohren, er war zu keinen weiteren Bewegungen mehr fähig. Die Augen zusammenpressent hörte er einen halben Herzschlag später, wie sich die Sehne löste, etwas über ihm durch die Luft pfiff und ein Pferd vor Schmerzen aufheulte.

    Noch einige Momente blieb er so liegen. Seine Gliedmasen verweigerten ihren Dienst, selbst eine lange Zeit nachdem das höhnische Gelächter des Schützen und das ruckeln der Holzreifen in der Ferne verklungen waren. Gefühlte Jahre dauerte es, bis er die Kontrolle zurückerlangte. Vorsichtig hob er den Kopf, um nach Gefahren ausschau zu halten. Die Khajiiten waren schon längst verschwunden. Er glaubte, zersplittertes Glas unter sich zu spühren, und immer noch auf dem Boden liegent warf er einen bestürtzten Blick über seine Schulter. Was er sah schnürte ihm die Kehle zu. Sofort sprang er auf und lief auf die Stelle zu, wo Roter auf dem Pflaster verendet war. Der ungefiederte hölzerne Schaft ragte aus dem Hals seines Reittieres, das vor seinem Ende in Todesangst die Augen verdreht hatte. Hilflos sank Lendor vor dem toten Pferd auf die Knie.

    Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er aufgestanden war, oder wie er während der Abenddämmerung bei den Ställen vor Bravil ankam, aber er wusste noch, dass er vergeblich versucht hatte, Roter von der Straße zu zerren. "Ich kann ihn nicht einfach hier liegen lassen, damit irgendwelche dreckigen Wölfe an ihm herumnagen", hatte er gedacht, es jedoch schon bald aufgegeben. Das Pferd war einfach zu schwer, und er würde noch mit bloßen Händen ein Grab schaufeln müssen. Stattdessen war er die Anhöhe wieder hinauf gegangen, nicht wagend, einen weiteren Blick über die Schulter zu werfen. Der Regen wurde stärker und floss an seinem Kopf herab, in seine Augen und tropfte von seiner Nase.
    "Es lief ja auch alles viel zu glatt..." Die Dreckskhajiiten hatten nur Wasser geladen. Er war zu unüberlegt aufgebrochen. Er hatte die Flasche fallen lassen, seine Hand zu tief in die Kiste gesteckt...
    "Roter ist tot". Nicht nur war Roter ihm ans Herz gewachsen, er hatte sein einziges Transportmittel verloren. In ihm brannten Wut, Verzweiflung, Erschöpfung, Schuld und Hilflosigkeit, so war er wohl losgestapft.
    Jedenfalls stand er jetzt im Schankraum des Silberheims.
    Er war völlig durchnäst, sogar noch stärker als bei seiner Ankunft in Bravil, dieser ungemein großen Anhäufung Mülls, von der sich die Götter abgewandt hatten. Seine Füße bestanden nur aus Schmerzen, noch nie war er eine so lange Strecke zu Fuß gegangen, jedoch hatten ihn die Unebenheiten der Straße und die vielen Hügel am meisten Kraft gekostet. Seine Zehen spührte er schon lange nicht mehr. Er fühlte sich elend, und so sah er warscheinlich auch aus, denn als er die Tür hinter sich zuschlug und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ, tauchte Gilgondorin neben ihm auf. Seine Aufmerksamkeit wurde von Kopfschmerzen und Erschöpfung abgestumpft, so dass der junge Bretone nicht gemerkt hatte, wie der Wirt auf ihn zugekommen war.
    "Bei den Neun, was ist Euch denn zugestoßen? Ihr seht aus, als hätte man Euch durch den Dreck gezogen und dann in den Kanal gestoßen!"
    Mühseelig blickte Lendor zu dem besorgten Gesicht des Hochelfen auf.
    Dieser Blick genügte dem bestürtzten Gilgondorin. "Lendor, gönnt Euch Schlaf! Ihr könnt später bezahlen!"
    "Danke," dachte Lendor nur. Die Kraft, es auch zu sagen, konnte er im Moment nicht aufbringen, also musste sein Blick reichen.
    Immer noch niedergeschlagen kämpfte er sich nach einer kurzen Pause aus dem Stuhl und Quälte sich anschließend die Treppe hoch in sein Zimmer.

    Die Tür war offen, weswegen war ihm gerade egal. Die Argonierin befand sich auch nicht im Zimmer. Hatte er sie nicht an der Bar sitzen gesehen? Er war so schnell nach oben gestapft, und jetzt schon war die Erinnerung daran nur noch verschommen.
    Er kam zu dem Schluß, dass es ihm egal wahr, seine Glieder waren einfach zu schwer und verlangten pochend nach Ruhe. Gequälte Laute von sich gebend, zog er die Stiefel aus, ebenso wie den Harnisch. Dann, Wie ein Stein, fiel er auf den Stapel Decken, der, wie schon am vorherigen Abend, als sein Bett herhielt, und trotz der Härte des Bodens, die die Decken nicht ganz abdämpfen konnten, schlief er sofort ein.

