Nach langer, langer Zeit kommt jetzt der zweite Post von mir. Danke an Paddy fürs Anstupsen
Ab jetzt schreibe ich also in der Vergangenheit. Falls das ein oder andere Wort noch im Präsens steht, bitte ich das zu entschuldigen, ich kehre automatisch immer in die Gegenwart zurück. Ich hoffe aber, dass ich nichts übersehen habe

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Kapitel 2

„Nett hast du’s hier!“, bewunderte Jo’kash die Wohnung seines angeblichen Verwandten. Sie saßen an einem Holztisch, während hinter dem Prediger ein gemütliches Feuer in dem großen Kamin brannte. Auf Kommoden und Regalen lagen Gläser, Bücher und allerlei Kram. Dro’Shanjii servierte gerade das Abendmahl: Hammelfleisch und Brot. Langsam schnitt Jo’kash ein Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund. Genüsslich biss er auf dem gebratenen Stück herum. Hmm. So etwas Gutes habe ich nicht mehr gegessen, seit ich in Elsweyr aufgebrochen bin. Ich wusste, es war eine gute Idee, Dro’Shanjii zu betrügen. Wenn mich das Bett nur halb so zufrieden stellt wie das Essen, werde ich hier sehr gut schlafen! Er streckte die Beine aus schloss kurz die Augen. Die Wärme des Kaminfeuers kitzelte die von der Wanderung geplagten Füße und ließ ein wohliges Gefühl in dem Khajiit aufsteigen.
„Sag mal, Jo’kash, wieso bist du eigentlich nach Cyrodiil gekommen. Gibt es Probleme in Elsweyr?“, fragte Dro’Shanjii. „Probleme? Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber ich habe mich auch nie so richtig für Politik und das alles interessiert. Mein Interesse gilt etwas ganz Anderem. Sag mal, hast du noch Brot?“ Während der Khajiit ihm das Gewünschte reichte, legte sich Jo’kash seine Gedanken zurecht. „Danke. Nun, ich habe mich vor Langem entschlossen, mein Leben denen zu widmen, denen wir alles zu verdanken haben!“ „Sag bloß, du bist Mitglied bei den legendären Klingen!“, unterbrach Dro’Shanjii den Priester. Dieser starrte ihn verblüfft an. „Was? Wer? Nein! Unsinn, ich rede von unseren Göttern! Ich bin ein Geistlicher geworden.“ „Echt? Äh, aha. Hast du auch eine richtige Robe oder so etwas? Die Priester bei uns in Bravil tragen alle ein kirchliches Gewand.“ Jo’kash schaute verlegen zur Seite. „Nun, eigentlich nicht. Ich habe nach meiner Gelehrten-Abschlussprüfung keine Kleidung bekommen. Ist wahrscheinlich auch besser so. Sonst würde ich ja überall gleich erkannt werden. Nicht alle Einwohner Tamriels sind den Göttern freundlich gesinnt.“ „Aber warum läufst du dann durch das Land! Kriegt man nicht eine Kapelle oder so, wenn man Priester ist?“ „Ach, bei uns waren alle Stellen bereits vergeben! Und irgendjemand muss schließlich den nichtgläubigen Bürgern die Liebe Maras nahe bringen!“, antwortete Jo’kash verärgert. Warum erzähle ich das diesem heruntergekommenen Gärtner überhaupt? Morgen bin ich doch sowieso schon auf dem Weg nach Norden, Richtung Kaiserstadt. Schweigend aß er seine Mahlzeit auf. Dann stand er von seinem Stuhl auf. „Danke für das Essen, Dro’Shanjii. Ich bin schon müde. Zeigst du mir mein Bett?“ „Warte! Bleib sitzen! Ich muss dich etwas Wichtiges fragen!“, rief ihm der Angesprochene zu, der noch immer am Esstisch saß, die Arme verschränkt. Seufzend setzte sich Jo’kash wieder und sah den Tischgenossen an.