    ---

    "Lendor! Lendor, wacht auf! Los, wacht sofort auf!"
    Aus den unruhigen Tiefen seiner Träume tauchte Lendor auf; Vom Schlaf noch disorientiert und vom Licht einer Laterne geblendet blickte er sich blinzelnd nach der Stimme um, die ihn so barsch aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie kam ihm bekannt vor, sehr bekannt sogar. Es war, neben seinen trägen Gedanken, die letzte Stimme, die er gehört hatte, bevor er die Augen zugeschlagen hatte.
    "Was ist los?", versuchte der Bretone zu sagen, bekam stattdessen aber nur ein gestammeltes "Wah is los?" zustande. Langsam gewöhnten sich seine Augen an den grellen Schimmer der Öl-Lampe, die, wie er jetzt erkannte, niemand Anderes hielt als Gilgondorin, dessen Mundwinkel ungewöhnlich Grimmig nach unten gezogen waren. Dies versetzte Lendor einen Schrecken, trotz des unfreundlichen Weckrufes hätte er diesen Gesichtsausdruck nicht erwartet. Lendor schob eine Hand zwischen sich und die Lampe; er hatte sich zwar an das Licht gewöhnt, aber es war doch ziemlich grell.
    Nachdem Gilgondorin bei seinem Schweigen blieb, mit dem er, als er merkte, das Lendor endlich wach war, angefangen hatte, ergriff Lendor wieder das Wort. Das schweigende Starren beunruhigte ihn noch mehr als der Gesichtsausdruck des Elfen. Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Augen, doch Lendor konnte nicht sagen, was. Dafür war er noch viel zu müde, er fühlte sich, als hätte er gerade erst vor fünf Minuten die Augen geschloßen. "Was ist los?", wiederholte er.
    "Gehen. Ihr müsst gehen". Mehr sagte Gilgondorin nicht.
    "Wa-was?" Der Bretone blinzelte erneut. Zwar verstand er den Elfen durchaus, aber seine Gedanken wahren zu träge, um mitzuhalten.
    "Ihr müsst gehen", beharrte Gilgondorin. "Ihr und Eure begleitung".
    Jetzt dämmerte es Lendor. "Er schmeißt uns raus". "A-aber, warum?" "Warum nicht?", meldete sich eine zynische Stimme in Lendors Kopf zu Wort, eine Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte. "Du und die Echse seit nichts weiter als eine Last für ihn. Ein Klotz am Bein. Schmarotzer. Zahlungsunfähige Kundschaft, die an seiner Bar herumhängt, nach Wein rufend und versprechend, die Zeche Morgen zu zahlen, ganz sicher".
    "Ihr müsst gehen", wiederholte Gilgondorin matt, anscheinend hatte er nicht mitbekommen, wie der kleine Zyniker in Lendor diesen dazu gebracht hatte, die Stirn zu runzeln.
    Jetzt blickte der Bretone zu dem Wirt hoch, und nachdem er mit wehleidiger Stimme wisperte: "Ja, gut. Wir machen uns schon auf die Socken", erkannte er jetzt, was genau ihm an Gilgondorins Augen aufgefallen war, und seine Gedanken begannen jetzt wieder schneller zu fließen, ihre normale Geschwindigkeit wieder aufzunehmen.
    Voll an das Licht gewöhnt musste Lendor seine Augen abschirmen, um nicht geblendet zu werden. Gilgondorin dagegen hatte die Augen weit offen, und seine Pupillen waren geweitet, kein Bisschen zusammengezogen. Lendor hätte das sofort als Hirngespinnst abgetan, doch die Tatsache, dass der Elf die Öllampe genau rechts neben seinem Kopf hielt und trotzem so aussah, als würde ihm die Lichtquelle in so kurzer Entfernung zu seinem Kopf nichts ausmachen, brachten Lendor dazu, zu akzeptieren, dass dies äußert ungewöhnlich war und dass er etwas mehr darüber nachdenken sollte. "Die geweiteten Augen, dazu diese monotone Stimme..."
    Zwar dachte Lendor mit der Geschwindigkeit, die Gedanken nunmal inne hatten- ein innerer Monolog konnte schon in ein paar Herzschlägen vorbei sein- wurde der Elf trotz der vermeindlichen Trance ungedultig.
    "Ihr müsst gehen", wandt er erneut ein, diesmal nachdrücklicher.
    Lendor kämpfte sich aus dem Bett und kam auf die Beine. Es war, wortwörtlich, ein Kampf: Er hatte überall, vor allem aber in den Beinen, schmerzhaften Muskelkater und seine Glieder schriehen danach, dass Lendor sich wieder hinlegte und sich weiter ausruhte. Nebenbei war die Müdigkeit, die er empfand, dabei, wieder eine trübe Wolke um seine Gedanken zu bilden. Und dass er auf dem Boden geschlafen hatte, hatte seinen Zustand nicht gerade verbessert.
    Er blickte sich im Raum um, bemerkte die Argonierin, die sein kleiner Zyniker einfach nur "Die Echse" genannt hatte, und rüttelte sie wach. "Irgendeine verstöhrte Fremde, die du auf der Straße aufgegabelt hast, und wegen der du auf dem Boden geschlafen hast. Auf dem verdammten Boden, Lendor!"
    Aber trotzdem würde er sie mitnehmen. Auf den Straßen Cyrodiils war es trotz Legion recht gefährlich allein und unbewaffnet- Lendor konnte ihren Dolch einfach nicht Waffe nennen- auf den Straßen umherzuwandern. Und die Straßen Bravils waren sogar noch gefährlicher. Viel, viel gefährlicher. Das wusste jedes Kind, das in der kaiserlichen Provinz aufwuchs.
    "Kommt, wir müssen gehen", flüssterte Lendor ihr zu, und trotz Gilgondorins erneutem "Ihr müsst gehen", das ihm einen Schauer über den Rücken jagte, nahm er sich noch die Zeit, ihre Sachen zusammen zu suchen.
    Nachdem er trotz seiner schweren Glieder endlich damit fertig war- Gilgondorin sagte noch ein, zwei mal "Ihr müsst gehen"- drehte der Bretone sich zur Tür und damit zu Gilgondorin. Das Einzige, was ihn an seiner Suche behindert hatte, waren die Muskelkater; Gilgondorins Lampe hatte für genug Licht gesorgt, und sie beide, "Die verstöhrte Echse" und der Idiot, der es fertig gebracht hatte, sein Pferd umbringen zu lassen, hatten onehin nicht mehr viel dabei. In seiner Benommenheit hatte Lendor vergessen, die Gegenstände, die in Roters Satteltaschen geblieben waren, mitzunehmen. Neben den Sachen, die er am Leibe trug- dazu gehörte jetzt auch sein Regenmantel-, seinem Schwert und einem Beutel, in dem sich ein halber Kanten Brot und eine Käseecke befanden, besaß er nichts mehr. "Außer meinen Sachen in Cheydinhal", dachte der Bretone, und der Zyniker schippte noch ein "Cheydinhal ist Kilometer weit entfernt, du wirst warscheinlich bei diesem dummen überfall verrecken, wenn du davor nicht verhungerst" obendrauf.
    Lendor schob sich an dem Elfen vorbei ("Ihr müsst gehen"), ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Er hörte, wie die Argonierin ihm auf Schritt und Tritt folgte, und ohne sich umzusehen sagte Lendor "Auf wiedersehen, Gilgondorin", ein Zugeständniss and die Höflichkeit. Immerhin hatte Gilgondorin sie für eine Nacht -oder waren es zwei?- gedultet, ohne auf eine Bezahlung für das belegte Zimmer hoffen zu können.
    "Etwas hat da gerade eben nicht gestimmt. Überhaupt nicht", dachte er, als er, wieder ohne sich umzusehen, das Silberheim verließ und in die kalte Dunkelheit hinausging. "Aber vielleicht ist das auch nur seine Art, die Leute rauszuwerfen, ohne Gewallt anzuwenden". Sein Atem bildete kleine Wölkchen, die innerhalb einiger weniger Sekunden wieder verschwanden und sich in die Dunkelheit eingliederten. "Nein, das gerade eben war nicht natürlich. Das war nicht Gilgondorin. Jedenfalls war er es nicht freiwillig". Der Himmel war verhangen, und nur ein helleres Grau an einer bestimmten Stelle des Wolkenteppichs zeigte, wo der größere der beiden Monde gerade steckte. Sterne konnte man nicht sehen.
    Lendor bekam von der Kälte eine Gänsehaut und sein ausgelaugter Körper und die Wolke aus Müdigkeit, die seine Gedanken befiel, zwangen ihn dazu, einen schnellen Entschluß zu fassen: "Ich muss zu Silberstahl."
    Unvermittelt stapfte er in die Richtung los, in der, so erinnerte sich Lendor, Turgars Haus lag. "Hoffentlich hat der Idiot nicht wieder einen vorschnellen Entschluß gefasst", bemerkte der Zyniker, und Lendor hoffte das auch.
    Geändert von Kampfkatze2 (13.04.2012 um 23:13 Uhr)

  6. #46
    Uneditiert und ohne erneutes Drüberschauen. Viel Spaß beim lesen, ich geh jetzt endlich schlafen.

    Zitat Zitat
    11. Kapitel

    "Ich hätte nie an Turgars verdammte Tür klopfen sollen," dachte Lendor, als er hastig die kleinen Flaschen mit Skooma aus dem wässrigen Matsch pflückte. "Ich hätte Bravil auf direktem Wege verlassen sollen." Denn Garrus' Plan, so wusste der Bretone jetzt, besaß einen Makel: Es war egal, ob er eine Flasche Skooma mit nach Cheydinhal schaffte oder nicht. Als Beweiß gegen die Orums reichte es, wenn man mal darüber nachdachte, allemal nicht. Allein in der Grafschaft Cheydinhal gab es mehrere Glasbläser, so dass man die Herkunft der Droge nichteinmal an den Flaschen, in denen sie transportiert wurde, ermitteln konnte. Es war alles umsonst gewesen. Roter war umsonst gestorben. Nur wegen eines kleinen Denkfehlers und Lendors Unfähigkeit, diesen sofort zu bemerken. Er hatte er Töten müssen, und zwar nicht aus Gründen der Selbstverteidigung, sondern nur damit die einen Kriminellen sich an den anderen bereicherten.
    "Ich hätte aus Bravil abhauen sollen. Ich hätte weder diese Khajiiten noch die Anderen töten müssen. Roter währe noch am Leben. Und ich würde nicht hier im Dreck wühlen". Er war zu dem geworden, was zu bekämpfen er sich einst geschoren hatte.
    Die hochgewachsene Gestallt, die hinter ihm stand und zuvor nur fluchend den Kopf hin und her bewegte, damit sich auch ja keiner an sie ranschlich, trat ihm mit ihren von Schlamm überzogenen Stiefeln in den Rücken und die Kiste, in die der junge Wachmann die wieder aufgesammelten Flaschen platziert hatte, kippte erneut um.
    "Du hast eine Übersehen. Sammle die verdammten Flaschen wieder auf!"
    Doch Lendor regte sich für einen Moment nicht. Ächzend hockte er auf den Knien und wartete darauf, dass die stechenden Schmerzen in seinem Rücken vorrübergingen. Neben seinen erschöpften Füßen, die sich mitten in einem zweiten Gewaltmarsch befanden und nicht gerade glücklich darüber waren, fühlten sich seine Arme taub an, und er war mit seinen Kräften am Ende.
    "Bist du taub, Lendor? Heb die Flaschen auf!"
    Erneut trat die Gestallt zu.

    ***

    "Okay, die verhandlung mit dem Argonier wird nicht einfach", erklärte Uradas Ramori, wobei er im Gehen wild mit seinen Händen gestikulierte, für Lendor nur schwer zu sehen, da er es trotz der wunderbaren Ausgeschlafenheit nur mühsam zustande brachte, mit dem Dunmer und Turgar Schritt zu halten.
    Die Straßen der Stadt waren tagsüber wieder einmal überfüllt, Dutzende von Gesichtern, die mit Entschiedenheit ihrer Wege gingen und schnell wieder an ihnen vorbei zogen, und die drei Männer mussten immer wieder einige Schritte zur Seite machen um niemanden anzurempeln, auch wenn die Presenz des muskulösen Nord die meisten Menschen und Mer dazu brachte, von sich aus auszuweichen.
    "Ihr überlasst das Reden mir. Ich kenne diese Echse schon seit Jahren, und wenn man ihn nicht richtig kennt könnte man schon durch einen falschen Blick in eines seiner vielen Fettnäpfchen treten."
    Vor sich sah Lendor für einige Sekunden ein Schild zwischen den Köpfen der Passanten auftauchen. Es zeigte einen Mann im Profil, die markante Hakennase war der auffälligste Gesichtszug. Auch trug er einen Helm auf den Kopf, der starke Ähnlichkeit mit dem eines Legionärs hatte, mitsammt Federbusch, den die kaiserlichen Kavalleristen und Offiziere trugen.
    Das Schild verschwand wieder hinter einer Masse aus Körpern und Köpfen, jedoch wusste Lendor jetzt, dass sie es nicht mehr weit hatten.
    "Der Großspurige," fuhr Uradas fort, von Lendors kleiner Entdeckung keine Notiz nehmend, "ist Im-Kurs Territorium. Lasst euch von seinen Leuten nicht einschüchtern. Ein Paar meiner Leute sind schon drinnen und werden eingreifen, falls etwas schief läuft." Ein knapper Blick über die Schulter, anscheinend um sicher zu stellen, dass die anderen Beiden ihm zuhören, dann wand Uradas sich wieder nach Vorne. "Er liebt es, den geheimnissvollen Argonier zu spielen, weswegen einer seiner Handlanger, am warscheinlichsten Orlor, seine rechte Hand, für ihn reden wird. Fallt nicht darauf rein, dieser Bastard von einer Echse beherrscht die kaiserliche Sprache so gut wie du und ich. Haltet aber die Illusion aufrecht, das gefällt ihm, und so werden wir leichter mit ihm verhandeln können."

    Auch wenn der Großfürst gesagt hatte, dass Turgar den Argonier besuchen sollte, war er dennoch am Morgen aufgetaucht, immer noch in sein ärmlich anmutendes Hemd gekleidet.
    Trotz der Stickigkeit von Turgars Behausung war Lendor am Vorabend schnell eingeschlafen. Als er aufwachte, mit Muskelkater in den Beinen, hatte der Nord Dörrfleisch und geräucherten Fisch aufgetischt, und obwohl der Bretone sich das Gehirn zermaterte darüber, weswegen Gilgondorin sich am Abend so seltsam verhalten hatte, kam er zu keinem verwehrtbaren Ergebniss, so dass dieses Rätsel in seinen Hinterkopf abdriftete, um jetzt dort zu spuken, ungeduldig darauf wartend, endlich gelöst zu werden.
    Auch wenn ihm dabei nicht wohl zu mute war, ließ er die Argonierin in Turgars Hütte zurück, zusammen mit dieser seltsamen Katze. In der Hütte hatte sie genug zu Essen, der Nord hatte einen ausreichenden Vorrat an Dörrfleisch eingelagert; In einer Ecke standen zwei Fässer, in denen Silberstahl seine Nahrungsmittel aufbewahrte.

    Uradas Ramori schien seinen Vortrag zu dem schuppigen Kriminellen zu Ende gebracht zu haben, und dies auch nicht zu früh, denn nur wenige Schritte weiter standen die Drei bereits unter dem ovalen Holzschild; Das Wasser vom letzten Niederschlag sammelte sich an der tiefsten Stelle der Unterseite, und tropfte in unregelmäßigen Abständen auf die Personen, die darunter hinweg gingen.
    Ramori wandte sich an Turgar: "Geh schon rein und guck nach, ob die Luft rein ist. Währenddessen gebe ich Lando hier," ein kurzes Nicken in Lendors richtung, "eine kleine Einführung." Mit einer Handbewegung bedeutete der Dunmer Silberstahl, durch die Tür zu verschwinden.
    Der Nord bejahte dies mit einen Nicken seinerseits und betrat die Schenke, lautes Lachen, Musik und der Geruch von Alkohol schwappten nach draußen, bevor die Tür hinter dem stämmigen Mann wieder ins Schloß fiel.
    "Eine kleine Einführung?", fragte sich der Bretone. Doch noch bevor er den Gedanken richtig beenden konnte, wurde er urplötzlich an die Wand gedrückt. Die unerwartet starken Hände des Dunmers hatten ihn am Kragen seines Harnisches gepackt, und völlig überrascht und unfähig, sich aus dem Griff zu lösen, musste Lendor laut aufstöhnen und nach Luft schnappen, als eine Welle von Schmerz durch seine verkaterten Glieder schoß.
    Hinter dem Dunmer gingen die Passanten einfach weiter, als ob es nichts zu sehen gäbe, doch sie wurden für Lendor schnell unwichtig, seine Welt bestand nur noch aus dem bedrohlich starrendem Gesicht des Großfürsten und aus der Pein, die seine Arme, Beine und sein Rücken durchlitten.
    "Hör mir gut zu," flüsterte Ramori, die blutroten Augen erfüllt von einem hasserfüllten Glanz, "Ich weiß nicht wer, bei Molag Bal, du bist, und es ist mir ehrlich gesagt auch scheißegal, aber wenn du mir auch nur annährend in die Quere kommst, lass ich dich kastrieren und blutend in irgendeiner Gasse liegen, wo dir die Streuner das Fleisch von deinen mikrigen Knochen nagen werden, verstanden?" Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, und innerlich hoffte der Bretone, dass er jetzt wieder freikam, doch Ramori hatte noch weitere Drohungen für ihn: "Von der Wache? Du bist nicht von der Wache, und warst du auch nie, mich kannst du nicht täuschen, ich kenne die götterverdammte Wache. Ich trau dir nur so weit wie diesem Bastard von einem Nord, kapiert?"
    Unfähig zu sprechen brachte Lendor nur ein abgehacktes Kopfnicken zu stande, und dass schien genug zu sein, um den Dunmer zu befriedigen.
    Der Elf lockerte seinen Griff und entgegen aller Logik klärten sich seine Gesichtszüge wieder, er gab dem Bretonen sogar noch ein freundliches Lächeln. "Ansonsten," schloß Uradas, "werden wir gut miteinander auskommen," und unwillkührlich begriff Lendor, dass er jetzt richtig tief im Sumpf von Bravil feststeckte. Und dass er sich nicht mehr so schnell wieder heraus ziehen würde.