„Hör mal, du bist doch viel in der Welt herumgekommen. Vielleicht kannst du mir ja helfen.“ Der Priester rollte mit den Augen. „Worum geht es denn?“ „Bei mir in den Gärten stimmt was nicht. Es kommt immer häufiger vor, das Beete zerwühlt und Blumen zertreten sind. Vorgestern wurde sogar ein Exemplar des teuren Blutgrases vernichtet.“ „Komm zum Punkt. Ich bin müde!“, stieß Jo'kash aus. „Ich fürchte, dass sich ein Berglöwe in die Gärten eingeschlichen hat.“ „Na und? Dafür gibt es doch die Stadtwache, oder etwa nicht?“ „Pah, die haben nur gelacht, als ich ihnen von meiner Vermutung erzählt habe. 'Unser Gärtner hat Angst vor Seinesgleichen.' haben sie gesagt, 'Maunz, maunz, das Kätzchen fürchtet sich vor dem bösen Kater' . Wir sind doch verwandt. Du musst mir helfen. Ich habe keinerlei Erfahrung mit wilden Tieren. Ich würde mich eher selbst verletzen, als dass ich diesem Raubtier schade. Aber du, du wanderst doch von Stadt zu Stadt. Du weißt doch, wie man solche Probleme löst.“
„Hör mal, ich bin kein Kämpfer und Krieger. Mich schützen die Götter und geben mir Kraft, um die langen Wanderungen zu bestehen!“ Abermals seufzte der Prediger. Mit einem Mal fühlte er sich schlecht. Shanjii hat mich gut behandelt, obwohl er mich gar nicht kennt. Er ist ein aufrichtiger Kerl. Und wir werden wohl einen Löwen bezwingen können. Ach Alkosh, warum gabst du mir ein Gewissen? „Schon gut, Ich helfe dir bei deinem Problem. Aber erst morgen!“ Jo'kash stand auf und ging zur Hauswand, wo er vorhin seinen Wanderstock angelehnt hatte. Satt und zufrieden mit sich ließ er sich von Dro’Shanjii den Weg zum Gästebett zeigen, in dem er kurz darauf einschlief.

Am nächsten Morgen wachte Jo'kash früh auf. Die ganze Nacht hatte er überlegt, wie er und Shanjii den Berglöwen besiegen konnten. Sie hatten keine richtigen Waffen, und sein Wanderstock leistete ihm zwar gute Dienste, für einen Kampf mit einem echten wilden Tier war er aber weniger zu gebrauchen. Allein schon das Anlocken könnte Probleme bereiten. Wie um alles in der Welt ruft man Löwen zu sich? Vielleicht mit Fleisch? Das gewürzte Zeug, das man in den Herbergen kriegt, ist mit Sicherheit kein guter Köder. Das stinkt doch bis zum Himmel. Wir müssen an frisches Fleisch kommen. Ich muss einen Jäger fragen. Aber noch etwas bereitete ihm Sorgen. Dro'Shanjii hatte ihn gestern empfindlich nach seiner Vergangenheit gefragt, und obwohl er sich Mühe mit seinen lange vorbereiteten Lügen gegeben hatte, konnte er sie nicht ewig aufrechterhalten. Irgendwann würde zwangsläufig herauskommen, dass er keine Priesterausbildung abgeschlossen hatte.
Vom Geruch frisch aufgebrühten Tees schreckte Jo'kash aus seinen Gedanken auf. Schnell zog er sich an und ging die Treppe zum Wohnbereich herunter. Dort hatte Dro'Shanjii bereits Frühstück gemacht. „Iss schnell das Brot. Ich habe nicht viel Zeit. Meine Arbeit fängt in 15 Minuten an“, sagte er. Hungrig aß der Priester sein Mahl. Als er fertig war, half er beim Abräumen. Während der Gärtner in die Schlossgärten ging, machte sich Jo'kash auf, einen Jäger zu finden, der ihnen Fleisch besorgen könnte. Als er durch die Straßen wanderte, begegnete ihm plötzlich Cosmus wieder, der Nord, der den Priester gestern ausgeraubt hatte. „Verfluchter Dieb! Rajhin sollte dich bei der Verteilung des Diebesglücks außer Acht lassen!“ Geschickt packte er den überraschten Taschendieb bei den Schultern. „Gib mir meinen Beutel zurück!