    ***

    Uradas stieß die Tür auf und betraten die Schenke, wobei Lendor nervös mit seiner Hand über die Stelle strich, an der der Dunmer ihn zuvor gepackt hatte. Turgar war einige Sekunden nach ihrem "Gespräch" aus dem Gasthaus getreten und hatte sie hereingerufen, bevor er wieder hineinging und scheinbar geistesabwesend die Tür hinter sich zuschlug. Es roch stark nach Bier, Wein und verkohltem Fleisch.
    Der große Schankraum hatte große ähnlichkeiten mit dem des Einsamen Freiers, jedoch lag das hauptsächlich an dem Baustil der Braviler Architektur und dem groben Holz das beide Schenken teilten. Ein Unterschied bestand darin, dass der Raum sehr viel geräumiger war, was seine Gründe vor allem in dem Fehlen der unnötig großen Theke hatte. Hier stand sie, schon fast versteckt, an der hintersten Wand. Hinter ihr stand ein Kaiserlicher, seiner eigenen Erzählung nach einst ein Legionär und begründer dieses Ladens, doch er sah dem Mann auf dem Schild darauf kein Stückchen ähnlich, und Ramori wusste es ohnehin besser: Der jetzige Wirt, Brutus Applicantus, hatte den Großspurigen Legionär einem seiner Onkel abgekauft, das Wirtshaus stand schon seit vielen Jahren in Bravil, und obwohl das mittellange, braune Haar des Kaiserlichen schon einige graue Strähnen nachwies konnte er unmöglich älter sein als dieses Gebäude.
    Schnell hatte der Dunmer den Tisch gefunden, an dem die Echse saß. Im-Kur und sein Speichellecker hatten sich an einem Tisch in der Mitte des Raumes breitgemacht. An den Tischen um sie herum saßen ein paar seiner Leute, ein gemischter Haufen, bestehend aus allen Sorten von Abschaum, den Bravil zu bieten hatte.
    An der Decke sammelte sich der Qualm von dutzenden angesteckten Pfeifen, der stechende Geruch des verglimmenden Krautes überdeckte ab und zu die anderen Gerüche. "Wie Wellen. Jedes Mal, wenn sich der Wind dreht, schlagen sie einem um die Nase."
    Im-Kur schien sie bereits zu erwarten, was Uradas kein Bisschen überraschte. Es standen sogar zwei freie Stühle bereit.
    Der Dunmer schnappte sich einen der leeren Stühle. Silberstahl nahm den anderen und saß nun zu seiner rechten. "Genau dort wo ich ihn sehen kann..." Zwar war Turgar ein Nord, was an sich schon viel erklären konnte, und er stellte sich auch dumm, wo immer er konnte, jedoch war Silberstahl nie dazu gekommen im Sommer auf einem Kübel Eis über die schwarzen Steine von Windhelm zu schliddern. Er war in Cyrodiil geboren, das wusste Ramori, und wie jeder, der in Cyrodiil geboren worden ist, ist er in einer verschlagenen Gesellschaft aus geldgierigen Händlern und redegewanten Politikern aufgewachsen. Er war also nichts weiter als ein Kaiserlicher in Übergröße.
    Lendor verschwand, um sich einen eigenen Stuhl zu finden, jedoch machte Uradas sich nicht zu viele Sorgen darüber, dass der junge Bretone irgendetwas anstellen könnte. Er war zu vorsichtig um allein darauf zu vertrauen, dass seine Einschüchterung vor der Tür Lendor unter Kontrolle halten würde, doch wusste er auch, dass seine Männer ein Auge auf den vermeindlichen Wachmann haben werden. "Denen bringe ich noch Geld ein. Ohne mich würden die nur ihre kleinen Dinger drehen und irgendwann mit dem Kopf nach unten im Kanal enden, weil sie Irgendwem auf die Füße getreten sind." Oder sie würden sich einen neuen Anführer suchen, doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Er konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen.

    Die Echse lächelte dünn und zog an ihrer Pfeife, ein echtes Prachtexemplar, dass er angeblich von seinen Vorfahren bekommen hat, die sie aus irgendeinem, für Ramori unwichtigen, Baum aus den Sümpfen geschnitzt hatten. "Eher gestohlen. Währe er nicht so erfolgreich darin Leuten Angst zu machen, hätte ihn schon längst einer dafür abgestochen," und während er über den möglichen Wert des Rauchinstruments sinnierte hielt er seine neutrale Miene aufrecht.
    Als Lendor schließlich wieder antanzte, einen lächerlich kleinen Hocker in den Händen, auf dem er sich zur Linken des Großfürsten setzte, erhob Im-Kurs rechte Hand Orlor das Wort. Wie Uradas diesen verdammten Waldelfen mit seinem widerlich breitem Grinsen verabscheute...
    "Im-Kur und seine Männer grüßen Euch, hochwohlgeborener Großfürst!" Wieder dieses abstoßende Grinsen...
    Außerdem folgte abschätziges Lachen vom Nachbartisch, an dem zwei von Im-Kurs Banditen saßen.
    Dennoch war es für Ramori einfach seinen gelassenen Gesichtsausdruck aufrecht zu erhalten. Das war sein Talent, er konnte wortwörtlich lügen ohne rot zu werden.
    "Lass das Geschwafel und kommen wir zum Punkt."
    Der Waldelf spielte zunächst den Beleidigten, war für den Moment jedoch ruhig gestellt.
    "Turgar, ich und Lando hier haben Im-Kur einen Vorschlag zu unterbreiten." "Immer schön förmlich bleiben wenn es um die Echse geht," sagte der Dunmer sich selbst während er die gespielte Übersetzung, die Orlor seinem kinderfressenden Anführer ins Ohr flüsterte, abwahrtete, ruhig ausatmend.
    Im-Kur grunzte etwas, was die Anderen für Argonisch halten sollten und Ramori drehte seinen Kopf wieder zum Elfen, unwissenheit heuchelnd. Hinter seinem Rücken machte sich jeder über Im-Kurs Pseudo-Argonie lustig, er galt als der Insiderwitz diesseits von Bravil, jedoch war niemand dumm genug, ihn in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen, denn dann würde er davon erfahren. Eine der wenigen von Im-Kurs ausgeübten argonischen Traditionen, an der niemand bezweifelte, dass es sie überhaupt gibt, war die, seine Feinde zu häuten. Er tat es nicht besonders oft, nur wenn er ein Exempel statuieren wollte, doch Uradas wusste, dass diese hübsche Echsenlederweste keinesfalls aus Schlangen bestand. Der Argonier hielt sich mit seiner selbst für Braviler Verhältnisse außerordendlichen Grausamkeit über Wasser.
    "Im-Kur sagt, Ihr könnt Euren Vorschlag jetzt unterbreiten."
    "Was auch immer, Bürschchen," dachte der Großfürst und sagte: "Gut. Also. Ich schlage vor, dass Im-Kur und seine Leute- verzeiht, ich meinte, Im-Kur und seine Männer, sich für eine kurze Zeit mit den meinen zusammenschließen, um gemeinsam eine andere Gruppe von Straßenunternehmern ihrer Wahre zu erleichtern."
    Wieder die gespielte Dolmetscherei, dann sagte der Waldelf: "Im-Kur könnte sich unter Umständen zu einem undauerhaftem Bündniss mit Eurem Unternehmen bereit erklären. Es käme allein auf die Wahre an, und den Anteil."
    Uradas nickte kurz. "Skooma. Ein Fünftel, das Im-Kur unter sich und seinen Männern aufteilt."
    Diesmal übersetzte der Waldelf nicht erst, sondern beugte sich vor und verlangte mindestens die Hälfte.
    "Soltest du nicht lieber zuerst deinen Anführer fragen, Waldelfchen?" warf Turgar grinsend ein. Zuvor hatte er geschwiegen, wie der Dunkelelf es von ihm verlangt hatte, und auch wenn der flüchtige, zügig wieder unterdrückte Anflug von Panik im Gesicht des Speichelleckers tiefe Befriedigung in Uradas auslöste, musste er sich zu Turgar umdrehen und ihn mit einem Blick daran erinnern, wer von ihnen für das Sprechen verantwortlich war. Gefügig lehnte sich der Nord in seinem Stuhl zurück.
    "Ja, Bürschchen. Du hast Angst. Angst davor, als Im-Kurs Unterwäsche zu Enden falls du es verbockst. Ich kann meine Maske aufrecht erhalten, aber kannst du es auch, mein lieber Orlor?"
    Der Waldelf beugte sich wieder zur Echse hinüber. Trotz der Worte des Nord hatte Orlor sich schnell wieder gefangen und setzte sein degoutantes Schmunzeln wieder auf.
    "Im-Kur verlangt mindestens zwei Drittel."
    Wäre er nicht gerade dabei sich zu verstellen, hätte Ramori warscheinlich ein genervtes Ächzen ausgestoßen. "Im-Kur bekommt drei Achtel. Meine Gesellschaft stellt die hälfte der Männer als auch die Informationen bezüglich des Aufenthaltortes der Wahre." "Damit wird er sich nicht zufrieden geben. Niemand kann ganze Wagenladungen von Skooma lange geheim halten, vor allem nicht, wenn man sich dabei so blöd angestellt hat wie diese Khajiit. Er weis, dass er sie nach 'ner Zeit selbst finden wird."
    Die Übersetzung, dann die Antwort der Echse aus dem Munde des Waldelfen: "Die Hälfte, nicht weniger."
    Uradas warf einen knappen Blick auf Im-Kur und ihm wurde klar, dass dies sein letztes Angebot war. Fünfzig-Fünfzig. Andere hätten mehr verlangt, allerdings wusste Im-Kur, dass Uradas diesbezüglich nicht log. "Jedenfalls solange ich will, dass er denkt, dass ich nicht lüge..." Im-Kur wollte nicht riskieren, dass jemand anderes als er selbst Hand an das Skooma anlegen konnte, jedoch bestand das Risiko, dass jemand es vor ihm fand, und so währe es viel leichter zunächst auf die Abmachung einzugehen und ihm, dem Dunkelelfen, dann in den Rücken zu fallen und mit dem Wissen über die Lage des Verstecks der Khajiiten reiche Beute zu machen.
    "Gut. Einverstanden," beschloß der Großfürst. "Und dann dringen wir mit Im-Kurs Hilfe ein, stechen ihn und seine Leute ab und verkaufen das Skooma anschließend nach Morrowind."
    Erneutes Flüstern in Im-Kurs Ohren, dann streckte der Argonier dem Dunmer die mit Goldringen bestückte Hand entgegen.
    Uradas ergriff sie, und beide Männer lächelten sich gegenseitig an, während sie sich die Hände schüttelten.
    "Es wird mir eine Freude sein, deine Pfeife an irgendeinen Sammler zu verkaufen, und dich endlich los zu sein, mein lieber Im-Kur."
    Warscheinlich dachte der Andere etwas ähnliches, doch das war Uradas gerade egal. Jetzt kam der Teil, in dem sie die Genauheiten ausdiskutieren würden. Zeit, für Turgar einen Becher Bier zu bestellen, denn dies würde noch eine lange Sitzung sein.

  7. #47
    So nach einer kleinen entspannenen Partie Empire Earth jetzt auch hier noch ein paar Meinungen.

    @ Ardam
    Ich habe deinen neuesten Post mit viel Amüsement gelesen. Komik kam bei den beiden Katzen wieder nicht zu kurz. Es gab immer wieder einige Situationen die mehr oder weniger unfreiwillig komisch waren und zum Schmunzeln regelrecht einluden. Ich kann Kampfkatze da nur bei der Einschätzung zustimmen, dass Jo'kash eine bemerkenswerte Gestalt ist. Die Art und Weise und auch die Selbstverständlichkeit mit dem er die Bewohner von Bravil auszunutzen weis bzw. versucht treffen wunderbar das Bild eines gerissenen Kajhiiten. Allerdings ist er auch nicht völlig gewissenlos, wenn er Dro'shanjii wenigstens helfen möchte, anstatt sich einfach in die Kaiserstadt abzusetzen. Er ist vielleicht kein offensichtlicher Sympathie-Träger, aber doch ein Charakter, den man durchaus lieb gewinnen kann. Ich freu mich da schon auf die Fortsetzung deiner Geschichte.

    @ Kampfkatze
    Zu dem Post mit der Tötung von Roter durch die Kajhiiten brauch ich eigentlich nicht viel sagen, denn er ist so an sich gut gelungen. Auch das Gefühlsbild von Lendor nach dem Tod des Pferdes scheint mir nachvollziehbar. Was ich persönlich bemängeln würde, ist die Szene mit Gilgondorin am Abend. Zwar stellt Lendor fest, dass offensichtlich etwas mit dem Altmer nicht stimmt, aber er forscht der Sache auch weiter nicht nach.

    Der zweite, unkorrigierte Post störte mich da schon an ein paar mehr Stellen. Ich nehme mal den Fehler mit die Wahre, die eigentlich die Ware heißt, so als bereits zur Korrektur vorgemerkt hin. Was mir erhebliche Verständnisprobleme bereitete war der erste Absatz des Postes. Das scheint eine Szene zu sein, die sich erst viel später abzuspielen scheint, aber der Übergang ist nicht wirklich nachvollziehbar. Ich weis jetzt nicht, ob dieses Textstück aus Versehen oder mit absicht genau an dieser Stelle befindet, aber der fehlende Textübergang lässt da den Sinn völlig verloren gehen. Also es wird auch nicht direkt ersichtlich, dass sich Lendor vielleicht von dieser zukünftigen Position an die Ereignisse mit Turgar und dem Dunmer erinnert, die danach, wieder chronologisch korrekt an den vorherigen Post anschließend, folgen. Also da solltest du wirklich noch einmal drüber gehen.

    Ansonsten ist das Treffen mit dem Argonier wirklich eine geil beschriebene Situation in der Geschichte. Da fühlt man sich an so ein paar schöne Gangster-Filme wie "Der Pate" erinnert. Auch die Ausgestaltung der Unterwelt von Bravil mit verschiedenen Banden, die unter einander um Anteile und Beute konkurrieren wird von dir da sehr gut vorangetrieben, aber generell stellst du Bravil in viel plastischerer Art und Weise dar, als es Oblivion jemals geschafft hat. Auch Modifikationen hatten diese Stadt ja auch eher ausgespart. Das der Ort von dir jetzt als Kulisse so umfangreich ausgestaltet wird, gefällt mir deswegen besonders gut, auch weil Bravil trotz der schwachen Umsetzung zu meinen Lieblingsorten in Cyrodiil zählt. Die Ausgestaltung des Treffens und der Charaktere, die hier Teil der Braviler Unterwelt sind, ist der wirklich gut gelungen. Ich bin schon gespannt, wie es nun weitergehen wird.

  8. #48
    Okay, nach sehr langer Zeit nun der nächste Teil:

    Zitat Zitat
    Der erste Gang wurde serviert. Sofort nachdem die ersten Bediensteten anfingen, die Becher und Krüge des Grafen und seines Hofstaates zu füllen, erhob sich der silberne Klang von klirrendem Besteck und das laute, zufriedene Schlürfen der Gäste. Drels Theran, Inquisitor des Kaiserreiches, fing an, gemächlich an seiner Suppe zu löffeln. Die Brühe, dickflüssig und durch das Licht der Kerzen in einen Braunton mit einzelnen orangen Splittern verfärbt, bestand größtenteils aus Kartoffeln, aber auch anderes Gemüse und ebenso auch Fleisch, das Drels als Lamm einordnete, waren unter die Erdäpfel gemischt. Im Kontrast zu dem üblen Ruf, den die Küche von Schloss Bravil bei der adligen Elite des Kaiserreichs hatte, schmeckte ihm sein erstes Gericht des Abends trotz der einfachen Zutaten und der simplen Zubereitung nicht schlecht. Als er ungefähr die Hälfte des in einem tiefen Tonteller schwimmenden Eintopfs ausgelöffelt hatte und sein Heißhunger gestillt war, blickte er auf und lächelte zufrieden. Er, als besonderer Gast aus der Kaiserstadt, hatte einen Ehrenplatz in der Nähe des Grafen zugeschrieben bekommen, ein Zugeständnis des kaiserlichen Adligen an den Inquisitor.