“ „Hey, lass mich los. Du kriegst dein Geld ja. Aber schrei nicht so laut, sonst werden die Wachen aufmerksam. Das Schutzgeld is für diesen Monat schon aufbraucht, ich kann sie nicht mehr länger bezahlen!“ Der Nord schüttelte sich von ihm ab und kramte in seinen vielen Taschen herum. Nach ein paar Sekunden kam der Geldbeutel zum Vorschein. „Is aber nicht mehr alles drin. Jeder braucht schließlich seinen Spaß, und der is bekanntlich nicht umsonst.“ Hastig geht er Räuber weg. Jo'kash öffnete den Beutel und zählte nach. 16 Septime. Was hat dieser Mensch nur gestern gesoffen, dass er so viel verbraucht hat. Er verstaute den zurückerworbenen Sack in das Innenfutter seines Gewandes, so, wie es ihm am Tag zuvor geraten wurde, und setzt seinen Weg fort. Nach einiger Zeit erreichte der Wanderpriester schließlich ein kleines Haus, vor dem ein kleines Schild angebracht war: 'Das Paradoxon des Bogenschützen'. Na wenn das kein Jäger ist... Von seinem kleinen Erfolg erfreut betrat er den Laden. In Inneren war es dunkel. Einige Kerzen erhellten den ansonsten finsteren Raum. Daher erkannte Jo'kash auch erst nach ein paar Sekunden, dass sich hinter der Theke ein kleines Bosmer befand, der ihn ungeduldig anstarrte. Er war schon etwas betagter, zumindest verriet dies seine Halbglatze, die ihm aber sehr gut stand. „Daenlin mein Name, Grüße! Was kann ich Euch anbieten. Braucht ihr eine neue Waffe? Oder ist Eure Rüstung verbeult? Ich kann sie wieder ausbessern! Soll es etwas anderes sein? Vielleicht Pfeile? Oder ein Harnisch? Das Gewand, das ihr tragt, kann Euch ja kaum schützen.“, eröffnete der Bosmer. Jo'kash lächelte ihn unsicher an. „Vielen Dank, nein, ich bin mit meiner Kleidung sehr zufrieden. Ich benötige eher etwas anderes als eine Eisenrüstung. Ihr scheint ein passabler Jäger zu sein. Habt Ihr zufällig etwas frisches Fleisch da, das Ihr nicht mehr benötigt.“ Ihm kam ein Gedanke. Warum sollte ich mir die Finger krumm machen. Wenn dieser Daenlin hier ein Jäger ist, kann er doch ebenso gut das Tier erlegen. Er weiß doch bestimmt auch, wie man sie anlockt. Einen Versuch ist es wert. „Ach, werter Daenlin. Was rede ich denn da! Ich wollte Euch um Fleisch bitten, mit dem ich Raubkatzen anlocken wollte. Dabei könnt Ihr das doch viel besser. Ihr seht mir wie jemand aus, der die Liebe der Götter schätzt. Zufällig bin ich Priester. Die Zuneigung von Jone wird Euch ewig gewiss sein, wenn Ihr einem seiner Prediger helft. Also, was sagt Ihr?“ Daenlin sah den Khajiit interessiert an: „Nun, alles hat seinen Preis. Auch die Götter, welche auch immer Ihr meint, müssen zahlen. Ich soll für Euch ein wildes Tier töten? Das kostet 500 Septime!“ Jo'kash protestierte: „500? Ihr beleidigt Euch und Eure Familie! Wer den Göttern nicht hilft, ist von ihrer Anhängerschaft ausgeschlossen.“ Der Jäger zuckte mit den Schultern. „500 Septime für's Töten, oder fünf für das Fleisch. Ich habe keine Familie, die ich beleidigen könnte.“ Er grinste. Verärgert holte der Khajiit den soeben erst wiedererlangten Geldbeutel hervor und entnahm ihm 5 Goldstücke, die der dem Bosmer reichte. Dieser verschwand kurz hinter einer Tür. Nach einer Minute kam er mit einem knapp einen Kilo schweren Fleischbrocken zurück. „Hier, das ist beste Ware. Erst gestern geschossen. Rotwild.“ Jo'kash übernahm die Last und verließ ohne einen Gruß das Geschäft. Was für ein gottloses Land. Ich habe allmählich das Gefühl, dass mich Sheggorath an der Nase herumführt. Wenigstens habe ich jetzt einen Köder. Mal sehen, ob der Berglöwe darauf abfährt. Wenn nicht, ist das zumindest für Shanjii und mich ein schönes Mahl.