    Zwar bereitete Regulus Terentius Drels Theran so viele Probleme, wie dem Grafen nur möglich war, allerdings ging er damit nie zu weit, denn nicht nur Therans Sitznachbarn, die angespannt und steif dasaßen und versuchten, jedweden Augenkontakt mit ihm zu meiden, hatten angst vor ihm. Der Inquisitor konnte den Grafen, der ohne Zweifel an Bravils Untergrundgeschäften beteiligt war, oder zumindest daran verdiente, zwar nicht direkt unter Druck setzen, aber sicherlich würden die Verbindungen des Dunmers zum Ältestenrat Terentius schließlich doch dazu bewegen, in nächster Zeit kooperativer zu werden.
    Nachdem sein Schutzpatron Kaiser Uriel von diesen daedrischen Kultisten gemeuchelt worden war, war Regulus Terentius, den der Kaiser damals zum Grafen von Bravil machte, nachdem dieser nach einem Turniersieg als großer Held hervorging, mit einem Male nicht mehr vor der Kritik und der Kabale des restlichen Adels geschützt. Selbst die Vorsichtigen und Feigen unter ihnen ließen jetzt ebenfalls ihre Stimme hören, wenn Terentius' ältesten Kritiker das Wort erhoben, und diejenigen, die sich schon von Anfang an nur über seine Erhebung in den Adelsstand empört hatten, brachen jetzt aus allen Dämmen. Im Ältestenrat fragte man sich langsam, ob ein Anderer wohl nicht besser dafür geeignet wäre, über Bravil zu regieren. Was Drels Theran gerade recht kam, da der jetzige Graf nun anfing, sich echte Sorgen um seine Position zu machen und sie nicht mehr als selbstverständlich anzusehen.


    Als der Großteil der Gäste mit dem ersten Gericht fertig war, ließ der Graf seine Küchendiener rufen, und als diese begannen, eilig um die Tafel zu schwirren, Besteck aufzusammeln und erneut Getränke auszuschenken, wanderte der Blick des Inquisitors über die Gesichter der verschiedenen Persönlichkeiten, die nun lautstark miteinander redend und ausgelassen lachend auf den zweiten Gang warteten. Das soziale Schmiermittel Alkohol entfaltete nun langsam seine Wirkung, und neben dem Geruch des bereits verschwundenen Eintopfs wurde das beißend fruchtige Weinaroma, dass sich schon seit dem Moment, in dem die erste Flasche geöffnet wurde, unter die anderen Gerüche in den Raum gemischt hatte, immer präsenter.
    Drels kannte einige der Gesichter im Raum. Bei den Meisten von ihnen handelte es sich um Bravils Landadel, der von seinen Ländereien geflüchtet war, um bei ihrem Lehnsherren Schutz vor den Horden Oblivions zu finden. Dort, ihm gegenüber, saß Tiber Cosomanus, der ein Herrenhaus nahe der Grenze zu Valenwald besaß, das der knollennasige Kaiserliche jedoch nie besucht und immer vernachlässigt hatte, und das mit der Zeit so stark verfallen war, dass er wegen den hohen Sanierungskosten keinen Käufer dafür finden konnte.
    Unweit von Cosomanus spielte der junge Attrebus Roscius gelangweilt mit seinem Besteck.
    Sein Vater, Furius Roscius, hatte den Jungen, dessen Schwestern und seine Mutter nach Bravil geschickt, während er selbst bei seinem Gut irgendwo westlich von Bravil geblieben war, um dieses zusammen mit seinen Dienern und einigen angeheuerten Söldnern gegen die Daedra und eventuelle Plünderer zu verteidigen, die die derzeitige Lage nutzen wollten, um die verlassenen oder nur spärlich bewachten Anwesen der Adligen nach wertvollen Hinterlassenschaften abzusuchen.
    Attrebus war nicht gerade begeistert darüber gewesen, in die Stadt geschickt zu werden. Er wollte stattdessen an der Seite seines Vaters kämpfen, aber Furius Roscius war ein sehr willensstarker Mann, der keinen Widerspruch duldete, erst recht nicht von seinem Sohn.


    Erst als einer der Diener ihm neuen Wein eingoss widmete Drels seine Aufmerksamkeit wieder den Resten seiner Speise. Die Suppe hatte gut geschmeckt, aber nun verlangte der Magen des Inquisitors nach noch mehr Sättigung, und während dann die Bediensteten einige Platten mit Schlachterfisch in den Raum trugen und bei deren Anblick selbst die zurückhaltendsten Gäste freudig ihre Stimme erhoben, dachte der Inquisitor wieder an das, was an diesem Tag vor ihm lag. Er genoss Mahlzeiten als einige der wenigen Zeitspannen des Tages an denen er nicht pausenlos Briefe las, schrieb oder wichtige Gespräche führte, doch selbst jetzt holten ihn die Gedanken an seine Arbeit ein. Seinen Gedanken konnte er nie entkommen, selbst wenn er von doppelt so vielen lärmenden Menschen umgeben wäre wie jetzt.
    Zunächst würde er nach dem Essen auf seine Kammer zurückkehren und die ihm zugesendeten Berichte durchgehen, bevor er dann erst einen Brief an den angeheuerten Spezialisten, seine Spione und dann an die Kaiserstadt schrieb. Anschließend musste er ein Gespräch mit dem Hauptmann der Wache, einer Kaiserlichen namens Viera Lerus, führen, in denen er sie höchstwahrscheinlich ihres Amtes entheben würde. Den Hauptmann der Wache zu entlassen war normalerweise eine der ersten Handlungen, die Drels durchführte, nachdem er sich einen Überblick über die Lage verschafft hatte. In der Regel war der Hauptmann korrupt oder zu schwach, um mit der übermäßigen Kriminalität in seiner Stadt und mit der Korruption bei den ihm unterstellten Wachmännern zurechtzukommen; allerdings gab es auch Ausnahmen in denen sich ein Hauptmann äußerst kooperativ, kompetent und engagiert zeigte und vielleicht sogar bereits dabei war, einen soliden Plan zur Beseitigung des kriminellen Abschaums zu entwickeln. In solchen fällen ließ Theran den Hauptmann im Amt. Jedoch war Viera Lerus Drels' Wissens nach unter die Kategorie der Schwachen einzuordnen. Soweit der Inquisitor wusste, hatte Lerus zwar einen kleinen Kreis aus treu ergebenen, gewissenhaften und gesetzestreuen Wachmännern um sich versammelt, allerdings war die große, erdrückende Mehrheit der braviler Stadtwache so korrupt, dass sie bereits als eine eigene Verbrecherbande galt, die neben ihrem bescheidenen Sold davon lebte, Bestechungs- und Schutzgelder einzusammeln und ab und zu selbst aktiv am Schmuggel und am Schwarzmarktgeschäft teilzunehmen.
    Es war unangenehme und auslaugende Arbeit, aber er hatte sich dafür immerhin selbst gemeldet. Am Ende, wenn alles so aufging, wie er es vorhatte, würde er nicht nur dem organisierten Verbrechen im Inland einen Schlag versetzen, sondern auch noch dem Skoomaschmuggel durch die Renjirakrin zwischen Süd-West Cyrodiil, Morrowind und Elsweyr schaden.


    Nachdem der dritte Gang- ein kleines Sortiment an Gebäck- dann auch verspeist war, fingen die Gäste langsam an, aufzustehen und sich in ihre Unterkünfte zurückzuziehen. Einige währen vielleicht noch in den Schlossgarten gegangen ("Der einzige schöne Fleck in Bravil," dachte der Inquisitor sich dabei, "Kajiiten können also doch etwas erreichen, wenn man diese Halbmenschen streng kontrolliert und sie dadurch nicht faulenzen können."), allerdings regnete es schon wieder und selbst der niedere Hofstaat bevorzugte es, im Trockenen zu bleiben, wenn man Nässe vermeiden konnte.
    Genauso fühlte die Schlosswache, jedoch wurde den Männern mit dem goldenem Hirsch auf ihren Schildern die Entscheidung abgenommen; solange sie innerhalb der Sichtweite der Offiziere postiert waren würden sie selbst Regen standhalten, der von der Seite oder sogar von unten zu kommen schien. Die Stadtwache war sehr wohl von Korruption durchfressen, aber die Schlosswache blieb- jedenfalls nach außen hin, und solange jemand gerade auf sie achtete- diszipliniert. Der Grund dafür lag darin, dass diejenigen von ihnen, die den Wachoffizieren positiv auffielen, den angenehm trockenen und warmen Wachschichten im Inneren des Schlosses zugeteilt wurden; verhielt sich ein Schlossgardist in den Augen seines Vorgesetzten falsch, musste er draußen am Tor oder auf der Mauer ausharren, selbst wenn es schon so weit kam, dass man fürchten musste, im Regen zu ertrinken. Die Offiziere hingegen versuchten es, den Grafen durch ihr Talent, die Schlosswache diszipliniert zu halten, zu beeindrucken. Der Graf interessiertere sich dafür jedoch ausgesprochen wenig, war aber gewillt, die Illusion aufrecht zu erhalten. In seinen Augen schadete ein wenig Konkurrenz nicht... solange er nicht selbst derjenige war, der sich dem Konkurrenzkampf stellen musste.


    Theran blickte nun auf seinen leeren Teller hinab und seufzte. Er schob sich und seinen Stuhl vom Tisch weg und hinterließ sein gebrauchtes Essgeschirr für die Diener des Grafen, die schon eilig dabei waren, hinter den Gästen aufzuräumen. Mit sicheren Schritten bewegte er sich aus dem Raum die Treppe hinauf und auf sein Zimmer zu. Ungeduldig und unablässig klopfte der Regen an die getönten Fensterscheiben von Schloß Bravil und verlangte Eintritt, der ihm jedoch solange Menschen im Bollwerk lebten nie gewährt werden würde.


    Drels drehte den kleinen Eisenschlüssel im Türschloss seines Zimmers um und betrat den durch die dicken roten Vorhänge abgedunkelten, dadurch schon fast stockdunklen Raum, der jetzt nur vom Licht der Fackeln außerhalb des Zimmers auf dem Gang erleuchtet wurde und mehr nach dem Arbeitszimmer eines besessenen Bürokraten als nach dem Schlafgemach eines kaiserlichen Inquisitors aussah: Um den Schreibtisch herum sammelte sich Arbeit in Form von Pergament, Papier, Feder und Tinte, während der Rest des Zimmers geradezu vernachlässigt erschien; alles, was nichts mit dem geschriebenen Wort zu tun hatte, schien zwar unberührt zu sein, aber doch irgendwie am falschen Platz zu stehen, mit Ausnahme von größeren Möbeln wie Theran's ordentlich gemachtem Bett und dem massiven Kleiderschrank an der Wand zu Drels' Rechten.
    Hier war das unbeständige, temporäre Heim, dass Drels sich in Bravil eingerichtet hatte, gleichwohl jeder Raum dem Inquisitor gereicht hätte, sofern er genügend Platz für einen Schreibtisch und ein Bett bot. Der Raum selbst war gemütlich, nichtsdestotrotz verspürte er eine eigentümliche, kalte Empfindung als er sein Schlafzimmer betrat. Ihm wurde sofort bewusst, dass er nicht die einzige Person im Raum war und ihm stellten sich die Nackenhaare auf. Ein Umriss schälte sich aus den ihn umgebenden Schatten, und als Drels die Gestalt erkannte, schloss er sofort die Tür hinter sich.
    "Ich hatte Euch doch gesagt, Ihr sollt Euch vom Schloss fernhalten", sagte Theran mit gerunzelter Stirn und ein wenig schneller schlagendem Herzen.
    Die Gestalt ließ sich einen Moment Zeit bevor sie mit ihrer rauchigen Stimme antwortete: "Der konventionelle Weg hätte zu lange gebraucht." Er sprach dabei mit einem beiläufigen Tonfall.

    Und während der Maskierte mithilfe von elementarer Magie eine Kerze auf dem Schreibtisch des Inquisitors entzündete und damit einen Teil des Raumes und sich selbst in warmes, loderndes Licht tauchte, gleichzeitig aber auch den Raum in trügerische, leicht pulsierende Schatten hüllte, drehte Drels Theran den Schlüssel den er zuvor schon wieder herausgezogen hatte im Schloss um und stellte somit sicher, dass niemand unaufgefordert ins Zimmer hereinplatzte. Dabei wandte er der in Chitin und Sackleinen gehüllten Figur für keinen Moment den Rücken zu.



    Die zwei runden Gläser in der Maske des scheinbar Gesichtslosen reflektierten den Kerzenschein. Dies war einer der Momente, in denen Theran es bereute, den anderen Dunmer in seine Dienste gestellt zu haben. Bevor er ihn angeheuert hatte, war die maskierte Gestalt- er nannte sich selbst Gidaves Irethi, ein Name der sehr unwahrscheinlich sein echter war- ein freiberuflicher Attentäter, Schmuggler und Bandit gewesen, aber der Maskierte war so gut in dem was er tat, dass Drels sich damals dafür entschied, dessen Talente für das Wohl des Kaiserreiches einzusetzen. Dem vermummten Bastard war es egal, wem er die Treue hielt, solange er den größtmöglichen Gewinn daraus schlug, und er verriet seine Arbeitgeber wenn ihm der Sinn danach stand. Verlässlich, aber zugleich auch unberechenbar. Der Inquisitor hatte einst versucht, Gidaves ohne Maske zu ertappen, aber er schaffte es irgendwie seinen Spionen immer wieder zu entwischen. Drels hatte ihn noch nie ohne dass Chitin sein Gesicht verdeckte gesehen, aber er wusste, dass Irethi des öfteren ohne Maske umherlief, um in einer Menge nicht aufzufallen oder um von anderen nicht wiedererkannt zu werden. Diese krankhaft rauchige Stimme, mit der der Bandit immer mit Theran sprach, die sich so anhörte, als bekäme der Mann hinter der Maske jeden Moment einen Hustenanfall, musste bestimmt das Ergebnis von Alchemie sein. Ihn anzuheuern war ein Fehler gewesen, vielleicht sogar der größte Fehler in Therans Laufbahn, und er musste irgendwann- möglichst bald- beseitigt werden. Aber wie eine Ratte merkte er es, wenn Gefahr drohte, und er würde das sinkende Schiff verlassen und Theran vielleicht auch einen Abschiedsbrief in die Kehle schneiden bevor er für immer verschwand. Für Drels war es klar, dass die Worte Gidaves' über die Dringlichkeit der Schnelle der Zustellung seiner Nachricht eine Lüge war, denn er wusste, dass die eigentliche, unausgesprochene und im Hintergrund überbrachte Nachricht "Ich könnte dich töten, wenn ich wollte. Du würdest mich noch nicht einmal kommen hören, und Niemandem im Schloss würde es auffallen, bevor es zu spät ist“ war, und dieser Gedanke jagte dem Inquisitor einen kalten Schauer über den Rücken.


    Wie der Banditensöldner überhaupt unbemerkt in sein Zimmer eindringen konnte fragte sich Theran erst nicht, denn auch das war ein für ihn bereits offenes Geheimnis: Während andere bezahlte Mörder ihre Ziele mithilfe von Geschick, Ausbildung, Disziplin und Können erledigten, nutzte dieses besonders widerwärtige Exemplar die Fertigkeiten der Illusionsmagie um an seine Ziele zu gelangen. Für einen geübten Illusionisten war es ein Leichtes mithilfe von Magie an den unaufmerksamen Wachen innerhalb des Schlosses vorbeizukommen.
    Zwar war Schloss Bravil der einzige Flecken in der Stadt, der einigermaßen wertvollen Gegenständen ein Heim bot, allerdings hatte es bisher noch niemand gewagt, in Schloss Bravil einzubrechen. Irgendwann verschwanden Jene, die es versuchen wollten, plötzlich in einer dunklen Gasse und wurden nie wieder gesehen. Ein Einbruch in die ummauerte Residenz des Grafen würde dem Grafen selbst einen Anlass geben, der Wachmannschaft seiner Stadt auf die Finger zu schauen und vielleicht sogar ein Paar Köpfe rollen zu lassen, was den Wachen natürlich sehr ungelegen kommen würde. Diese Problemfälle wurden beseitigt, bevor sie die für die Wächter der Stadt so wertgeschätzte Ruhe stören konnten. Und würde ihnen doch mal einer durch die Finger gehen und es wagen, ins Schloss einzudringen, würden sie alle ihnen zugänglichen Methoden nutzen (sowohl legale als auch illegale), um die Person aufzuspüren und verhaften zu lassen- oder schlimmeres.
    Es wurde gemunkelt, dass Regulus Terentius sich genau wie die Stadtwache selbst in die schattenhaften Untergrundgeschäfte verwickeln ließ, für Theran stand jedoch fest, dass er eher „über“ der ganzen Sache schwebte und sich nur einen Anteil am schmutzigen Verdienst einheimste, als besondere Steuer für bestimmte Bürger getarnt. Seine eigenen Hände blieben immer lupenrein.
    Jedenfalls blieb das Fehlen von potenziellen Einbrechern der Grund, weswegen es die Wachmänner, die es genossen, ihre Zeit im Trockenen verbringen zu dürfen, lieber vorzogen, die entspannende Wärme und Ruhe auszuleben, die ihren Genossen draußen im allgegenwärtigen, unnachgiebigen Regen verwehrt wurde. Sie taten, als ob sie wach waren und aufpassten, wenn ein Mitglied des Hofstaates, einer der Offiziere oder einer der wichtigeren Angestellten vorbeikam, und sobald sich Diese außer Sicht- und Hörweite begaben, gingen die Wachmänner wieder ihrem Halbschlaf im Stand nach.
    Sie waren kein Hindernis für den angeheuerten Verbrecher, dessen Illusionen bei Unaufmerksamkeit und Verwirrung voll zum tragen kamen. Die Wachen wussten nicht, dass sie unter seinem Einfluss standen, und es war auch unwahrscheinlich, dass sie es je bemerken würden.


    Nun denn,“ begann Drels, wobei er von der Tür entfernte und sich vorsichtig dem anderen Dunkelelfen näherte und dabei unbewusst doch noch genügend Abstand von ihm hielt. „Dann sagt jetzt, was Ihr zu sagen habt.“
    Der Andere nickte bloß und begann mit seinem Bericht: „Es wird heute Nacht passieren. Der Bretone hat mich zu den zwei Banden geführt, welche als erste von dem Standpunkt des Kajiitenhauses erfahren haben. Ich habe die Informationen an weitere Gruppen durchsickern lassen, die aber eher nach dem Auftauchen der beiden Ersten eingreifen werden als davor, um ihnen in den Rücken fallen und das Durcheinander ausnutzen zu können. Das Haus wird rund um die Uhr beobachtet, von allen möglichen Fraktionen, und auch von meinen eigenen Leuten. Sobald es anfängt, wird es ein richtiges Chaos sein, und der Ork wird seine Wirkung nicht verfehlen. Ich werde sicherstellen, dass genügend Kajiiten überleben, um die Nachricht weiterzutragen.“


    Ah, ja, der Bretone,“ dachte Theran. Dieser Bretone hatte Einiges durcheinander gebracht, aber ihnen dabei auch ohne sein Wissen geholfen. Drels' Agent wurde auf ihn aufmerksam, als er dabei war, diese Ablenkung der Kajiiten zu verfolgen. Er hatte ihnen viel Zeit und Mühe erspart, jedoch wusste Drels nur wenig über ihn. So weit der Inquisitor wusste, könnte Lendor (seinen Nachnamen kannte er nicht) ein Scherge von Uradas Ramori sein, der vielleicht auf einem Schmuggel- oder Plündereitrip die Stadt verlassen hatte, jetzt jedoch zurückkehrte. Andererseits hatte Therans Spion in Ramoris kleinem Kreis von Banditen den Bretonen nie zuvor gesehen, und offensichtlich war er nur eine Bekanntschaft eines der beiden Nords in der Gruppe. Des Weiteren hatte der Maskierte irgendwie herausgefunden, dass er aus Chorrol kam. War er nun ein Agent der Orums? Die Schweinekinder waren normalerweise so dumm wie Stroh. Wenn es aber um gesetzeswidrige Aktionen aller Art ging, schienen ihre Köpfe auf einem Schlag auf Hochtour zu laufen, so schien es dem Inquisitor. Möglich war auch, dass er von Außerhalb der in Bravil, in Chorrol oder gar in Cyrodiil einheimischen Syndikaten stammte.

    Der Ork mit dem untypischen Namen jedoch war ganz klar ein Orum, und bald würden die Verbrecher Bravils und auch die Renjirakrin glauben, dass die Orums bei dem aufkommenden nächtlichen Vorfall die Strippen zogen- sofern alles wie geplant aufging.

    Und dann war da noch das „heute Nacht“. Es raubte ihm viel Zeit und er entschied kurzer Hand, die „Hauptmännin“, wie sie abwertend von manchen Wachen und anderen Bravilern hinter ihrem Rücken genannt wurde, in ihrem Amt zu lassen, um sich nicht durch unnötigen Papierkram schlagen zu müssen. Nein, er brauchte die Stadtwache in Bereitschaft, und er durfte sie nur im letzten Moment davon informieren und zuschlagen lassen um zu verhindern, dass die Verbrecher Wind von der ganzen Sache bekamen und die ganze Aktion abbliesen.
    Bei der Stadtwache galt das Sprichwort „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ als allgemeiner Leitfaden, allerdings galt dies oft nur in eine Richtung: Ein braviler Wachmann, der durch Zufall oder durch Absicht von einem bevorstehenden Coup einer Verbrecherbande erfuhr, würde es niemals an seine Vorgesetzten weitertragen, sondern versuchen, selbst daraus Gewinn zu schlagen. Sollte er aber herausfinden, dass die Wache als Ganzes oder auch nur der Wachhauptmann etwas vorhatten, verkaufte er diese Information ohne zu zögern an die betroffenen Kriminellen weiter- oder an deren Rivalen, die für das Wissen über „Wann“ und „Wo“ vielleicht sogar gewillt waren, viel mehr zu zahlen. Die Männer im verwitterten weiß, grün und braun machten bei jedem aufmerksamen Beobachter keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck.



    In Ordnung,“ beschloss der Inquisitor schließlich an den anderen Dunmer gewandt, dessen Umrisse teilweise im Schatten verschwammen. Dank der rasenden Geschwindigkeit, die Gedanken innewohnt, hatte er nur einige Momente mit Grübeln verbracht und es war kaum Zeit vergangen. „Dann verschwindet jetzt wieder. Ich muss alles vorbereiten.“
    Nebenbei fiel sein Blick auf den Stapel aus Pergamenten auf seinem Schreibtisch. Schon jetzt trauerte er der letzten Mahlzeit, und damit auch der letzten Freizeit nach.

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